Environmental policy new directions for the twenty first century norman j. vig - The ebook with all
Visit to download the full and correct content document: https://textbookfull.com/product/environmental-policy-new-directions-for-the-twenty-fir st-century-norman-j-vig/
More products digital (pdf, epub, mobi) instant download maybe you interests ...
European Cinema in the Twenty-First Century: Discourses, Directions and Genres Ingrid Lewis
Wethankthecontributingauthorsfortheirgenerosity,cooperativespirit,andpatienceinresponsetoour editorialrequests Itisapleasuretoworkwithsuchaconscientiousandpunctualgroupofscholars Special thanksarealsoduetothestaffofCQPress/SAGE,includingCharisseKiino,ScottGreenan,Monica Eckman,SarahChristensen,JenniferJones,EricaDeLuca,KelleClarke,andOliviaWeber-Stenis Weare particularlygratefulfortheveryprofessionalandextraordinarilythoroughcopyeditingbyKarenE Taylor
Environmentalresearchanddevelopment;marineresearch;energyresearchand developmentinallfederallyownednonmilitaryenergylaboratories;researchin nationallaboratories;NASA,NationalWeatherService,andNationalScience Foundation
a Inadditiontothestandingcommitteeslistedhere,selectorspecialcommitteesmaybecreatedfora limitedtime Eachcommitteealsooperateswithsubcommittees(generallyfiveorsix)topermitfurther specialization.Committeewebpagesofferextensiveinformationaboutjurisdiction,issues,membership, andpendingactions,andincludebothmajorityandminorityviewsontheissues See wwwhousegov/committees/and www.senate.gov/pagelayout/committees/d three sections with teasers/committees home.htm.
b BoththeHouseandSenateappropriationscommitteeshaveinteriorandenvironmentsubcommittees thathandleallInteriorDepartmentagenciesaswellastheForestServiceandtheEPA TheEnergy Department,ArmyCorpsofEngineers,andNuclearRegulatoryCommissionfallunderthejurisdiction
Another random document with no related content on Scribd:
ebenfalls Gräber umschlössen, konnten uns aber keine mehr zeigen. Vielleicht hat einmal eine ganze Raskolnikengemeinde diesen vor jeder Religionsverfolgung geschützten Ort aufgesucht. Leider fehlte den Särgen jede Spur von Inschrift.
So überließen wir denn diese geheimnisvollen Gräber ihrer ewigen Ruhe in der Einöde und gingen auf dem rechten Ufer weiter.
Während der letzten Stunden gingen wir auf dem Eise des Tschertschen-darja, das uns beinahe wie ein eigens für uns angelegtes Asphalttrottoir erschien, — so eben und gut ging es sich dort nach all dem Gestrüpp und den trockenen Ästen, die im Walde umherlagen (Abb. 66). Nur in den nach Nordosten gerichteten Krümmungen hatte der Wind den Schnee vom Eise gefegt; sonst lag dieser überall dezimeterhoch, und die auf dem Eise ungeschickten und hilflosen Kamele hatten also hier nichts zu fürchten. An diesem Flusse vermissen wir die energischen Züge des Tarim; das Bett ist nicht so kräftig ausgemeißelt, wird aber auf den Ufern von den unvermeidlichen Pappeln, Tamarisken und Kamischfeldern begleitet. Auf dem rechten Ufer ist der Vegetationsgürtel breiter als auf dem linken, wo er von dem von Norden herandrängenden Sande, dessen hohe, unfruchtbare Dünen gewöhnlich über dem Walde zu sehen sind, stark beeinträchtigt wird.
Am 5. Februar marschierten wir teils auf dem Eise, teils auf dem rechten Ufer in alten Betten, die den verlassenen Krümmungen des Tarim entsprechen (Abb. 67). Tigerspuren kreuzten wir oft. Auf dem Eise lag mitten in einer großen Blutlache das Fell eines Rehs, und um die Lache herum sah man die Spuren von drei, vier Wölfen. Sie hatten ihrem Opfer augenscheinlich auf dem Eise aufgelauert, um es zum Ausgleiten zu bringen, es auf diese Weise überrumpelt und dann einen Schmaus gehalten.
81. Eisschollen in der Oase Altimisch-bulak. (S. 222.)
82. Abdu Rehims Beute. (S. 223.)
In einem anderen verlassenen Bette, das seit Menschengedenken kein Wasser mehr geführt hat, hing an der Spitze einer Stange ein Hirschschädel; die Gegend heißt infolgedessen K a l l a s t e (der aufgehängte Schädel), welcher Name sich im innersten Asien oft wiederholt. Der Zweck dieses Nischan (Zeichen) ist zu zeigen, wo der Weg geht, wenn dieser aus irgendeinem Grunde, wie Flugsand, Überschwemmung, Buschholz oder dergleichen, schwer erkennbar ist.
Die Kälte dauerte an. In der Nacht auf den 6. hatten wir −29 Grad, aber unerschöpfliche Vorräte von vorzüglichem Brennholz. Bei A k - i l e k - l e n g e r gingen wir nach dem linken Ufer hinüber. Über der Stromrinne knackte das Eis unter dem Gewichte der Kamele recht beunruhigend. Die Karawane begab sich von hier direkt nach B u g u l u k am Tschertschen-darja, während ich mit zwei Begleitern in dem alten Bette weiterritt, das bei Ak-ilek anfängt und ein paar Kilometer nördlich von dem jetzigen Flusse liegt. Es ist reich an
lebender, frischer Vegetation. Als wir gerade vor Buguluk waren, ließen wir das Bett linkerhand liegen und vereinigten uns wieder mit den Unsrigen, die schon an dem Punkte lagerten, wo die Straße von Tscharchlik nach Tschertschen den Fluß kreuzt. Ich hatte diesen Punkt 1896 besucht; wir blieben jetzt einen Tag dort.
Leider mußten wir hier von unseren beiden Führern, welche die Gegenden, in die wir jetzt kamen, nicht genau kannten, Abschied nehmen und unseren Weg allein suchen, bis wir wieder Menschen trafen.
Der eine unserer Führer wußte nur zu erzählen, daß sich einmal ein Hirte aus dem unteren Keng-laika nordwärts in den Sand hineinbegeben habe und schließlich an eine „Kona-schahr“ gelangt sei. Hier habe er acht Tschugune (Kupferkannen) und 40 Ketmene (Spaten) gefunden und mit so viel von der Beute, wie er zu tragen vermocht, den Rückzug nach seiner Hütte angetreten. Während seiner Abwesenheit hätten Wölfe seine Schafe zerrissen, was man allgemein als Strafe für seine Habgier angesehen habe. Er sei darauf nach dem Fundort zurückgekehrt und habe Spaten und Kannen wieder an den Platz gelegt, von dem er sie fortgenommen habe.
Auf derartige Erzählungen kann man natürlich keine Pläne bauen, und es ist überhaupt am besten, nur das zu glauben, was man selbst gesehen und erlebt hat.
Toktamet Bek hatte mir auch eine Räubergeschichte erzählt, die jedoch den Eindruck der Wahrheit machte. Er war einmal in seinem Hause in Tschertschen von sieben Dieben, die in später Nacht bei ihm angeklopft hatten, überfallen worden. Auf seine Frage, wer da sei, hatten sie den Namen eines seiner Bekannten genannt, weshalb er sofort öffnete. Da hatte einer aus der Bande ein Messer gezogen und ihn mit dem Tode bedroht, wenn er nicht schweige und sich binden lasse. Unterdessen plünderten die anderen sein Haus und setzten sich in den Besitz aller Wertgegenstände, sowie einer Summe von 2000 Tenge in geprägtem Silber. Dann hatten sie die Flucht ergriffen und den Bek gebunden mitgeschleppt, damit er keine Gelegenheit habe, Leute zur Verfolgung aufzubieten. Das
Interessanteste aber war, daß die Bande von Wasch-schahri den Tschertschen-darja überschritten und sich nordwärts nach dem Tarim begeben hatte, wobei sie einem alten Bette, anscheinend dem Ettek-tarim, gefolgt war. Es war sicher nicht das erste Mal, daß dieses Bett, dessen Bekanntschaft wir bald machen sollten, von flüchtigen Missetätern als Rückzugslinie benutzt wurde.
8. Februar. Jetzt wanderten wir am linken Ufer des Tschertschendarja abwärts, teils um nicht denselben Weg zurückzulegen wie Roborowskij, teils um zu erforschen, ob sich auf dieser Strecke alte Betten vom Flusse abzweigen oder sich mit ihm vereinigen. Der Fluß ist oft mächtig angeschwollen, und das Ufergebiet bildet eine Terrasse, die ein paar Meter über der Eisfläche liegt. Nur an einem Punkte trat der Sand dicht an den Fluß heran; dort fielen 10 Meter hohe Dünen steil nach dem Eise ab. In einem kleinen Tograkhaine wurde das Lager aufgeschlagen. Obgleich der Tag wie gewöhnlich trübe gewesen, war der Sonnenuntergang doch herrlich, und ein purpurnes Licht ergoß sich über die Dünen, die wie auf dem Sprunge standen, auch dieses kleine Vegetationsband, das der Fluß speist, zu verschlingen.
Der junge Kurban, der anfangs einen so vielversprechenden Eindruck machte, schien in Wirklichkeit ein Schlingel zu sein. So verschwand er z. B. an diesem Abend, nachdem es dunkel geworden war. Alle Tiere befanden sich im Lager, so daß er nicht bei ihnen sein konnte, und sein Pelz war auch da, obwohl es 18 Grad Kälte hatte. Als er Stunde auf Stunde ausblieb und man befürchten mußte, daß Wölfe ihn überfallen hätten, wurden Leute auf die Suche nach ihm ausgeschickt. Nach langer Zeit kehrten sie mit dem Jüngling zurück, der während des Tagemarsches ein Paar Stiefel von einer Kamellast verloren hatte. Islam Bai hielt dem Bengel, der sich später zu einem ausgewachsenen Schelme entwickelte, eine Strafpredigt. Es war ja nichts dabei, daß er ein Paar Stiefel verloren hatte, aber es war dumm von ihm, nicht zu sagen, daß er sie zu suchen beabsichtige. Wir hatten gefürchtet, er sei irgendwo eingeschlafen und könne über Nacht erfrieren.
9. Februar. Erst diese Nacht ließ uns hoffen, daß die ärgste Winterkälte vorüber sei; das Minimumthermometer zeigte nur −20,1
Grad, und die Temperatur hob sich im Laufe des Tages auf −7,6 Grad; so warm hatten wir es seit dem 28. Dezember nicht gehabt. Das Terrain war gut, und wir konnten 30 Kilometer zurücklegen — am Tage vorher wurden es nur 26 —, aber das Land ist trostlos einförmig, und vergebens schaut man nach Menschen aus. Ich war dieser Wüstenei recht überdrüssig und sehnte mich nach einem dankbareren Felde. Wir zogen rasch und in geraden Peilungen über die Steppe zwischen 30 Meter hohen, unfruchtbaren Dünen zur Linken und dem Flusse zur Rechten. Der Fluß gleicht noch immer einem kreideweißen Bande, doch große Strecken sind Anschwemmungen, die jetzt, da alles mit Schnee bedeckt ist, von der Eisdecke fast gar nicht zu unterscheiden sind.
Am folgenden Tage stieg die Temperatur um 1 Uhr auf −2,2 Grad, und wir hatten den ersten Frühlingssturm aus Nordosten, der indessen nur ein schwacher Vorläufer der heftigen Stürme war, die den Frühling im Loplande charakterisieren. Auf der Wanderung nach Nordosten fanden wir ein augenscheinlich ganz verlassenes Bett. Seine Breite betrug 32 Meter, und es war 6½ Meter tief in den Boden eingeschnitten. Es hat also eine völlig andere Gestalt als der jetzige Fluß, der seicht und wohl fünfmal so breit ist, was sich sicher darauf zurückführen läßt, daß der neue Fluß sein Bett noch nicht hat vertiefen können. An den Ufern stand dichter, toter, noch wurzelfester Pappelwald. Im Grunde des Bettes war der Boden an einigen Stellen recht heimtückisch. Zwei Kamele versanken geradezu in losem, leichtem, kartoffelmehlähnlich trockenem Staube. Sie mußten mit Spaten wieder herausgegraben werden.
Vom Anfange dieses alten Bettes an, das sich längs der Grenze des Sandmeeres hinzieht, hört aller Pappelwald an den Ufern des Tschertschen-darja auf; die wenigen dort vorkommenden Bäume sind nicht älter als 30 Jahre. Der ehemalige, jetzt tote Wald begleitet dagegen das verlassene Bett.
Am 11. Februar trafen wir bei der Sattma von A r a l t s c h i am linken Ufer des Tschertschen-darja endlich Menschen (Abb. 68). Es waren ein Mann, zwei Knaben und zwei Frauen mit 600 Schafen, sechs Kühen und einigen Pferden und Eseln. Sie teilten uns mit, daß das alte Bett, dem wir gestern gefolgt waren, sich in das äußerste
Gebiet des Sandes hineinziehe und sich weiter abwärts mit dem Ettek-tarim vereinige. In einem Monate erwarten sie die „Mus-suji“, die Eisschmelzflut, die zehn Tage lang so gewaltig dahinströmt, daß der Tschertschen-darja dann nicht durchwatet werden kann; wenn diese Frühlingsflut vorbei ist, bleibt nicht viel Wasser in dem Bette zurück und es ist sehr seicht, bis im Spätsommer das eigentliche Hochwasser aus dem Gebirge kommt und es aufs neue füllt.
Jetzt zogen wir auf dem zugefrorenen Flusse weiter nach Osten. Dieser ist so breit wie ein See, und sein Boden liegt beinahe in gleicher Höhe mit den Ufern; im Schilfe des Ufers waren große, jetzt zugefrorene, überschwemmte Strecken zu sehen. Der Name K e n gl a i k a (das ausgedehnte Anschwemmungsgebiet) ist eine sehr passende Bezeichnung für das ganze ausgedehnte Delta des Tschertschen-darja. Daß dieser Teil des Flusses ein sehr junges Gebilde ist, sieht man ganz deutlich; es kann nicht lange her sein, seit der Fluß in dieses südliche Bett übergesiedelt ist.
In einem kleinen Pappelhaine bei J i g g d e l i k - a g i l ließen wir uns in der Nähe von zwei Hütten nieder und richteten uns für einen Rasttag, der der Ortsbestimmung gewidmet werden sollte, häuslich ein.
Ich schlief mich an diesem Ruhetage gründlich aus. Man darf nicht durch Gardinen verwöhnt sein, wenn man unter freiem Himmel schläft, besonders nicht, wenn man erst am hellen Tage und bei schon hochstehender Sonne erwacht. Und man darf sich nicht vor den Hirten und ihren Familien genieren, die sich die Morgentoilette des Fremden mit der größten Verwunderung ansehen, während die frei umhergehenden Kamele dicht neben dem Bette vorjährige Pappelblätter auflesen.
Mollah Chodscha, der Herr des Ortes, wußte gut Bescheid; als ich ihn aber bat, uns den Weg nach dem Ettek-tarim, dem früheren Bette des Tschong-tarim, zu zeigen, leugnete er hartnäckig, ihn zu kennen. Er log offenbar, um uns nicht begleiten zu müssen. Meine Leute wollten ihm eine Tracht Prügel verabreichen, um ihn gefügiger zu machen; da mir dieses gewiß wirksame Verfahren jedoch nicht zusagte, beschlossen wir, ihn beim Aufbruch ganz einfach gebunden
mitzunehmen und ihn mit dem jetzt bedeutend zusammengeschmolzenen Gepäck auf eines der Kamele zu laden.
Indessen rettete ihn ein für beide Teile glückliches Ereignis von allen Schikanen. Mein alter Freund aus Tscharchlik, Togdasin Bek, kam abends in unserm Lager an, weil er vom Amban jener Stadt Befehl erhalten hatte, nach mir Ausschau zu halten und mir seine Dienste zur Verfügung zu stellen. Daher war es ihm ein Vergnügen, mich nach dem Ettek-tarim zu führen, dessen Bett ihm schon zweimal als Straße gedient hatte, und er machte mir über dieses Bett höchst unerwartete Mitteilungen, die mit denjenigen, die ich 1896 von Kuntschekkan, dem Bek von Abdall, erhalten hatte, genau übereinstimmten. Der Ettek-tarim, sagte er, ist erst seit 30 Jahren verlassen. Vor dieser Zeit strömte die Hälfte der Wassermenge des Tarim (Jarkent-darja) durch dieses Bett.
Togdasin Bek war einmal auf diesem Wege, wo es jetzt keinen Tropfen Wasser gibt, sogar in einem Boote gerudert. Das zweite Mal hatte er den Ettek-tarim 1877 gesehen, als der berühmte Nias Hakim, Bek von Chotan, der Vertraute und Mörder Jakub Beks, mit einer Karawane von Kamelen, Eseln und Mauleseln von Chotan nach Korla flüchtete, bei welcher Gelegenheit Togdasin Bek ihm diesen Ogri-joll (Diebsweg) zeigen mußte, auf dem alle diejenigen entlang schleichen, die auf dem großen Karawanenwege den Dienern der Gerechtigkeit in die Hände zu fallen fürchten.
13. Februar. Noch immer hoher Sand zur Linken. Der gute alte Bek zeigte uns jetzt den Weg, und es war merkwürdig, wie gut er Bescheid wußte, obwohl er seit 23 Jahren nicht hier gewesen war. Der Ortssinn der Asiaten ist oft unglaublich scharf ausgebildet. Togdasin konnte z. B. sagen. „Wenn wir noch ein paar “joll„ gehen, kommen wir an eine Stelle mit besserer Weide“ und er irrte sich dabei nie.
Die Kamele sind während der Brunstzeit, deren Höhepunkt gerade im Februar ist, gefährlich und boshaft. Wir haben bloß Hengste und müssen aufpassen, daß sie einander nicht verletzen. Im Lager K o s c h m e t - k ö l l i wurden jedoch zwei Bestien handgemein. Sie kämpften in blinder Wut, die Köpfe am Boden
hinstreckend, wickelten ihre Hälse umeinander wie Schlangen, rangen und stießen aus allen Kräften, bissen und schlugen nach allen Seiten aus, und der Geifer spritzte dabei wie Seifenschaum umher. Der Stärkere fuhr seinem Gegner mit dem Kopfe zwischen beide Vorderbeine, um ihn umzuwerfen. Gelingt dies, so kann der Besiegte froh sein, wenn er ohne ernste Verletzungen davonkommt. Das muß jedoch verhindert werden. Alle Männer eilen herbei. Am Nasenstricke ziehen nützt nichts, denn dies fühlt das Kamel, wenn es vor Wut schäumt, gar nicht. Nein, sie schlagen die Kämpfenden so lange mit Knüppeln auf die Nase, bis sie voneinander ablassen und schaumbespritzt und blutig mit vor Haß glühenden Augen nach ihren Weideplätzen zurückkehren. Wir mußten, wenn wir lagerten, den ärgsten Raufbolden stets die Vorderbeine zusammenbinden und ihnen auf dem Marsche Halftern anlegen.
Am 14. Februar machten wir einen ganz kurzen Tagemarsch von nur 15 Kilometer, weil wir bei B a s c h - a g i s , dem letzten Punkte, wo wir Wasser bekommen konnten, Halt machen mußten (Abb. 69). Der nördlichste Arm des Tschertschen-darja biegt an diesem Punkte nach Südosten ab nach dem Lop-kölli, wie der Kara-buran hier ausschließlich genannt wird. Wir hatten drei Tagereisen in wasserloser Gegend vor uns und mußten für unseren eigenen und den Bedarf der Pferde ein paar Säcke Eis mitnehmen.
Um 1 Uhr zeigte das Thermometer +0,4 Grad; es war das erste Mal seit dem heiligen Abend, an dem wir +0,1 Grad hatten, daß das Quecksilber über Null stand. Doch ging die Temperatur in der Nacht bis −24 Grad herunter.
Als wir am 15. Februar nach Nordosten wanderten, entfernten wir uns nach und nach von dem hohen Sande, der jedoch noch immer in etwa 5 Kilometer Entfernung zu sehen war.
Am J u l g u n l u k - k ö l l (Tamariskensee) erreichten wir den Ettektarim, dessen Bett von hier an nach Süden geht und der seinerzeit unweit des jetzigen Fischerdorfes Lop in den Kara-buran mündete. Wir folgten seinem Laufe den ganzen Tag nach Norden. Hier wächst frisches, saftiges Buschholz ziemlich üppig, obwohl der Erdboden überall so trocken wie Zunder ist. Daß jedoch das Grundwasser
nicht fehlt, sieht man schon an dem Julgunluk-kuduk, der gegenwärtig versandet war. Ein aus einem Pappelstumpfe ausgehöhlter Wassertrog für Pferde und Esel zeigte auch, daß dieser Schleichweg gelegentlich benutzt wird, besonders von Leuten, die „Jiggde“(Elaeagnus)-Beeren sammeln. Die das Bett umgebenden Sanddünen sind höchstens 4 Meter hoch. Das Bett des Ettek-tarim ist sehr deutlich, und man sieht gleich, daß es nicht länger als einige dreißig Jahre her sein kann, seit der Fluß es verlassen hat. Es markiert sich als eine nackte, von lichten Wäldern und Dickichten eingefaßte Rinne. Auch der gewundene Verlauf der letzten Stromrinne tritt in dem Bette als deutliche Vertiefung hervor. Sogar Treibholz steckt hier und dort noch im Boden.
Ein paar geophysische Charakterzüge, auf die ich nur flüchtig hinweisen will, dienen zur Beleuchtung meiner Theorien über die Wanderungen des Lop-nor. Erstens beweist die Tatsache, daß der Ettek-tarim reich an lebenskräftigem Pappelwalde ist, während an dem entsprechenden Teile des Tarim jeder Wald fehlt, daß letzterer ein neugebildeter Fluß ist, an dem der Wald noch nicht hat groß werden können. Zweitens beweist die kolossale Anhäufung von Flugsand, die wir an dem heutigen Lagerplatze fanden und die den bezeichnenden Namen Ta g - k u m (Berg-Sand) trägt, daß der Tarim in früherer Zeit im Osten dieser Stelle noch nicht existiert hat, denn sonst hätte der hier herrschende Ostwind nicht solche Massen von Sand hierher treiben können. Dies hat nur zu einer Zeit geschehen können, als sich der Tarim noch in den alten, jetzt ausgetrockneten Lopsee ergoß. Schließlich ist zu beachten, daß der Sand zwischen dem Ettek-tarim und unteren Tarim vom Tag-kum an nach Norden wesentlich abnimmt. Er hat sich in den Gegenden, die auf der Leeseite des alten Lopsees lagen, nicht anhäufen können.
Das Vegetationsgebiet des Ettek-tarim bildet einen 3 Kilometer breiten Gürtel, gegen welchen im Osten der hohe Sand steil abfällt; im Westen dagegen erheben sich die Dünen langsam zu den gewaltigen Protuberanzen, die wir weiter westlich in der innersten Wüste gesehen hatten.
16. Februar. Während meine Leute die Kamele beluden, erstieg ich am Morgen den höchsten Kamm des Tag-kum, der wohl 50 oder
60 Meter über den Wald emporragt. Man hat von hier eine orientierende Aussicht. Im Nordosten erscheint eine Bajir von dem gewöhnlichen Aussehen dieser Mulden und mit den charakteristischen konzentrischen Ringen. Im Osten wird diese Bodensenkung von einer Sandmauer begrenzt, die nur halb so hoch ist wie der Tag-kum. Weiter nach Osten hin nimmt der Sand ab in der Richtung nach dem rechten Ufer des Tarim, dessen Vegetationsgürtel man an dem dunkleren Farbentone erkennt. Im Osten des Tarim taucht wieder Sand auf, der stets nach Westen steil abfällt.
Es liegt die Annahme nahe, daß diese Bajirmulden in der ganzen Wüste verstreut liegen und ein Werk des Windes sind. In dem Bette des Ettek-tarim haben sich bisher nur unbedeutende Dünen anhäufen können, aber im Walde sind sie schon 3 bis 4 Meter hoch. Einstweilen liegt das Bett noch geschützt vor der großen Flutwelle von Sand, die sich langsam nähert und es zu begraben droht. Teilweise ist es jedoch schon geschehen; die Welle des Tag-kum hat einen Teil des Ettek-tarim-Bettes begraben, und weiter nach Norden hin verschwindet das Bett oft unter dem nachdringenden Sande. Die Bajirmulden sind nicht stationär, sie wandern nach Westen über den Boden der Wüste. Sie entstehen an seinem Ostrande und verschwinden im fernen Westen, wo andere, weniger regelmäßige Windverhältnisse herrschen. Eine Bajir erhält sich also während ihres ganzen Daseins, obwohl ihr Boden sich im Laufe von 100 Jahren erneuert, wenn man die Geschwindigkeit der Wanderung der Dünen auf zirka 5 Meter im Jahre veranschlagt. Wenn auch die Wellen der Dünen denselben Windgesetzen wie die Wogen des Meeres gehorchen, so liegt doch ein großer Unterschied darin, daß sich bei den Meereswogen nur die Wellenbewegung fortpflanzt, das Wasser aber an seiner Stelle bleibt, während sich bei den Sandwogen auch das Material weiterbewegt, vorwärts gestoßen wird und überschwemmt. Würde der Wind nicht neues Material zuführen, so würde der vorhandene Sand weggefegt werden.
Gegen Norden zeigt der Wald Neigung zum Absterben. Die Wurzeln scheinen nur noch gerade bis zum Grundwasser hinunter zu reichen; doch ist er noch dicht, und Stämme von 2,45 Meter
Umfang sind nichts Außergewöhnliches. Am östlichen Ufer des Ettek-tarim ist der Wald unvergleichlich viel reicher als auf dem westlichen, weil jenes im Windschatten geschützt liegt, während die Vegetation des letzteren vom Sande langsam erstickt wird.
Auf der letzten Tagereise in diesem alten lehrreichen Bette kam toter Wald ebenso häufig vor wie lebender, und die Vernichtung ist hier im allgemeinen weiter vorgeschritten, indem sich die Sandmassen beider Ufer einander bis auf 300 Meter genähert haben. Sie haben hie und da schon eine Brücke von kleineren Dünen zueinander hinübergespannt.
Bei Ta n a - b a g l a g a n zeigten sich frische Spuren von Wasser. Im vorigen Jahre hatte man von Basch-argan am Tarim einen Kanal gegraben, in der Absicht, das ausgetrocknete Bett des Ettek-tarim wieder zu füllen, um ausgedehntere Weidegründe zu erhalten und die noch vorhandene Vegetation zu retten. Aber der kleine Kanal war nur mit Mühe bis Tana-baglagan geführt worden, und man hatte das Unternehmen aufgegeben.
Endlich erreichten wir bei Basch-argan wieder unseren alten Freund, den Tarim. Wie klein und unansehnlich zeigte sich jetzt dieser Fluß, der im Herbst auf uns einen so mächtigen Eindruck gemacht hatte! Gefesselt und regungslos lag er da, einem schmalen, eisbedeckten Kanale ohne Alluvialbildungen gleichend. Die Eisdecke sah aus wie eine Rinne mit emporstehenden Rändern — das Wasser war nämlich gefallen, seit der Fluß zugefroren war. Als der Tarim zufror, hatte er eine Breite von 43 Meter, aber jetzt war er nur 23,6 Meter breit. In der Wake, aus der wir die Kamele, die drei Tage gedurstet hatten, tränkten, war die Eisdecke 52 Zentimeter dick. Dann gingen wir durch Wald, Dickicht und Unterholz nach A r g a n oder A i r i l g a n , wo wir Lager schlugen.
Der 18. Februar, ein Sonntag, wurde zur Ruhe bestimmt. Der Tarim hatte beim Zusammenfluß eine Breite von 59 Meter; der Kontsche- oder Kun-tschekkisch-tarim war 24 Meter, und der vereinigte Fluß, der nach dem Kara-buran hinuntergeht, 76,8 Meter breit. Unser Lager stand auf der Landspitze zwischen dem Tarim und dem vereinigten Flusse, welchen Punkt wir bei zwei späteren
Gelegenheiten wieder besuchen sollten und der also sowohl für topographische wie für astronomische Messungen ein wichtiger Knoten- und Kontrollpunkt wurde. Von hier zog der prächtige alte Togdasin Bek wieder heim, der uns anderthalb Jahre später noch mehr Dienste leisten sollte.
83. Gebäude auf Tonsockeln (S. 228.)
84
Tschernoff und Abdu Rehim bei einem Tora in der Wüste (S 229 )
85. Aufrechtstehender Türpfosten. (S. 230.)
86 Der Platz von Ördeks Entdeckung; ein Jahr später photographiert (S 232 )
87. Einige von Ördeks Trophäen. Das Maß auf der rechten Seite des Bildes stellt einen Meter dar. (S. 232.)
Achtzehntes Kapitel.
Die Ankunft der burjatischen Kosaken in Tura-sallgan-ui.
Mit einer Beschreibung des Netzes der Wasserwege, welche die Landstrecken durchkreuzen, über die wir den Rückzug nach Jangi-köll antraten, werde ich den Leser nicht ermüden. Eine verwickeltere, verworrenere Hydrographie läßt sich nicht denken. Namen, die auf „köll“, „tscholl“, „daschi“, „akin“, „kok-ala“ (= See, Tümpel, Salztümpel, Strom, Flußarm) endigen, kommen unausgesetzt vor, selbst da, wo das Land jetzt trocken liegt.
Das Dorf S c h e i t l a r zählt drei Familien, die von Fischfang und Schafzucht leben. Eine alte Frau saß vor den Schilfhütten (Abb. 70) und schlug Pflanzenfasern (Tschigge, Asclepias), bis sie eine baumwollartig feine, weiche Masse bildeten, aus der ein grober, aber haltbarer Stoff gewebt wird. Sie erzählte, daß ihre Eltern am Tschiwillik-köll gewohnt hätten, der früher sehr viel größer gewesen sei als jetzt und noch der größte See sei, den die Leute hier überhaupt kennen.
Unser Weg führte jetzt nach Nordwesten. Bei A r e l i s c h teilt sich der Kun-tschekkisch-tarim in zwei Arme, von denen der östliche nach dem obenerwähnten See geht; der westliche ist der Kok-ala, an dem wir zum Teil hingezogen sind. Die Tage werden immer frühlingshafter, obgleich die nächtliche Kälte noch auf −18,8 Grad herunterging. Am 21. Februar erreichten wir D u r a l , wo der Amban von Lop residiert, und am Tage darauf T i k k e n l i k , wo Kirgui Pavan
zu mir stieß. Er war es, der mir 1896 den Weg nach den großen Seen im Osten gezeigt und mir dadurch Gelegenheit gegeben hatte, eine so bedeutungsvolle Entdeckung zu machen.
Im Lager T u r d u n i n g - s ö r e s i wurden wir wieder vom Glück begünstigt. Ein Mann aus Singer im Kurruk-tag, Abdu Rehim, hatte sich dort mit acht Kamelen niedergelassen, um einige Tage im Walde zu rasten. Ich brauchte gerade für die nächste Expedition einen Führer nach dem trockenen Flußbette Kum-darja, dessen Vorhandensein sowohl der russische Reisende Kosloff wie ich festgestellt hatte, doch bisher nur dadurch, daß wir es an einigen Punkten berührt hatten. Es stellte sich jetzt heraus, daß Abdu Rehim derselbe Mann war, der Kosloff den Weg von Norden nach Altimischbulak gezeigt hatte, der Quelle im Kurruk-tag, die dem Kum-darja zunächst liegt.
Es war wirklich ein außergewöhnlich glückliches Zusammentreffen, daß ich gerade diesem Manne begegnen mußte, der einer von den zwei oder drei Jägern im ganzen Lande war, die nach Altimisch-bulak hinzufinden wissen. Ganz leicht ließ sich jedoch nicht mit ihm einig werden, denn er taxierte seine eigene Bedeutung ganz richtig, und als wir den Vorschlag machten, ihm seine Kamele abzukaufen, verlangte er unverschämte Preise. Islam Bai, der in seiner Art, mit seinen Glaubensgenossen umzugehen, etwas von Tamerlans rücksichtslosem Despotismus hatte, geriet infolgedessen in eine Schlägerei mit Abdu Rehim, der anfänglich den Eindruck eines Freibeuters und unbändigen Gesellen machte. Als dieser sich grollend entfernte, rief ich ihn zu mir, und nun machten wir die Angelegenheit unter vier Augen ab — ohne Handgreiflichkeiten. Er sollte mir sechs seiner Kamele für täglich ½ Sär pro Tier vermieten und mich durch das Bett des Kum-darja nach Altimisch-bulak führen, von wo er nach Singer, seiner Heimat, weiterziehen sollte. Seine Kamele trugen keine Lasten; er hatte seine Schwester und ihre Aussteuer einem Bek in Dural gebracht und kehrte jetzt mit leeren Händen wieder nach Hause zurück. Islam Bai prophezeite, daß mir dieser Mann Unannehmlichkeiten bereiten würde, aber er hatte unrecht. Einen besseren, zuverlässigeren, tüchtigeren Führer habe ich nie gehabt. Es war das erste Mal, daß
ich Veranlassung hatte, mit Islam unzufrieden zu sein; es sollte aber noch schlimmer kommen.
Unsere Kamelhengste waren nach der Erwerbung dieser neuen weiblichen Gesellschaft für die Karawane kaum mehr zu regieren. Besonders ein kräftiges baktrisches Kamel war störrisch und wollte seine Kameraden unaufhörlich beißen. Es war wild geworden, und der Schaum stand ihm vor dem Munde, als sei es von einem Barbiere eingeseift worden. Es brüllte und seufzte den ganzen Weg in den sehnsüchtigsten, schwermütigsten Tönen. Sobald wir lagerten, mußte es mit dem Nasenstricke und starken Verschnürungen um die Füße an einer Pappel verankert werden.
Auf dem letzten Tagemarsche (24. Februar) begegneten uns ganze Scharen von Dorfbewohnern der Gegend, Beke mit Gefolge, Kundschafter und Kuriere. Alle waren ebenso froh wie erstaunt, uns lebendig wiederzusehen, nachdem wir spurlos und still in der Tiefe der Wüste verschwunden waren. Noch feierlicher aber war es, als drei Kosaken auf schwarzen, schnaubenden Pferden heransprengten. Es waren Sirkin und die beiden neuen Kosaken aus Transbaikalien; sie waren wie zur Parade gekleidet, in dunkelgrüner Uniform, das Wehrgehenk über der Schulter, mit schwarzen Lammfellmützen und blanken Reiterstiefeln! Trotz ihrer ausgeprägt mongolischen Züge sahen sie auf ihren hohen Pferden, die sie mit überlegener Sicherheit lenkten, stattlich aus. Ich kam mir neben ihnen ganz zerlumpt vor. Sie hielten vor mir, grüßten militärisch und statteten in vorschriftsmäßiger Weise Rapport ab.
Sirkin, der Höchstkommandierende im Winterquartier, meldete, daß ein Kamel durchgebrannt und einer der Windhunde auf der Jagd von einem Wildschweine schwer verwundet worden sei; im übrigen stehe im Lager alles gut. Der älteste der beiden neuen Kosaken rapportierte, ihm und seinem Kameraden sei von ihrem kommandierenden General in Tschita Befehl erteilt worden, sich zu mir nach dem Loplande zu begeben.
Dann hielten wir unseren festlichen Einzug in Tura-sallgan-ui, wo Tschernoff und eine große Anzahl unserer Nachbarn sich auf dem Markte versammelt hatten (Abb. 71). Das Lager sah größer aus, der
Stall hatte einen Anbau, und ein neues Zelt war aufgeschlagen. Alles war sauber und zu unserer Heimkehr geschmückt, mein Haus gereinigt und der Ofen im Zelte geheizt. Alle befanden sich wohl, die Maulesel waren dick und fett, und die Kamele und das Dromedar hatten an Umfang zugenommen, aber wild waren sie, namentlich das letztere, das auf eine „unterirdische“, unheimlich dumpf rollende Weise brüllte, mit den Zähnen knirschte und schäumte, daß ihm der Geifer in großen Flocken vom Maule herabtropfte; es rollte die Augen und versuchte zu beißen. Wehe dem, der ihm zu nahe kam! Es duldete nur Faisullah in seiner Nähe. Doch seine Füße waren mit einem Tau festgebunden, das um einen in die Erde gerammten Pflock geschlungen war, und die Bestie konnte sich nicht von der Stelle bewegen.
Parpi Bai, der sich sofort, als das entlaufene Kamel vermißt worden war, aufgemacht hatte, um es zu verfolgen, kehrte unverrichteter Sache wieder zurück. Dieses Kamel, eines der fünfzehn, verschwand auf rätselhafte Weise vom Schauplatze. Es spukte nachher noch lange in der Gegend. Bald dieser, bald jener versicherte, es gesehen zu haben; es sei stets verschwunden, sobald man versucht habe, sich ihm zu nähern und es einzufangen.
Parpi Bai hatte seine Spur ein paar Wochen hindurch bis nach Schinalga verfolgt, von wo das Tier ins Gebirge hinein, dann aber wieder abwärts in der Richtung nach Kutschar gelaufen war, wo Parpi Bai diesem fliegenden Holländer noch einen ganzen Tag in gestrecktem Galopp nachgesetzt war. Dann aber hatte er das Tier völlig aus den Augen verloren, und keiner der Bewohner der Gegend hatte ihm Auskunft über dasselbe geben können. Nur bei Tschadir hatte ein Jäger es gesehen, für ein wildes Kamel gehalten und gerade schießen wollen, als er den Packsattel gewahrte. In diesem Augenblick hatte das Tier seinen Verfolger erblickt und war hinter dem nächsten Berge verschwunden. Bei Schinalga war ihm ein anderer Reiter ganz nahe gewesen; als sich aber das verängstigte Kamel nur noch einen Steinwurf vor dem Lasso, den der Mann bereithielt, befand, war es auf einmal dahingestürmt, als habe es Feuer hinter sich, und war wie der Wind entflohen. Gegen Ende des Frühlings wurde uns erzählt, es sei nach dem Juldustale gelaufen
und dort von Kalmücken aufgegriffen worden. Wir sahen es nie wieder.
Es ist weder vorher noch nachher je vorgekommen, daß mir ein Kamel aus der Karawane einfach entlaufen ist, aber Turdu Bai und Faisullah, die die Lebensgewohnheiten der Kamele aus langjähriger Erfahrung kannten, sagten, es komme gelegentlich vor, daß das Kamel, wenn es von Wildschweinen oder Tigern erschreckt werde, vor Angst ganz von Sinnen sei. Es sei dann so verwirrt und verängstigt und fliehe, als sei der Teufel und sein ganzer Anhang ihm auf den Fersen. Etwas Derartiges hatte augenscheinlich unser Kamel betroffen.
Daß der Tiger auch hier vorkommt, davon erhielt ich einen beinahe lebenden Beweis. Nicht weit vom Lager hatte Mirabi, einer unserer Freunde, kürzlich in einer Falle einen Tiger gefangen, der jetzt mit Haut und Haar, gefroren und steif wie ein Turnpferd, mitten auf dem Markte paradierte. Nachdem er im Frühling aufgetaut war, bewahrten wir uns das Fell auf.
Da gerade von den Tieren die Rede ist, will ich noch erwähnen, daß meine Menagerie sich um eine Katze und zwei neugeborene Hündchen, die wir von Pavan Aksakal bekamen, vergrößert hatte. Sie wurden Malenki und Maltschik (der Kleine und das Bübchen) getauft, weil sie so klein und niedlich waren. So hießen sie auch noch, als sie schon ausgewachsen und ein paar Riesen ihrer Gattung geworden waren. Sie waren in der Karawane geboren, verbrachten ihr Leben in der Karawane und wurden vorzügliche Karawanenhunde und meine besonders guten Freunde, die alle ihre Kameraden überlebten. Wir hatten jetzt auch eine Menge Hühner, die dazu beitrugen, das ländliche Bild noch gemütlicher zu machen; der Jagdfalke hatte sich eingewöhnt, und die Lailiker Gans, unsere Reisegefährtin von der Flußfahrt, hatte es in jeder Beziehung gut. Sie schien ihre früheren Verwandten vergessen zu haben und schenkte den Wildgänsen gar keine Aufmerksamkeit mehr.
Diese hatten schon im Februar angefangen, von Westen her wiederzukommen. Es sind dieselben Scharen, die wir im Herbst nach Indien ziehen sahen, in der entgegengesetzten Richtung, aber