Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, ein deutscher Meister im Poetry Slam, der nun Romane schreibt, ein preisgekrönter Thriller Autor, eine Werbetexterin, die zur Schriftstellerin wurde, eine Psychiatrie-Krankenschwester, die es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises schaffte, ein Verfasser von 27 Tatort-Drehbüchern, eine Schauspielerin und Sängerin, die ein viel gelobtes Debüt schrieb, ein angesehener Redakteur und Reporter, der vielfach ausgezeichnet wurde: das sind die Autorinnen und Autoren, die wir auf der längst zur Institution gewordenen Pfaffenhofener Lesebühne kennen lernen werden. Das von Dorle Kopetzky zusammen gestellte facettenreiche Programm verspricht viel. Was erwartet uns? Spannung und Unterhaltung, Fiktion und Historie, Heiteres und Trauriges, Erhebendes und Erschütterndes, Geschichten, die uns erstaunen, bewegen und tief berühren.
„Bewundernswerte und mutige Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen“ – das könnte gleichsam als Leitmotiv über der diesjährigen Lesebühne stehen. Und dieses Thema ist reizvoll. Auf höchst unterschiedliche Weise und in vielen Variationen wird es uns nahe gebracht.
In Pierre Jarawans „Frau im Mond“ werden wir mit hinein genommen in eine packende Familiengeschichte, in der sich dramatische, reale Geschehnisse widerspiegeln. Dramatisches begegnet uns auch in Peter Grandls „Reset“: Fake-News drohen da die Welt in heilloses Chaos zu stürzen. Was ist wahr? Was ist erfunden? Niemand weiß es. In „Stromlinien“ lässt Rebekka Frank ihre Protagonistin auf einer mysteriösen Suche nach Mutter und Schwester durchs „Alte Land“ wandern. Didi Drobna und Lena Schätte erzählen, wie problematisch das Verhältnis von Töchtern zu ihren Vätern sein kann, wie sie versuchen, sich ihnen nach langer Distanz wieder anzunähern. In Andreas Pflügers „Kälte“ kämpft eine Frau gegen ihre eigene Vergangenheit und gegen all die finsteren Mächten, die sie früher quälten. Julia Engelmann lässt in „Himmel ohne Ende“, einem Roman über die Leiden der Pubertät, eine 15-Jährige ihr eigenes Ich suchen. Henning Sußebach wandelt in „Anna oder was vom Leben bleibt“ auf den Spuren seiner Urgroßmutter. Sie ist eine starke Frau, die sich schon im 19.Jahrhundert gegen alle Konventionen und Erwartungshaltungen, an denen sie zur ersticken droht, erfolgreich zur Wehr setzt und so zum Vorbild werden könnte. Man hört, die Autorinnen und Autoren kommen immer gerne nach Pfaffenhofen. Sie schätzen die angenehme Atmosphäre, das neugierige und aufgeschlossene Publikum, die herzliche Aufnahme. Auf der anderen Seite wird auch das Publikum dieses Mal, und da bin ich mir sicher, vom Programm der Lesebühne nicht enttäuscht sein.
Reinhard Haiplik
Kulturreferent
Freitag | 14. November | Festsaal im Rathaus
Frau im Mond Pierre Jarawan
Am 4. August 1966 zündet eine Gruppe Studenten – die Lebanese Rocket Society – eine Weltraumrakete, um den Libanon in eine blühende Zukunft zu führen. Auf den Tag genau 54 Jahre später kommt es im Beiruter Hafen zu einer Explosion, die das ganze Land erschüttert. Meisterhaft verknüpft Pierre Jarawan diese beiden historischen Ereignisse zu einer Kontinente verbindenden Familiengeschichte weit über das Schicksal des Nahen Ostens hinaus. Denn im kanadischen Montréal stoßen die Zwillingsschwestern Lilit und Lina auf Spuren ihrer armenischen Großmutter Anoush.
Pierre Jarawan wurde 1985 in Amman, Jordanien, als Sohn eines libanesischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Er kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland und wuchs in Kirchheim unter Teck auf. Jarawan studierte an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film, war deutscher Poetry-Slam-Meister und schreibt heute international erfolgreiche Romane. Im Rathausfestsaal präsentiert er eine multimediale Lesung.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr
VVK: 12 € (erm. 10 €)
AK: 14 € (erm. 12 €)
Foto: Maximilian Heinrich, Piper Verlag
Samstag | 15. November |
Reset Peter Grandl
Lesenacht im Autohaus
Im Oktober 2024 rufen US-Streitkräfte die höchste Sicherheitsstufe aus: In München soll ein angeblich von Terroristen gekapertes Flugzeug abgeschossen werden und global nimmt die Zahl bedrohlicher Fake News dramatisch zu. Anrufe und Video-Botschaften werden so täuschend echt gefälscht, dass niemand mehr weiß, ob er wirklich mit einem vertrauten Menschen spricht. Superintendent Valentine O‘Brien ermittelt in Deutschland, als die digitalen Netze kollabieren und keine Verbindung mehr sicher ist. Während O‘Brien sich auf eine gefährliche Reise quer durch Europa begibt, um seine vermisste Schwester zu suchen, bricht weltweit das Chaos aus – und die Menschheit steht vor ihrer dunkelsten Stunde.
Peter Grandl hat als Regisseur, Drehbuchautor und Creative Director einer Werbeagentur gearbeitet, bevor er 2020 seinen Durchbruch als Schriftsteller hatte. Seine preisgekrönten Thriller beschäftigen sich mit brisanten Themen unserer Zeit, das Debüt „Turmschatten“ ist von Paramount verfilmt worden. Peter Grandl ist leidenschaftlicher Bergwanderer und Musiker, er lebt mit seiner Familie bei München.
Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane sowie Austernfischer – und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Auf der Suche nach ihnen durchkämmt Enna entschlossen nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.
Rebekka Frank wurde 1988 in Kassel geboren und wuchs auf dem Land zwischen weiten Wiesen und Wäldern auf. Obwohl sie für ihr Studium in die Großstadt ging und dort nicht nur Theaterwissenschaft und Germanistik, sondern auch Menschen studierte, ließ die Natur sie niemals los. Bis heute ist sie ihre Inspiration und ihr Rückzugsort, wenn sie mit ihrem Hund durch Küsten-, Marsch- oder Flusslandschaften streift.
Dorle Kopetzky, Jahrgang 1967, ist gelernte Buchhändlerin, Magister in Nordamerikastudien und Germanistik, Buch-Lektorin in verschiedenen Verlagen in Berlin und München. Sie ist seit 2008 selbstständige Presse-Agentin für Autoren und Bücher und kuratiert seit 2017 das Programm der Lesebühne Pfaffenhofen. Seit 2005 lebt sie mit ihrer Familie in Pfaffenhofen.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr
VVK: 12 € (erm. 10 €)
AK: 14 € (erm. 12 €)
Mittwoch | 19. November | Festsaal im Rathaus
Töchter und Väter
Ein Abend mit Didi Drobna und Lena Schätte
Moderation: Dorle Kopetzky
„Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“ – mit dieser Vater-Philosophie wachsen beide Töchter in Didi Drobnas und Lena Schättes Romanen auf. Die eine im kalten, harten Pflaster des Ostblocks und dann als Migrantenkind mit Vollzeitjob: als Dolmetscherin und Alltagsorganisatorin für ihren Vater. Die andere auf einem Dorf im Sauerland, in dem alle trinken, die Großväter, der Pfarrer, der Vater und bald auch die Erzählerin, die sich sogar einen Freund sucht, der trinkt, weil sich das wie zu Hause anfühlt. Neben Lesepassagen aus „Ostblockherz“ und „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ führt Dorle Kopetzky das Gespräch mit den beiden Autorinnen.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr
VVK: 12 € (erm. 10 €)
AK: 14 € (erm. 12 €)
Fotos: Barbara Wirl (li.), Boris Breuer (re.)
Didi Drobna
Lena Schätte
Didi Drobna: Ostblockherz
Didi Drobna wurde 1988 in Bratislava geboren und lebt seit 1991 in Wien. Sie studierte Kommunikationswissenschaft und Germanistik an der Universität Wien, außerdem Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Ihre literarische Arbeit wurde mit mehreren Stipendien und Literaturpreisen ausgezeichnet.
Lena Schätte:
Das Schwarz an den Händen meines Vaters
Lena Schätte, geboren 1993 in Lüdenscheid, debütierte 2014 mit dem Roman „Ruhrpottliebe“. In den Folgejahren arbeitete sie als Psychatrie-Krankenschwester im Ruhrgebiet, bis sie 2020 ein Studium des Literarischen Schreibens am Deutschen Literaturinstitut Leipzig aufnahm. Heute betreut sie suchtkranke Menschen in Lüdenscheid – und widmet sich dem Schreiben.
„Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ wurde für den Deutschen Buchpreis 2025 nominiert.
Donnerstag | 20. November | Festsaal im Rathaus
Kälter
Andreas Pflüger
Moderation: Steffen Kopetzky
Eine gegen Alle: Im Herbst 1989 führt Luzy Morgenroth auf der Insel Amrum das Leben einer Provinzpolizistin. Kaum jemand ahnt, dass sie vor langer Zeit eine Andere war. Als in einer Sturmnacht ein Einheimischer spurlos von der Fähre verschwindet, muss sie sich einem Killerkommando stellen, das auf die Insel kommt, und verwandelt sich wieder in die Luzy von früher: eine Waffe. Nie waren Kampfszenen atemberaubender und poetischer choreographiert als in „Kälter“.
Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Pflüger setzt sich literarisch auf eine hoch spannende Weise mit der Geheimdienstwelt auseinander und schöpft dabei aus einem verblüffenden Insiderwissen. Sein umfangreiches Werk umfasst Dokumentarfilme, Arbeiten für das Theater, Hörspiele, Drehbücher sowie Romane.
Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Autor von Romanen, Erzählungen, Hörspielen und Theaterstücken. Er war 2007 Mitgründer des Neuen Pfaffenhofener Kunstvereins, den er bis 2023 als Erster Vorsitzender führte, sowie bis 2020 zwölf Jahre lang ehrenamtlicher Kulturreferent der Stadt Pfaffenhofen.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr
VVK: 12 € (erm. 10 €)
AK: 14 € (erm. 12 €)
Freitag | 21. November | Festsaal im Rathaus
Ein Zwischenfall
Paula Halina van Well
Moderation: Steffen Kopetzky
Die diesjährige Lutz-Stipendiatin Paula Halina van Well liest neben Auszügen aus dem eigenen literarischen Schaffen ihren Text über Pfaffenhofen im Sinne von Joseph Maria Lutz und seines 1930 erschienenen Romans „Der Zwischenfall“. Während des dreimonatigen Aufenthalts von September bis November in Pfaffenhofen entstanden, beinhaltet er van Wells ganz eigene Version eines Zwischenfalls.
Paula Halina van Well schreibt Prosa und Dramatik. Während des Bachelorstudiums an der Freien Universität Berlin hat Paula Produktionen an Theaterhäusern und in der freien Szene begleitet und befindet sich aktuell im Masterstudium am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien. Van Well veröffentlichte bereits in Anthologien und Literaturmagazinen und arbeitet aktuell an ihrem ersten eigenen Roman.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr Der Eintritt ist frei.
Samstag | 22. November | Festsaal im Rathaus
Himmel
ohne Ende
Julia Engelmann
Moderation: Bernhard Heckler
Charlie ist fünfzehn Jahre alt und vermisst ihren Vater, besonders seit ihre Mutter wieder einen Mann hat. Und als ob das nicht genug wäre, hat ihre beste Freundin gerade den Jungen geküsst, in den Charlie verknallt ist. Seitdem hat es den Anschein, als befinde sich zwischen ihr und der Welt eine Glasscheibe. Und dann kommt Pommes, der eigentlich Kornelius heißt und der aus der Glasscheibe ein Autofenster macht, das man herunterkurbeln und durch das Charlie ihre Hand endlich wieder in den Himmel strecken kann.
Julia Engelmann, geboren 1992 in Elmshorn, ist Sängerin, Schauspielerin und Bestsellerautorin mehrerer Lyrikbände. Bekannt wurde sie durch ihren Poetry-Slam-Text „Eines Tages, Baby“, der 2014 viral ging und in sozialen Medien bisher 14 Millionen Views hat. Julia Engelmann lebt in Berlin.
Bernhard Heckler, geboren 1991 in München, hat in Regensburg, Istanbul, Wien und München Politikwissenschaft, Politische Theorie und Journalismus studiert. Er absolvierte eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Seit 2024 ist er Redakteur im Ressort Kultur & Medien der Süddeutschen Zeitung. Sein erster Roman „Das Liebesleben der Pinguine“ ist 2021 bei Tropen erschienen.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr
VVK: 12 € (erm. 10 €)
AK: 14 € (erm. 12 €)
Sonntag | 23. November | Festsaal im Rathaus
Anna oder: Was von einem Leben bleibt
Henning Sußebach
1887, tief im Sauerland: Anna Kalthoff kommt den Weg hinauf ins Dorf Cobbenrode, wo die junge Frau die neue Lehrerin werden soll. Doch sie wird es nicht bleiben. Denn Anna widersetzt sich bald den Erwartungen des Ortes und den Regeln ihrer Zeit. Sie entscheidet selbst, was sie zu tun und zu lassen hat, wie sie leben und wen sie lieben will. Zwei Jahrhunderte später rekonstruiert Annas Urenkel ihr inspirierendes Leben und rettet so die Geschichte einer selbstbewussten Frau vor dem Vergessen.
Henning Sußebach, Jahrgang 1972, ist Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“. Für seine Reportagen wurde er mit einigen der wichtigsten deutschen Journalistenpreise ausgezeichnet, darunter: der Deutsche Reporterpreis, der Theodor-Wolff-Preis, der Henri-Nannen-Preis und der Egon Erwin Kisch-Preis.
„Anna oder: Was von einem Leben bleibt“ steht aktuell auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Beginn: 20.00 Uhr
Einlass: 19.15 Uhr
VVK: 12 € (erm. 10 €)
AK: 14 € (erm. 12 €)
Veranstaltungsort
Festsaal im Rathaus ∙ Hauptplatz 1 ∙ 2. Stock
∙ Audi Terminal Pfaffenhofen ∙ Krankenhausstraße 1
