WIG Newsletter 2 / 2016 Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Von der Wirksamkeit zur Wirtschaftlichkeit. Crossing Borders.
NEWS & VIEWS
FOKUS
EDITORIAL
CHANCEN DER DIGITALEN TRANS-
Indikationsqualität
WIG Herbstanlass 2016
FORMATION IM GESUNDHEITSWESEN
Hansjörg Lehmann von der GD Zürich
Am Dienstag, 15. Novem-
Das Gesundheitswesen der Schweiz muss –
hat kürzlich an einem Anlass des
ber 2016, um 18.00 Uhr
wie andere Branchen auch – auf die Digitali-
NGW einen interessanten Vortrag zum
findet in der Aula der
sierung Antworten finden. Dies ist eine grosse
Thema Indikationsqualität gehalten.
School of Management
Herausforderung, denn es geht dabei nicht
and Law der diesjährige WIG Herbstanlass zum Thema Digital Health statt. Details finden Sie im Inserat auf der Rückseite dieses Newsletters.
(nur) um logistisches Stückgut, sondern um die zukünftige Kollaboration multiprofessioneller Bereiche mit «Elisabeth Brönnimann-Bertholet». Der Behandlungspfad und der damit verbundene Informationsfluss stehen im Zentrum von «Health 4.0». Dabei werden die Menschen immer stärker – selbstbestimmt – in
Eindrücklich waren seine Beispiele für gewaltige regionale Unterschiede bei elektiven Eingriffen. Die Wahrscheinlichkeit für die operationelle Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) ist für einen Mann im Kanton Thurgau fünfmal so hoch wie im Kanton Jura.
den Behandlungsablauf integriert. Dafür stehen diverse etablierte
Zudem ist die Wahrscheinlichkeit,
Schlagwörter wie «eHealth» für die Vernetzung der Behandlungs
operiert zu werden, deutlich höher bei
Beratungsangebot Key
daten, «mHealth» für die heutigen (meist noch) Lifestyle-Apps,
Zusatzversicherten und Gleiches gilt
Account Management
«pHealth» für die Verarbeitung der anfallenden personalisierten Da-
auch für die Wahrscheinlichkeit, dass
Die Fachstelle Management
ten («Big Data») und die intelligenten Assistenten z.B. in den zukünf-
der Eingriff stationär und nicht ambulant
im Gesundheitswesen des
tigen Wohnungen (Active and Assisted Living, AAL). Die Konvergenz
geschieht. Diese Unterschiede können
WIG trägt in Beratungspro-
der dahinterliegenden Technologien wird als Health 4.0 bezeichnet.
nicht medizinisch begründet sein.
jekten zur Professionalisierung der Schnittstellen im Gesundheitswesen bei. Nach einer Istanalyse be stehender Strukturen und Prozesse wird ein wissen-
Das damit verbundene Synergiepotenzial ist der Treiber der digitalen Transformation des Gesundheitswesens. Doch bleibt es eine grosse Herausforderung, Elisabeth Brönnimann in diese Entwicklungen sachgerecht und mit dem notwendigen
Indikationsqualität ist das neue Zauberwort – zu Recht! Dabei geht es darum, dass das Richtige für den richtigen Patienten im richtigen Setting gemacht wird. Der Begriff entspricht
schaftlich fundiertes organi-
Persönlichkeitsschutz ausgestattet einzubetten. Es scheint, als ob
sationsbezogenes Konzept
dies im Zeitalter des Crowdfundings und der Start-ups völlig unge-
WZW-Kriterien. Wenn die Indikations-
entwickelt. Kennzahlen-
ordnet und ohne eigentliche Leitplanken betrieben würde. Der Markt
qualität stimmt, dann gibt es keine
Cockpits ermöglichen dann
etabliert sich hier als wichtiger Treiber. Aber ein zukünftiger finan-
Über-, Unter- oder Fehlversorgung.
der Organisation, die weitere
zierbarer Zugang zu diesen Technologien, die ihre Evidenz in klini-
Indikationsqualität ist ein entscheiden-
Entwicklung ihres Key Ac-
schen Studien erst noch zeigen müssen, erfordert ein konzertiertes
der Faktor für Qualität und Wirtschaft-
count Management zu über-
Vorgehen. Im zukünftigen revidierten EPDG 2.0 müssen solche
lichkeit im Gesundheitswesen.
wachen und zu steuern.
Aspekte Berücksichtigung finden. Das Gesundheitswesen ist nicht
Weniger einfach ist die Frage, wie die
nur die Beschreibung logistischer Prozesse, es geht um eine effiziFlorian Liberatore
ente, qualitativ hochstehende und sichere Behandlung von Elisa-
Management im Gesund-
beth Brönnimann im Vertrauensraum des Schweizer Gesundheits-
heitswesen
wesens.
der Zweckmässigkeit aus den
Situation verbessert werden kann. Finanzielle (Fehl-)Anreize scheinen zu stark zu sein. Doch wenn nichts geschieht, droht die Mengensteuerung als vermeintliche Lösung.
Prof. Dr. Jürgen Holm
Prof. Dr. Urs Brügger
Berner Fachhochschule Technik und Informatik
Institutsleiter WIG