Seite für Regionalgeniesser 10. April 2021

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sser ie n e lg a n io g e R r fü E IT E S IE D

In der Krise liegt das Gute näher Bietet die aktuelle Krise Chancen für unsere Mitglieder und unser Thema Regionalität? Die Antwort ist Ja und zieht sich als roter Faden durch das neue CULINARIUM-Magazin. Zur Anregung ein Auszug aus dem Interview mit Mister Regionalität Urs Bolliger.

L

ieber Urs Bolliger, was hat der Trägerverein CULINARIUM in den letzten zwanzig Jahren erreicht? Wir haben aus einer visionären Idee, die damals nicht allzu viele Leute ernst nahmen, eine breit abgestützte Bewegung entwickelt. Am Anfang stand im Vordergrund, dass wir die Ostschweizer Bauern, Käser und Metzger praktisch unterstützen, beispielsweise bei der Vermarktung. Wir wollten sie vorbereiten auf die befürchtete umfassende Marktöffnung. Ein Weg dorthin war und ist, den Menschen die Bedeutung und den Mehrwert der einheimischen Produkte bewusst zu machen. Wir alle haben als Konsumenten oder Unternehmer eine Verantwortung für das Fortbestehen von Traditionen, kulturellem Erbe und Landschaft; man kann es auch Heimat nennen. Diese Idee ist bei den Menschen angekommen. Wer heute ein «Regiojoghurt» mit polnischen Erdbeeren anbietet, muss mit harter Kritik rechnen. Auch aufseiten des Angebots ist enorm viel passiert. Wer hätte gedacht, dass wir einmal Hartweizen in der Schweiz anbauen? Wer hätte gedacht, dass Köche und Bäcker zuverlässig mit Schweizer Baumnüssen planen können? Wer hätte gedacht, dass regionales Bier mit heimischer Braugerste möglich werden wird? Und heute …? … stehen wir weiterhin mitten in der Coronakrise und die Leute realisieren am simplen Beispiel von Toilettenpapier, Hefe oder Mehl, dass es selbst in einem der reichsten Länder der Welt keine

Selbstverständlichkeiten gibt. Den Menschen ist im Frühling 2020 schlagartig klar geworden, wie wichtig eine funktionierende Nahversorgung ist und dies weit über den Lebensmittelbereich hinaus. Insbesondere in der Arbeitswelt erlebten viele Berufsleute, wie schnell sich etablierte globale Lieferketten quasi in Luft auflösten. Welche anderen Entwicklungen betrachtest du als wichtig? Es sind aktuell zwei Themen: Der StadtLand-Graben und Nachhaltigkeit. Wobei sich das Stadt-Land-Thema in der aktuellen Krise etwas entspannt hat. Die neue Homeoffice-Kultur stellt einige Dinge auf den Kopf. Im Immobilienmarkt sieht man bereits eine erhöhte Nachfrage nach «peripheren» Standorten. Die Städter zieht‘s wieder aufs Land! Das Thema Nachhaltigkeit wird sofort wieder stärker in den Fokus rücken, sobald wir Covid-19 medizinisch im Griff haben. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen im März 2020 zeigt, dass 72 Prozent der Befragten den Einkauf von regionalen Produkten als umweltfreundlich einstufen, und dass die beiden wichtigsten Ansprüche an nachhaltige Foodprodukte «weniger Chemie» und «lokale Zutaten» gleichauf an der Spitze liegen. Wir treffen mit unserer Argumentation den Nerv der Zeit. Wenn Produktion, Verarbeitung, Verkauf und Konsum alle innerhalb derselben Region stattfinden können, dann ergeben sich vorteilhafte Kreisläufe. Die Nachhaltigkeit nimmt da-

mit ökonomisch und ökologisch zu. Wenn zum Beispiel mehr Konsumenten kaufen, was regional produziert wird, verursacht das in der Regel weniger CO2Emissionen. Welche Ziele setzt sich der Trägerverein für die nächsten Jahre? Wir wollen weiterhin ein starker Motor der Regionalbewegung in der Ostschweiz bis und mit Zürich sein. Wir wollen möglichst viele Menschen für Genuss aus der Region begeistern! Dafür müssen die regionalen Angebote für den Konsumenten

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Unser neues Magazin liegt vielerorts auf und ist kostenlos erhältlich unter 071 552 13 30 oder culinarium.ch

noch besser sichtbar werden, wenn er im Laden einkauft oder sich auswärts verpflegt. Natürlich hoffen wir auch, dass das regionale Angebot weiterhin zulegt und noch attraktiver wird. Wir werden uns auch in Zukunft hartnäckig für klarere Vorgaben bei der Produktion und Verarbeitung sowie für ihre Durchsetzung einsetzen. Etikettenschwindel ist uns ein Dorn im Auge! Durch die wachsende Attraktivität des Verkaufsarguments Regionalität ist die Versuchung gross, etwas als regional anzupreisen, was nur alibimässig «es bitzeli» in der Region verarbeitet wurde, aber definitiv nicht in der Region gewachsen ist. Das kommt in der Gastronomie und im Detailhandel noch allzu häufig vor. Da müssen wir aufpassen, dass wir das gewonnene Vertrauen nicht verspielen. Wichtig ist auch, dass die Qualität und Vielfalt der Produkte und der Dienstleistungen weiter steigt. Geografische Herkunft allein reicht nicht für nachhaltigen Erfolg. Regionalität muss gut schmecken und zufrieden machen! Dabei wollen und können wir mithelfen! Was sind die wichtigsten Gründe, dass Konsumenten heutzutage regionale Produkte kaufen? Regionale Produkte geniessen ein höheres Vertrauen und sind nachhaltiger, nicht nur auf der ökologischen Ebene, sondern auch ökonomisch. Sie sichern Arbeitsund Ausbildungsplätze, insbesondere in ländlichen Regionen. Es gibt da zudem eine soziale Komponen-

te, die gern übersehen wird: Landwirtschaft und Lebensmittelbranche bieten auch Arbeitsplätze für nicht so hoch qualifiziertes Personal. Und regionale Produkte sind selbst in der Krise verfügbar. Das Bewusstsein für die Nahversorgung ist durch die Krise klar grösser geworden. Die Coronakrise hat das Konsumverhalten verändert. Welches sind die wichtigsten Veränderungen für die Arbeit von CULINARIUM? Mehr Homeoffice bedeutet, dass der Ausserhauskonsum abnimmt und der Verkauf über den Detailhandel und Fachhandel zulegt. Was noch niemand sagen kann, ist, ob das nur ein kurzzeitiges Phänomen ist oder ob das auch längerfristig anhalten wird. Welche Rolle wird Homeoffice in Zukunft spielen? Vor der Krise war man überzeugt, dass der Ausserhauskonsum noch deutlich wachsen wird. Die Überlegungen gingen sogar so weit, dass man in grossen Städten begann, Wohnungen nur noch mit minimaler Kücheninfrastruktur zu planen. Aktuell konzentrieren wir uns mit unseren Projekten und Kampagnen mehr auf den Detailhandel und den Fachhandel. Dort spüren wir im Moment enorme Dynamik. Ein neues Thema sind für uns Angebote, die zu Hause im kleinen Kreis für Genuss und Unterhaltung sorgen, zum Beispiel Degustationspakete. Mehr über die Ideen und die diversen Dienstleistungen von CULINARIUM auf culinarium.ch

Im Schaufenster

NÄHER BEI DIR.

22. April | 19 Uhr

JA

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St. Jakobstr. 48, St. Gallen 071 244 81 32 Bahnhof Gleis 1, St. Gallen 071 280 18 81 Obere Bahnhofstr., Wil 071 911 32 50 Toggenburgerstr. 55, Wil 071 912 29 20

Anmeldung bis Montag 12. April. Teilnahme bedingt eine Clubmitgliedschaft!

Metzgerei Schär – St. Gallen Rorschacherstrasse 114, 9000 St. Gallen 058 571 58 58 schaer-metzgerei.ch


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