Stephan Goldschmidt (Hg.)
Verraten, verlassen und doch lebendig
Stephan Goldschmidt (Hg.)
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Stephan Goldschmidt (Hg.)
Verraten, verlassen und doch lebendig
Stephan Goldschmidt (Hg.)
Gottesdienste, Predigten und Impulse für die Passions- und Osterzeit

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Lektorat: Ekkehard Starke
DTP: Breklumer Print-Service, www.breklumer-print-service.com
Verwendete Schrift: Myriad Pro, Chapparal Pro Gesamtherstellung: CPI books GmbH, Ulm
Printed in Germany
ISBN 978-3-7615-6833-0 Print
ISBN 978-3-7615-6834-7 E-Book www.neukirchener-verlage.de
Vorwort
1. Fragst du nicht nach uns, Gott?
Predigt in der Vorfastenzeit
Stephan Goldschmidt
2. Verraten und verkauft
Kurzgottesdienst am Sonntag Invokavit
Stephan Goldschmidt
3. Du hast Recht!
Gottesdienst am Sonntag Judika
Stephan Goldschmidt
4. Gesegnete Zweige
Abendgottesdienst am Palmsonntag
Stephan Goldschmidt
5. Wachet und betet!
Tischabendmahl am Gründonnerstag
Stephan Goldschmidt
6. Mein Gott, mein Gott, warum?
Karfreitagsgottesdienst
Mariesophie Magnusson
7. Gott ist tot. Und wir haben ihn getötet .
L ABORa-Worship an Karfreitag
Hannes Langbein / Dietrich Sagert
8. „Wer das lesen könnt…“ ........................... 87
L ABORa-Gottesdienst an Karfreitag
Gottesdienst mit Texten von Georg Büchner
9. Adieu, Jesus! ...................................... 97
Eine Trauerfeier für unseren Herrn, Freund und Bruder –gestaltet von Konfirmand*innen und deren Eltern
Emilia Handke
10. Wer wälzt uns den Stein fort? ...................... 111
Liturgische Feier in der Osternacht
Eva Hillebold / Frank Nolte / Stephan Goldschmidt
11. Das Leben blüht auf ................................ 123
Digitale Ostergottesdienste
Freudensprünge .................................. 125
Digitale Osterfeier ohne Worte
Johannes Ahrens / Dirk Dillmann / Matthis Hansen / Birgit Lunde
Bewegte (W)Orte .................................. 130
Digitaler Osterspaziergang
Anne Helene Kratzert
12. Wahrhaftig auferstanden .......................... 139
Kurzgottesdienst am Ostersonntag
Stephan Goldschmidt / Michael Held
13. Leben mit einem Versprechen ...................... 145
Gottesdienst am Ostersonntag
Stephan Goldschmidt
14. Der Weg nach Emmaus ............................ 157
Osterspaziergang
Stephan Goldschmidt / Gerd Peter
15. Gott ist in der Mitte ................................
Gottesdienst am Sonntag Jubilate
Stephan Goldschmidt
16. Weißt du, wo der Himmel ist? ......................
Gottesdienst an Christi Himmelfahrt
Stephan Goldschmidt
Autor*innen
Hinweise und Quellen
169
181
Fürbitten
Wie schwer ist es uns, dein Leiden zu verstehen, Jesus, du Bruder aller Menschen. Du hast dich verraten lassen, hast die Bitterkeit angenommen, die Einsamkeit ertragen.
Was wir in diesen Tagen ertragen müssen, legen es in deine Hände. In der Stille sagen wir dir, was uns bedrückt und belastet.
Stille
Für die Menschen, die leiden müssen, Schmerzen aushalten und den Weg des Sterbens gehen, bitten wir dich in der Stille.
Stille
Für die Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren haben und die kaum mehr weiterwissen, bitten wir dich in der Stille.
Stille
Für die Einsamen, die sich alleingelassen fühlen, die keinen haben, der sie besuchen kommt, bitten wir dich in der Stille.
Stille
Vaterunser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
Lied Weise uns den Weg (freiTöne 200)
Stephan Goldschmidt
Glocken
Musik zum Eingang
Votum
Begrüßung
„Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache.“ Ein paar Worte und wir sind mitten im Thema. Heute im Gottesdienst am Sonntag Judika, dem fünften Sonntag in der Passionszeit. „Schaffe mir Recht, Gott.“ Ein Notruf in Bedrängnis. Eher Klage als Bitte. Hier fühlt sich ein Mensch ins Unrecht gesetzt. Vom Schicksal, von den Menschen. Oder gar von Gott? Und er fordert ein, was jedem zustehen sollte, ein Grundbedürfnis: endlich Recht zu bekommen.
Lied Wir gehn hinauf nach Jerusalem (EG.E 3,1-3)
Psalm 43
Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
Kyrie
Stille – Tagesgebet
Das Tagesgebet schließt an das Stille Gebet an. Lebendiger Gott, dein Sohn hat unter uns gelebt, er ist zu uns gekommen, nicht um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben, damit wir leben. Wir bitten dich, mach uns bereit, füreinander da zu sein und uns beizustehen.
Dies bitten wir im Namen deines Sohnes Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt in Ewigkeit.
Amen.
Lesung (Markus 10,35-45)
Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, gingen zu Jesus und sprachen zu ihm:
Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden.
Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue?
Sie sprachen zu ihm:
Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.
Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?
Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir.
Jesus aber sprach zu ihnen:
Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen:
Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.
Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Meditation1
Du veränderst diese Welt, Herr Jesus Christus, vor dir werden die Kleinen groß und die Großen lässt du klein dastehen. Du veränderst die Welt, weil du dich selbst niedrig machst, weil du dir nicht dienen lässt, weil du selbst zum Knecht wirst, weil du dein Leben gibst zur Erlösung auch für mich.
Ich dagegen will groß sein, herauswachsen aus der Enge, die mich klein macht.
Ich will immer noch erfolgreicher werden, mich bekannt machen, einen großen Namen haben.
Doch du willst, dass ich werde wie ein Kind, dass ich auf dich vertraue, dass ich den Neid verlerne und den vergleichenden Blick.
Ich dagegen will reich sein, will mich bedienen lassen, will, dass Menschen sich für mich den Arm ausreißen.
1 Denn du bist unser Gott, 131f.
Doch du willst, dass ich wie du zum Diener werde, dass ich meine Gaben nicht einsetze, um selbst vorwärtszukommen, sondern um meinem Nächsten zu dienen.
Du willst mich erlösen, willst mich befreien von meiner Sucht, immer größer werden zu wollen, immer besser und erfolgreicher. Du willst dein Leben geben zur Erlösung auch für mich.
Lied Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)
„Warum verfolgt ihr mich wie Gott?“, fragt Hiob. Ein Satz, der erschauern lässt. Weil er die Verzweiflung eines in die Enge Getriebenen erahnen lässt. Aber auch, weil es nichts Schlimmeres gibt, als wenn Menschen versuchen, wie Gott zu sein. Die reden oder handeln, als seien sie Gott. Hören Sie die Worte, mit denen sich Hiob gegenüber seinen Freunden rechtfertigt:
Alle meine Getreuen verabscheuen mich, und die ich lieb hatte, haben sich gegen mich gewandt.
Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch, und nur das nackte Leben brachte ich davon. Erbarmt euch über mich, erbarmt euch, ihr meine Freunde; denn die Hand Gottes hat mich getroffen!
Warum verfolgt ihr mich wie Gott und könnt nicht satt werden von meinem Fleisch?
Ach dass meine Reden aufgeschrieben würden!
Ach dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift, mit einem eisernen Griffel und mit Blei für immer in einen Felsen gehauen!