Oliver Kraus: Der ungaublich praktische Sessiontrainer

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Vorwort

Der unglaublich praktische Sessiontrainer soll vor allem eins sein: praktisch! Anhand von verschiedenen Genres wie Blues, Rock, Pop und Singer/Songwriter ist er eine Anleitung zum gemeinsamen Musizieren, oder in Musikersprache: „Jammen“.

Zu Playbacks in verschiedenen Levels kannst du dich darin trainieren, einfache Songsheets spontan zu arrangieren, interaktiv zu begleiten, ein wirkungsvolles Solo abzuliefern, mit Licks zu improvisieren und ein Thema zu interpretieren wie die Profs.

Impressum:

Fotos: Manfred Pollert

Umschlaggestaltung: Manfred Pollert

Umschlagkonzept/Composing Rückseite: Oliver Kraus

Layout und Fotos: Oliver Kraus

Notensatz: Oliver Kraus

Lektorat: Rebecca Bojara, Monika Kotte und Marian Menge

Produktion: Peter Finger © 2022 by Acoustic Music GmbH & Co. KG, Osnabrück

Das Notenbild ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht ohne Genehmigung des Verlages vervielfältigt werden. Music engraving copyright protected.

Best.-Nr. FP 8200

ISBN 978-3-945190-46-3

ISMN 979-0-700437-02-2

FingerPrint / Acoustic Music GmbH & Co. KG

Arndtstraße 20 · 49080 Osnabrück

Tel.: +49(0)541-71 00 20 · Fax +49(0)541-70 86 67

E-Mail: order@acoustic-music.de www.acoustic-music.de www.fngerprint-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Welche Pentatonik passt zu welchem Song?

Moll-Pentatonik im dorischen Modus

Moll-Pentatonik im phrygischen Modus

dorisch und die Kirchentonleitern

auf dem gesamten Grifbrett

Trefen sich zwei Musiker...

Nein, jetzt kommt kein Musikerwitz; aber gibt es etwas Spannenderes für uns Gitarristen als mit anderen Musikern zusammenzukommen und spontan zu jammen, sich die Bälle zuzuspielen, aufeinander musikalisch einzugehen und einen gemeinsamen Schlussakkord hinzulegen?

Aber „was spielen?“ wäre die nächste Frage. Es bietet sich natürlich ein Blues an, diese Spielart ist weltweit bekannt. Im Jazz gibt es für die spontane Session das Real Book, hier fnden sich auf über 500 Seiten extra für diesen Zweck Leadsheets von allen möglichen Jazzkompositionen. Die Melodien sowie die Akkordbezeichnungen sind bei diesen Sheets einfach gehalten und bieten so eine gute Basis zur Interpretation.

Ein Leadsheet für einen Blues

Wir benötigen für die erste Blues-Session also eine Melodie (Das Thema) mit Akkordsymbolen und eine bestimmte Anzahl von Takten, an der sich alle Mitwirkenden orientieren können. Die typischen 12 Takte des Blues dienen als Rahmen - auch die Form genannt - in diesem Fall die Bluesform. = 85

= = 85 85

Deine erste Aufgabe: Übe kurz das Thema zum Playback, dann geht es direkt an den Ablauf!

Um auf Basis eines Leadsheets spontan ein komplettes Song-Arrangement zu gestalten, wird die Form üblicherweise immer wieder von oben links nach unten rechts durchgespielt. Erst wird das Thema gespielt, dann diverse Solos über die Form improvisiert, dann wieder das Thema. Zusätzlich kann ein Intro und Outro verabredet werden, und so entsteht aus den 12 Takten spontan ein vollständiger Song-Ablauf, siehe nächste Seite.

Spontan-Arrangement

Der folgende Ablauf passt für viele Songs oder Akkord-Sequenzen:

Intro Ending Thema Thema

Das Intro (Vorspiel) kann eine kurze Akkord-Sequenz aus dem Song sein, häufg die letzten oder ersten vier Takte oder in unserem Fall ein kurzer Blues-Turnaround (siehe Seite 9). Diesen spiele ich, du steigst erst zur Begleitung des Themas ein.

Das erste Thema spiele ich, du übernimmst die Begleitung.

Das erste Solo spiele ebenfalls ich, du wiederholst die Begleitung.

Jetzt übernimmst du die Rolle der Lead-Gitarre: Spiele ein Solo mit der Bluestonleiter. Zum Einstieg kannst du das Beispielsolo als Orientierung nehmen.

Noch eine Solo-Form für dich, versuche hier ein paar Töne zu improvisieren (siehe unten auf der Seite).

Jetzt spielst du das Thema.

Das Ending oder Outro ist wieder der Turnaround vom Intro, natürlich kannst du ihn auch mitspielen.

Falls die Improvisation mit der Bluestonleiter neu für dich ist, hier der Crashkurs: Übe zuerst die Bluestonleiter V. Lage. Dann spiele je zweimal die Motive und lasse dazwischen beliebig Pausen.

Das Ending vorbereiten:

Repeat Last Four

Als Ending werden die letzten vier Takte noch zweimal wiederholt:

Das Solo: Mit Licks improvisieren

Ein Lick ist eine kurze, prägnante Melodie innerhalb der Pentatonik, der Bluestonleiter oder einer anderen Tonleiter und kann als essentieller Baustein für jedes gute Solo gesehen werden. Die Tonleitern und entsprechenden Fingersätze dienen dabei als klanglicher Rahmen und geben Orientierung. So hat jeder versierte Gitarrist eine Reihe von Licks innerhalb seiner Lieblings-Fingersätze im Repertoire, die er bei Bedarf abrufen kann. Das können selbst erarbeitete Melodiefetzen sein, gelernte Fingermuster oder häufg auch von anderen Musikern abgeschaute Phrasen.

Zum gezielten Einsatz eines Licks braucht es aber mehr als das reine Auswendiglernen: Es muss in verschiedene Tonarten transponiert werden, es muss rhythmisch an die jeweilige Spielsituation und das Tempo angepasst werden. Es sollte vorbereitet werden, bei Bedarf gestreckt und einen sinnvollen Ausgang haben. Im besten Fall bringt man ein Lick so gut unter, dass es klingt, als ob man es gerade erfunden hat!

Das erste Lick aus der A-Moll-Bluestonleiter ist einfach gehalten und universell einsetzbar. Spiele es eine Weile, bis du es auswendig kannst.

LickNo.1:

MitdemLick-Ausgangspielen: 18 = 85 75

Nun beginnt die eigentliche Kreativarbeit: Um das Lick gekonnt „einzulochen“, bereite es wie bei einem Elfmeter vor:

Antäuschenlinks:Antäuschenrechts:DasLickduchziehen:

Welche Pentatonik passt zu welchem Song?

Die Antwort auf die wohl häufgste Frage bedarf einiges an harmonischem Wissen; in einer Tonart ist die Konstellation der Moll-Pentatonik tatsächlich drei mal zu fnden, das sorgt für Verwirrung. Hier drei häufge Varianten.

Akkordverbindung ist: Am - Dm - Em oder E7 - Am

Hier passt die A-Moll-Pentatonik, A-Moll ist mit Anfangs- und Schlussakkord das tonale Zentrum:

= 80

30 31 = = 85 60 = = 85 60

Akkordverbindung ist: C - F - G - C, die Tonart ist C-Dur C-Dur- und A-Moll-Tonleiter nutzen dieselbe Tonreihe (siehe Seite 45), auch hier wäre die A-MollPentatonik die richtige Wahl.

Diese beiden Varianten sind der Klassiker und am häufgsten anzutrefen.

Licks in Dur

Es sorgt für viel Klarheit, die ersten Licks in Dur auch auf dem entsprechenden Grundton zu starten. Hier ein paar Licks in E-Dur, startend jeweils auf einem Grundton:

Ed Sheeran

mit Chromatik

Dur-Lick Dreiklang E mit sus4

Das Dur-Training

Probiere zum Playback Keys-Dur die oben stehenden Licks aus. Der erste Teil ist wie die Tabs in E-Dur bzw. C#-Moll. In der folgenden Grafk siehst du, wo du auf der G-Saite den Grundton E fndest.

Für den zweiten Abschnitt in A-Dur im Stil von „Stand By Me“ gehst du mit dem Zeigefnger auf den 2. Bund der G-Saite und startest wieder das erste Lick.

„Thinking Out Loud“ (Ed Sheeran) in D-Dur: Im 7. Bund der G-Saite befndet sich der Startpunkt.

Der G-Dur-Part ist an John Mayers „Queen Of California“ angelehnt, starte mit der leeren GSaite.

Der letzte Part: C-Dur = A-Moll, hier sind wir wieder an unserer Lieblingsposition am 5. Bund unterwegs, diesmal allerdings mit dem Fokus auf dem c‘, G-Saite 5. Bund.

Playback ist ohne meine Gitarre.

Level 2: Bossa-Nova-Begleitung

Etwas rafnierter und passend zum Song wäre eine Bossa-Nova-Begleitung:

42 = 85 87

Die Akkordfolge ist eine typische Jazz-Kadenz, die sich erst in der Rückwärts-Analyse ofenbart. Lese die Kommentare von rechts nach links!

D ist die SubDominante der Tonart A-Dur

A7 ist die Dominante von D

C#7 ist die Dominante von F#m

F#m7 ist der relative Moll-IIAkkord von B7

B7 ist die Dominante von E7 bzw. die Doppeldominante von A

D/E=E7, ist die Dominate von A

Der letzte Akkord defniert die Tonart (A)

Übungen für das Zusammenspiel

Auf Seite 35 habe ich das Thema bereits angedeutet, mit gezielten Übungen kann man das Zusammenspiel deutlich verbessern! Ein einfacher Blues dient als Trainingsplatz.

Dynamische Übung: Die Leadgitarre spielt mit der Bluestonleiter Achtel- oder Viertelketten und wird lauter oder leiser. Die Begleitgitarre geht dynamisch mit, immer etwas leiser spielend als der Solist.

Rhythmische Übung: Die Leadgitarre spielt Achtel oder Viertelketten und wird schneller und langsamer, die Begleitgitarre folgt.

Tonale Interaktion: Die Leadgitarre spielt ein kurzes, melodisches Motiv, die Begleitgitarre antwortet mit einem rhythmisch oder melodisch ähnlichen Motiv.

Die Begleitung kannst du zu Playback üben, die Leadgitarre zu Playback .

Der unglaublich praktische Sessiontrainer soll vor allem eins sein: praktisch! Anhand von verschiedenen Genres wie Blues, Rock, Pop, Singer/Songwriter ist er eine Anleitung zum gemeinsamen Musizieren, oder in Musikersprache: „Jammen“.

Zu Playbacks in verschiedenen Levels kannst du dich darin trainieren, einfache Songsheets spontan zu arrangieren, interaktiv zu begleiten, ein wirkungsvolles Solo abzuliefern, mit Licks zu improvisieren und ein Thema zu interpretieren wie die Profs.

Gitarrist Oliver Kraus hat Jazz- und Popularmusik studiert, ist selbst Session-erfahren und praktiziert regelmäßig im Unterricht sowie in Workshops das spontane Zusammenspiel im Duo und in der Band.

Bereits bei Fingerprint erschienen:

Oliver Kraus: Der unglaubliche Solo Creator Das Kochbuch für dein perfektes Gitarrensolo

Buch + DVD, 56 S., Best.-Nr. FP 8185

Oliver Kraus: Der unglaubliche Song Creator Die komplette Anleitung zum Komponieren auf der Gitarre

Buch + CD, 68 S., Best.-Nr. FP 8190

Oliver Kraus: Der unglaubliche Groove Creator Fingerstyle Patterns & Rhythm Secrets

Buch, 68 S., Videos zum Download Best.-Nr. FP 8193

Oliver Kraus: Spaß mit Dreiklängen Improvisieren, Begleiten, Verzieren

Buch, 68 S., Videos zum Download Best.-Nr. FP 8198

Best.-Nr. FP 8200

ISBN 978-3-945190-46-3 ISMN 979-0-700437-02-2

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Oliver Kraus spielt Stoll-Gitarren.

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