64 SCHWERPUNKT
DER MITTELSTAND.â5 | 2020
GRĂNDERGESCHICHTEN
Wie die Lebensdauer von Autokomponenten vorhersehbar wird Autohersteller sind daran interessiert zu wissen, wie lange einzelne Teile am Fahrzeug halten. Dem DarmstĂ€dter Start-up Compredict ist es nun gelungen, mit KĂŒnstlicher Intelligenz die Lebensdauer von Autokomponenten zu berechnen. Begonnen hat alles an der Technischen UniversitĂ€t Darmstadt. Die beiden Maschinenbauer StĂ©phane Foulard und Rafael Fietzek haben sich schon in ihrer Doktorarbeit mit dem Thema auseinandergesetzt und von der Uni aus gegrĂŒndet. Das war 2016. Darauf folgten zwei Finanzierungsrunden, unter anderem von bekannten Investoren wie den Flixbus-GrĂŒndern. Ăber die Höhe der Investments schweigen sich die GrĂŒnder aus. Das habe strategische GrĂŒnde, sagt Fietzek. Das Start-up verdient sein Geld damit, indem es auf die Daten von den Herstellern und Zulieferern zugreift und diese auswertet. Die DarmstĂ€dter legen Nutzungsprofile von den Fahrzeugen an: âWir generieren ĂŒber die virtuellen Sensoren Daten, um vorherzusagen, wie Komponenten am Auto belastet werden können und voraussichtlich ausfallen.â Mit anderen Worten: Sie zapfen die im Auto verbauten Sensoren an und und werten sie mittels KI-basierter beziehungsweise virtueller Sensoren aus.
Effizient und kostengĂŒnstig produzieren
A
lles geht irgendwann kaputt. Dieser Tatsache sind sich auch Autohersteller und Zulieferer bewusst. In einem Fahrzeug kommen zig Komponenten von etlichen Herstellern zusammen. Doch letztendlich haben Teile jeweils ihre eigene Lebensdauer und mĂŒssen irgendwann ausgetauscht werden. Produzenten haben einerseits ein Interesse daran, dass ein Fahrzeug etwa seine 150.000 bis 300.000 Kilometer weitestgehend einwandfrei funktioniert, damit Autobesitzer zufrieden sind. Andererseits wollen sie aber möglichst wenig Geld fĂŒr die Herstellung der einzelnen Komponenten ausgeben.
Belastbarkeit herausfinden Das alles im Blick zu behalten und vorherzusagen, wie Teile belastet werden können und wann es voraussichtlich zum Ausfall kommt, hat sich ein DarmstÀdter Start-up zur Aufgabe gemacht. Namhafte Kunden wie Porsche, Audi oder Honda greifen schon auf den KI-basierten Dienst von Compredict zu.
Ein Beispiel: Wie dick muss die Antriebswelle sein, damit sie möglichst lange hĂ€lt und trotzdem gĂŒnstig produziert werden kann? Da es keine direkten Sensoren an der Antriebswelle gibt, bezieht Compredict unter anderem das Drehmoment eines Fahrzeugs mit ein und berechnet die Lebensdauer. Ăber ein Lizenzmodell bekommt der Kunde eine cloudbasierte Plattform mit einer Web-OberflĂ€che. Bislang beschrĂ€nkt sich der Service auf B2B-Kunden. Fietzek schlieĂt allerdings nicht aus, in Zukunft auch mit den Herstellern zusammen einen Service fĂŒr Endkunden zu entwickeln. Doch das habe noch Zeit, sagt er.
Marco Weimer Redakteur GrĂŒnderszene www.gruenderszene.de https://compredict.de/
Foto: © Compredict
Rafael Fietzek (li.) und StĂ©phane Foulard haben Compredict gegrĂŒndet.