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InunserenVer öff entlichungenbemü henwiruns,dieInhaltesozuformulieren,dasssie allenMenschengerechtwerden,dasssichalleGeschlechterangesprochenfü hlen,wo allegemeintsind,oderdasseinGeschlechtspezi fischgenanntwird.Nichtimmergelingt diesaufeineWeise,dassderTextgutlesbarundleichtverst ä ndlichbleibt.IndiesenFä llen gebenwirderLesbarkeitundVerst ä ndlichkeitdesTextesdenVorrang.Diesistausdr ü cklichkeineBenachteiligungeinzelnerGeschlechter.

F ü rindiesemTitelenthalteneLinksaufWebsites/WebangeboteDritter ü bernehmenwir keineHaftung,dawirunsderenInhaltnichtzueigenmachen,sondernsielediglichVerweiseaufdenInhaltdarstellen.DieVerweisebeziehensichaufdenInhaltzumZeitpunkt desletztenZugri ff s:20.02.2023.

DieserTitelistinZusammenarbeitmitderCVJM-Hochschule(www.cvjm-hochschule.de), demCVJM-LandesverbandBadene.V.(www.cvjmbaden.de),demCVJM-Landesverband Wü rttemberge.V.(www.cvjm-wuerttemberg.de)unddemEvangelischenJugendwerkin Wü rttemberg(www.ejwue.de)entstanden.

DieHerstellungdieserArbeitshilfewurdegef ö rdertausMittelndesKommunalverbandes f ü rJugendundSozialesBaden-Wü rttemberg(KVJS).

Impressum

©1.Au fl age2023

Praxisverlagbuch+musi kbmgGmbH,Stuttgart2023 PrintedinGermany.Allrightsreserved.

ISBNBuch978 ­ 3 ­ 86687 ­ 359 ­ 9 ISBNE-Book978 ­ 3 ­ 86687 ­ 360 ­ 5

Lektorat:Punkt.Landung,MirjaWagner,Marburg Covergestaltung:buch+musik – DanielaBuess,Stuttgart Umschlaggestaltung,SatzDownloads:buch+musik – TobyWolf,Stuttgart Satzprogrammierung:X1-Publishing,Stuttgart BildrechteUmschlag,Inhalt:iStock:asmakar,chronicler101,DamienGeso BildrechteAutorenfotos:beidenAutorinnenundAutoren;B ü chert:PeterKö gler, Tü bingen;Haubold:JasonLiesendahl,O ff enbacha.M.;Niekler:CVJM-Westbunde.V., Wuppertal;Thys:PhilippDickreuter,Ammerb uch;Wagener:VivianaPardes,Stuttgart; Wichern:AnnaVoelske,Butzbach DruckundGesamtherstellung:GutenbergBeuysFeindruckereiGmbH,Langenhagen

www.praxisverlag-bm.de

Inhaltsverzeichnis

I n h a l tsverze i c h n i s

Tour1

Tour2

Tour3

EntdeckungsreisezwischenTheologieundBiogra fi e

„Wiekommtes,dassduanGottglaubst? “ isteineFrage,dieinchristlichenGruppenimmer wiederzumAustauschanregt.Vielleichtklingtsieaucheinbisschenanders: „Wiebistdu zumGlaubenanJesusgekommen? “ Oder: „Wiekommtes,dassduglaubst,wasdu glaubst? “ MeistwerdenalsAntwortGeschichtenerz ä hlt.Davon,wiemaninFamilienoder beiMenschenaufgewachsenist,indenenderchristlicheGlaubeeinegro ß eRollegespielt hat.WiemanGottesdienste,Kinder-undJugendgruppenbesuchthat,wiebeimZubettgehengebetetwurde.MancheberichtenvoneinschneidendenErlebnissen,dieihrbisheriges DenkenoderihrenbisherigenGlaubenaufdenKopfgestellthaben,wiez.B.JugendfreizeitenoderAuslandsaufent halte.Eswirddavonerz ä hlt,wiemansichGottalsKindvorgestelltundwiesichdasBildmitdenJahrenveränderthat.EswirdvonLebensentscheidungen erzählt,dieaufgrunddeseigenenGlaubensanGottgetroffenwurden,undeswirdvon Lebensentscheidungenund-ereignissenerzählt,diedeneigenenGlaubenanGottbegründet,geformtundveränderthaben.

Glaubef ä llt[nicht]vomHimmel

„TheologieistBiografi e “ sagendeshalbeinigeundbetonendamit,dasstheologische Ü berzeugungennichtlediglichaufbiblischenoderabstraktenBegr ü ndungenberuhen, sondernauchdarauf,wieeinMensch(theologisch)gepr ä gtwordenist,woundwieer glaubengelernthatunddurchwelche „ Brille “ erbiblischeGeschichtenundAussagen sowieGottsieht.GleichzeitigsindTheologieundBiogra fi enichtidentisch.

Darumsagenwir:TheologieundBiografi esinduntrennbarmiteinanderverwoben.Esist sehrwahrscheinlich,dasswirandersglaubenw ü rden,wennwirinanderenFamiliengro ß gewordenw ä renoderindergleichenFamilie,aberineineranderenKulturoderzueiner anderenZeit.Vermutlichw ü rdenwirGottanderssehen,wennwirbestimmtenMenschen inunseremLebennichtoderzuanderenZeitenbegegnetw ä ren.Oderwennwirmanche weichenstellendeEntscheidungandersgetro ff enh ä tten.

Glaubef ä lltinsofernnichtvomHimmel.Eristnichteinfachda,unabhä ngigvonLebensumst ä ndenund-erfahrungen.EristdurchzogenvonSpurenandererMenschenundvon Zusammenh ä ngen,dief ü rdaseigeneWerdenunddieeigenePers önlichkeitentscheidend warenundsind.Gleichzeitigf ä lltGlaubedochvomHimmel,insofern,alsdassMenschen ihnnicht „ machen “ kö nnen,sondernereinGeschenkGottesist.DerHeiligeGeistwirkt denGlaubenanJesusChristus.DieseSpannungdr ü cktnichtnurderTiteldiesesWorkbooksaus,sondernauchdieInhalteundToolswurdendurchsiegepr ä gt.

AlsMenschenempfangenwirdenGlaubenalsGeschenk,dassichdurchdieGeschichte unseresLebensentfaltet.Dasbedeutet,dassmanseineeigeneTheologiegenausowenig

losgel östvonseinerBiografi everstehenkannwiedieTheologieanderer.GeradeimtheologischenAustausch,imRingenumunserVerst ä ndnisvonWahrheit,aberauchinden Umbruchphaseneigener Ü berzeugungenerlebenwiresdeshalbalsentscheidend,diesen AspektmiteinzubeziehenunddieeigeneTheologieauchanhandderBiografi ezure fl ektieren.GenausoerhellendistderBlickaufdieeigeneBiogra fieanhandvonGlaubens ü berzeugungen.Wiew ä redaseigeneLebenverlaufen,wennderGlaubeoderdasGottesbild andersgewesenw ä re?WelcheEntscheidungenwurdendurchdeneigenenGlauben beein fl usstundwiebeurteiltmandieseimNachhinein?

UnsereGrundannahmef ü rdiesesBuchlautet:Biografi epr ä gtTheologiepr ä gtBiografi e pr ä gtTheologie...WirstellenunsdaswieeineHelixvor,inderBiografi eundTheologie eigenst ä ndigeStr ä ngesind,dieaberengumschlungenundmiteinanderverwobensind.

TheologieundBiografi esindalsonichtvoneinanderzutrennenundlosgelö stzubetrachten.DennochhilftdieUnterscheidung,umsich ü berdeneigenenGlaubenunddieeigene Identit ä tst ä rkerbewusstzuwerden,sprachf ä higerzuseinundbessereinordnenzukö nnen,warumeinemmancheszubestimmtenZeitenwichtigwarundistundanderenvielleichtnicht.Siehilftauch,mitVer ä nderungssituationenimGlaubenumzugehen.Zeiten desHinterfragensbisheriger Ü berzeugungenkö nnenanstrengendundherausfordernd sein.Manchmalf ü hlensiesichsoan,alsw ü rdemaninsBodenlosest ü rzenoderseinganzesbisherigesLebeninfragestellen.TheologieundBiogra fi ezubetrachten,kanneinem aberhelfen,Prozesseeinzuordnen.Gleichzeitigwirdesf ü reinennachvollziehbarer, warummanmanchesHinterfragenalsbesondersherausforderndemp fi ndet.

Au ß erdemwirddeutlich,dassGlaubeundTheol ogiedynamischundnichtstatischsind. DadasLebenausneuenErfahrungenundVer ä nderungbesteht,istesnormal,dasssich dereigeneGlaubever ä ndert.NeueErkenntnisseundErfahrungen,Fragen,Zweifel,Verwunderung,neueIdeenunddasKennenlernenanderertheologischerAnsichtengeh ö ren zumGlaubendazuundtragendazubei,dassdereigeneGlaubeauthentischbleibtund manzueinemm ü ndigen,re fl ektiertenGlauben fi ndet.Unserscheinteseherschwierig, wennGlaubeunddiemitihmverbundenen Ü berzeugungenkeinenRaumzulassenzum Lernen,Neu-Entdecken,zurKorrekturundzumStaunendar ü ber,dassGottsich ü berraschendandersalsbishererwartetzeigt.

Zudemhilftes,denZusammenhangvonTheologieundBiogra fi ezure fl ektieren,umzu verstehen,dassesnichtdieeinechr istlicheTheologiegibt.Vielmehrm ü ssenwirvon TheologieninderMehrzahlsprechen.DennsowieBiogra fi ensehrunterschiedlichverlaufen,sounterscheidensichauchdieGlau bensreisenverschiedenerMenschen.

„ JenachBiogra fi e,HerkunftundZeitalterdeutetenunddeutenMenschendieheiligen SchriftenderBibelundihreLebensgeschichteschonimmerunterschiedlich.Theologieistkontextgebundenundfordertdeshalb heraus,theologischeEntscheidungenzu tre ffen. “ 1

Wirw ü nschenuns,dassdiesesBucheineHilfeist,sichalleinodergemeinsamaufeine Entdeckungsreisezumachen.VielleichtkannesdirzumWegbegleiterinZeitenvonGlaubensver ä nderungenwerdenoderdieseansto ß en,sodassdudurchdasLesenundAnwendenderInhaltebesserverstehenkannst,warumduGottunddeinenGlaubenso wahrnimmst,wieduesaktuelltust.UmdirverschiedeneZug ä ngezuerm ö glichen,werdendirimBuchimmerwiedervierElementebegegnen:

• Story: pers önlicheGeschichte

• Beitr ä ge: grundlegendeThemen

• Tool: praktischeAnregungzurRe fl exion

• SpirituellerZugang: Idee,(neue)Form,denGlaubenauszuprobieren

Wirho ff enundw ü nschenuns,dassduausdenpersö nlichenGeschichtenundBeitr ä gen andereretwasHilfreichesf ü rdichmitnehmenkannst.AndieserStellekommenbewusst AutorinnenundAutorenzuWort,dieganzunterschiedlicheBiogra fi enhabenundverschiedenetheologischeAnsichtenvertreten.

DieToolswiederumk önnendirAnregungengeben,wieduallein,aberauchgemeinsam mitanderenindieRe fl exioneinsteigenkannst.Undvielleichtlieferndirdiespirituellen Zugä ngeIdeen,FormendesGlaubensnichtnurneuzuerproben,sondernauchsomancheinVergessenheitgerateneFormwiederzuentdecken.

WarumWorkbook?

DiesesBuchsollsichnichtlediglichtheoretischmitdemThemaTheologieundBiogra fie auseinandersetzen,sondernl ä dtzurpers önlichenRe fl exionundBesch ä ftigungein –alleinoderinderGruppe.EssollumdichunddeinenGlaubengehen.DeineTheologie unddeineBiografi e.AuchwenndieFormdiesesBuchesaufeinanderfolgendeKapitel sind,dieeinerinnerenLogikfolgen,musstduesnichtunbedingtindieserReihenfolge lesen.VielleichtsprechendicheinigeThem engerademehranalsandereoderdusuchst aktuellehereinTool,dasdumiteinerGruppe umsetzenkannst.Vielleichtbleibstduauch

1 B ü chert,Bj ö rn/Haubold,Katharina/Karcher,Florian:TheoLab.Theologief ü rNichttheologen.Gott.Mensch.Welt,buch+musikejwservicegmbh,Stuttgart2020,S.9 – 10.

einfachaneinerGra fikh ä ngen.DannkannstdudiesesBuc hgenausointuitivnutzenund zurentsprechendenStellespringen.

WirHerausgebendenbe fi ndenunsalleaufeinerReiseimGlaubenundsinddankbarf ü r andere,dieunsaufdiesemWegbereitsbegleitethabenundnochbegleiten.Vielleichttut esauchdirgut,diesesBuchmiteineranderenPersonoderineinerGruppezulesenund dar ü berinsGespr ä chzukommen.DiesesWorkbookzukonzipierenundzuentwickeln hatunsselbstwiederneumitunserenGlaubensreiseninBer ü hrunggebrachtundNeues lernenlassen.WirdankenallenAutorinnenundAutoren,dieihreGedanken,Erlebnisse undihrFachwissenbeigetragenhaben.WirdankenClaudiaSiebertf ü rdieunterst ü tzende Begleitung,MirjaWagnerf ü rdaskompetenteLektoratsowieDanielaBuessundTobyWolf f ü rdiegelungenegrafi scheGestaltung.Wirdankendenen,diebereitsind,anderein Lebens-undGlaubensprozessenzubegleiten,diekeineAngsthaben,sichhinterfragen zulassen,undneugierigbleiben,wieGottsich – vielleichtauchganzanders – imLeben zeigenwird.Ihrseidunseingro ß esVorbild!

VielFreudebeideinerReise!

Bj örnB ü chert,KatharinaHaubold,JanSchickle

Downloads

Unterdownload.praxisverlag-bm.dek önnendieindiesemBuchenthaltenen Tool-VorlagenalsdigitaleDatenheruntergeladenwerden.DerKaufdesBuches berechtigtzumDownloaden,Ausdrucken,KopierenundVerwendendieser Daten,sofernsiezurVorbereitungundDurchf ü hrungderInhaltediesesBuches verwendetwerden.EineVervielf ä ltigung,VerwendungoderWeitergabedar ü ber hinausistohneErlaubnisausdr ü cklichnichtgestattet.

BevordieReiselosgeht

DasZieleinerEntdeckungsreisekannsichunterwegsdurchBegegnungen, Ü berraschungenoderunvorhergeseheneEreignisse ä ndern.DerAusgangspunktl ä sstsichjedochvor BeginnderReisede fi nieren.

DiefolgendenAnregungenzurStandortbestimmungkö nnendirdabeihelfen,wahrzunehmen,vonwoausdustartestundwelchesReisegep ä ckdudabeihast.

Story:EineGlaubensgeschichteinKapiteln

S tory:Eine G laubensgeschichteinKapiteln

vonHannsWolfsberger

WiebistduzumGlaubengekommen?

DieseFragewurdemirschonoftgestellt,undwievieleanderemiteinem ä hnlichenHintergrundverweiseichdannmeistensaufmeineFamilieundmeinechristlicheErziehung.

Mirselbstkommtdasalleswahnsinnigunspektakul ä rvor.Dannsageich: „ Hmm,keine Ahnung,hathaltimmerdazugeh ö rt.“

DerVorteildieserAntwort:WennmankeineLustaufdasGespr ä chhat,endetdieUnterhaltungmeistziemlichschnell.DerNachteildieserAntwort:Ichglaubeinzwischen,sie stimmtnicht.AmehestenstimmtnochderAusdruck „ KeineAhnung “.Aberje ä lterich werde,destomehrahneich,dassderGlaubeanGotterstensnichteinfach „ dazugeh ört “ undzweitensde finitivnicht „ immer “.Warumglaubeichnoch?Eshä tteauchanderskommenkö nnen,oder?Vielleicht.Vielleichtauchnicht.

Ichladedichein,gemeinsammitmiraufein zelneStationenmeinerGlaubensbiografi e zur ü ckzublickenundselbstzu ü berlegen,obdasallessokommenmusste.

Kindheit:DieKirchenbank

IchbinineinerPfarrfamilieau fgewachsen.DasKirchengeb ä ude,dasGemeindeleben,das KommenundGehenunz ä hligerMenscheninunseremHaus,Kinderkirche,Jungscharen, Gottesdienste – daswarunsereWelt,meineWelt.Wiekönnteesdortdrau ß ennochetwas anderesgeben?Ichkanntesie,dieseWelt.Undja,ichliebtesie.Ichbewegtemichunbeschwertdarin,spieler isch.Quasinebenbei – unabsichtlich – lernteichVaterunser,Glaubensbekenntnis,Psalmen,liturgischeGes ä nge,Gebeteundunzä hligeLiederauswendig. SieumgabenmicheinfachundwarenBestandteilmeinerWirklichkeit.

MeinVaternahmmichimGrundschulalteroftmitzudenAbendgottesdiensten,diesehr regelm äß igstattfanden.DieKirchestandjadirektnebenan,undmeistenshatteichschon meinenSchlafanzugan,wennwirhin ü bergingen – daswardamalsf ü rniemandeneinProblem.DerChorsangseineLobpreislieder,meineSchwesterspielteKlavier,drau ß enwurde esdunkelundichwarmittendrin.SolcheGottesdiensteendetenf ü rmichimmergleich: schlafend.AufeinerKirchenbank.AusirgendeinemGrundistdieErinnerungandieseKirchenbankbesondersintensiv.Lange,beigePolsterstreifenwarendarauffestgeklebt. Nochjetztsp ü reich,wieessichanf ü hlt,dortaufdemBauchzuliegen,meineWangeauf demfestenPolster,meineH ä ndeunterdemPolsterandenKlebestreifenpulend.Wasf ü r einguterPlatzzumSein.Raum,Klang,irgendwannSchlaf.Heutestauneich,wievielichin diesemjungenAlteraufgenommenhabe,ohnejemalsdarü berzure fl ektieren.

Teenagerzeit:DieFamilie

LeiderwurdediesewunderbarePhaseunter brochen.Wirzogenum,meinVaterhatteeine neueStelleangenommen.DasAbschiednehmenmitneunJahren fielmirunendlich schwer,dasAnkommenwarnochschwerer.VielLeichtigkeitgingdamalsverloren.

DasneueUmfeldwarzwarauchgepr ä gtvonglaubendenMenschen,aberanders,ernsthafter,richtiger.IchwarnichtderEinzigeinmeinerFamilie,demderNeuanfangschwerfi el.DerUnterschiedwar,dassicheigent lichnichtverstand,wasummichherum geschah.Ichf ü hlteeinfachwenigerSelbstverst ä ndlichkeit.TrotzderchristlichenSubkultur,inderwirunsbefanden,warichmitmeinemkindlichenGlaubennichtl ä ngerTeilder gro ß enGemeinschaft,inderichmichfreibewegenkonnte – eswareinfachnicht meine Gemeinschaft.

IndieserPhasereduziertesichderpraktizierteGlaubemehrundmehraufmeineFamilie. DieTrennungderBereiche,indenenGlaubenstattfandoderebennicht,verst ä rktesich noch,alsichaufdieweiterf ü hrendeSchulekam.Schnelllernteich,dasseskeineswegs gesetztwar,geschweigedenncool,anGottzuglauben.WeilichFreundebrauchteund mitelfJahrennichtals „ M ä rtyrer “ zugrundegehenwollte,klammerteichmeinGlaubenslebenziemlichausmeinemSchul-undFreundesalltagaus.InmeinerFamiliedagegen bliebf ü rmichallesbeimAlten.Dortwurdegebetetundgesungen.Ichvermute,meine Elternahnten,zwischenwelchenPolenichmichbewegte.Abersiewarenzuklug,umzu intervenierenodergarDruckaufzubauen.Siefordertennichts,wareneinfachda,glaubten ihrenGlaubenundja,vertrau ten,dassschonallesgutgehenw ü rde.F ü rdieseHaltungbin ichihnenheuteunendlichdankbar.

Jugendzeit:ZweiWelten

DieWeltenklaff tenweiterauseinander.Ichwurde ä lter,verbrachtenaturgem äß immer wenigerZeitzuHause.Mitvierzehnwurdeichkon firmiert,ohnemitderWimperzu zucken.MeinKon firmandenunterrichtwarausheutigerSichteineinzigesTrauerspiel. MeineIdenti fi kationmitderInstitutionKircheerre ichteeinendramatischenTiefpunkt. WeilichanmeinerKon fi rmationnichteinenPfennigf ü rschickeKlamottenausgeben wollte,fragteichdenVatereinesSchulfreundesnacheinemaltenJackett – optischein totalesDesaster,aberdaswarmiregal.EineZeitlangbesuchteicheinenchristlichen JugendkreisinunseremOrt.NacheinemgutenJahrfragtemichderGruppenleiter,ob ichamFreitagabendnichtlieberetwasanderestunwolle.Ermeinte,ichinteressieremich dochgarnichtf ü rdieInhalte,sondernhä ttenurBl ö dsinnimKopf.InanderenWorten:Ich fl ograus.Damals ä rgerteichmich.ImR ü ckblickdenkeich:Wiegeduldigundliebevoll warderTypeigentlich,dassereinganzesJahrlangdamitgewartethat?

MeineweitereJugendzeitbiszumAbiturspieltesichimGrundeau ß erhalbjederchristlichenSzeneab.Ichw ä reindieserPhasederLetzte(!)gewesen,denmanineinemSch ü lerbibelkreish ä ttetre ff enkö nnen.ImmerhinreichtenRespektundSolidarit ä taus,mich – im

Glaubeentwickeltsich – unddasistganznormal

G laubeentwickeltsich un dd as i stganznorma l

vonKatharinaHaubold

Ordnung – Unordnung – Neuordnung

GlaubebleibtnichteinLebenlanggleich – daswirdindenStorysdiesesBuchesdeutlich. Eswirdauchdasp ü rbar,womanmitMenschendar ü berinsGespr ä chkommt,wassiezu unterschiedlichenZeitenihresLebens ü berGottgedachthaben.MitdenVer ä nderungen imLebenkommenauchVer ä nderungenimGlauben – Biografi eundTheologiebedingen sichgegenseitig.

GanzeinfachheruntergebrochenkannmanvondreiPhasensprechen,diesichunterschiedlichoftwiederholen.RichardRohrne nntdiesedreiPhasenz.B.Ordnung,UnordnungundNeuordnungoderetwastechnischer:Konstruktion,Dekonstruktionund Rekonstruktion.Erverdeutlichtdamit,dassGlaubezun ä chstgebildetwird,z.B.durchdie Pr ä gungundErfahrungenimKindesalter.EsentstehteineOrdnungodereinGlaubenskonstrukt,dasf ü reinegewisseZeit „ dasNormale “ ist.Durchz.B.den(Nicht-)Glaubender ElternwirdeineNormalit ä tdes(Nicht-)Glaubensgepr ä gt,dievertrauensw ü rdigist.Durch Erz ä hlungenundErfahrungenentstehteinzun ä chstfestesGebilde,dastr ä gt.Mitneuen Erfahrungenunddem Ä lterwerdenwirddieseNormalit ä terweitert.Daskannbedeuten, dassmancheGlaubenss ä tzenichtmehrzupassenscheinen,dassFragenauftauchen,die bisherkeineRollegespielthabenoderjemandmitAnsichten ü berdieWeltunddieWirklichkeitinBer ü hrungkommt,diebisherGeglaubteshinterfragen.EsentstehtUnordnung indeneigenenAnsichtenund Ü berzeugungen.Glaubenss ä tzewerden ü berdachtund hinterfragt.Siewerden „ auseinandergenommen “ indemSinne,dassre fl ektiertwird, wohersiekommenundobmanihnenangesichtsderneuenErfahrungenweitervertrauen kann.ManchenennendasErlebendieserPhaseauchDekonstruktion.DasGlaubensgebilde,das „ konstruiert “ wurde,wirdde-konstruiert. AusdemZusammenspielvonOrdnung undUnordnungwirdimbestenFalleeineNeuordnung. DerGlaubeentwickeltundverwandeltsichineineneueOrdnung.MitwiederneuenErfahrungenunddemDazulernen kannderProzessvonvornbeginnen.

DiesedreiSchrittesindaufunterschiedlicheArterforschtundinModellenausdiff erenziert worden,welchedabeihelfenkö nnen,zuverstehen,dassdieverschiedenenEntwicklungsphasendesMenschenunterschi edlicheArtenzuglaubenmitsichbringenundnotwendig machen.Glaubensentwicklungistinsofernein Prozess,dersichnotwendigerweiseereignet.Gleichzeitigk ö nnenModellehelfen,mitErfahrungenvonVer ä nderungsprozessen desGlaubensumzugehenundsieeinzuordnen.DenngeradediePhasederUnordnung kannalsherausforderndundbisweilenbe ä ngstigendempfundenwerden.

Fü nfreligi ö seStilenachHeinzStreib

HeinzStreibentwickelteaufbauendaufderGlaubensentwicklungstheoriedesTheologen JamesFowlereinKonzept,dasf ü nfunterschiedlicheFormenreligi öserStileumfasst.Er kn ü pftedamitandieEntwicklungdesMenschenan,undzwarvomKindesalterbiszum Erwachsenenalter.WieeinMenschglaubt,h ä ngtvonunterschiedlichenFaktorenab:vom AlterundderArt,zudenken,vonBeziehungenzuanderen,zurWeltundsichselbstund wiemansichseineeigeneLebensgeschichteerz ä hlt.Diereligi ö senStileentwickelnsich mitderBiografi e.

Subjektiverreligi ö serStil

Dersubjektivereligi öseStilistdavongekennzeichnet,dassdieeigenePersonimZentrum gesehenwirdundsichdieWeltumdieeigeneWahrnehmungdreht.Kennzeichendaf ü r sindz.B.die Ü berzeugung,dassdereigeneGlaubedieabsoluteWahrheitdarstelltund andereReligionenabgewertetundabgewehrtwerden.

Instrumental-reziprokerStil

Iminstrumental-reziprokenStilwerdennebendeneigenenauchdieBed ü rfnisseanderer Personenimn ä herenUmfeldwahrgenommen.DasVerst ä ndnisvonBeziehungkannmit „Wiedumir,soichdir “ oder „ Ichtueetwas,damitdu(f ü rmich)etwastust “ zusammengefasstwerden.IndiesemStilisteswic htig,dassdieBibelundihreAussagenw ö rtlichverstandenwerden. Ü berzeugungenwie „Wennichnurgenugbete,wirdmeinAnliegen erh ö rt “ oder „ Gott,wenndumirhilfst,diesePr ü fungzubestehen,dannspendeichmein ganzesGeld “ habenhierihrenPlatz.

Wechselseitigerreligi ö serStil

Derwechselseitigereligi ö seStilberuhtdarauf,dassBeziehungenaufAugenh ö hegelebt werden.SowiedieGruppe/GemeinschaftanG ottglaubt,sowirdgeglaubt.Glaubensü berzeugungenwerdengemeinschaftlichausgehandelt.DieeigeneMeinungzurBedeutungvonJesuTodistdannz.B.identischmitdem,wasinderGruppevertretenwird.

Individuierend-systemischerreligi ö serStil

Alsindividuierend-systemischenreligi ösenStilbeschreibtStreibeineArtzuglauben,inder esfü rMenschenbesonderswichtigist,ihrenPlatzzu fi nden.DereigeneGlaubesollsich authentischanf ü hlenund „ zumirpassen “.WoUnstimmigkeitempfundenwird,werden Fragenlaut,dieauchgestelltwerden.DerGlaubewirdindividuellerundl ö stsicheventuell von Ü berzeugungenderGruppe.

Dialogischerreligi ö serStil

Derdialogischereligi ö seStilumfassteineneueO ff enheitf ü r „ dasandere “.Dieeigenereligi ö seIdentit ä twirdnicht ü berAbgrenzungde finiert.EswerdenandereMeinungenund AnsichtenalsBereicherungwahrgenommen.IndiesemStilsindMenschenohneAngst o ff enf ü rneuespirituelleZug ä nge.StreibsprichtinAnlehnungandenPhilosophenPaul

Tool:Glaubeentwickeltsich

Tool: G laubeentwickeltsic h

AusgehendvondenvierEntwicklungsphasennachBrianMcLarenhilftdiesesTool,die (eigene)EntwicklungimGlaubenalleinodermitanderenzure fl ektieren 4 :

1. AllesolltendenArtikel „ Glaubeentwickeltsich – unddasistganznormal“ gelesenhaben.

2. Esistwichtig,dassihreinenRahmenscha ff t,indemihro ffenundohneAngst sprechenkö nnt.VerabredetVertraulichkeit.

3. Startetmiteinem „ StillenSchreibgespr ä ch“.Daf ü rdrucktihrdievier Ü bersichtenaus, dieesauchalsDownloadgibt,schneidetsi eausundlegtsieaufunterschiedliche Tische.Nehmteuchca.20bis30MinutenZeit, ü berfolgendeFragennachzudenken, undschreibteureGedankenaufKlebezettel.LegtsiezuderjeweiligenPhase.Zettel vonanderenk ö nntihrimVerlaufkommentieren.WenndudasToolalleinnutzt,kannst dudirektaufdieAusdruckeoderhierinsBuchschreiben.

»WelchederPhasenl ö stineucheineResonanzaus?Warum?

»Wieging/gehteseuchindenPhasen,dieihrauseigenemErlebenkennt?Welche Fragen/GedankenhabtihrzudenPhasen,dieihrauseigenerErfahrungnichtkennt?

»Wiekö nnenEinzelpersonenandereninde njeweiligenPhasenguteWeggef ä hrtinnen undWeggef ä hrtensein?WoraufsollteinGemeinden,Jugendgruppenusw.geachtet werden,umernstzunehmen,dassMenscheninunterschiedlichenPhasen „ daseinkö nnen “ ?

»WiemusseineGemeinschaftsein,damitsieeuch „ ineureraktuellenPhase “ hilft?

4. NehmteuchnocheinmalZeit,dieverschiedenenKlebezettelzulesen.

WenndudasToolalleinnutzt,liesnocheinmal,wasduaufgeschriebenhast.

5. Kommt ü bereureGedankeninsGespr ä ch.Dabeikö nneneuchfolgendeFragenleiten:

»WasisteuchinderSchreibphase(neu)bewusstgeworden?

»WelcheGedankenhabtihrzu „ eurer “ Phase?

»WelcheFragenw ü rdetihrgernMenscheninanderenPhasenstellen?

»GibtesgenerelleAnfragenandasModell?Wennja,welche?Kommt ü berdiese AnfrageninsGespr ä ch. WenndudasToolalleinnutzt, ü berlege,obdu ü berdeineGedankenmitjemandem redenm ö chtest.Werkö nntediesePersonsein?

6. FolgendesGebetkö nnenalleschriftlichalsAbschlussvervollst ä ndigen: Gott,ichdenkegerade ü berdich,dassdu...

Ichm ö chtedirsagen,dass...

Ichw ü nschemirgeradef ü rmeinenGlauben,dass... SeidubeimirundallenSchrittenundEntwicklungeninmeinemGlauben.Amen.

4 Vgl.McLaren,Brian:Faithafterdoubt.WhyYourBelie fsstoppedWorkingandWhattoDoAboutIt,St.Martin ’ sEssentials,NewYork2021.

Blackout

vonTabeaRichardson

ManchmalbekommenwirindividuelleoderinnovativespirituelleZug ä nge,wennwirAltbekanntesneuentdecken,beispielsweisebiblischeTexteundGeschichten.

MitdieserBlackout- Ü bungkannmanunerwarteteWahrheitenansLichtbringen.Nimmdir einenBibelversoderAbschnitt,lassdichvoneinzelnenWort-oderSatzbausteineninspirieren,diedichansprechen,und ü bermaledenRest.DasErgebnisisteinneuerVers,eine neuePerspektiveaufdenTextabschnitt.Probiereesaus.

HieralsBeispiel1.Korinther13,1 ­ 10nachLuther:

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