Amtsblatt Innsbruck

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13. Jahrgang

Antrittsrede Bürgermeister Dr. Anton Mclzers anläßlich seiner Wiedererwahlung am 17. November 1950 Sehr geehrte Mitglieder des Genieinderates! Zunächst danke ich allen Mitgliedern, die mir wie dernin das Vertrauen schenkten nnd bei der Wahl ihre Stimme für mich abgaben. I c h kenne recht wohl das Sprichwort: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann; darnm möchte ich den mir gegebe nen Vertranensansdrnck damit abgelten, das; ich zwar nicht allen recht, aber niemanden mit Willen nnd Ve wnßtsein nnrecht tnn werde. Da es sich nm eine Wiedcrhollmgswahl handelt, darf ich mich mit meinen Erklärnngen Wohl sehr knrz fassen. I c h habe bei demselben Anlaß am .13. A p r i l dieses Jahres die Grnndsätze dargelegt, die mich lei ten sollen, die Geschäfte der Gemeinde weiterhin zu führen. Z n diesen meinen damaligen Ausführungen habe ich kein Wort hinznznfüqen nnd keinen Beistrich wegzunehmen. I c h darf mir höchstens erlauben, einen Sah nochmals zn wiederholen, den ich damals ansgc sprochen habe, den Grundsatz, daß niemand von uns )NM Herrschen berufen ist, weder ans eigener Macht oder ans der Macht nnd der ^,ahl der Wähler, son dern, das; loir nns als Diener eines höheren Gesetzes fühlen solleil. W i r werden, auch wenn allseits der gute Wille bested!, mancherlei Dehler machen, weil loir eben fehlerhafte Manschen sind, aber bei lNltem Willen werden nur auch in der schmierigsten Streitfrage schließlich einen gemeinsamen Weg finden. Wenn loir nns als Diener eines höheren Gesetze fühlen, wird das nns selbst znr Ehre nnd der Bevölkerung, deren Wohl nns anvertraut isl, '.nin Segen gereichen! denn das Wol>I der l^esamiheii ,nnß das Ziel unserer Tätig keit seiu, nicht das ^onderinleresse einer Partei, einer blasse oder einer Interessenlengrnppe. Wer immer an der Spitze dieses Gemeinwesens stehl, wer immer ini! der Mehrheit ausgezeichnet ist, au der obersten ^ p i l > darf nid,! Willkür oder Machtdünkel stehen, sondern einzig nnd allein der Grundsatz von ^le^lil nnd Villig keit nnd das (besetz, P l a w , der große Pdilosopli der Amile, sa^! in sei

nein Vnche über die Gesetze: „ F i i r Menschen sind Gl> setze unentbehrlich nnd ihr Leben, mnß dnrch Gesetze geregelt werden. Sonst werden sie sich in nichts von den allerwildesten Tieren nnterschciden." Sein Schü ler Aristoteles, als Philosoph ihm ebenbürtig, spricht iil der Nikomachischen Vthik davon, daß die Herrschenden ihr Hanptangenmerk ans die Eintracht der B ü r ger richten sollen. Aber, so sagt er weiter, nicht jede beliebige Übereinstimmung sei Eintracht, sondern eine Stadt ist dann einträchtig, wenn die Bürger über ihre Interessen einer Meinung sind, dieselben Absichten verfolgen nnd die gemeinsam gefaßten! Beschlüsse anch znr Ansführnng bringen. Einträchtig ist man also in Wingen, die dem Gebiete des Handelns und der Tat angehören, sie ist somit nicht nur eine Sache von Debatten, AbstimmniM'n und Veschlüssen. I c h möchte mich bemühen, diesen Grnndsätzen, die vor mehr als zweieinhalb Iahrtansenden durch die größten Geister der Menschheit ausgesprochen, lonrden, nachzustreben. Aber Bücherweisheit allein, nnd sei es anch die Weisheit alis den Büchern, eines Plato lind eines Aristoteles, genügt nicht, das Leben ili seinen vielfältigen Abwandlnngeu zu meistern. Dazu gehört auch Lcbenserfahrnng, die sich jeder einzelne meist unter schmerzen erwerben mnß, wenn anders er würdig sein soll, an die spitze eiiler großen Gemeinschaft berufen zn werden. Nnd hier, meine Damen und Herren, darf ich daranf hinweisen, daß ich in der schwierigsten Zeit meinem Gebens Gelegenheit hatte, die wertvollsten Ersah rnnqen für das Veben ^n sammeln. Es sind dies die ^rsahrnngeii, die ich in den Jahren meiner Gefangen schafl nnd im Verledr im! der Geftap^ machie. x'lm G^sän^ms war ich monatelang w>! Schicksals genossen ich rede nnr von. Gefangenen, die wegen ihrer Politischen Über;engnng ill .Hast gesetzt worden waren beisammen nnd habe sie kennen gelernt, loie >win sich nnr in einer Gefängniszelle kennen lernen lami. (ì's waren ^eule aus verschiedeuen Politischen Magern. >"ch kam dabei nnd nach meinem ganzen Vorleben bedeutete dies eiue Umstellung i l i meinem


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