Rolf Christian: Die Schule der Klassikgitarre

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Die Schule der Klassikgitarre

Die Gitarrenschule für den späten Unterrichtsbeginn

Vorwort

In der Popmusik, im Jazz oder als klassisches Soloinstrument: Die Gitarre kommt in nahezu allen Musikrichtungen zum Einsatz und ist unumstritten das vielseitigste Instrument, das es gibt.

Gerade wegen ihrer Popularität sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche, großteils wertvolle Lehrwerke entstanden. Warum also noch eine weitere Gitarrenschule?

Neue Musikstile wie Rap, Techno und Hip-Hop haben durch die ständige Präsenz im Alltag die Hörgewohnheiten von Jugendlichen und Erwachsenen grundlegend verändert. Die bislang vorhandene Unterrichtsliteratur wird diesem Umstand in vielen Fällen leider nicht gerecht. Lieder wie „Ist ein Mann in’n Brunn’ g’fallen“, „Zum Tanze geht ein Mädel“ oder „Der Kuckuck und der Esel“ wirken antiquiert und sind schon längst nicht mehr en vogue. Aus pädagogischer Sicht ist der Einsatz von traditionellen Liedern sicherlich sinnvoll – gerade für Kinder im Grundschulalter –, den Bedürfnissen von Gitarrenschülern im fortgeschrittenen Alter wird die Auswahl der Lieder allerdings nicht gerecht.

Daher schien es mir notwendig, sowohl die Literatur als auch den methodisch-konzeptionellen Ansatz neu zu überarbeiten.

Die vorliegende Gitarrenschule wendet sich an Schüler mit spätem Unterrichtsbeginn. Neben der Entwicklung einer soliden technischen Handhabung des Instrumentes legt die Gitarrenschule den Fokus auf den Erwerb eines guten rhythmischen Verständnisses und vermittelt ganz nebenbei die Grundlagen der allgemeinen Musiklehre, wie beispielsweise Dynamik, Tonleitern sowie Wiederholungs- und Spielanweisungen.

Die Übungen und Lieder des Buches sind so angeordnet, dass die Lerninhalte aufeinander aufbauen. Zur besseren Lesbarkeit und als praktische Hilfe für den Unterricht sind die Inhalte durchnummeriert. Keine Übung und kein Lied sollte daher ausgelassen werden. Zudem ist es wichtig, sich penibel an die vorgeschlagenen Fingersätze zu halten – dies gilt sowohl für die linke als auch für die rechte Hand. Im Idealfall werden (noch) ungewohnte Bewegungsabläufe so lange einstudiert, bis sie leicht und ohne weiteres Zögern ausgeführt werden.

Je nach Begabung des Schülers wird die Erarbeitung des Buches etwa ein bis eineinhalb Jahre dauern. Im Ergebnis wird ein intensives Studium zu einer gut fundierten Grundlage des Gitarrenspiels führen, welches für das Erschließen weiterer Gitarrentechniken notwendig ist.

Ich wünsche allen viel Erfolg mit dieser Schule Christian Rolf

An den Gitarrenlehrer

Das vorliegende Buch ist besonders für den Einzelunterricht geeignet, kann aber auch in einer Zwei- oder Dreipersonengruppe verwendet werden. Der Lehrgang verfolgt zwei unterschiedliche Ziele: Zum einen soll der Schüler eine solide technische Grundausbildung erhalten; zum anderen geht es um die Vermittlung von Musikalität. Dies ist wohl eine der wichtigsten Aufgaben des Lehrers, denn häufg besitzen Schüler anfangs wenig bis keine musikalischen Fähigkeiten. Aus diesem Grund nimmt der Lehrer die Rolle des Duopartners ein und gleicht jenes aus, was der Schüler (noch) nicht leisten kann. Insbesondere denke ich hier an Tonstärke, Dynamik, Klangfarben und rhythmische Präzision. Der Schüler erlernt den angelegten Anschlag (Apoyando). Mir ist selbstverständlich bewusst, dass die Technik für das Spielen der gängigen Gitarrenliteratur von L. Milan über J. S. Bach bis hin zu F. Tárrega und R. Smith Brindle weit weniger bedeutsam ist als der freie Anschlag (Tirando). Aus didaktischen Gründen birgt der angelegte Anschlag allerdings zahlreiche Vorteile. Beispielsweise wird der Schüler bei korrekter Ausführung des angelegten Anschlags von Anfang an einen kräftigen Ton erzeugen. Zudem hat der anliegende Finger beim Apoyando eine stützende Funktion, welches die Ausbildung einer sicheren und korrekten Handhaltung begünstigt. Nachdem der Schüler die Töne in der ersten Lage erlernt hat, wird das zweistimmige Spiel eingeführt. Die Begleitung durch den Lehrer als Duopartner ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr notwendig.

Über die Auswahl der Lieder

Diese Gitarrenschule beinhaltet 36 Kompositionen. Die meisten Lieder sind Stimmungsbilder, die auf Reisen durch Asien und Europa entstanden sind. Sie erzählen von einer indischen Teepfückerin, einem Strandspaziergang an der Ostsee, einer abenteuerlichen Zugfahrt im Kolkata Express, einer Kirche in Venedig und vielem mehr. Die Lieder sind didaktisch sinnvoll angeordnet und führen den Lernenden schrittweise vom Nichtkönnen zum Können. Alle Lieder sind so geschrieben worden, dass sie sich für den Vortrag bei Schülervorspielen eignen – und zwar vom ersten Lied an.

Zu allen Liedern gibt es Audio-Dateien zum Download und Streaming: http://download.fngerprint-verlag.de Passwort: das zweite Wort auf Seite 22

Die Haltung der Gitarre

Die Haltung ist für das Spielen auf der Gitarre von größter Wichtigkeit und sollte gleich von Anfang an richtig eingeübt werden. In erster Linie geht es bei der Sitzhaltung darum, größtmögliche Freiheit beim Spielen zu erlangen.

Anfängern kommt die klassische Sitzhaltung oftmals ungewohnt und sperrig vor. Es sprechen allerdings gute Gründe dafür, das Instrument von vornherein richtig zu halten. Alternativ ist auch eine Sitzhaltung mit Gitarrenstütze denkbar. Diese Möglichkeit sollte mit dem Gitarrenlehrer besprochen werden.

Ausführung

1. Der Spieler stitzt (eine Mischung aus Stehen und Sitzen) auf dem vordersten Drittel des Stuhls.

2. Der linke Fuß wird auf das Fußbänkchen gestellt.

3. Die Gitarre wird mit der Zargenausbuchtung auf das linke Bein gesetzt.

4. Das rechte Bein wird nach außen gedreht, sodass der Oberschenkel die Gitarre stützen kann.

5. Der rechte Ellenbogen liegt entspannt auf dem Zargenrand.

6. Die Gitarrendecke sollte senkrecht stehen.

7. Der Gitarrenkopf befindet sich ungefähr auf Ohrhöhe.

Die leeren Saiten der Gitarre

Die Saiten der Gitarre heißen: E A d g h e'

Die Saiten werden von der dünnsten (hohe e'-Saite) zur dicksten (tiefe E-Saite) durchgezählt. Die Nummerierung erfolgt in den Zahlen eins bis sechs. Damit deutlich wird, dass es sich um Saiten handelt, schreibt man die Zahlen in einen Kreis.

Die Note e'

Die Note e' befindet sich zwischen der 4. und 5. Notenlinie.

Übungen auf der e'-Saite

Der Ton e'

Wird die 1. Saite der Gitarre gespielt, erklingt der Ton e'.

Für das Spielen der e'-Saite legt sich der Daumen auf die d-Saite.

9 10 Track 5

Bei der Taktart 3/4 zählt man bis drei; bei der Taktart 2/4 zählt man bis zwei.

Reiseplanung

4 4 4 4

Der Wechselschlag auf den Saiten g, h und e'

Zunächst folgen Übungen auf den leeren Saiten g, h und e'. Dies dient dazu, ein besseres Gespür für die rechte Hand zu bekommen. Der Daumen, der sich bislang immer auf einer Basssaite ausgeruht hat, hängt nun frei in der Luft. Der Unterarm bewegt sich beim Saitenwechsel um den Abstand der Saite hoch und runter. So ist gewährleistet, dass die Fingerstellung gleich bleibt.

Achtung: Beim Saitenwechsel wird der Finger nicht durchgezogen. Der Wechselschlag ist unbedingt fortzuführen.

Der Daumen hängt frei in der Luft.

Die D-Moll-Tonleiter

Übungen mit der D-Moll-Tonleiter

Übung

Der Flaneur

Schlendernd Track 32

Intervalltonleiter (Oktaven)

4 4

Übung

Intervalltonleiter (Dezimen)

Übung

V 4 4

Verzeichnis der Lieder

Nummerierung wie im Spielheft: Seite/Track

1 Fernweh 10/1

2 Heimweh 11/2

6 Kleines Duo 12/3

7 Wer klopft da an die Zimmertür? 13/4

10 Reiseplanung 14/5

17 Ankommen in einer neuen Stadt 19/6

20 Die Five-Second-Lady 20/7

27 Mediterraner Abendhimmel 22/8

28 Tanz Nr. 1 23/9

35 Unterwegs mit dem Daumenexpress 25/10

41 Der Weggefährte 26/11

42 Bootsfahrt auf dem Mekong 27/12

48 Lied für eine (nicht) geküsste Dame 29/13

49 Eine Nacht in Jaisalmer 30/14

50 Wandern in Paklenica 32/15

56 Gorée 35/16

74 In der Piratenhöhle 39/17

75 Stille Momente 40/18

80 Tanz Nr. 2 44/19

82 Winter in Kaliningrad 45/20

87 Am Strand von Sopot 46/21

89 Unterwegs im Kolkata Express 48/22

94 Bootsfahrt auf dem Lago Maggiore 50/23

100 Rendezvous auf der Karlsbrücke 53/24 139 Stare Miasto

142 Mit Rocket durch die Wüste Thar

Amour fou 64/28 149 Singhalesische Serpentinen 65/29 160 Auf dem Hooghly 67/30

161 Tango Minore 68/31

163 Der Flaneur 69/32

167 Cap de Creus 71/33

168 San Simeone Piccolo 72/34

170 Wiegenlied 73/35

177 An der Malabarküste 75/36

Track 2

Heimweh

Zu allen Liedern gibt es Audio-Dateien zum Download und Streaming unter: http://download.fngerprint-verlag.de Passwort: das zweite Wort auf Seite 22

Impressum

Cover: Manfred Pollert

Fotografe: Hans und Jung, Christian Rolf

Kompositionen: Christian Rolf

Notensatz/Layout: Christian Rolf

Produktion: Peter Finger

© 2020 by Acoustic Music GmbH & Co. KG, Osnabrück

Das Notenbild ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht ohne Genehmigung des Verlages vervielfältigt werden.

Music engraving copyright protected.

Best.-Nr. FP 8195

ISBN: 978-3-945190-41-8

ISMN: 979-0-700307-97-4

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Der Takt

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Tel.: +49(0)541-71 00 20 · Fax +49(0)541-70 86 67

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Um eine bessere Übersicht zu bekommen, kann Musik in kleine Abschnitte kleinen Abschnitte werden Takte genannt. Am Anfang des Liedes ist die 6/8 usw.). Die obere Zahl sagt, wie viele Schläge in einen Takt passen. Notenwert zu zählen ist. 4/4 bedeutet also, dass auf jeden Takt 4 Schläge Wert einer Viertelnote. Ein Takt wird durch Taktstriche (senkrechter Strich Taktstrich zeigt an, wo ein Takt aufhört, und wo der nächste beginnt. Am Schlussstrich.

Klopfübung im 4/4-Takt

Neue Musikstile wie Rap, Techno und Hip-Hop haben durch die ständige Präsenz im Alltag die Hörgewohnheiten von Jugendlichen und Erwachsenen grundlegend verändert – dem trägt diese Gitarrenschule Rechnung. Sie ist ideal für den späten Unterrichtsbeginn und begeistert Schüler und Lehrer gleichermaßen. Mit neuen, modern arrangierten Liedern zeigt diese Schule, dass die Gitarre im 21. Jahrhundert angekommen ist. Neben der Entwicklung einer soliden technischen Handhabung des Instrumentes liegt der Fokus auf dem Erwerb eines guten rhythmischen Verständnisses und vermittelt ganz nebenbei die Grundlagen der allgemeinen Musiklehre.

Christian Rolf, Jahrgang 1976, ist Gitarrist, Komponist und Arrangeur. Seine musikalische Ausbildung in den Bereichen Klassik, Jazz und Popularmusik erhielt er bei Prof. Albert Aigner (Lübeck), Rolf Bussalb (Aschaffenburg), Fritz Pilsl (Trossingen), Dieter Stoppel (Kassel) und anderen.

Seit 2008 leitet Christian die Gitarren-Akademie-Linden in Hannover. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Ensemblearbeit und das Erstellen neuer Unterrichtsansätze. Als langjähriges Vorstandsmitglied im Bundesverband der Freien Musikschulen (bdfm) setzt sich Christian für die Belange freier Musikschulen ein und widmet seine Arbeit dem Erhalt und der Weiterentwicklung der Musikschullandschaft in Deutschland.

Best.-Nr. FP 8195

ISBN: 978-3-945190-41-8

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9 783945 190418

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