PlanModul - Ein ergonomischer Backstein

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PRAXIS PlanModul

Ergonomischer Backstein

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ine Mauer aus herkömmlichen Backsteinen besteht neben den Steinen aus Lage- und Stossfugen von einem Zentimeter Dicke. Während die Maurer die Steine mit der einen Hand hantieren, müssen sie mit der Maurerkelle in der anderen Hand den Mörtel mit ausreichender Genauigkeit auftragen. Als Einhandsteine dürfen die Backsteine nicht zu schwer sein. Das typische Gewicht von Backsteinen liegt zwischen sieben und acht Kilogramm. Mit der Zielsetzung einer Effizienzsteigerung beim Verlegen der Backsteine bei gleichzeitiger Belastungsreduktion für die Maurer hat die Firma ZZ Wancor mit Unterstützung des AEH Zentrums für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene einen neuen Backstein entwickelt. Erste Versuche und Messungen lassen auf einen sowohl ergonomischen als auch wirtschaftlichen Erfolg schliessen.

Ein Akkordmaurer hebt täglich ein Gewicht von bis zu 7.5 Tonnen und ruiniert sich dabei nicht selten seine Gesundheit. Um dem entgegenzuwirken, haben eine Produkteherstellerin und Experten für Arbeitsgesundheit nun gemeinsam einen neuen Backstein entwickelt. Er ist schwerer und verspricht dennoch Entlastung. Von Samuel Schluep*

Zweihändiges Maurern Im Vergleich zu herkömmlichen Backsteinen weist der ZZ Wancor PlanModul viel kleinere Tolleranzen in der Bauhöhe auf. Dadurch können Wände mit einer nur wenige Millimeter dicken Lagefuge erstellt werden. Für die Stossfugen wird sogar überhaupt kein Mörtel mehr verwendet. Dies führt zu ganz neuen Arbeitsabläufen für die Maurer: das Maurern der Lage- und Stossfuge mit der Maurerkelle entfällt. Stattdessen wird mit einem Schlitten eine wenige Millimeter dicke Lagefuge mit Dünnbettmörtel aufgetragen. Danach werden die Steine zweihändig direkt von der Palette auf die Mauer gehoben und ausgerichtet. Der Verarbeitungsprozess wird dadurch vereinfacht und bedingt durch das zweihändige Heben können die Steinformate grösser sein. So wiegt ein typischer PlanModul-Stein rund 14 kg, also etwa doppelt so viel wie ein herkömmlicher Backstein.

Entlastungen trotz Mehrgewicht Ein Akkordmaurer in der Schweiz vermauert pro Tag bis zu 1000 herkömmliche Backsteine. Zusammengezählt ergibt das ein tägliches Gewicht

Das zweihändige Maurern führt zu einer Verbesserung der Körperhaltung und damit einer Entlastung von Armen und Rücken.

Bilder: zvg

Die grössten Risikofaktoren bei Maurern sind die hohen kumulativen Gewichtsbelastungen, die Repetivität der Arbeit sowie die häufig vorgeneigte Arbeitshaltung. von 7,5 Tonnen – den Mörtel nicht eingerechtet. Kein Wunder besteht bei Maurern ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen am unteren Rücken, an

den Schultern sowie an Armen, Ellbogen, Händen und Knien. Die grössten Risikofaktoren bei Maurern sind die hohen kumulativen Gewichtsbelastungen, die Repetitivität der Arbeit sowie die häufig vorgeneigte Arbeitshaltung.

Das zweihändige Hantieren des neuen Steins verringert die besonders problematische einseitige Haltung. Beim PlanModul stellte sich deshalb die Frage, wie mit einem fast doppelt so schweren Stein die physischen Belastungen in einem vergleichbaren Rahmen gehalten werden oder sogar verringert werden können. Denn das Gewicht der Steine kann wegen der Anforderungen an die Tragfähigkeit und die Schalldämmung nicht wesentlich reduziert werden. Eine erste grobe Abschätzung der physischen Belastungen des neuen und des alten Systems ergab eine vergleichbare Belastung für den Rücken sowie die Hände und Arme, wobei die Produktivität beim Verlegen des PlanModuls leicht erhöht ausfiel. Da für die Reduktion der Beanspruchung von Händen und Armen die Greifbarkeit ein wesentlicher Faktor ist, wurde das Lochbild des PlanModuls anthropometrischen und biomechanischen optimiert. Gleichzeitig mussten die Anforderungen an die Statik und die Produktionsprozesse berücksichtigt werden.

Vergleichsstudie In einer Vergleichsstudie überprüfte AEH die physische Belastung der Maurer mit dem alten und dem neuen System. Sechs Versuchspersonen erstellten mit den beiden Backsteintypen je eine Mauer. Untersucht wurden die Belastung des Rückens und der oberen Extremitäten sowie die Herz- und Kreislaufbelastung. Mittels Oberflächen-Elektromyografie (siehe Abbildung auf Seite 16) wurden die elektrische Muskelaktivitäten erfasst. Videoanalysen erlaubten eine detaillierte Untersuchungen der Haltungen und Belastungen. Aufzeichnungen der Herzfrequenz ermöglichten eine Beurteilung der Anstrengung. Ergänzt wurden die Erhebungen durch eine subjektive Bewertung der Beanspruchung und des Komforts beim Hantieren durch die Versuchspersonen. Trotz des höheren Steingewichts konnte für den PlanModul eine tendenziell geringere Belastung des Rückens sowie der Arme und Hände nachgewiesen werden. Das lässt sich darauf zurückführen, dass das zweihändige Hantieren die besonders problematische einseitige Haltung sobaublatt  15


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