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Willms | Im Blickfeld des Himmels

Tina
Leseprobe

Tina

Im Blickfeld des Himmels

Inspirationen zur Jahreslosung und den Monatssprüchen 2023

Die Rechte der Texte in diesem Buch liegen bei der Autorin. Bei Interesse an einer Lesung wenden Sie sich bitte direkt an Tina Willms: tina.willms@t-online.de.

((FSC-Logo))

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2022 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Agentur 3Kreativ, Essen, unter Verwendung eines Bildes von © Lektorat: Viktoria Tersteegen

DTP: Breklumer Print-Service, www.breklumer-print-service.com Verwendete Schrift: Cronos Pro, Adobe Garamond Pro Gesamtherstellung: XXX

Printed in XXX

ISBN 978-3-7615-6883-5

www.neukirchener-verlage.de

VORWORT

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Genesis 16, 13). Eine Frau sagt die Worte der Jahreslosung 2023. Hagar, übersetzt „die Fremde“, Magd im Haus von Abram und Sarai. Ihre eigenen Bedürfnisse zählen dort nicht. Sie wird übersehen, ja, sogar benutzt. Als sie es nicht mehr aushält, flieht sie in die Wüste. Und dort gibt es diesen Moment, in dem ihr ein Engel begegnet. Sie spürt: Gott behält mich im Blick. Ich werde gesehen, als die, die ich bin.

Wie wäre es, die eigene Wahrnehmung in diesem Jahr besonders auf Frauen zu richten? Denn immer noch werden sie übersehen, überhört, übergangen. Immer noch liegt ein weiter Weg vor uns, wenn es um die Gleichberechtigung unterschiedlicher geschlechtlicher Identitäten geht. Oft genug nehmen wir das nicht einmal wahr, weil die vornehmlich auf Männer ausgerichteten Strukturen so lange so selbstverständlich waren.

Das wünsche ich mir für 2023: Blinde Flecken sollen sehend werden. Auch und zuerst meine eigenen. Was kann ich dafür tun, dass Frauen gesehen werden, wie kann ich solidarisch und unterstützend sein? Wo kann

ich mich einsetzen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung jedweder Art?

Ich wünsche mir, dass viele Leser*innen mitmachen. Wir können etwas tun. Wir können Formulierungen aufdecken, die andere Menschen abwerten, können uns für gleiche Löhne einsetzen, Care-Arbeit gerecht verteilen, Podien paritätisch besetzen, unsere Sprache verändern, Maria 2.0 unterstützen, und, und, und…

Ich selbst möchte in diesem Buch für Gott wechselweise das männliche und das weibliche Personalpronomen verwenden. Wer weiß, vielleicht verändert sich etwas in dem, was ich über Gott sage und denke. Mögen Sie es mit mir ausprobieren? Ohne darüber zu vergessen, dass Gott unsere menschlichen Weisen, von ihm/ihr zu denken und zu sprechen, weit übersteigt.

Frauen sind es übrigens auch, die dieses Buch maßgeblich gemacht haben, und deren Namen hier sichtbar gemacht werden sollen:

Ruth Atkinson leitet den Neukirchener Verlag, in dem es erscheint. Viktoria Tersteegen hat es als Lektorin betreut. Miriam Gamper-Brühl von der Agentur 3Kreativ, die aus drei Frauen besteht, hat das Cover gestaltet.

Heinke Willms hat einen Gastbeitrag geschrieben. Sie, Annette BadenRatz und Birgit Große waren die ersten Leserinnen und haben mir wertvolle Hinweise zur Überarbeitung gegeben.

Frauen, die mich stärken und unterstützen. So wie Frauen (aber nicht nur sie) es für Frauen tun sollten. Ihnen gilt mein besonderer Dank.

Hameln, im Februar 2022

Tina Willms

Segenswunsch: Zum neuen Jahr

365 nagelneue Tage, noch ungelebt. Zeit, um sie anzufüllen mit dem, was aussteht.

Einmal sich umsehen im Land der Träume. Manche sind farbenfroh, andere schon etwas verblasst.

Ich wünsche dir den Mut, einen Traum auszuwählen, um ihn in diesem Jahr ins Leben zu holen.

Wie sonst sollten Träume denn wahr werden, wenn nicht durch uns?

JAHRESLOSUNG 2023:

Im Blickfeld des Himmels

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“

GENESIS 16, 13 (L)

Wahrgenommen und gewürdigt

Hagar, übersetzt: „Die Fremde“. Das ist vermutlich kein Name, den sie selbst gewählt hat. Wer würde sich schon selbst „die Fremde“ nennen?

Diesen Namen vergeben andere: die, die dazugehören. Zu einer Familie, einer Stadt, einem Land. Die Fremden aber, sie gehören nicht dazu. Sie kommen von außen, und manchmal sind sie weder erwünscht noch eingeladen. Sie sollen draußen bleiben und möglichst nicht stören.

Einander vertraut zu werden beginnt mit dem Namen. Wenn wir uns einander vorstellen und näherkommen. Unsere Geschichte erzählen. Zeigen, was wir lieben und was uns verletzt.

Hagar, die Fremde.

Sie wohnt zwar im Haushalt von Abram und Sarai1, doch braucht sie keinen Namen, der sie zu einer Persönlichkeit werden ließe. Der Stempel „fremd“ reicht aus.

Einer Fremden kann man zumuten, was sonst liegenbliebe: die Drecksarbeiten, die hässlichen Worte, die Demütigung. Man muss sich nicht weiter einfühlen in sie. Nein, man kann sie benutzen für eigene Zwecke.

Dabei haben Abram und Sarai es selbst erlebt, wie es war, fremd zu sein. Wegen einer Hungersnot waren sie nach Ägypten gezogen. Und weil Sarai eine so schöne Frau war, bekam Abram Angst, den Neid der Einheimischen auf sich zu ziehen. Ja, er befürchtete sogar, getötet zu werden. Darum hatte er Sarai als seine Schwester ausgegeben. Und so meinte der Pharao, er könne sie zu sich nehmen und über sie verfügen.

Das alles scheinen die beiden vergessen zu haben.

Denn jetzt nutzen sie selbst eine Fremde aus: Hagar muss ihnen dienen, sie wird Sarais Magd. Sie ist ihrer Herrin nah, ohne ihr nahe kommen zu dürfen. Sie erlebt auch mit, wie sehr Sarai sich ein Kind wünscht. Wie sie Monat für Monat enttäuscht und traurig ist: Wieder nicht schwanger. Und die Uhr tickt.

Da kommt Sarai auf die Idee, nicht nur über Hagars Dienste, sondern auch über ihren Körper zu verfügen, als Hülle für die eigenen Zwecke: „Geh du doch zu meiner Magd“, sagt sie zu Abram, ihrem Mann, „ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme?“ (Genesis 16, 2b). „Und Abram gehorchte der Stimme Sarais“ (Genesis 16, 2c). Hagar wird nicht gefragt, ob ihr der fremde Mann recht ist. Er schläft mit ihr, Genaueres erfahren wir nicht. War er zumindest ein wenig zärtlich, war es eher eine technische Angelegenheit oder ging es gar gewaltsam zu?

1 Abram und Sarai bekommen von Gott später neue Namen (siehe Genesis, Kapitel 17) und werden Abraham und Sara genannt.

Der Plan jedenfalls geht auf: Hagar wird schwanger, ihr Bauch schwillt an, ein Kind wächst darin.

Mühelos scheint ihr zu gelingen, was bei Sarai nicht klappen wollte. Als sei es das Einfachste von der Welt.

Und das macht sie größer. Größer als ihre Herrin, in einem Punkt jedenfalls. Hagar ist stolz, geht aufrecht und traut sich nun was.

Sarai kommt in eine verzwickte Lage. Es soll ja ihr Kind werden, dieses Baby, das in Hagar wächst. Ein Familienmitglied, das dazugehört, anders als die Frau, die es austrägt.

Ihre Magd hingegen kann Sarai nicht ausstehen. Diese Arroganz, diese Überheblichkeit. Lebende Erinnerung an die eigene Unzulänglichkeit: Schau, Sarai, was ich kann, kannst du nicht. Du, Sarai, bist unfruchtbar.

Eines Tages siegt Sarais Zorn. Ich halte das nicht mehr aus, sagt sie zu ihrem Mann.

„Siehe, deine Magd ist unter deiner Gewalt; tu mit ihr, wie dir’s gefällt“, antwortet Abram (Genesis 16, 6).

Und Sarai – so heißt es – demütigte ihre Magd. Auch hier erfahren wir nichts Genaues. Doch scheinen sich hinter diesen wenigen Worten solch dramatische Szenen abgespielt zu haben, dass Hagar für sich keinen anderen Ausweg sieht, als vor ihrer Herrin in die Wüste zu fliehen.

Selbst der lebensfeindlichste Ort scheint besser zu sein als das, was sie im Haus von Sarai und Abram ertragen muss.

Nun ist sie allein. Und schwanger dazu. Wo soll sie nur hin? Erbarmungslos brennt die Sonne vom Himmel. Die Kehle wird trocken, Hagar vergeht fast vor Durst.

Schließlich findet sie eine Wasserquelle, und an dieser Quelle findet ein Engel sie auf.

Endlich, nun endlich kommt also Gott ins Spiel. Durch einen seiner Mittler macht er sich bemerkbar. Und endlich nennt einer Hagar bei ihrem Namen:

„Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin?“ (Genesis 16, 8)

Nachdem Hagar ihr Leid geklagt hat, nachdem sie die ganze Geschichte erzählt hat, sagt der Engel zu ihr:

„Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre Hand“ (Genesis 16, 9).

Zurück also soll sie, zurück in die alten, erniedrigenden Strukturen. Hagar widerspricht nicht. Sie ahnt vielleicht schon, dass sie dort nun eine andere sein wird als vorher. Denn sie ist nun gesehen worden, Gott selbst hat sich mit ihr vertraut gemacht. Das verleiht ihr Würde und Wert.

Doch dabei belässt der Engel es nicht: Er richtet ihr von Gott aus, dass der auch künftig an sie denken und ihren Namen groß machen wird: „Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.“ (Genesis 16, 10)

Die als „Fremde“ titulierte, sie trägt ihr Kind nicht länger für eine andere aus, nein, sie selbst wird zur Stammmutter einer unermesslichen Nachkommenschaft werden.

Hagar ist nicht mehr „die Fremde“, die man getrost übersehen und verzwecken kann. Gott selbst hat sie im Blick, er sieht sie, nimmt sie wahr und würdigt sie.

Bevor Hagar sich auf den Weg zurück macht, verleiht sie nun ihrerseits Gott einen Namen:

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Genesis 16, 13)

In der Fremde willkommen sein

Fliehen müssen. Die eigene Wohnung auflösen. Habseligkeiten zusammenpacken, das Wenige, was dich auch in einer anderen, fremden Umgebung ein wenig zu Hause sein lässt. Am Kai stehen oder auf dem Flughafen, ohne zu wissen, wohin der Weg führen wird.

Die Dichterin Hilde Domin hat das erlebt. 1939 flieht sie, die jüdische Wurzeln hat, mit ihrem Ehemann vor den Nationalsozialisten aus Deutschland, zunächst nach England, ein Jahr später in die Dominikanische Republik.

Da heißt sie noch Hilde Palm. In Santo Domingo schreibt sie 1951, bereits 42 Jahre alt, ihr erstes Gedicht. Nun gibt sie sich einen Künstlernamen, in dem die Verbundenheit mit dem Ort ihres Exils anklingt: Sie nennt sich Hilde Domin.

Heimat ist ein Thema, das immer wiederkehren wird in den Gedichten von Hilde Domin. Ihr geht es wie vielen Menschen, die einmal entwurzelt wurden. Die Grundfrage „Wo bin ich zu Hause?“ begleitet sie ein Leben lang.

Im Gedicht „Apfelbaum und Olive“ beschreibt Hilde Domin das Gefühl, in der Fremde willkommen zu sein, weil es dort Menschen gibt, die nicht nur ein Zimmer zur Verfügung stellen, sondern auch das Leben mit den Fremden zu teilen verstehen. Die Küche und die Katze, das Fahrrad, den Weg zum Milchbauern und die eigene Geschichte.

Wie anheimelnd ist es, zu wissen, wo die Teller und die Tassen stehen. Als sei es das eigene Zuhause. Wie tröstlich ist es, mit dem Fahrrad zum Bauern zu fahren, die Milchkanne in der Hand, deren Deckel man selbst verloren haben könnte. Als sei es die eigene Geschichte.

Wenn ich das Gedicht mit dem verknüpfe, was Hilde Domin selbst erlebt hat, wenn ich also wage, es autobiografisch zu lesen, dann frage ich mich:

Wie haben wohl ihre Gastgeber die fremde Frau wahrgenommen, die geflüchtet war? Vermutlich zunächst als einen Menschen, der ein Obdach braucht.

Ahnten sie, was die zierliche Frau selbst noch gar nicht wusste: Dass auch eine Dichterin in ihr steckt?

In den Bildern des Gedichts wird offensichtlich, dass die Menschen mit einer Heimat sich eingelassen haben auf den Gast, der keine mehr hatte. Sie empfanden ihn nicht als Eindringling, den sie möglichst bald wieder loswerden wollten.

Sie fühlten sich ein. Was braucht jemand, der fliehen musste, um zumindest ein wenig zu Hause zu sein?

Ich stelle mir vor, wie die fremden Menschen einander vertraut geworden sind. So wie es auch heute noch geschieht, wenn Einheimische jene willkommen heißen, die geflüchtet sind aus dem eigenen Land. Bald kommt es einem so vor, als kenne man das Gesicht und die Gesten des Gegenübers schon lange. Aus dem, der Hilfe nötig hat, wird ein Mensch einer eigenen Geschichte, die erzählt werden will. Und manchmal entfaltet sich eine Begabung, von der niemand etwas ahnte und die sich als einzigartig erweist.

(nach: Hilde Domin: Gesammelte Gedichte © S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 9. Auflage 2003, S. 14.)

Bereichernd

Was mir fremd ist, nicht in die Wüste schicken. Es ansehen, befragen und mich damit auseinandersetzen.

Mich vertraut damit machen, es ertragen, ja, vielleicht gar lieben lernen. Es in Worte fassen, ihm einen Namen geben.

Vielleicht gebiert es neue Möglichkeiten, die ich pflegen und nähren kann.

Eine weitere Facette des Lebens und seiner Vielfalt.

Gebet: Zukunft und Hoffnung

Gott, du Quelle des Lebens, wenn ich am Ende bin, namenlos, ohne zu wissen, wer ich bin.

Erschöpft, ohne zu wissen, wohin.

Dann lass mich im Spiegel nicht nur mein eigenes Bild sehen müssen von mir.

Hilf mir, deins wahrzunehmen, das einer Vision ähnelt.

Einen neuen Namen verleihst du mir und schenkst mir

Zukunft und Hoffnung.

Schaut hin!

Umrisse, aufgezeichnet auf den Steinen, rote Spuren wie von Blut, ein Polizeiauto, ein Infostand. Frauen in weißen Gazeanzügen verteilen Flyer. Es ist der 25. November, der Tag gegen Gewalt an Frauen.

Jede dritte Frau ist betroffen von Gewalt, lese ich auf einem Plakat. Ich schaue mich um, hier stehen vielleicht dreißig Frauen, ich zähle durch, die Zahl bekommt Gesichter. Über sechshundert Frauen waren es im vergangenen Jahr in unserem Landkreis, und das waren ja nur die, die gemeldet wurden.

Gewalt gegen Frauen – dazu zählt all das, was Frauen nicht möchten, erklärt eine der Frauen im Gazeanzug.

Es beginnt mit den vermeintlich „kleinen“ Übergriffen. Pfiffe vom Baugerüst, Hupen im Vorbeifahren. Anzügliche Bemerkungen, sexistische Witze, der Klaps auf den Hintern. Eine männliche Weise, um Dominanz und Macht zu zeigen.

In alten Filmen noch gang und gäbe. Spiegel einer patriarchalen Gesellschaft, die Frauen verbot, ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten zu gehen. Einer Zeit, in der Sex als eine der „ehelichen Pflichten“ im Gesetz genannt wurde.

Ich gehe zum Infostand, dort liegen Flyer von der Opferschutzorganisation „Weißer Ring“, vom Frauenhaus, von der Polizei:

Die meisten und brutalsten Gewalttaten geschehen zuhause, erfahre ich, hinter verschlossenen Türen. Da tyrannisieren Männer ihre Frauen, werten sie ab, schüchtern sie ein, schlagen, treten, vergewaltigen sie. Oft erleiden die Frauen ein jahrelanges Martyrium, viele schaffen es erst nach vielen Jahren, sich zu trennen. Viel zu viele schaffen es gar nicht.

Jene, die den Mut dazu endlich aufbringen, sind besonders gefährdet. An jedem dritten Tag geschieht in Deutschland ein Femizid, eine Frau wird ermordet, oft von dem Mann, den sie verlassen hat.

Ich bin erschüttert, als ich mich auf den Weg nach Hause mache.

„Schaut hin!“ Ich möchte es am liebsten laut herausschreien.

Jede dritte Frau! Mit ziemlicher Sicherheit kenne ich, kennen Sie eine von ihnen.

Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 08000-116016

Segenswunsch: Vom Himmel geschickt

In den Wüstenzeiten des Lebens wünsche ich dir Menschen, die dich aufsuchen und bei deinem Namen nennen.

Sie nehmen wahr, was du brauchst: Wasser und Brot, ein offenes Ohr, eine helfende Hand.

Als habe sie der Himmel geschickt.

Sie bleiben dir nah, bis dir neue Kräfte wachsen und du den Weg sehen kannst, der dich zurückführt in die Fülle der Welt.

Anders gesagt: Name

Den Moment, in dem jemand mich zum ersten Mal bei meinem Namen nennt, empfinde ich als etwas Besonderes. Ich werde herausgehoben aus der Menge derer, die fremd bleiben. Ich werde angesehen, jemand verleiht mir Ansehen.

Eine*r nimmt eine Beziehung zu mir auf. Manchmal ist es nur eine kurze Verbindung, auf einem Fest oder in einem Geschäft. Wir lösen uns schnell wieder voneinander. Doch erkennen wir einander nun, wenn wir uns anderswo begegnen. Ein Kopfnicken, ein kurzes „Hallo“.

Manchmal beginnt mit dem Nennen des Namens eine lange Freundschaft. Ich werde zugehörig, nach und nach. Wir schenken einander Vertrauen, werden vertraut miteinander.

„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein“ (Jesaja 43, 1b (L)), dieser Bibelvers wird sowohl bei der Taufe als auch bei einer Trauerfeier oft gelesen.

Gott erklärt mich für zugehörig. Eine Freundschaft beginnt, die mich durchs Leben trägt – und darüber hinaus.

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