Bin im Garten Jesus treffen
Geschichten vom Wachsen und Staunen
Wo nicht anders vermerkt, sind die angeführten Bibelstellen entnommen aus: Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung von ’fontis – Brunnen Basel. Alle weiteren Rechte weltweit vorbehalten.
Weitere Verse sind folgenden Ausgaben entnommen: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)
Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen. © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (NGÜ)
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© 2024 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn
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Gesamtgestaltung und DTP: Miriam Gamper-Brühl, www.3kreativ.de, Essen
Fotos: Anne Gorges
Coverfoto: © Shutterstock/Jacob Lund S. 25 © Shutterstock/Steve Midgley, S. 26 © Unsplash/Karo Kujanpaa, S. 30 © Unsplash/Francesco Gallarotti
Lektorat: Anja Lerz, Moers
Verwendete Schriften: Faith and Glory, Adobe Garamond Pro Gesamtherstellung: Finidr, s.r.o., Český Těšín
Printed in Czech Republic
ISBN 978-3-7615-7014-2
www.neukirchener-verlage.de


Vorwort
MEINE GARTENGESCHICHTE
Als ich fünf Jahre alt war, habe ich mir von meiner Patentante zum Geburtstag einen Gartenzwerg gewünscht. Er heißt Balthasar, ist inzwischen dreißig Jahre alt, trägt eine rote Zipfelmütze und schaut liebevoll auf den kleinen Hasen hinunter, den er im Arm hält und streichelt. Er hat sämtliche meiner Umzüge und Ausmist-Anfälle überlebt und steht heute in unserem kleinen Schrebergarten. Das Kuriose an diesem Geschenk war: Wir hatten damals keinen Garten. Zusammen mit meiner Familie wohnte ich im zweiten Stock mitten in der Stadt und das Einzige, was ich bis dahin gepflanzt hatte, waren ein paar Kressesamen. Trotz allem konnte mir niemand diesen Wunsch ausreden, so erzählt es meine Mama. Sie hatte es mehrere Wochen lang versucht. Und so musste Balthasar ein paar Jahre mit staubigen Fensterbänken vorliebnehmen, bevor er seinen ersten Garten beziehen durfte. Selig lächelnd – als ob er schon da etwas von unserem kleinen Gartenabenteuer geahnt hätte …
Ein paar Jahre und staubige Fensterbänke später.
Bis heute weiß ich nicht, wo die Idee herkam. Aber kurz vor dem 30. Geburtstag meines Mannes hatte ich die verrückte Idee, ihn mit einem kleinen Gartengrundstück zu überraschen. Damals wohnten wir (wieder) mitten in der Stadt, in einer kleinen Dachwohnung –ohne Balkon und ohne Klingel.
Nach einigen Gesprächen waren wir dank unschlagbaren Beziehungen (die man unbedingt braucht, wenn man in der Stadt einen Garten haben will!) auf einmal Mitglieder im Schrebergartenverein.
Gestartet sind wir ohne Werkzeug – wir hatten nicht einmal eine Gießkanne – und auch ohne jede Erfahrung. Wie wenig Ahnung ich hatte, merkte ich erst, als ich völlig enttäuscht vor meinem ersten selbst angebauten, kleinen Radieschen stand. Ich
hatte irgendwie angenommen, dass die in Büscheln wachsen – so, wie man sie im Supermarkt kaufen kann.
Ich verbrachte Stunden im Internet, um mir wenigstens ein Grundwissen anzulesen, und unzählige Tage zwischen Unkraut und Dreck.
Da waren viel Arbeit, etliche Rückschläge und ein Herz, das jedes Mal überquoll vor Glück, wenn es unseren kleinen Garten sah. Und bis heute bin ich Hals über Kopf verliebt, wenn auch inzwischen in unseren neuen, etwas größeren Garten. Manchmal überfordert, oft mit verkratzten Armen und dreckigen Füßen, aber immer noch mit leuchtenden Augen und pochendem Herzen.
Mein Garten ist mein Rückzugsort. Hier begegne ich dem, der das alles geschaffen hat. Hier komme ich zur Ruhe. Hier wird mein getriebenes Herz still und etwas in mir wird heil. Viele Menschen erzählen davon, dass die Natur sie mit Gott verbindet, dass sie dort seine Größe sehen und erfahren. Bei mir ist das nicht so. Gottes Größe finde ich in anderen Dingen; mich lassen Wortstudien und Textanalysen über ihn staunen.
Aber seit wir seit ein paar Jahren unseren kleinen Garten haben, treffe ich dort immer wieder auf Jesus. Nicht im Staunen oder Ergriffensein, sondern bei der Arbeit. Wenn ich mit dreckigen Händen in unserem Blumenbeet knie, lehrt er mich wichtige Lektionen über das Leben und den Glauben: warten und wachsen lassen, im Rhythmus leben, Unkraut zupfen, bevor es zu groß wird, Unnötiges abschneiden, sterben und auferstehen, loslassen, Misserfolge.
Hier in der Natur wird mein Glaube geerdet. Wortwörtlich. Und das ist harte Arbeit. Denn eigentlich mag ich es gerne ordentlich, zumindest, was den Glauben angeht. Richtig und falsch, Aktion und Reaktion, Segen und Fluch. Und dann kommt Jesus und kippt einen riesigen Haufen Erde über meine fein säuberlich zurechtgelegte Theologie und meint: So funktioniert das leider nicht.
Wenn du magst, dann nehme ich dich mit. In meine Unkrautbeete und meine Hängematte. Erzähle dir Geschichten aus meinem
Garten und Dinge, die ich dort über Jesus und das Leben mit ihm lerne. Und bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn dort treffen.
VOM SCHREIBTISCH IN DEN GARTEN
Schwitzend sitze ich im Arbeitszimmer unserer kleinen Dachgeschosswohnung. Es ist Sommer, gefühlte vierzig Grad heiß und seit Stunden surfe ich durchs Internet und wälze verschiedene theologische Begriffslexika. In ein paar Woche werde ich auf eine Sommerfreizeit mit jungen Erwachsenen fahren, um dort die Bibelarbeiten zu halten und etwas über die Gleichnisse Jesu zu erzählen. Und nun hänge ich am Gleichnis vom Sauerteig und frage mich, was in aller Welt Sauerteig ist? Also durchsuche ich das Internet und alles, was ich finde, sind komplizierte Erklärungen zu Milchsäure produzierenden Bakterien und den Teig auflockerndem Kohlendioxid. Natürlich erschließt sich mir der Sinn des Gleichnisses auch so und ich erahne, dass es sich bei Sauerteig um etwas Ähnliches wie Hefe handeln muss. Aber irgendwann ist mein Ehrgeiz geweckt und auch der Wunsch, diesen Bibeltext besser zu verstehen. Also lasse ich nicht locker und stoße schließlich auf eine Anleitung, um Sauerteig selbst herzustellen. Ich mache mich an die Arbeit und eine Woche später stehe ich da – mit einem Glas voller stinkender Pampe, die ich in den Abguss schütte, und der Frage, was schiefgelaufen ist.
Im Rückblick muss ich ziemlich lachen, wenn ich daran denke, denn mittlerweile habe ich schon unzählige Sauerteige angesetzt (und sie nach anfänglicher Motivation im Kühlschrank vergessen). Dank Langzeitgärung und leeren Hefevorräten im Coronajahr kann ich die Bedeutung des Sauerteigs für die Menschen damals besser nachvollziehen. Aber ich glaube, dort am Schreibtisch vor über zehn Jahren in meiner Dachgeschosswohnung habe ich das erste Mal erahnt, wie sehr sich die Lebenswelt Jesu von meiner unterscheidet. Wie die Beispiele, die er in seinen Gleichnissen benutzt, bunt, alltagsnah und voller Leben, für die Menschen damals gewesen sein
mussten. Als hätte er sich einmal kurz umgeschaut und dann etwas aufgegriffen, das seine Zuhörer unmittelbar vor Augen hatten und jeden Tag aus ihrem Alltag kannten, und dann angefangen zu erzählen, davon, wie Gott so ist und was er Himmelreich nennt. Und mir wurde auf einmal bewusst, wie wenig das mit meinem Alltag zu tun hat, wie fremd und erklärungsbedürftig die Beispiele für mich heute sind. Auch wenn ich natürlich die Möglichkeit habe, Informationen darüber zu sammeln, verstehe ich sie doch nie so richtig. Weil sie meinen Alltag und mein Leben nicht berühren. Weil Zeit und Kultur eine Barriere geschaffen haben, die mir vieles so fremd vorkommen lässt.
Während ich damals so frustriert vor meinem Laptop saß, erkannte ich, dass es Dinge gibt, die ich nicht mit einem Lexikon in der Hand verstehen kann, sondern Glaube vielmehr auch mit den Händen gelernt werden will. Und weil die Bibel voller Beispiele aus der Natur und der Landwirtschaft ist, hat mir mein Garten dabei geholfen. Hier habe ich die alten Texte ganz neu entdeckt, weil ich sie mit meinen Händen anfassen, sie sehen, schmecken, riechen und fühlen kann: warme Erde und felsigen Boden, frisches und abgestandenes Wasser, kleine runde Samen. Und noch eine Erkenntnis habe ich gewonnen: Das Ganze ist vielleicht weniger kompliziert, als ich es mir manchmal mache. Im Laufe der Vorbereitung zu der Gleichnisreihe bin ich auch über das Gleichnis vom Senfkorn gestolpert. Das kleinste unter den Samenkörnern, das zu einem großen Senfbaum wächst. Wenn man sich, wie ich anfangs, der Sache sehr theoretisch nähert, ergeben sich mehrere Probleme. Natürlich gibt es kleinere Samenkörner, sogar in meinem Garten. Außerdem ist die Senfpflanze genau genommen gar kein Baum und so furchtbar groß wird sie auch nicht – zumindest nicht die Sorten, die hier bei uns wachsen. Schwups, hat man einen ganz wundervollen Text so zerpflückt, dass er mehr Probleme bereitet als Mut macht.
Und ich stelle mir vor, Jesus wäre lachend auf mich zugekommen, während ich völlig verzweifelt vor diesem Gleichnis saß. Er hätte mir einen Apfel in die Hand gedrückt und gesagt: „Mach’s dir doch nicht so schwer!“ Und dann hätte er mir das Gleichnis vom
Apfelbaum erzählt. Von einem winzigen Kern, den man in die Erde steckt und aus dem ein großer Baum wird, der knackig rote Früchte trägt. An dem ich meine Hängematte aufhängen kann und in dem im Frühling eine kleine Blaumeisenfamilie nistet. Und auf einmal wäre der Text ganz lebendig geworden. Ich hätte mir ein Stück Apfelkuchen geschnappt und den Text nicht nur sehen, sondern auch riechen und schmecken können. Und er hätte ganz köstlich geduftet und im Hintergrund hätte ich die Meisen zwitschern hören.
Und dann wäre ich durch meinen Alltag gegangen und hätte überall Äpfel gesehen. In der Vesperdose von meinen Kindern, beim Wocheneinkauf und beim Apfelsafttrinken. Und jedes Mal würde ich daran denken, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn ich mich manchmal so klein und unbedeutend fühle. Weil Gottes Reich genau so funktioniert: Dinge beginnen winzig klein und brauchen einfach ein bisschen Zeit, um zu wachsen, und dann wird etwas ganz Wundervolles daraus.
Dieses Buch soll genau solche Geschichten erzählen. Geschichten, die nach „Mach’s dir doch nicht so schwer!“ klingen. Jesusgeschichten, die er vielleicht in meinem Garten erzählt hätte.
Beim Schreiben ging mir immer wieder das Lied ‚Every Season‘ von Nicole Nordemann durch den Kopf, in dem die Sängerin schildert, wie sie Gott in den verschiedenen Jahreszeiten entdeckt. Dabei habe ich gemerkt, dass auch mein Glaube ganz unterschiedliche Jahreszeiten durchlebt. Und ich glaube, dass das kein Zufall ist, sondern dass die Schöpfung voller Geschichten ist, die von einem wundervollen Schöpfer erzählen.
Oder wie es in einem anderen Lied heißt:
Wer die richtigen Augen hat, der sieht Berge und Hügel tanzen, alle Bäume verbeugen sich und die Freude wächst wie die Pflanzen. (…)
Wer die richtigen Ohren hat, hört das Lied, das die Blumen singen, weil die Sonne sie munter macht, denn Musik ist in allen Dingen.1
In diesem Buch erzähle ich ein paar dieser Geschichten, die ich gefunden habe, und hoffe, dass du dabei Lust bekommst, 1 „Alles jubelt, alles singt“ von Hella Heizmann

stehen zu bleiben und deine Augen, deine Ohren und dein Herz zu öffnen und all die Lieder und Geschichten zu hören, die nur darauf warten, von dir entdeckt zu werden!
DAS STÜCKCHEN, DAS KEINER WOLLTE
Vor mir liegt ein kleines, verwildertes Stück Garten. Ein wenig traurig breitet es sich vor mir aus. Hier wurde schon lange nichts mehr gemacht. Das Blumenbeet ist völlig von Efeupflanzen überwuchert. Zwischendrin palmähnliche Sträucher, von denen ich nicht so recht weiß, ob sie Blume oder Unkraut sind. Der Rasen besteht aus mehr Moos als aus Gras. Beete sucht man hier vergebens. Mittendrin verteilt findet man lieblos abgesägte Baumund Strauchstümpfe. Vor der Hütte steht ein kläglicher Mauerrest, der schon auseinanderfällt. Und zwischendrin jede Menge Beton, Unkraut, Plastikziegel und Müll. Aber wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man mehr: Bäume, deren Äste noch kahl sind, aber die perfekt um den Garten herum angeordnet wurden. Ein paar versteckte Rosensträucher. Neben einer Vorliebe für Beton muss der Vorpächter auch eine für Pfingstrosen gehabt haben, denn die kämpfen sich an allen Ecken
durch die regennasse Erde. Wilde Tulpen zeigen sich vereinzelt in der Erde und in einer Ecke kann man einen Stachelbeerstrauch entdecken.
Und wenn man lange genug dasitzt, dann sieht man all das, was noch werden könnte: Die Ecke neben dem Haus, die sich perfekt für ein paar Hochbeete eignet. Die Wasserstelle, um die man einen kleinen Brunnen bauen könnte. Den betonierten Platz vor der Hütte, der sich perfekt für eine Bank und eine kleine Grillecke eignen würde. Ecken für Himbeersträucher, Hängematten, Sommerfeste und Wasserschlachten. All das haben wir gesehen, als wir uns für dieses kleine verwilderte Gartenstückchen meldeten, das niemand haben wollte. Hätten wir ein bisschen länger gewartet, hätten wir ein „besseres“, ordentlicheres Stückchen haben können, mit fertigen Beeten und weniger Unkraut. Viermal mussten wir zur Besichtigung kommen, wahrscheinlich, weil es uns niemand so richtig zutraute, mit dem Chaos fertigzuwerden. Im Nachhinein staune ich selbst darüber. Aber aus irgendeinem Grund hatte es mir dieses wilde Gärtchen angetan.
Manchmal, da fühlt sich mein Leben auch wie ein kleines verwildertes Gartenstückchen an. Überwuchert und zugewachsen, ein wenig chaotisch, viel Zugepflastertes und Steine, Müll und jede Menge Arbeit. Keine vorbereiteten Beete; stattdessen muss erst mal kräftig Unkraut gezupft und Efeu herausgerissen werden. Es braucht eine Menge Zeit, alles ist so unfertig und dauert viel länger, als ich es mir wünschen würde. Und dann muss ich an den denken, der vor diesem Gartenstückchen stand und all das andere gesehen hat: die Apfelbäume und Wildtulpen, Sommerfeste und Grillabende. Das, was schon da ist, und vor allem das, was werden kann. Und vielleicht geht es Jesus ein bisschen so wie mir damals. Vielleicht schütteln alle um ihn herum den Kopf und sagen: „Warte doch auf was Besseres, das ist viel zu viel Arbeit!“ Zum Glück
Vielleicht geht es Jesus ganz ähnlich, wenn er mein kleines Leben anschaut.
Und dann krempelt er die Ärmel hoch, nimmt die Schaufel in die Hand und ruft mir zu: „Da machen wir was richtig Schönes draus!“
ist er jemand, der richtig viel Lust darauf hat, aus dem Chaos etwas Schönes zu machen.
Wenn ich in unserem kleinen Garten arbeite, Beton ausgrabe und Müll entsorge, Beete anlege und Zwiebeln setze, dann ist das wie eine Erinnerung daran, dass ich auch mein Leben gestalten darf. Ich muss nicht warten, bis Dinge einfach passieren, sondern darf bebauen, bewahren, säen, pflanzen und ernten. Es ist voller Träume und Möglichkeiten und harter Arbeit. Es ist nicht das größte oder schönste Stückchen, aber es ist meins. Und vielleicht geht es Jesus ganz ähnlich, wenn er mein kleines Leben anschaut. Und dann krempelt er die Ärmel hoch, nimmt die Schaufel in die Hand und ruft mir zu: „Da machen wir was richtig Schönes draus!“
Da nahm Gott, der HERR, etwas Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
Dann legte Gott, der HERR, einen Garten im Osten an, in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen, den er geformt hatte, dorthin.
Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und ihn zu bewahren.
(1. Mose 2,7.8.15)



Frühling
Es ist Frühling und der Garten lädt zum Entdecken ein.
Die ersten grünen Spitzen wagen sich durch die Erde, dazwischen singende Vögel, die im Apfelbaum nisten, Bienen und Käfer, die sich in den Blüten verstecken.
Und im Frühling, da gibt es jede Menge zu tun.
Ich säe winzige Samen aus und brauche all meinen Glauben, um mir vorzustellen, dass daraus tatsächlich ein bunter Gemüsegarten werden wird.
Ich lege Beete an, mulche und hacke, bis ich Blasen an den Händen habe, und schaffe aus dem Chaos ein kleines Paradies.
Ich kämpfe gegen Schnecken, Dornen und Unkraut, das ich wieder und immer wieder aus den Beeten ziehe. Und in die Lücken, da pflanze ich bunte Primeln.
Ich finde Gott im Frühling.
Zwischen Aufbruch und Neubeginn, Arbeit und Staunen.
Wenn die Tage arbeitsreich und voller Wunder sind. Wenn man Dinge wachsen sieht und gleichzeitig noch so viel Geduld braucht.
Dann möchte ich die Ärmel hochkrempeln und die Schaufel in die Hand nehmen. Die Zweifel beiseiteschieben und loslegen. Samen in die Erde legen, gießen und dem glauben, der jedes Jahr aufs Neue meinen Garten wachsen und blühen lässt, dass er auch in mir Neues schaffen will.
FRÜHLINGSERWACHEN
Es ist nur ein winziger Moment. Ein paar Tage im Garten, die man leicht verpasst. Auf den ersten Blick wirkt alles wie tot. Vertrocknete Stauden wippen im Wind. Der Rasen ist matschig, die Beete abgeräumt und mit einer dicken Mulch- und Laubschicht bedeckt. Die Bäume sind blattlos und kahl. Doch wenn man auf die Knie geht, das Laub ein wenig zur Seite schiebt und ganz genau hinschaut, dann sieht man sie: die allerersten grünen Spitzen, die sich durch die Gartenerde schieben. Und obwohl sich nicht viel verändert hat, verändern sie doch alles. Denn sobald ich die ersten grünen Triebe in meinem Garten entdecke, ist für mich offiziell Frühling. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass noch viele kalte, nassgraue Tage folgen werden, die mehr nach Winter als nach Frühling aussehen, weiß ich doch, dass hier etwas Neues beginnt. Verborgen und doch schon da. Etwas, das wächst, aber das man doch auf den ersten Blick nicht erkennt. Und in solchen Momenten erinnere ich mich daran, wie Gott einmal zu seinem Volk gesagt hat: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“ (Jesaja 43,19 LUT)
Und tatsächlich ist er gerade dabei, etwas Neues zu schaffen. In dieser Welt, aber auch in mir. Durch Jesus ist Gottes Reich und seine Gegenwart nicht unerreichbar weit weg, sondern erfahrund erlebbar. Und Jesus verspricht, dass er, wenn wir ihm unseren Glauben und Vertrauen schenken, auch in uns etwas Neues schaffen will: ein neues Herz und einen neuen Geist (Hesekiel 36,26).
Siehst du es denn nicht? Wie oft will ich rufen: Nein, Gott, ich sehe es nicht! Ich sehe eine Welt, in der Kinder hungern und an jeder Ecke Ungerechtigkeit lauert. Ich sehe Katastrophen und Krankheit und Einsamkeit und den Tod, der so unbarmherzig zuschlägt. Aber dein Reich, das sehe ich nicht. Und wenn ich mein Herz anschaue, dann finde ich darin so oft Wut und Härte, Selbstgerechtigkeit und Schuld. Aber dich in mir, das sehe ich nicht.
Doch nur, weil ich es nicht sehe, heißt es nicht, dass es nicht vorhanden ist. Wie der Frühling, der unter der kalten Wintererde bereits Wurzeln bildet und unbemerkt vor sich hinwächst, und
der jeden Moment bereit ist, seine grünen Knospen durch die Erde zu schicken, so wächst auch das Neue, das Gott schafft, erst einmal im Verborgenen. Aber immer wieder werden uns diese kleinen kostbaren Momente geschenkt, wo wir das, was schon längst da ist, auch sehen dürfen. Knospen, die die Winterdecke durchbrechen, und Gottes Reich, das in dieser Welt sichtbar wird.
Der Frühling erzählt uns von Aufbrüchen und Neuanfängen, die schon unter der Oberfläche schlummern. Die vielleicht noch vom Alltagsdreck und all dem Staub überdeckt werden, aber doch längst schon vorhanden sind. Der Himmel, der in dieser Welt und sogar in meinem Herzen schon am Aufbrechen ist. Kleine Frühlingsaugenblicke, wo wir die ersten grünen Spitzen entdecken, die wir vorher nur erahnen konnten. Und deshalb mache ich mich jedes Jahr auf die Suche nach den ersten grünen Knospen, nach den kleine Anzeichen, dass der Frühling gekommen ist. Nur ein winziger Moment, ein paar Tage, die man so leicht verpasst.
Nur, weil ich es nicht sehe, heißt es nicht, dass es nicht vorhanden ist. Wie der Frühling, der unter der kalten Wintererde bereits Wurzeln bildet und unbemerkt vor sich hinwächst, und der jeden Moment bereit ist, seine grünen Knospen durch die Erde zu schicken, so wächst auch das Neue, das Gott schafft, erst einmal im Verborgenen.
Und dann, wenn ich sie entdecke – in meinem Garten, aber noch viel mehr in meinem Leben, dann flüstere ich zurück: „Ja, Gott, jetzt sehe ich es!“
Frühblüher
Frühblüher machen nicht nur Lust auf das neue Gartenjahr, sondern sind nach dem langen Winter auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Meine liebsten Frühblüher: Krokusse, Primeln, Narzissen, Traubenhyazinthen, Wiesen-Schlüsselblumen, Weidenkätzchen und Haselnusssträucher.

GLAUBE, SO KLEIN WIE EIN APFELKERN
Ich stehe in meinem Wohnzimmer und nehme mir vor, dieses Mal kein absolutes Chaos anzurichten. Vor mir auf dem Esstisch steht eine riesige Kiste voller Erde, dazwischen Anzuchttöpfchen in allen Formen und Größen und ein großer Stapel mit Samen. Ich fülle die Töpfe mit Erde und verteile die Samen, manche großzügig wie Tomaten oder Salat, manche setze ich einzeln in die Töpfe wie Kürbisse, Zucchini oder Gurken. Dann drücke ich sie kurz in der Erde fest und gieße sie an. Trotz aller guten Vorsätze sieht nach ein paar Minuten nicht nur der Esstisch, sondern unsere gesamte Wohnung aus, als hätte jemand eine Schlammschlacht veranstaltet. Weil die Kinder so gerne mithelfen wollten, liegt jetzt die Hälfte der Erde unter dem Tisch und wird von dort aus in alle Zimmer und Winkel verteilt. Und mittendrin, zwischen Erde und Dreck, diese winzig kleinen Samen, auf die man gut aufpassen muss, damit sie nicht aus Versehen zwischen all dem Chaos verschwinden.
Jedes Jahr im Frühling, wenn ich anfange, im Haus die ersten Pflänzchen vorzuziehen, bin ich gleichzeitig voller Hoffnung und Zweifel, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass aus diesem kleinen Samen einmal eine richtige Pflanze wachsen wird. Und doch erlebe ich jedes Jahr aufs Neue genau das. Manchmal krame ich mein Handy hervor, schaue mir Bilder vom letzten Sommer an und staune, wie groß und grün diese Pflanzen eines Tages aussehen werden. Doch heute, da sehe ich nur einen winzig kleinen Kern.
Kann es wirklich sein, dass in diesem kleinen Körnchen alles vorhanden ist, um mit ein bisschen Sonne, Wasser und Erde zu einem großen Busch zu wachsen? Eine Tomate aus ein paar Krümeln? Eine Sonnenblume aus einem winzigen Samen? Ein ganzer Apfelbaum aus einem kleinen Kern? Wie schwer fällt es mir, das zu glauben! Besonders wenn ich nach draußen schaue und im trist-kalten März nichts als kahle Bäume und regennasse Straßen sehe.
Und ganz ähnlich geht es mir mit den Dingen, von denen mein Glaube erzählt. Von Frieden in größter Not, vom Geliebtsein, so wie ich bin. Von Vergebung und Güte, die mich nie verlässt, und
Leben in Fülle, dem es an nichts fehlt. Wenn ich meinen Alltag so anschaue und all meinen Glauben zusammenkratze, dann sieht er selten wie ein strahlendes Sonnenblumenfeld oder ein großer alter Apfelbaum aus. Eher wie ein kleiner, unscheinbarer Krümel. Ein Samenkorn, von dem man nicht glauben kann, dass da etwas Schönes und Lebendiges drinsteckt. Aber wie froh bin ich über Jesu Zusicherung, dass das völlig ausreicht. Dass wir nicht den großen bunten, spektakulären Glauben brauchen, sondern nur das kleine unscheinbare Vertrauen und ein verzweifeltes Nichtloslassen. Glaube, so klein wie ein Samenkorn.
Wenn ich meinen Alltag so anschaue und all meinen Glauben zusammenkratze, dann sieht er selten wie ein strahlendes Sonnenblumenfeld oder ein großer alter Apfelbaum aus.
Dann kommt der Frühling, jedes Jahr aufs Neue, und aus dem kleinen Samenkorn wachsen die ersten grünen Spitzen, die ich völlig euphorisch feiere, weil hier doch tatsächlich etwas wächst! Und mit Sonne, Wasser und ein wenig Geduld werden daraus sogar ein Blumenbeet und ein ganzer Gemüsegarten. Obwohl es Jahr für Jahr passiert, ist es für mich doch nach wie vor ein großes Wunder.
Und dann schaue ich auf meinen kleinen, krümeligen Glauben, der manchmal so unscheinbar und manchmal so hart ist. Aber dann wird es Frühling und ich darf danebenstehen und zuschauen, wie kleine grüne Spitzen sich durch den Dreck kämpfen und Jesus sein Versprechen hält, dass mein kleiner Glaube ausreicht, damit er etwas Schönes daraus wachsen lassen kann.
Samenfest
Achte beim Kauf deiner Pflanzen darauf, dass du samenfestes Saatgut verwendest. Hybride Samen (gekennzeichnet durch „F1“ oder „Hybrid“) haben zwar oft vorteilhafte Eigenschaften, können aber im Gegensatz zu samenfesten Pflanzen nicht weitervermehrt werden.

NISTENDE VÖGEL
Regungslos liege ich mit meiner erst wenige Wochen alten Tochter auf unserem Gartenstuhl. Wenn ich ganz leise bin, höre ich es neben mir aufgeregt zwitschern, direkt aus meinem Lieblingsapfelbaum mit den roten Früchten. Nach ein paar Minuten entdecke ich auf einmal eine Meisenmama, die etwas im Schnabel hält und zu dem kleinen Loch im Stamm fliegt. Plötzlich wird mir klar: In unserem Apfelbaum nisten Blaumeisen!
Und während ich noch eine Weile so dasitze, wird mein Herz ganz weit. Denn vor ein paar Jahren bin ich über einen bekannten Psalm gestolpert, der seitdem eine ganz besondere Bedeutung für mich hat. Darin heißt es:
HERR, du allmächtiger Gott, wie sehr liebe ich den Ort, wo du wohnst! Ich kann es kaum noch erwarten, ja, ich sehne mich danach, in die Vorhöfe deines Tempels zu kommen! Mit Leib und Seele juble ich dir zu, du lebendiger Gott!
Sogar die Vögel haben hier ein Nest gebaut, die Schwalben sind hier zu Hause – in der Nähe deiner Altäre ziehen sie ihre Jungen groß.
(Psalm 84,2-4a)
Was mich dabei so anrührt, ist die Vorstellung, dass am Tempel an diesem heiligen Ort selbst die Vögel einen Platz finden, wo sie ihr Nest bauen und in der Nähe Gottes wohnen dürfen. Das erste Mal habe ich diesen Psalm gelesen, als ich kurz nach unserem Umzug in unserem Wohnzimmer saß und bei der Kaffeepause inmitten lauter Kisten und Kartons piepende Meisen beobachten konnte, die in unserem Rollladenkasten ihr Nest bauten. Während des Lesens war das für mich wie eine Zusage: Die Vögel nisten im Tempel Gottes – und wenn sie auch hier vor unserem Fenster ihr Nest bauen, dann ist unser Zuhause vielleicht auch der Ort, wo Gott wohnt.
Denn: Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. (Apostelgeschichte 17,24 LUT)
Und so sitze ich jetzt in meinem Gartenstuhl und höre die Vögel in unserem Apfelbaum piepen und mir wird bewusst: Nicht nur in

unserem Wohnzimmer, auch in unserem Garten ist Gott zu Hause. Nicht die großen Kathedralen, nicht die heiligen Räume, sondern meine chaotische Wohnung und mein wilder grüner Garten sind die Orte, wo Gott wohnt. Weil Gott nicht in Bauwerken, sondern in den Herzen seiner Kinder zu Hause ist. Und vielleicht geht deshalb mein Herz jedes Mal so auf, wenn ich Vögel nisten sehe, weil ich dann daran denken muss, dass Gottes Wohnung nicht weit ist.
Nicht die großen
Kathedralen, nicht die heiligen Räume, sondern meine chaotische Wohnung und mein wilder grüner
Garten sind die Orte, wo Gott wohnt.
Wie gerne möchte ich wie diese Vögel sein, die Gottes Nähe suchen und ihr Nest ganz nahe in seiner Gegenwart bauen. Die Zweige, Blätter und Äste anschleppen und sich in Gottes Wohnzimmer einrichten, um ihre Jungen in seiner Gegenwart großzuziehen. Und während ich auf dem Gartenstuhl in der Frühlingssonne sitze und die Meisen neben mir zwitschern, staune ich, wie unglaublich das ist, dass nicht nur die Vögel in Gottes Haus ihr Nest bauen dürfen, sondern auch ich ihm ganz nahe sein darf.

Vogel-Nisthilfen für den Garten
Immergrüne Gehölze, aber auch Totholz (abgestorbene Baumstumpen und alte Bäume) bieten gute Brutmöglichkeiten. Hecken sorgen mit ihren Früchten zusätzlich für Nahrung und ihre Dornen für Schutz vor Fressfeinden. Zusätzlich kann eine Totholzhecke – auch Benjeshecke genannt – angelegt werden. Nistkästen sind eine gute Ergänzung zu natürlichen Nistgelegenheiten, hier gibt es sogar unterschiedliche Modelle, je nach Vorliebe der verschiedenen Vogelarten.