WIG Newsletter 1 / 2016 Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Von der Wirksamkeit zur Wirtschaftlichkeit. Crossing Borders.
NEWS & VIEWS
FOKUS
EDITORIAL
Sinkende öffentliche
SPITALBAUTEN OHNE ENDE?
Was ist das richtige Einkommen
Mittel erfordern neue
Fast jedes Spital, das etwas auf sich hält, hat mo-
von Ärzten?
Methoden in der
mentan mindestens ein grosses Bauprojekt bereit –
Kampagnenevaluation
in der (Wunsch-)Schublade, in laufender Ausführung
Öffentliche Gelder werden
oder bereits im Betrieb. Es gibt gute Gründe für diese rege Bautätig-
knapper. Dadurch gewinnen Allokationsentscheidungen zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für Präven tionskampagnen. Hier
keit: Viele Spitäler, speziell öffentliche, wurden vor 40 bis 50 Jahren gebaut und nie wirklich rundum erneuert. Der Beton der 60er- und 70er-Jahre hat gelitten oder bröckelt gar. Wichtiger ist die geradezu sprunghafte medizinische Entwicklung, welche heute ganz andere
Über den ambulanten Tarif Tarmed wird gegenwärtig gewaltig gestritten. Letztlich geht es um die dahinterlie gende Frage: Was ist das «richtige» Einkommen für Ärzte und Ärztinnen der verschiedenen Fachdisziplinen? Reflektiert der Tarif die Zeitdauer von
werden Effektivitäts- und
Prozesse und interne Abläufe verlangt, um sowohl die Qualität als auch
Effizienzanalysen zukünftig
die (Kosten-)Effizienz des medizinischen Leistungsfortschritts voll zum
tung, die hohe Belastung, die auf-
eine grössere Rolle bei der
Tragen zu bringen – und gleichzeitig auch den teilweise enorm hohen
wändige oder die lange Ausbildung?
Finanzierung spielen. Im
Ansprüchen der Patientinnen und Patienten zu genügen. Das ist ein
Dies alles müsste wohl eine Rolle
Auftrag des Bundesamts
Spagat für alle Spitäler, der kaum noch zu erfüllen ist.
spielen.
das WIG einen Teil der
Hauptgrund ist bei vielen Spitälern (leider) aber wohl ein anderer: Die
Doch inwiefern soll das ärztliche
LOVELIFE-Kampagne zur
gegenwärtigen Betriebskosten sind im heute geforderten 40-Perzentil-
Einkommen auch die bisherigen
Verrichtungen, die grosse Verantwor-
für Gesundheit evaluierte
Prävention von HIV. Die Studie zeigt, wie die Effektivität und Effizienz von Präventionskampagnen gesteigert werden kann. Im Mittelpunkt steht die Kommunikation innerhalb einer
Benchmark (z.B. ZH) nicht mehr konkurrenzfähig, die Auslastung ist – ökonomisch betrachtet – zu gering und die Attraktivität für Patienten und gute und motivierte Mitarbeitende im stark kompetitiven Konkurrenzumfeld nicht genügend für eine langfristig gesicherte Zukunft. Ergo Flucht nach vorne: ein schöner und attraktiver Neubau wird es dann schon richten?
Zielgruppe. Diese kann
Einkommensverhältnisse widerspiegeln? Diejenigen Fachrichtungen sind profitabel, die dank entsprechenden Tarifen auch lukrativ sind. In der Folge können für Ärzte dieser Disziplinen auch höhere Saläre bezahlt werden. Dies sind ausnahmslos technische Disziplinen wie beispielsweise
dazu genutzt werden, die
Leider genügt dieses Wunschdenken nicht, oder nicht mehr. Die Gret-
Kardiologie, Radiologie oder Ophthal-
Wirkung einer Kampagne
chenfrage ist fast überall die Refinanzierung. Zwar kann man heute die
mologie. Dies sind auch Disziplinen,
zu verbessern und vor-
notwendigen Kredite für ein gutes Bauprojekt relativ leicht bekommen,
in denen Produktivitätsfortschritte
handene Mittel besser zu
aber wird auch genügend Cashflow über die nächsten zig Jahre regel-
gemacht werden. In nichttechnischen
nutzen. Die Messung von
mässig wiederkehrend generiert, um diese Investitionen auch zu amor-
Disziplinen wie beispielsweise der
sogenannten MultiplikatorEffekten wird in Zukunft dabei helfen, den Nutzen öffentlicher Kampagnen besser zu bewerten.
Tim Brand
tisieren? Da genügen die heute propagierten 10% EBITDA-Renditen je nach Ausgangslage der Bauenden leider oft nicht. Das muss aber der Massstab sein: Nur ein heute bereits überdurchschnittlich effizientes respektive rentables, solide finanziertes Spital mit Zusatzpotenzial für die Versorgung sollte grössere Bauvorhaben realisieren – oder eine andere Option suchen.
Management im Gesundheitswesen
Psychiatrie ist dies kaum möglich. Somit sind die Arztlöhne Ausgangspunkt und Resultat der Tarifverhandlungen. Die Katze beisst sich in den Schwanz. Wie kann der gordische Knoten durchschlagen werden? Prof. Dr. Urs Brügger
Dr. sc. techn. Marc Kohler CEO Spital Thurgau AG
Institutsleiter WIG