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MEGAN FATE MARSHMAN

ENDLICH SCHLUSS MIT DEM MANGEL

Aus dem amerikanischen Englisch von Renate Hübsch

Eine Hauptgeschichte –eine Hauptfigur

Am Anfang Gott

Wenn du aufhören willst, deinen Becher nach außen zu kippen, solltest du erst einmal verstehen, dass diese ganze Geschichte – das Leben, das Universum und überhaupt alles – sich nicht um dich oder mich dreht. Sie dreht sich um Gott und darum, was Gott, der Star der Show, tut.

Wie jeder gute Roman stellt auch die Bibel ihre Hauptfigur zu Beginn vor. Gleich zu Beginn – und zwar mit den allerersten Worten – wird uns gesagt, um wessen Geschichte es sich handelt.

»Am Anfang … Gott …«

1. MOSE 1,1

Es heißt nicht: »Am Anfang … du …« Es heißt nicht: »Am Anfang … ich …« Es ist so verlockend zu glauben, dass wir die Hauptfiguren unserer eigenen Geschichte sind, stimmt’s? Aber wie nützlich wird unser Bibellesen sein, wenn wir uns selbst zu den Hauptfiguren unserer Stillen Zeit machen?

ICH HABE GELERNT, DASS DER BESTE WEG, GOTTES WORT ZU LESEN, DARIN BESTEHT, IHN DARIN ZU SUCHEN.

Ich habe gelernt, dass der beste Weg, Gottes Wort zu lesen, darin besteht, ihn darin zu suchen. Wenn wir nach uns selbst suchen, werden wir frustriert sein und die Bibel möglicherweise enttäuscht zuschlagen. Aber wenn wir Gott darin suchen, werden wir nie enttäuscht sein, denn er ist auf jeder Seite beteiligt, und das ganze Buch dreht sich um ihn. Lasst uns also ein bisschen mehr über ihn lernen. Gott ist der, der er war, und der, der er immer sein wird.

GOTT IST DER, DER ER WAR, UND DER, DER ER IMMER SEIN WIRD.

Klar geworden? Er ist beständig. Seine Gedanken über dich sind beständig. Was andere über dich denken, kann sich rasch ändern; es ist nicht beständig. Wie könnte es das?

Aber wer Gott ist, das hat Bestand. Es ändert sich nicht. Er war schon immer der, der er ist, sogar noch vor dem »am Anfang«.

Gott erschafft

Am Anfang … schuf Gott den Himmel und die Erde.

Was wissen wir über Gott? Wir wissen, dass Gott die Welt erschaffen hat.

Und schauen wir uns an, wie er sie erschaffen hat:

Die Erde aber war wüst und öde, finster war es über den Wassern.

Und der Geist Gottes schwebte über der Wasserfläche.

1. MOSE 1,2

Es herrschte Dunkelheit, doch Gott war gegenwärtig. Wo immer es Dunkelheit gibt, wo immer etwas oder nichts ist – Gott ist da.

WO IMMER ES DUNKELHEIT GIBT, WO IMMER ETWAS

ODER NICHTS IST – GOTT IST DA.

Ich kann mit absoluter Zuversicht sagen, dass Gott auch mitten in deiner Dunkelheit gegenwärtig ist. Er hat dich nicht verlassen.

Glaube nicht der Lüge, dass er so empört über dich ist, dass er dich fallen gelassen hat. Das ist nicht wahr. Ich habe noch mehr gute Nachrichten:

Da sprach Gott: »Es soll Licht entstehen!«, und es entstand Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Dann trennte er das Licht von der Finsternis.

1. MOSE 1,3-4

Wohlgemerkt, er schuf etwas und dachte dann, dass das, was er erschaffen hatte, gut ist. Nicht passabel, ganz sicher nicht schlecht, sondern gut. Rechts von der Mitte in Richtung positiv. Vielleicht sogar nur gut. Gott macht gute Dinge.

Gott nannte den trockenen Boden »Erde« und die Wasserfläche »Meer«. Und Gott sah, dass es gut war.

1. MOSE 1,10

Hm. Er hat etwas gemacht und dachte, dass das, was er gemacht hat, gut ist. Hm.

Dann sprach er: »Auf der Erde soll Gras wachsen und sie soll Pflanzen hervorbringen, die Samen tragen, und Bäume voller unterschiedlichster Früchte, in denen ihr Same ist.« Und so geschah es. Auf der Erde wuchs Gras sowie Pflanzen und Bäume, die Samen trugen. Und Gott sah, dass es gut war.

1. MOSE 1,11-12

Genau, es war gut. Und Gott machte weiter.

Gott schuf zwei große Lichter: das größere Licht für den Tag und das kleinere für die Nacht. Und Gott schuf auch die Sterne. Er setzte diese Lichter an den

Himmel, damit sie die Erde erhellten, Tag und Nacht bestimmten und das Licht von der Finsternis unterschieden. Und Gott sah, dass es gut war.

1. MOSE 1,16-18

Und …

Und so schuf Gott alle Meerestiere, große und kleine, und alle Arten von Vögeln. Und Gott sah, dass es gut war.

1. MOSE 1,21

Erkennst du hier vielleicht einen Trend? Und dann schließlich …

Gott schuf alle Arten von wilden Tieren, Vieh und Kriechtieren. Und Gott sah, dass es gut war.

1. MOSE 1,25

Wow, in diesen ersten Tagen hatte er einen Lauf. Alles, was er schuf, war gut! Also ehrlich, ich könnte ein paar Tage wie diese gebrauchen! Bei mir sieht es eher so aus, als ob die Hälfte von dem, was ich erschaffe, gut ist, aber die andere Hälfte ist einfach mies.

Aber dann übertraf Gott sich selbst. Er schuf etwas, das »gut« deutlich in den Schatten stellte.

Gott erschuf dich

Ist dir aufgefallen, dass Gott alle Arten von Tieren geschaffen hat?

Eine andere Übersetzung sagt: »jedes nach seiner Art«. Das heißt,

nach ihrem Wesen, ihrem Bild und ihrer Art. Sie sind alle von der Art der Tiere. Aber als er den Menschen schuf, sagte er es anders:

Da sprach Gott: »Wir wollen Menschen schaffen nach unserem Bild, die uns ähnlich sind. Sie sollen über die Fische im Meer, die Vögel am Himmel, über alles Vieh, die wilden Tiere und über alle Kriechtiere herrschen.« So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie.

1. MOSE 1,26-27

Gott schuf die Tiere »jedes nach seiner Art«. Aber als er die Menschen schuf, schuf er uns nach seiner Art. Nach seinem Wesen, seinem Bild und seiner Art.

Und was glaubst du, wie dachte er wohl über diesen Aspekt der Schöpfung, nachdem er den Menschen erschaffen hatte? Er müsste doch denken, dass die Menschen zumindest gut sind, oder? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas geschaffen hat, das fehlerhaft oder nicht sorgfältig gemacht war. Wenn das jemals passieren würde – und ich glaube nicht, dass es passieren würde –, dann würde er vermutlich einfach tief durchatmen und so lange daran arbeiten, bis es gut ist.

Als Gott die Menschen, die er gerade geschaffen hatte, beurteilte, sagte er etwas Neues:

Danach betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte. Und er sah, dass es sehr gut war.

1. MOSE 1,31

Gott schuf die Tiere gut. Er schuf das Land gut. Er schuf die Sterne gut. Alles ist gut. Als er dann die Menschen schuf, nannte er sie sehr

gut. Ich glaube, »sehr gut« bedeutet: ganz und vollständig, ohne Mangel, es fehlt an nichts.

ALS GOTT DICH SCHUF, SAGTE ER: »SEHR GUT!

DU BIST GANZ UND VOLLSTÄNDIG, UND ES FEHLT DIR AN NICHTS,

WAS DU BRAUCHST, UM MICH MIT DEINEM LEBEN ZU EHREN UND ZU VERHERRLICHEN. GENAU SO HABE ICH DICH GEWOLLT!«

Das bedeutet, dass Gott, als er dich schuf, gesagt hat: »Sehr gut!

Du bist ganz und vollständig, und es fehlt dir an nichts, was du brauchst, um mich mit deinem Leben zu ehren und zu verherrlichen. Genau so habe ich dich gewollt!«

Das ist nicht das, was unsere Kultur uns sagt, oder? In jeder Werbung heißt es: »Du brauchst dieses Produkt, um gut zu sein«, oder: »Du könntest gut sein, wenn du dieses Produkt hättest«, oder: »Dein Leben wäre so viel besser, wenn du diese Dienstleistung in Anspruch nehmen würdest.« Werbung verspricht, dass ein bestimmtes Produkt dich gut oder glücklich oder erfüllt macht, aber sie impliziert damit auch, dass du so, wie du bist, eben nicht gut bist, denn sonst bräuchtest du das, was verkauft werden soll, nicht. Wenn du bereits ganz und vollständig wärst und es dir an nichts fehlen würde, wozu bräuchtest du dann die beworbene Kleidung oder Hautcreme oder das Auto?

UNSERE GESAMTE KULTUR BERUHT AUF DER VORSTELLUNG, DASS WIR ALLE ETWAS TUN, ERWERBEN, KAUFEN, VERDIENEN ODER ERREICHEN MÜSSEN, UM GLÜCKLICH ZU SEIN.

Unsere gesamte Kultur beruht auf der Vorstellung, dass wir alle etwas tun, erwerben, kaufen, verdienen oder erreichen müssen, um glücklich zu sein. Wir sprechen davon, dass wir dem Glück

nachjagen, als ob das Glück versuchen würde, uns zu entkommen.

Wann hast du das letzte Mal im Fernsehen oder anderswo in unserer Kultur etwas gesehen, das zur Zufriedenheit anregt? Sicherlich nicht in der Werbung. In Filmen und Romanen geht es um Menschen, die versuchen, eine Herausforderung zu überwinden, um einen Preis zu gewinnen. Was war der letzte Film, den du gesehen hast, in dem es um einen Menschen ging, der nicht mehr wollte, als er schon hatte, und deshalb zu Hause blieb und Gott für seinen Überfluss dankte? Okay, ich gebe zu, das wäre ziemlich langweilig.

Eine Geschichte braucht eine Suche. Aber der Punkt ist, dass uns die ganze Unterhaltungsbranche und vor allem die Werbung in ihrer Masse mit Unzufriedenheit überschwemmt.

Den ganzen Tag lang wird uns gesagt, wir seien unvollständig und mangelhaft – so ziemlich das Gegenteil von dem, was Gott von uns denkt. Ziemlich genau das Gegenteil von sehr gut.

DEN GANZEN TAG LANG WIRD UNS GESAGT, WIR SEIEN UNVOLLSTÄNDIG UND MANGELHAFT –

SO ZIEMLICH DAS GEGENTEIL VON DEM, WAS GOTT VON UNS DENKT.

Unsere Kultur sagt uns das, und wir glauben es. In den wenigen Momenten, in denen wir nicht losstürmen, um etwas zu kaufen oder zu erreichen, was uns glücklich macht, oder uns Werbung ansehen, die uns sagt, was wir kaufen oder erreichen müssen, um glücklich zu sein, vergleichen wir uns mit anderen.

Weißt du noch, was Roosevelt sagte? Der Vergleich ist der Dieb der Freude. Als Gott dich schuf, sagte er: »Sehr gut. Dir fehlt nichts. Du bist ganz, vollständig, genau so, wie ich dich wollte. Sehr gut.« Nicht nur im Vergleich zur Art der Menschen, sondern auch im Vergleich zu seiner Art.

Gott hat uns bewusst und mit einer bestimmten Absicht erschaffen

Wenn jemand etwas herstellt, dann zu einem bestimmten Zweck. Ein Bildhauer beginnt nicht ohne Plan mit der Arbeit an einem Marmorblock. Ein Maler hat ein Motiv im Kopf oder direkt vor seiner Staffelei. Ein Bauteam wirft nicht einfach Balken und Steine zusammen und fragt sich, was wohl passieren wird. Wenn jemand etwas erschafft, dann geschieht das immer mit einem Ziel.

Das gilt auch für dich! Du, der du jetzt dieses Buch liest – du bist kein Zufall. Egal, wer dir das gesagt hat – lange bevor du von deinen Eltern gezeugt und empfangen wurdest, wurdest du durch den Geist Gottes erschaffen (Epheser 1,4). Er hatte dich im Sinn, und er kannte den Zweck, zu dem er dich erschuf. Vielleicht hast du schon mal in den Spiegel geschaut und gedacht: »Das ist mir nicht gut genug.« Aber denk daran, dass Gott dich ansah und sagte: »Ja, genau so will ich dich haben!«

Gott hat dich nach einem Plan erschaffen, und dieser Plan heißt Gemeinschaft.

Die eine Sache, die nicht gut war

Nachdem Gott alles geschaffen hatte, was gut und sehr gut war, schaute er sich um und sah etwas, das überhaupt nicht gut war:

Dann sprach Gott, der Herr: »Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein.

Ich will ihm ein Wesen schaffen, das zu ihm passt.«

1. MOSE 2,18

Gott hat den Menschen »sehr gut« gemacht, aber auch etwas sehr Gutes kann »nicht gut« sein, wenn es nicht ins richtige Umfeld gestellt wird. Die Erschaffung des Menschen war sehr gut, aber es war keine sehr gute Situation, wenn es nur einen einzigen Menschen gab. Als Adam der einzige Mensch war, war er gleichzeitig sehr gut und nicht gut. Sehr gut im Wesentlichen, aber nicht gut, wenn er allein blieb.

Er brauchte einen Freund. Ein paar Gefährten. Eine Frau.

Versteh mich nicht falsch: Gott hatte hier nicht Adams Familienstand im Blick. So besonders der Moment in dem Film Jerry Maguire – Spiel des Lebens auch sein mag, Dorothy (Renée Zellweger) hat Jerry (Tom Cruise) nicht vollständig gemacht. Man wird nicht durch einen Ehepartner vervollständigt. Wenn das der Fall wäre, wäre es ziemlich merkwürdig, dass der Mann, dem wir nachfolgen, Jesus Christus, und der Mann, der einen Großteil des Neuen Testaments geschrieben hat, der Apostel Paulus, beide unverheiratet waren.

Gott hat über dich und über mich gesagt, dass er die Menschen sehr gut gemacht hat, aber nur sehr gut, wenn sie in Beziehung zu anderen Menschen stehen. Wir sind nach Gottes Ebenbild geschaffen, schon vergessen? Nun, selbst Gott ist nicht allein. Ich spreche nicht von den Engeln oder so – ich spreche von der Trinität.

Gott sagte: »Wir wollen Menschen schaffen nach unserem Bild, die uns ähnlich sind.«

1. MOSE 1,26

Wer ist nun dieses »wir« und »unser«, von dem er spricht?

Die Sache ist die: Gott ist ein dreieiniger Gott, und er war es schon immer. Dreieinig bedeutet »drei in einem«. Es gibt Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist. Bevor die Zeit begann, liebte Gott der Vater Gott den Sohn, der Gott den Heiligen Geist liebte, der wiederum Gott den Vater liebte. Gott der Vater hat Gott den Sohn vollkommen verherrlicht, der Gott den Geist vollkommen verherrlicht hat, der Gott den Vater vollkommen verherrlicht hat.

Warum hat Gott die Schöpfung erschaffen? Hast du dir diese Frage schon mal gestellt? Ich bin mir nicht sicher, ob wir das jemals wissen werden, bis wir ihn persönlich fragen können, aber eines können wir wissen: Er hat diesen Planeten und das ganze Universum nicht erschaffen, weil er irgendeinen Mangel empfand. Er war nicht so leer, bedürftig oder gelangweilt, dass er beschloss, das Universum zu erschaffen. Wohl kaum!

Er hatte alles, und doch hat er uns nach seiner Art geschaffen.

Wenn Gott in sich selbst eine Dreiergemeinschaft ist und wenn er dich nach seinem Ebenbild geschaffen hat, dann bedeutet das, dass er dich ebenfalls für die Gemeinschaft geschaffen hat.

WENN GOTT IN SICH SELBST EINE DREIERGEMEINSCHAFT IST UND WENN ER DICH NACH SEINEM EBENBILD GESCHAFFEN HAT, DANN BEDEUTET DAS, DASS ER DICH EBENFALLS

FÜR DIE GEMEINSCHAFT GESCHAFFEN HAT.

Es ist nicht gut für dich, allein zu sein.

Die Isolation, die unsere Gesellschaft zunehmend bestimmt, ist nicht gut. Ich finde es so seltsam, dass ich in einem Raum mit tausend anderen Menschen sitzen und mich trotzdem völlig isoliert fühlen kann. Ist das nicht verrückt?

Hier ist etwas zum Nachdenken: Hast du manchmal bestimmte

Gedanken und nimmst an, dass du die Einzige bist, die so denkt?

Vielleicht liegt das daran, dass du nicht gern zulassen magst, dass jemand dich wirklich kennt.

Wenn du mich wirklich kennen würdest

Wenn dich niemand gut kennt, kann dich auch niemand gut lieben. Wir klagen darüber, dass wir einsam sind, aber wir lassen auch niemanden in unsere einsamen Herzen, sodass sie unsere Einsamkeit lindern könnten.

WENN DICH NIEMAND GUT KENNT, KANN DICH AUCH NIEMAND GUT LIEBEN.

Seit über einem Jahrzehnt arbeite ich in den Hume Lake Christian Camps in Kalifornien. In einem Sommer begann ich, mit den Jugendlichen von der Highschool, die an den Camps teilnehmen, ein neues Spiel zu spielen. Es heißt: »Wenn du mich wirklich kennen würdest, wüsstest du …«

Wenn ich das Spiel erkläre, nenne ich natürlich nicht gleich den Titel des Spiels. Vielmehr gehe ich durch die Wohnhütten und frage einfach, ob jemand Lust hat, ein Spiel zu spielen.

Und wenn diese verrückte Person aus dem Leitungsteam des Camps von der Bühne runter in deine Hütte kommt und dich fragt, ob du mit ihr ein Spiel spielen willst, erwartest du einfach, dass das Spiel toll ist, oder?

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