Arnulf Herrmann_Seestück (Traum) und Tanz_EP12718_Partitur - For perusal only

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HERRMANN

Seestück (Traum) und Tanz

für Stimmen, Ensemble und eine dezentrierte Schallplatte

Partitur

Seestück (Traum) und Tanz ARNULF HERRMANN

für Stimmen, Ensemble und eine dezentrierte Schallplatte

Seestück (Traum) und Tanz

Seestück (Traum) und Tanz ist ein Auftrag des WDR im Rahmen der Wittener Tage für neue Kammermusik 2011 (UA am 8.05.2011)

Besetzung:

Stimmen:

Solo: Sopran, Tenor*

Vierstimmiger Kammerchor (B, B, T, T)

* Ein Tenor aus dem Kammerchor kann die Solopartie in Seestück (Traum) übernehmen.

Ensemble:

2 Flöten (erste auch Bassflöte, zweite auch Piccolo)

Oboe

2 Klarinetten in B (zweite auch Bassklarinette) Fagott (auch Kontraforte/ossia: Kontrafagott)

Trompete in B Dämpfer: Wa-wa, Harmon, Cup Doppelhorn in F/B Bassposaune und Tenorbassposaune (1 Spieler)

Percussion 1 (links): 1 oder 2 Pedalpauken, große Trommel, 5 Crashbecken (ca. 10’’/14’’/16’’/18’’/22’’), Crotales in gis4, a4, b4, h4, c5, cis5

Percussion 2 (rechts): Tamtam (ø mind. 100 cm), Drumset (Bassdrum, Snare, HiHat), Splashbecken (ca. 12’’)

Klavier (ein Spieler)

Keyboard/Sampler (ein Spieler) mit verstimmten Klavierklängen

Zum Keyboard/Sampler gibt es einen Max/MSP-Patch, der die Verstimmungen regelt.

2 Violinen

2 Violen

2 Violoncelli

1 Kontrabass (5-Saiten)

Alle Streicher benötigen einen normalen Dämpfer (Holz).

Aufstellung:

(Anm.: Trp. und Horn können die Positionen tauschen, der Keyboardspieler kann auch links beim Klavier sitzen)

Verwendete Zeichen:

Ø = das jeweils maximal mögliche Diminuendo bzw. aus dem Nichts kommend

fi = abdämpfen/Ton unmittelbar beenden

Streicher:

I = pizz. mit dem Fingernagel

Mikrointervalle:

µ Viertelton erhöht

B Viertelton erniedrigt

˜ Dreiviertelton erhöht

Bb Dreiviertelton erniedrigt

Die Partitur ist in C notiert. Kontraforte (bzw. Kontrafagott) und Kontrabaß klingen 8 bassa, die Piccoloflöte 8va, Crotales 15va

Technik:

- ein Schallplattenspieler (vorzugsweise: Technics SL-1210MK2)

- eine dezentrierte Schallplatte (dezentriert = das Loch ist nicht in der Mitte)

- 1 Keyboard + Laptop (mit Max/MSP Voll- oder Standalone-Version)

- Verstärkung

Das technische Material (Schallplatte, Max/MSP-Patch, detaillierte Informationen etc. ist beim Verlag zu beziehen).

Libretto:

Text: Nico Bleutge

Anm. ein seestück ist eine Überschreibung eines Textes von Heiner Müller (Traumwald).

Personen:

F = eine Frau (Sopran)

M = ein Mann (Bariton)

Tenor (ein Seestück)

Vierstimmiger Kammerchor (B, B, T, T)

Szene 4/Tenor, Ensemble, dezentrierte Schallplatte ein Seestück (Traum)

heut nacht durchschritt ich einen wald im traum es war kein rauschen, keine dunkelheit mit schwerem atem, der den grund durchzieht liefen die hunde stumm von baum zu baum in einer haut aus dornen, moos und schlamm lag halb ein see, halb war das wasser fort dort schaute, fehl ich seh ich was ich seh ein kind, vom licht entstellt, das ufer an die schmalen augen gingen hin und her ein schritt nur weiter, und der blick war leer er rührte sich, tief innen schicht um schicht und kam zurück als blitz, als strahl im meer in der sekunde, die vorüberstrich sah das gesicht mich an: das kind war ich

Szene 5/Sopran, Bariton, Kammerchor, Ensemble und dezentrierte Schallplatte

Chor (I)

tanz doch tanz / tanz doch tanz / tanz für uns / tanz doch

tanz so tanz / tanz doch tanz / tanz doch / tanz uns vor

tanz doch tanz / tanz fort / tanze doch / tanz doch tanz

Tanz 1:

(I)

F Ich sage / Dir, / schau mich nicht / dauernd an. Ich habe / Dir gesagt, / dreh Dich nicht / um zu mir. Ich sage / Dir nochmal, / Du sollst nicht / hersehn zu mir.

F Ich sag Dir / noch einmal, / schau nur nicht / her zu mir.

M Ich Dir / noch -mal nicht / her zu

F Du sollst nicht / schauen, / dreh Dich nicht / zu mir um.

M sollst nicht / schau-en / nicht / zu mir

Chor (II)

tanz doch tanz / tanz vor uns / tanz nur tanz / tanz fort

tanz nur tanz / tanze fort / tanz für tanz / tanz doch

F Stehst Du im / Hintergrund? / Ich kann Dich / nicht ganz sehn.

M sehn

F Ich seh Dich / nicht mehr ganz, / wenn Du Dich / hinter mir drehst.

M Ich Dich / nicht ganz / Dich / hin-ter

F Ich will Dich / se-hen, / dreh Dich jetzt / um zu mir.

M will Dich/ se-hen/ jetzt / um zu

F Dreh Dich jetzt um zu mir.

M Dreh Dreh Dich jetzt um zu

Chor (III)

tanz noch tanz / tanz doch tanz / tanz noch fort / tanz doch

tanz so tanz / tanz doch fort / tanz vor / tanz vor uns

tanz doch tanz / tanz fort / tanz noch tanz / tanze fort

Tanz 2:

F Wo / kommst / Du / her? Wo-/ her?

Schluß:

F Ich habe Dir gesagt, es gibt kein Wiedersehen.

Chor (IV)

Fort ist fort

Klarinette in B b

Bassklarinette in B b Horn

Posaune

Perc.1 (li)

Perc.2 (re)

Tenor/Solo

Der Klicktrack zählt im Fermatentakt 3/4 voraus

Seestück (Traum) und Tanz

Arnulf Herrmann 2010/11 Text: Nico Bleutge

Kontrabass Bassflöte

Klarinette in B

Bassklarinette

Perc.1 (li)

Perc.2 (re)

gezupfte Saiten (Studioproduktion)

Tenor/Solo Viola 1 Viola 2

Kontrabass

1. Seestück (Traum) für Tenor, Ensemble und eine dezentrierte Schallplatte

poco misterioso - ein Taumel in Zeitlupe

Bei einer Einzelaufführung von Seestück (Traum) und Tanz Perc. 1+2, Takt 1+2: tacet [Schüssel 1]

= 90 Tamtam p l.v.

Beginn: Der Tenor betritt die Bühne, nimmt die Schallplatte aus der Hülle und legt die Platte auf. Die Platte spielt zu Beginn alleine und ab Takt 11 kommt das Ensemble dazu. Ideal wäre es, die dezentriert laufende Platte (d.h. das Loch der Platte ist nicht in der Mitte) von oben zu filmen und das Bild zu projizieren. Wichtig ist dabei vor allem, dass die unrund laufende Platte vom Publikum gut wahrgenommen werden kann.

Die untere Partiturhälfte gibt die Aufnahme auf der (dezentrierten) Schallplatte wieder. Der tatsächliche Klang schwankt natürlich sehr durch die unrund laufende Schallplatte. Die Schallplatte läuft mit 33 1/3 Umdrehungen. Zur Koordination gibt es einen bis Takt 101 einen Klicktrack. [ ] con vib.

breites non legato, etwas schwerfällig

breites non legato, etwas schwerfällig

breites non legato, etwas schwerfällig

P p p cresc. und decresc. innerhalb der Grunddynamik

Gr. Tr. weicher Schlägel

Atmung: Die letzte Note einer Zweierbindung verkürzen.

Atmung: Den letzten Ton einer Phrase verkürzen

Immer da - aber nie im Vordergrund.

hohl. hölzern, blockflötenartig

vorsichtig tastend, verunsichert

Horn: Die Phrasierungen trotz reduzierter Dynamik deutlich zusammenfassen und sehr sprechend artikulieren. (Die Phrasen aber nicht abziehen.)

zart leiernd, dennoch sehr sprechend (die Bindungen aber nicht abziehen) sehr gedeckt, etwas matt im Klang

Pauken (sempre) Einzelschläge

gliss. immer ca. Tritonus auf- bzw. abwärts p

Tenor: cresc. und decresc. stehen für ganz leichte Tendenzen innerhalb der Grunddynamik

Tenor: vorsichtig tastend bedeutet, dass die einzelnen Notendauern ganz leicht, um ca. eine Sechzehntel verkürzt werden. Das kann allerdings sehr frei gehandhabt werden. Wichtig ist, dass die Phrasen erhalten bleiben und kein Buchstabieren der Einzelsilben entsteht. (Diese Vortragsanweisung hebt sich nur bei Legatobögen auf.)

Schattenstimme 1-3: Va1, Va2 und Flöte (zum Teil) umspielen als Schattenstimmen die Gesangsstimme. Oft werden diese Stimmen rhythmisch verschoben zur Stimme geführt. Sie sind dabei wie ein Verwackeln der eigentlichen Linie zu interpretieren, eine kontrollierte Unschärfe. Die Stimmen nicht zu sehr zurücknehmen. Sie sollen immer deutlich hörbar sein.

Schattenstimme 1 (zum Tenor) sempre con sordino p sempre p bis F

Streicher: Soweit nicht anders bezeichnet, sind die Bögen immer Phrasierungsbögen. „auf einen Bogen“ wird extra notiert.

Kontrabass: Die Phrasierungen trotz reduzierter Dynamik deutlich zusammenfassen und sehr sprechend artikulieren. (Die Phrasen aber nicht abziehen.)

Schattenstimme 2 (zum Tenor) sempre con sordino cresc. und decresc. innerhalb der Grunddynamik cresc. und decresc. innerhalb der Grunddynamik p

Klar. in B b nehmen

Den Grad der Schwankung in Max/MSP auf dem »ich« der Schallplatte zuerst deutlich zurücknehmen. Während die Tenorstimme noch von Schallplatte zu hören ist, soll die Schwankung insgesamt sehr dezent gehalten werden. Danach: deutlich anheben (ab Takt 92).

Das "Ich" auf der Schallplatte soll zu Beginn räumlich deutlich von der Bühnenstimme getrennt sein (z.B. Stimme links/Schallplatte rechts). Den Klang dann allmählich wieder zentrieren (bis "Dunkelheit")

Atmung: Die letzte Note einer Zweierbindung verkürzen.

hohl. hölzern, blockflötenartig

zart leiernd, dennoch sehr sprechend (die Bindungen aber nicht abziehen) sehr gedeckt, etwas matt im Klang

Schattenstimme (zum Tenor/s. Anm. T.14) sordino (poco ß) Tenor: s. Anm. Takt 14

Horn: Die Phrasierungen trotz reduzierter Dynamik deutlich zusammenfassen und sehr sprechend artikulieren. (Die Phrasen aber nicht abziehen.) p

sordino come prima

heut nacht durch

Kontrabass: Die Phrasierungen trotz reduzierter Dynamik deutlich zusammenfassen und sehr sprechend artikulieren. (Die Phrasen aber nicht abziehen.)

Pauken (sempre) p weiche Schlägel Einzelschläge

=

tanz doch tanz

portamento (Im Ausdruck ähnlich wie das Eiern der Schallplatte.) " p p p (>) (>) (>) (>) (>) Das tanz doch etc. des Chores soll immer etwas leicht unterschwelliges, zur Seite gesprochenes, haben und keine offensive Aufforderung sein. Die Dreiergruppen (z.B. tanz doch tanz) stets sehr federnd singen und die eingezeichnete Dynamik nur andeuten.

tanz doch tanz

tanz doch tanz

B . œ n tanz doch tanz

n œ B œ n œ

etwas schleppend aber doch swingend

Die Phrasierungsbögen deutlich trennen.

Die Klänge des Drumsets sollen durchgehend sehr secco gespielt werden. Die notierten Tondauern dienen nur der Vereinfachung.

sempre p bis F Das Drumset soll nie im Vordergrund stehen, aber trotzdem immer wahrnehmbar sein.

Die Vorschläge beginnen immer auf der Zählzeit.

leggiero

F ma non troppo immer weich swingend

Sampler: keine Unterscheidung zwischen punktierten Sechzehnteln und Achteln. Die Notation dient lediglich der Vereinfachung. Alle Dauern wie Achtelnoten mit weichem Staccato spielen.

Klavierklang Tanz 1 verzerrter Swing (etwas zu sich singend) (>) = mit leichtem Nachdruck (>) im Ausdruck sehr kühl, nie dramatisch

Diese 4 Takte sind optional: NICHT SPIELEN!

ma non troppo immer weich swingend immer weich swingend

Chor: con molto vibrato (langsam, die Schallplatte imitierend)

pizz. (>)

F ma non troppo immer weich swingend immer weich swingend con sord. pizz. ord.

Dir ge sagt,

Kb: Die Dauernnotation dient nur der Vereinfachung. Die pizz. sind immer gleich lang (ca. 1/8tel).

sehr cool, swingend, durch die Akzente leicht hinkend (die Akzente aber stets nur andeuten)

ma non troppo

Melodie (colla parte mit der Trp.): sempre p Das b (in den verschiedenen Lagen): sempre F

breites, etwas schleppendes staccato (sempre)

Die

Gr. Flöte

(Fl.1: Doppeloktave zum Bariton)

nicht zu sehr zurückgehen, sondern weiterhin gut wahrnehmbar

Streicher, Takt 53-56: Die Mikrotöne bei den weiten Sprüngen so genau wie möglich spielen. Es geht an dieser Stelle nicht um Intervallreinheit.

(etwas tiefer als vorher)

Die Phrasierungsbögen deutlich trennen.

Anm. (bis Takt 206): Die sf nie zu hart spielen, Insgesamt soll ein sehr federnder Eindruck entstehen. Zusätzlich zum Sopran haben die Klarinetten 1+2 die Hauptstimme im Echo. Die Klarinette 1 ist dabei an den Sampler gekoppelt. Die Stimme der ersten Viola soll hingegen ganz in den Streichersatz eingebettet bleiben.

sf nie knallend, sondern weich

sf nie knallend, sondern weich

90

Fl. 1+2: die Unterscheidung in p und mf soll lediglich das schwächere tiefe Register ausgleichen.

weiches stacc.

(Echo zur Klarinette 1 (bis Takt 206) und zur Gesangsstimme) p p

weiches stacc.

Der Sampler (mit Klavierklang) soll die Gesangsstimme unterstützen. Unabhängig von der eingezeichneten Dynamik ist hier auf eine gute Balance zu achten.

Die Akzenttöne gezielt Forte ansingen. Die mikrotonalen Umspielungen präzise aber dynamisch deutlich abfallen lassen.

Das Forte soll durch die schnelle dynamische Zurücknahme immer eine Verunsicherung transportieren.

Die sf immer sehr weich.

S S S p p

J œ n # r ¿ Œ ÷

¿ ¿ > ¿ ¿ ¿ ¿

‰ œr œ n b œr œ ‰ Œ ‰ R œ n R œ ‰ Œ œ n > œ µ œ n # Œ œ n œ n œ µ œ n œ n œ œ µ œ ‰ r œ > œ œ µ Wo kommst œ n J œ n œ n > œ n

extrem präzise, fast eckig

poco al pont. (sempre) –etwas fahler Klang

poco al pont. (sempre) –etwas fahler Klang

poco al pont. (sempre) –etwas fahler Klang

poco al pont. (sempre) –etwas fahler Klang

poco al pont. (sempre) –etwas fahler Klang

sordino sordino

poco al pont. (sempre) –etwas fahler Klang

sempre détaché - nie legato, etwas buchstabierend

sempre détaché - nie legato, etwas buchstabierend

sempre détaché - nie legato, etwas buchstabierend

sempre détaché - nie legato, etwas buchstabierend

sempre détaché - nie legato, etwas buchstabierend

sempre détaché - nie legato, etwas buchstabierend

(sord./poco a.p.)

(sord./poco a.p.)

(sord./poco a.p.)

(sord./poco a.p.)

(sord./poco a.p.)

Rhythmisch extrem präzise und die Sechzehntel klar getrennt Tonhöhen: so präzise wie möglich (klare Tonhöhenunterscheidungen)

die Akzente sehr deutlich die Akzente sehr deutlich die Akzente sehr deutlich

Edition Peters

For more than 200 years, Edition Peters has been synonymous with excellence in classical music publishing. Established in 1800 with the keyboard works of J. S. Bach, by 1802 the company had acquired Beethoven’s First Symphony. In the years following, an active publishing policy enabled the company to expand its catalogue with new works by composers such as Brahms, Grieg and Liszt, followed in the twentieth century by Richard Strauss, Arnold Schoenberg and John Cage.

Today, with its offices in Leipzig, London and New York publishing the work of living composers from around the world, Edition Peters maintains its role as a champion of new music. At the same time, the company’s historic and educational catalogues continue to be developed with award-winning critical and pedagogical editions.

Seit über 200 Jahren steht die Edition Peters für höchste Qualität im Bereich klassischer Notenausgaben. Gegründet im Jahr 1800, begann der Verlag seine Tätigkeit mit der Herausgabe von Bachs Musik für Tasteninstrumente. Schon 1802 kamen die Rechte an Beethovens erster Sinfonie hinzu. In der Folgezeit wuchs der Katalog um neue Werke von Komponisten wie Brahms, Grieg und Liszt sowie – im 20. Jahrhundert –Richard Strauss, Arnold Schönberg und John Cage. Als Verleger zahlreicher zeitgenössischer Komponisten aus aller Welt ist die Edition Peters mit ihren Standorten Leipzig, London und New York auch weiterhin Anwalt neuer Musik. Zugleich wird das Verlagsprogramm im klassischen wie im pädagogischen Bereich kontinuierlich durch vielfach preisgekrönte Ausgaben erweitert.

The offices of Edition Peters in Talstraße, Leipzig Geschäftssitz der Edition Peters in der Leipziger Talstraße
Photo © Irène Zandel

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