Regionalstatistische Analyse des ClustersWald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

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Dajana Klein, Heiko Hagemann, Uwe Kies, Andreas Schulte

Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern Konzentrationen, Entwicklungstrends und Handlungsempfehlungen vor dem Hintergrund des vorhandenen und zukünftigen Rohstoffangebotes Der vorliegende Artikel untersucht die Branchenstruktur im Cluster Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern und geht im Wesentlichen der Frage nach, welche Entwicklungstrends seit 1999 zu beobachten sind und welche Empfehlungen sich daraus für die nachhaltige Waldbewirtschaftung und Wirtschaftspolitik ableiten lassen. Dabei zeigt sich, dass der Standort Mecklenburg-Vorpommern 1 480 Unternehmen (Jahr 2005) und fast 12 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Jahr 2008) umfasst und einen Umsatz von etwa 1,7 Mrd. € (Jahr 2005) erwirtschaftete. Dies entspricht einem Anteil von 13,4 % am Umsatz und 10,4 % an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des produzierenden Gewerbes des Landes. Diese bundesweit herausragenden Kenngrößen verdeutlichen die volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Clusters Wald und Holz. Zudem verzeichnet der Cluster Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern im Gegensatz zum bundesweiten Trend einen geringeren Beschäftigtenrückgang. Insbesondere konnten die Branchen der ersten Holzabsatzstufe (Säge- und Holzwerkstoffindustrie) deutliche Steigerungsraten beim Umsatz (548 %) und bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (94 %) erzielen. Mit der regionalökonomischen Methode des Lokalisationsquotienten kann nachgewiesen werden, dass die Branchen der ersten Holzabsatzstufe in der Stadt Wismar konzentriert, das heißt, im bundesweiten Vergleich signifikant überrepräsentiert sind. Die Bearbeitungskapazitäten der hier angesiedelten Großunternehmen übersteigen den nachhaltig möglichen Holzeinschlag in Mecklenburg-Vorpommern erheblich. Strategien zur Steigerung des Einschlags insbesondere im Kleinprivatwald allein werden nicht unweigerlich zu einer Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Region führen (HAGEMANN et al. 2009). Positive Effekte für die Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt im Cluster Wald und Holz lassen sich nur dann erzielen, wenn die auf Holz basierte Wertschöpfung möglichst lange in der Region behalten wird. Daher erscheint es vielmehr notwendig, neben der so genannten Holzmobilisierung, die Wettbewerbsfähigkeit und Rahmenbedingungen für die Forst- und Holzwirtschaft insgesamt, insbesondere auch durch Etablierung eines landesweiten Clustermanagements, zu verbessern.

Regional statistic analysis of the forest and wood-based cluster in Mecklenburg-Western Pomerania: concentrations, development trends and advices in the context of the existing and prospective natural resource supply The present article analyses the industry structure of Mecklenburg-Western Pomerania’s forest and wood cluster and examines which trends could be observed since 1999 and which advices can be derived for a sustainable forestry and economic policy. It shows that in Mecklenburg-Western Pomerania there are about 1,480 enterprises (year 2005), a turnover of about 1.7 bn. Euro (year 2005), and almost 12,000 employees with social insurance registration (year 2008). This equals 13.4 % of the total turnover and 10.4 % of the total jobs (with social insurance registration) of the country’s producing industries. These figures, which are exceptional in Germany, show the important economic role and the importance for the labour market of the forest and wood cluster. In contrast to the nationwide trend there are also fewer declines of employees in the forest and wood cluster in Mecklenburg-Western Pomerania. Notably the branches of the primary wood processing industries (sawmill and wood based panel industry) were able to realise a considerable increase in turnover (548 %) and employees (94 %) with social insurance registration. Branches in the primary wood processing industries are concentrated and in comparison to the whole of Germany overrepresented in the city of Wismar, which is demonstrated in this article by using the regional economic method of the location quotient. The capacities of the large enterprises located here significantly exceed the extent of wood logging that is sustainably possible in Mecklenburg-Western Pomerania. Strategies for an increase of wood logging, especially in small private forest holdings, do not without fail result in additional employment in the region (HAGEMANN et al. 2009). Positive impacts on the economy and labour market can only be achieved if value added based on wood can be maintained in the region as long as possible. In addition to wood mobilisation, it is therefore necessary to improve competitiveness and framework conditions for the entire forestry and wood industry – especially through the nationwide establishment of a cluster management.

Stichworte: Clusteranalyse, Lokalisationsquotient, Arbeitsmarkt, Holzmobilisierung, nachhaltiges Wirtschaften

Keywords: Cluster analysis, location quotient, labour market, wood mobilisation, sustainable economic management

1 Einleitung Weltweit hat sich der Bedarf am Rohstoff Holz durch deutliche Nachfragesteigerungen der stofflichen und energetischen Nutzer erhöht (Wenzelides et al. 2006, Fao 2007, Huber 2007, Murphy et al. 2007, Wenzelides und Hagemann 2007, Faostat 2008). Angesichts der stetig wachsenden Weltbevölkerung ist anzunehmen, dass sich dieser Trend auch in den kommenden Jahren trotz der aktuellen Situation an den Finanzmärkten weiter fortsetzen wird. So steht einem global steigenden Pro-Kopf-Verbrauch eine rechnerisch immer kleiner werdende Waldfläche gegenüber (Schulte 2007, Bemmann et al. 2008). Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4

Um dem steigenden Bedarf bei einer gleichzeitig nachhaltig durchgeführten Waldbewirtschaftung weiterhin Rechnung tragen zu können, bemüht man sich in Deutschland und auch europa­weit zunehmend um die Erschließung bislang ungenutzter Rohholzreserven (Mutz et al. 2002, Rauch 2007, Rauch und Gronalt 2005, Mutz 2007, Unece/Fao 2007, Suda et al. 2007, Wippel und Becker 2007). Die höchsten ungenutzten Holzvorräte befinden sich vor allem im Kleinprivatwald, sind jedoch aus unterschiedlichsten Gründen nur schwer zu erschließen (Fritsche 2004, Bodelschwingh et al. 2005, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2008). 145


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