



Do 20.11. 24 20:45 FILM IN WORTEN «REPÉRAGES NR. 02/2025» STADTENTWICKLUNG IN ZÜRICH
Präsentation der Online-Publikation mit einer Einführung von Jacqueline Maurer
Anschl. Kurzfilmprogramm
So 23.11. 25 15:00 PREMIERE
DER UNSICHTBARE ZOO
Romuald Karmakar, Deutschland 2024
Anschl. Gespräch mit Romuald Karmakar, Dominik Ryser (Kommunikation) und Dr. Severin Dressen (Direktor) vom Zoo Zürich
Mo 24.11. 8 19:45 VÍCTOR ERICE
JUGEND OHNE FILM: «QUITTENKINO»
Heftpräsentation und Lesung mit Patrick HolzapfeI (Hrsg.), Ivana Miloš (Autorin), 30'
Anschl. EL SOL DEL MEMBRILLO
Víctor Erice, Spanien 1992
Di 25.11. 27
18:30 CLASSICS THE AFRICAN QUEEN
John Huston, GB/USA 1951 Einführung von Angela Allen (langjährige Mitarbeiterin von John Huston, Script Supervisorin), in Englisch, ca. 10'
Mi 26.11. 12
18:00 GREAT EXPECTATIONS THE THIRD MAN Carol Reed, GB 1949
Anschl. GESPRÄCH MIT SCRIPT SUPERVISORIN ANGELA ALLEN In Englisch, ca. 45'
Fr 28.11. 26
20:00 FILMBUFF-QUIZ 2025
Di 2.12. 24
18:30 DIE KUNSTHALLE ZÜRICH ZU GAST ROSE LOWDER: FILM ALS ÖKOLOGISCHE PRAXIS
Kurzfilmprogramm Rose Lowder, Frankreich 1976 – 2021
Anschl. Gespräch mit Rose Lowder, in Englisch, 40'
Mi 3.12. 20
18:00 MICHEL PICCOLI
BUCHPRÄSENTATION: «ICH HABE IN MEINEN TRÄUMEN GELEBT: ERINNERUNGEN»
Gespräch und Lesung mit Ralph Eue (Übersetzer von Piccolis Memoiren), ca. 30'
Anschl. LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE Luis Buñuel, Frankreich/Italien 1964
Mi 10.12. 9
18:30 VÍCTOR ERICE THE MAKING OF VÍCTOR ERICE
Werkstattgespräch mit Víctor Erice. Moderation: Hannah Pilarczyk, in spanisch mit deutscher Übersetzung, ca. 80'
Mi 31.12. 25 TIERISCHER SILVESTER
15:00 DER UNSICHTBARE ZOO
Romuald Karmakar, Deutschland 2024
18:30 THE AFRICAN QUEEN
John Huston, GB/USA 1951
20:45 JAWS Steven Spielberg, USA 1975 (mit einer raren Technicolor-Vintage-Filmkopie des Academy Film Archive)
Anschliessend laden wir Sie zu einem Glas Sekt ein und stossen auf das neue Jahr an!
ELEGIEN AUS LICHT UND SCHATTEN 6
BRITISCHES NACHKRIEGSKINO 1945 – 1957 10
SPIELERISCHE SOUVERÄNITÄT
18
ELEGIEN AUS LICHT UND SCHATTEN

Víctor Erice malt mit seiner Kamera Bilder von grosser Schönheit und Innigkeit. Etwas Geheimnisvolles und Wehmütiges liegt über den vier kostbaren Langfilmen, die er uns in seiner langen Karriere als Filmemacher geschenkt hat. Sie erzählen vom Verstreichen der Zeit, von Verlust – und der Melancholie, die damit einhergeht. Die Kunst, das Kino, die Kindheit und die Kraft der Imagination sind die Fixsterne, um die sich seine Werke drehen. Dabei sind die Filme des 1940 geborenen Spaniers nie weltabgewandt. Die politische Realität ihrer Zeit durchdringt sie; seien es der Beginn oder die Ausläufer des Franco-Regimes in El espíritu de la colmena und El sur oder die Radionachrichten von kriegerischen Verwerfungen rund um die Welt in El sol del membrillo , die dem Versuch des Malers Antonio López, die Schönheit eines Quittenbaums einzufangen, eine zusätzliche Färbung verleihen. Mit der gleichen Präzision und Intensität, mit der Erice an den langen Projekten arbeitet, gestaltet er auch seine zahlreichen Kurzfilme: Beiträge für Omnibus-Filme, Vorstudien zu Langfilmen oder ein filmischer Briefwechsel mit Abbas Kiarostami. Víctor Erice lehrt Kino. Er schreibt über Kino. Víctor Erice lebt Kino. Anlässlich der Premiere seines langerwarteten neuen Werkes Cerar los ojos ist er am 10. Dezember bei uns zu Gast. Ein rares Geschenk !
Essay von Patrick Holzapfel
Die weit aufgerissenen, staunenden Augen eines Kindes, beleuchtet vom dämonischen Flackerlicht der Leinwand. Das Mädchen sitzt zum ersten Mal in einem Kino. Es entdeckt eine Welt, die sich nicht leicht von der sogenannten Wirklichkeit unterscheiden lässt. Es lacht und weint, erschrickt und versucht, den Geheimnissen der bewegten Bilder auf die Schliche zu kommen. Diese Szene könnte fast aus jedem der Filme Víctor Erices stammen. Niemand sonst hat so schillernd und geheimnisvoll Szenen der Verzauberung festgehalten und dabei gleichzeitig jene verzaubert, die ihnen beiwohnen. Es wurde viel daraus gemacht, dass der baskische Regisseur in den vergangenen fünfzig Jahren nur vier Langfilme drehen konnte. Die auch aufgrund von Produktionsbedingungen rar und dementsprechend sagenumwoben gebliebenen Arbeiten bearbeiten die irisierenden Felder, die sich zwischen dem Kino, der Kindheit, der Erinnerung und einem anhaltenden Verlustgefühl auftun. In seiner jüngsten Arbeit Cerrar los ojos wird das besonders deutlich, als ein alternder Regisseur nach einem verschollenen Schauspieler aus einem seiner früheren Filme sucht; und jenes Werk im Film basiert auch noch auf einem der Drehbücher, die Erice selbst nie verfilmen konnte. Der Filmemacher vor und hinter der Kamera sucht nicht nur nach einer Figur, sondern nach dem abhan-
dengekommenen Kino und den Gefühlen, die sich nicht so leicht aus dem Vorwärtsdrängen der Zeit bergen lassen. Er interessiert sich für Geister, nicht im Sinne von Horror, sondern als beständige Präsenz des Vergangenen in der Gegenwart. Das Kino als Herberge dieser Geister ist allgegenwärtig in den Filmen. Das Cine Arcadia mit seinen verlockenden Plakaten am Eingang in El sur , das Cine Kursaal und die Erinnerung an bourgeoise Abgründe in La morte rouge, die kleine Leinwand im Klassenzimmer in Correspondencia, Abbas Kiarostami – Víctor Erice und das staubige Steinhaus, in dem um 1940 in einem entlegenen Teil Kastiliens Frankenstein projiziert wird, in El espíritu de la colmena . Mit Erice erlernt man von Neuem, ins Kino zu gehen wie ein Kind, um alles wie beim ersten Mal zu sehen.
Das Gewicht der Welt
Wer nun glaubt, die Filme würden in ihrer melancholischen Hingabe an die schönen Eskapismen der siebten Kunst die Welt aus den Augen verlieren, irrt. Bei Erice ist das Kino Teil einer politischen Wirklichkeit. Kunst entsteht unter dem «Gewicht der Welt», wie der Filmemacher es selbst formulierte. Das merkt man, wenn die Weltnachrichten aus dem Radio schallen, während der Maler Antonio López García in El sol del membrillo in seinem Garten eine Quitte malt. Das wird klar, wenn in El espíritu de la colmena und
Omnibusfilmes Centro histórico ist, steht eine ältere Frau mit furchterregtem Gesicht vor Fotografien. Sie ist eine der Arbeiter:innen, die sich im Film an die geschlossene Textilfabrik erinnern, die sie einst beschäftigte. «Diese Menschen suchen mich heim. Sie schauen uns an, und es scheint, als wollten sie uns etwas sagen», sagt sie, als sie eine grossformatige Schwarzweissfotografie betrachtet, die im vergangenen Jahrhundert im Speisesaal der Fabrik aufgenommen wurde. Das ganze Kino Erices richtet sich auf das Kommende und Vergehende. «And life goes on», wie er einmal scherzhaft zu Kiarostami bemerkt, der einen Film mit dem gleichen Titel realisierte.
El sur die brutale Wirklichkeit der FrancoDiktatur und des Bürgerkriegs durch die Bilder treibt. Es wird deutlich, dass niemand einfach so ins Kino geht, vielmehr vermisst der Kinosaal die Grenzen zwischen Wirklichkeit und den Fiktionen, die sie provoziert. Das, was die Figuren auf der Leinwand sehen, spricht immer zu ihren Lebensumständen. Briefe werden verfasst. Sie reichen aus der Gegenwart in die Möglichkeitsräume. Der Vater schreibt ins Ungewisse seiner Vergangenheit in El sur , in dem ein junges Mädchen aus ihrer Perspektive von dessen Verstrickungen im Spanischen Bürgerkrieg und von seiner alten Liebe im Süden des Landes erfährt. Die Mutter in El espíritu de la colmena schreibt in eine naive, hoffnungslose Zukunft, als sie Liebesbriefe an einen unbekannten Adressaten schickt, ein Jahr nachdem Franco die Macht im Land endgültig übernommen hat. Während ihre Kinder sich ins Dorfkino flüchten und ihr Mann, ein Imker, mit Bienenstöcken arbeitet, schreibt sie gegen die Malaise ihres Lebens an. Die Welten, in denen die Figuren leben, reichen ihnen nicht. Sie werden angereichert von Träumen, unterwandert von Fantasien. Aber es sind keine luftleeren Räume, in denen sich die Phantasmen einquartieren, es sind vielmehr die Fenster des menschlichen Überlebens, die in schweren Zeiten das Licht einlassen. Auch Erice schreibt Briefe, beispielsweise in seiner Videokorrespondenz mit dem iranischen Filmemacher Abbas Kiarostami. Es sind kleine, zugewandte Nachrichten. Einmal zeigt Erice einer Schulklasse Kiarostamis Where Is the Friend’s House? und filmt die Reaktionen der Kinder. Kiarostami wiederum überlegt, wohin eine von Erice übersehene Quitte aus dessen El sol del membrillo reisen könnte. Das sind ganz simple Videos, die das ganze Kino in sich tragen. Meist lässt sich nicht genau sagen, von was Erices Filme handeln, sie halten sich in einer unbestimmten Schwebe, die genau jene Aspekte des Lebens berührt, für die es keine Worte gibt. Die schwierige Beziehung des Mädchens zum Vater in El sur ist ein Paradebeispiel hierfür, weil gerade das, was nicht gesagt wird, die Konflikte antreibt. Da der Dreh des Films nach etwas mehr als der Hälfte der vorgesehenen Drehtage durch den Produzenten Elías Querejeta aufgrund fehlender Finanzierung abgebrochen wurde, blieb er das faszinierende Fragment, das in seiner Unfertigkeit Filmgeschichte schrieb. Gerade das Unaufgelöste, sich im Obskuren Einnistende fügt sich so nahtlos in die Weltsicht Erices ein. In seinen zahlreichen Kurzfilmen hat Erice seine Themen weiterverfolgt. In Vidros partidos , einer Kurzdoku, die Teil des
Das Licht der Welt Wohl kein Regisseur seit Josef von Sternberg hat so betörend Licht gesetzt wie Erice. Fast würde sich anbieten, eine eigene Farb- oder Lichtnomenklatur seiner Filme zu verfassen. Da ist das Sepialicht, das die Bilder in El sur in ein proustianisches Begehren nach der Vergangenheit hüllt. Da ist das leuchtende Gelb der Quitte in El sol del membrillo , gefilmt im heraufdämmernden Glühlicht des Madrider Frühherbsts. Da ist das unwirkliche Gelb des honigtriefenden Bienenstocks in El espíritu de la colmena, der auch zur Metapher eines faschistischen Systems wird. Vielleicht sagt es viel, dass das Licht in Cerrar los ojos bisweilen wie aus den Bildern gesaugt scheint, ein milchiger Himmel über der Küste, graue Strukturen in einer Welt, die das Kino sucht. Möchte man diese Filme einer Jahreszeit zuordnen, ist es sicherlich der Herbst. Alles ist vergänglich und gedämpft, die Menschen gehen wie hypnotisiert durch Landschaften, deren Gewicht man in jeder Einstellung spürt. Schönheit ist ein komplexes Wort, bei Erice ist sie einfach da. Immer wieder überblendet er Bilder im Stile alter Hollywoodfilme, die er liebt. So zeigt er, dass Zeit vergeht, so macht er greifbar, dass ihr Vergehen unwirklich ist, wie wenn in El sur die Protagonistin als kleines Mädchen mit dem Rad davonfährt und nur Sekunden später als Teenagerin zurückkehrt. Die Zeit ist überall, etwa in den flüchtigen Momenten, in denen eine Quitte reift, ehe sie verfault. Die Zeit, die es braucht, um ein gerechtes Bild der Quitte zu machen, die Zeit, die dabei gleichzeitig vergeht. Oder in den mysteriösen Gegenständen wie einem Hypnosependel, einer Taschenuhr, einem glänzenden Uhrenpendel oder einer janusköpfigen Steinstatue, die allesamt von der Zeit erzählen. Die Zeit wirkt auch in der Schauspielerin Ana Torrent, die Erice für seinen El espíritu de la colmena als junges, kinoverzaubertes Mädchen entdeckte, ehe er sie im Kurzfilm Ana, tres minutos und in Cerrar los ojos wieder besetzte, um so wie nebenbei von ihrem Altern zu erzählen. Kein Bild bleibt ewig, die Schönheit findet sich gerade in der Distanz zwischen einem Bild und dem, was es nicht mehr zeigen kann. Trotz der offensichtlichen malerischen Qualitäten der Filme bestechen sie auch durch herausragende Drehbücher, die bisweilen an grosse Entwicklungsromane des 19. Jahrhunderts erinnern. Erice berichtet von zerfallenden Häusern und schwierigen Familienkonstruktionen, in denen er die Rolle von Frauen in patriarchalen Gesellschaften beleuchtet. Mit literarisch anspruchsvollen Voice-overn wird das Innenleben von Figuren erforscht. Die sich in diesen Narrativen offenbarende Welt ist stets am Subjektiven interessiert, das bedeutet, an dem, was sich im Blick eines Kindes oder Malers oder alten Mannes verformt. Erices Filme scheinen immer im Rückblick zu entstehen, ein Bedauern und das Gewicht des bereits Gelebten liegen in den Bildern. Dass es dabei eigentlich unmöglich ist, die Gegenwart festzuhalten, ist das poetische Paradox der Filme, denen genau das so gelingt wie Antonio López García das mit der Quitte in El sol del membrillo : Der Maler scheitert in seinem Vorhaben, aber gerade weil er scheitert, fängt er das Stück Leben ein, das nicht entwischt. Ein Stück Vergänglichkeit vom Licht errettet.
Patrick Holzapfel arbeitet als Autor, Filmemacher und freier Kurator. Im Juni 2024 erschien sein Debütroman «Hermelin auf Bänken». Er ist Herausgeber und Chefredaktor von «Jugend ohne Film». Das aktuelle Heft ist Víctor Erice gewidmet.


KURZFILMPROGRAMM VÍCTOR ERICE
Mi 26.11. 20:45 Mo 15.12. 18:30
Wie kaum ein anderer hat Víctor Erice in seinen Filmen vom Vergehen der Zeit berichtet. Das gilt auch für seine Kurzfilme, die oft im Rahmen sogenannter Omnibusprojekte entstanden sind, aber sich ganz eigenwillig und betörend mit dem auseinandersetzen, was das Kino von der Zeit bewahren kann. In Alumbramiento , seinem Beitrag zur Ten Minutes Older-Filmreihe, zeigt er in präzisen Schwarzweissbildern die Geburt eines Kindes in eine von Gleichzeitigkeit, Vergänglichkeit und der Epoche durchdrungenen Welt. Wie sehr die Zeit an der Erinnerung und am Kino hängt, offenbart sich in La morte rouge , in dem er sich an ein prägendes Kinoerlebnis im Gran Kursaal in San Sebastián erinnert. Vidros partidos und Plegaria erforschen in bewegenden Studien die sich in Fotografien haltenden Spuren der Zeit, sei es durch die geisterhaften Erscheinungen oder durch materielle Spuren des Zerfalls. In Ana, tres minutos sieht man die Schauspielerin Ana Torrent, die Erice bereits als Kind besetzte, wie sie über den zerstörerischen Tsunami in Japan 2011 spricht. «Die Toten beobachten uns», sagt sie und fasst so die Zeitwahrnehmung Erices zusammen. (ph)

ALUMBRAMIENTO
Spanien 2002, sw, DCP, Sp/d*, 11 REGIE und DREHBUCH Víctor Erice KAMERA Angel Luis Fernández MUSIK Paul Englishby SCHNITT Julia Juániz MIT Ana Sofía Llaño, Pelayo Suarez, Celia Poo, José Antonio Amieva, Fernando García Toriello.
LA MORTE ROUGE
Spanien 2006, Farbe + sw, DCP, Sp/e, 32 REGIE und DREHBUCH Víctor Erice KAMERA Valentín Álvarez MUSIK Teresa Fernández Ramos SCHNITT Juan Pedro Díez.
ANA, TRES MINUTOS
Japan 2011, Farbe, DCP, Sp/e, 3 REGIE Víctor Erice KAMERA Valentín Álvarez.
VIDROS PARTIDOS
Portugal 2012, Farbe, DCP, Sp/e, 35 ' REGIE und DREHBUCH Víctor Erice KAMERA Valentín Álvarez MUSIK Pedro Santos.
PLEGARIA
Spanien 2018, Farbe, DCP, Sp/e, 6 REGIE und DREHBUCH Víctor Erice.
EL SUR
Sa 22.11. 20:45 So 14.12. 15:00
Fr 26.12. 18:30
Spanien/Frankreich 1983, Farbe, 35 mm, Sp/d, 95 REGIE und DREHBUCH Víctor Erice, nach einer Erzählung von Adelaida García Morales KAMERA José Luis Alcaine MUSIK Enrique Granados, Luis de Pablo SCHNITT Pablo G. del Amo MIT Omero Antonutti, Sonsoles Aranguren, Icíar Bollaín, Lola Cardona, María Caro. «Selbst als ‹Unvollendete› – der Produzent brach den Dreh kurz nach der Halbzeit ab – zählt Víctor Erices El sur zu den Grosstaten des spanischen Kinos überhaupt. Wie in Vermeer-Abstufungen erfüllt das Morgenlicht den Raum mit Leben, als das Teenagermädchen Estrella aus dem Schlaf gerissen wird. Ihr Vater ist verschwunden, sie erfindet und erinnert intensive und poetische Bilder der Vergangenheit: wie sie als Achtjährige mit den Eltern in den Norden zog. Geblieben ist die Sehnsucht nach einem mythischen Süden um Sevilla – und als zweites El Dorado: das Kino selbst. Erice entwirft seine poetischProust‘sche Vergangenheitsvision aus Kinderperspektive – und erzählt die ‹Familiengeschichte› eines geteilten Landes, das auch in den 1950er-Jahren noch von den Fronten des Bürgerkriegs gezeichnet war.» (Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum, Dez 2015)

EL ESPÍRITU DE LA COLMENA
So 16.11. 18:30 So 30.11. 15:00 So 28.12. 18:30
Spanien 1973, 35 mm, Sp/d, 98
REGIE Víctor Erice DREHBUCH Francisco J. Querejeta, Angel Fernández Santos, Víctor Erice KAMERA Luis Cuadrado MUSIK Luis de Pablo SCHNITT Pablo G. del Amo MIT Ana Torrent, Fernando Fernán Gómez, Teresa Gimpera, Isabel Tellería, Laly Soldevila.
«In einem abgelegenen kastilischen Dorf, circa 1940, zeigt ein Wanderkino den Horrorklassiker Frankenstein aus dem Jahr 1931. Im Publikum sitzen zwei Schwestern, Isabel (Isabel Tellería) und Ana (die spanische Filmikone Ana Torrent in ihrem Filmdebüt). Die Begegnung der Kinder mit James Whales Zelluloid-Monster verleiht den Geschehnissen der nächsten Tage eine geheimnisvolle und gespenstische Aura, insbesondere Anas Entdeckung eines verwundeten Revolutionärs aus der kürzlich besiegten republikanischen Armee. Víctor Erice begann seine Karriere als Filmemacher in den letzten Tagen des nationalistischen Regimes in Spanien, als die strenge Zensur der Filmproduktion allmählich nachliess und Künstler:innen sich vorsichtig an die politische Unterdrückung der jüngeren Geschichte herantasteten. Erices erster Spielfilm, El espíritu de la colmena , wurde zu einem der wohl unvergesslichsten Werke der Filmkunst, die in dieser Zeit entstanden sind (…): mal wundersam, mal rätselhaft, mal beunruhigend, mal herzzerreissend. Mit der betörend schönen Kameraarbeit des erblindenden Luis Cuadrado.» (Cameron Worden, Chicago Film Society, 16.5.2024)
«Erice schafft Magie in El espíritu de la colmena . (…) Mit dem Geschick eines Handwerkers gestaltet er feinsinnige, eindrucksvolle Details, die uns in den Bann seiner Geschichte ziehen. Mit diesem Film lernen wir seine Sorgfalt und Genauigkeit kennen. Wir verstehen auch, dass Erices Präzision nicht dazu dient, Gefühle zu vermeiden, denn sein Werk wirkt auf uns niemals kalt. Im Gegenteil, wir denken mit unserem Herzen, wenn wir seine Filme schauen.» (Elvira Lindo, Criterion, 21.6.2018)

EL SOL DEL MEMBRILLO
Mo 24.11. 19:45 So 7.12. 17:15 Do 18.12. 15:00
Spanien 1992, Farbe, DCP, Sp/d, 140' REGIE Víctor Erice DREHBUCH Víctor Erice, Antonio López KAMERA Javier Aguirresarobe, Ángel Luis Fernandez, José Luis López-Linares MUSIK Pascal Gaigne SCHNITT Juan Ignacio San Mateo.
«Der kleine Quittenbaum mitten im Hinterhof von Antonio López’ Haus in Madrid ist nichts Besonderes; trotzdem zieht er die volle Aufmerksamkeit des Malers auf sich. Ende September stellt dieser eine Staffelei im Freien auf und beginnt ein Bild von dem Schössling zu malen – eine Studie über grüne Blätter, gelbe Früchte und wechselnde Lichtverhältnisse. (…) Aus Tagen werden Wochen, der Spätsommer geht in den Herbst über, Alltag wird eingefangen: der Alltag des Hauses, des Viertels und der ganzen Stadt.» (James Lattimer, Arsenal, Jun 2024)
JUGEND OHNE FILM: «QUITTENKINO»
Mo 24.11. 19:45
Präsentation und Lesung mit Patrick HolzapfeI (Hrsg.) und Ivana Miloš (Autorin), 30' Anschliessend EL SOL DEL MEMBRILLO
«Jugend ohne Film», eine seit 2011 bestehen de Website und Filmzeitschrift aus Wien, präse tiert ihr inzwischen fünftes Heft, das sich mit Víctor Erice, El sol del membrillo und Quitten auseinandersetzt. Unter anderem enthält es ein gedrucktes Gespräch mit dem Regisseur, Essays, Gedichte und Quitten illustrationen der Künstlerin Dunja Krcek. An den Grenzen zwischen Filmkritik und Literatur werden neue Perspektiven auf das Kino aufgezeigt.
«Hinein brechen aus dem Off die Weltnachrichten und das immer schlechter werdende Wetter, das das vormals lichtdurchflutete, kornlebendige Bild in dämmerige Dunkelheit versenkt, holen für kurze Momente den Quittenbaum aus seiner Selbstversunkenheit heraus und werfen ihn in das Hier und Jetzt nackter Naturexistenz. (…) In allem macht sich latenter Humor breit. (…) Das Licht und der Schatten, die Zeit und das Wetter, das Werden und Vergehen, die Kreation und die Destruktion: Erice spinnt mit unangestrengter Leichtigkeit einen philosophischen Hintergrund zur Geschichte vom Maler und seinem Modell.» (Dunja Bialas, Artechock, 14.8.2014)
Mo 1.12. 18:30 Mo 22.12. 20:45
Spanien, Iran 2007, Farbe, DCP, Sp/e, 97 ' REGIE Víctor Erice, Abbas Kiarostami KAMERA Víctor Erice, Abbas Kiarostami, Ramón Cañelles, César Hernando, Carlos Vicente SCHNITT Abbas Kiarostami, Víctor Erice, Luis Cevero, Ian Ros.
«Im Juni 1940 wurden Abbas Kiarostami und Víctor Erice im Abstand von einer Woche geboren, der eine im Iran unter dem SchahRegime, der andere im franquistischen Spanien. Beide erlebten radikale politische Umwälzungen. Beide entschieden sich dazu, als unabhängige Filmemacher Filme zu drehen. So war es nur natürlich, dass sie eines Tages miteinander in Kontakt treten sollten. Diese auf Video aufgezeichnete Korrespondenz ist ein poetischer Austausch, in dem jeder das Werk des anderen inszeniert. Als Erice einen Lehrer zeigt, der seinen Schülern Kiarostamis Wo ist das Haus meines Freundes? vorführt, antwortet der iranische Filmemacher mit der Aufnahme einer Quitte, in Anlehnung an den Film El sol del membrillo . Diese Videobriefe, die im April 2005 begannen, sind im Rahmen einer Ausstellung im Centre de Cultura Contemporània in Barcelona und im Centre Pompidou entstanden.» (Cinémathèque suisse, Dez 2024)

CORRESPONDENCIAS

CERRAR LOS OJOS
Sa 6.12. 17:30 Mi 10.12. 20:15 Di 30.12. 15:00
Spanien/Argentinien 2023, Farbe, DCP, Sp/d, 169 ' REGIE Víctor Erice DREHBUCH Víctor Erice, Michel Gaztambide KAMERA Valentín Álvarez MUSIK Federico Jusid SCHNITT Ascen Marchena MIT Manolo Solo, José Coronado, Ana Torrent, Mario Pardo, María León.
«Während eines Filmdrehs verschwindet der berühmte Schauspieler Julio Arenas spurlos. Seine Schuhe werden an einer Felsküste gefunden, eine Leiche aber nie. War es ein Unfall? Suizid? Sein Verschwinden bleibt ein Rätsel. 22 Jahre später rollt eine Fernsehsendung den Fall wieder auf. Miguel Garay, der damalige Regisseur, der sich seither aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, erklärt sich bereit, in der Sendung aufzutreten, und bringt die erhaltenen Aufnahmen seines unvollendeten Films mit. Aufgewühlt von den
Bildern und seinen Erinnerungen beschliesst er, noch einmal Nachforschungen anzustellen, was mit seinem besten Freund geschehen ist. In seinem ersten Film seit 30 Jahren sinniert Altmeister Víctor Erice über Erinnerung, Verlust, Identität und das Kino selbst – und schliesst den Kreis zu seinem Erstling: Ana Torrent, das kleine Mädchen aus El espíritu de la colmena, spielt die mittlerweile erwachsene Tochter des Verschollenen.» (Kinok – Cinema in der Lokremise, Feb 2025)

THE MAKING OF VÍCTOR ERICE
Mi 10.12. 18:30 Werkstattgespräch mit Víctor Erice. Moderation: Hanna Pilarczyk, in Spanisch mit deutscher Übersetzung, ca. 80' Mit nur vier Langfilmen in 50 Jahren ist der Spanier Víctor Erice einer der grossen Absenten des Kinos. Doch wenn er nach Jahrzehnten der Abwesenheit einen Film wie Cerrar los ojos (2023) präsentiert, erweist sich jede Wartezeit als gerechtfertigt, so sehr durchdringen die vergangenen Jahre sein Werk und lassen seine Bilder über die Dekaden mit einander sprechen, streiten und sich versöhnen. Im Gespräch mit der Journalistin Hannah Pilarczyk zeichnet Erice die Kontinuitäten und Brüche in seinem Werk nach, spricht über seine Begeisterung für den Kurzfilm, die Wiederbege gnung mit den Schauspieler:innen aus seinem Spielfilm debüt und die lebensverändernde Kraft des Kinos, die er wie wenige Regisseure sonst in seinen Filmen selbst zum Thema gemacht hat.
Für die Unterstützung danken wir:
BRITISCHES NACHKRIEGSKINO 1945 – 1957

Anarchische Komödien, finstere Thriller und packende Dramen: Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann ein goldenes Zeitalter für das britische Kino. Die von Ehsan Khoshbakht für das Locarno Film Festival kuratierte Retrospektive «Great Expectations» präsentierte ein breites Pa norama dieses britischen Filmschaffens, das vor Vielfalt und Lebendigkeit nur so strotzt. Im Zentrum der Reihe steht die Frage nach der Identität und der Alltagsrealität des Landes nach dem Krieg und wie diese sich im Kino widerspiegelte. Wir zeigen eine Auswahl dieses aussergewöhnlichen Programms und präsentieren neben Klassikern des britischen Kinos wie I Know Where I’m Going! (Michael Powell, Emeric Pressburger), Odd Man Out (Carol Reed), Night and the City (Jules Dassin) auch zahlreiche Raritäten wie Muril Box’ herrliche Reality-TV-Komödie Simon and Laura , packende Thriller wie Time Without Pity (Joseph Losey) oder Hell Drivers (Cy Endfield). Ein besonderer Höhepunkt erwartet uns am 25. und 26. November mit dem Besuch der Script Supervisorin Angela Allen, deren Karriere mit dem wohl bekanntesten britischen Film dieser Jahre, The Third Man , startete. Im Filmpodium wird sie über ihre lange Karriere und die Zusammenarbeit mit Regisseuren wie John Huston, Ken Russell und Stars wie Katharine Hepburn, Marlon Brando oder Marilyn Monroe sprechen.
Zwei Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs läuteten in England noch immer die euphorischen Glocken des Sieges. Ihr lauter, freudiger Klang liess die Menschen vorübergehend den schmerzlichen Verlust fast einer halben Million gefallener britischer Soldaten und Zivilisten vergessen, auch die weitreichende Zerstörung der heimischen Städte und die schweren Tage, die noch vor ihnen lagen. Ein neuer Archers-Film kam in die Kinos – einer, der mehr von der Zukunft erzählte als von der Vergangenheit.
I Know Where I’m Going! (1945) von Michael Powell und Emeric Pressburger ist eine bildgestalterische Meisterleistung, ein Film über die Sinneswandlung einer unfreiwillig gestrandeten Braut und die Erweckung ihrer sexuellen wie spirituellen Sehnsüchte. Während der ersten zwei Minuten einer originellwitzigen Titelsequenz krabbelt zunächst ein kleines Mädchen durchs Bild, das bald zu einer eigensinnigen jungen Frau namens Joan Webster (gespielt von Wendy Hiller) heranwächst. In einer Zeit der Lebensmittelknappheit und des allgemeinen Mangels ist die Braut eines Industriellen vornehmlich an irdischen Besitztümern interessiert; ihre Vermählung auf einer abgelegenen schottischen Insel steht kurz bevor. Doch es kommt anders: Als Joan auf dem Weg in den High-
lands haltmacht, verhindern schlechtes Wetter und mysteriösen Kräfte, die von einer verfallenen Burg ausgehen, dass sie ihr endgültiges Ziel je erreicht. (…)
Der Film lässt die mühsamen Kriegsjahre hinter sich und wendet sich bewusst einem persönlichen Schicksal zu – das Leben eines einzelnen Menschen gilt hier nicht mehr nur als Teil eines grösseren Ganzen. Zwar erwies sich das Werk selbst noch als ein Produkt des Krieges; die Produktion profitierte nicht zuletzt von den Fähigkeiten emigrierter Künstler, wie etwa des bei Kriegsausbruch kurzzeitig auf der Isle of Man inhaftierten deutschen Bühnenbildners Alfred Junge. Und doch: Zu einer Zeit, in der sich das Land auf dem Weg des Wiederaufbaus, der Regeneration und Erneuerung befand, galt I Know Where I’m Going! als ein frühes Manifest für die Notwendigkeit, nach vorne zu schauen – vom Kollektiven hin zum Privaten. Im Abspann erscheint der Filmtitel erneut, aber diesmal fehlt das Ausrufezeichen – der Satz ist nicht länger ironisch gemeint. (...) Jene Sorge und Hoffnung, die eine ungewisse Zukunft stets mit sich bringt, werden auch im Kurzfilm A Diary for Timothy (Humphrey Jennings, 1945) offenbar. Bei dem Werk handelt es sich um einen filmischen Brief an ein im September 1944 geborenes Kind, der zu erklären versucht, «warum wir kämpften». In seiner behutsamen Meditation über den Wunsch nach besseren Tagen stellt der Re-
der Kriminelle, repräsentieren im Film durch den Krieg zerstörte Biografien: Der eine wurde seiner Kindheit beraubt, der andere seiner Jugend. Bald erkennt Robbie dieselbe Angst und Verletzlichkeit in Chris, dem Mörder, der dem unverhofften Komplizen seine Geschichte in Form einer Fabel erzählt. Letztlich stellt sich Bogarde. Er opfert sich für all die «Timothys» dieser Welt. Es ist ein hoher Preis, den er zahlt. Hunted entstand im selben Jahr, in dem die Crown Film Unit (Anm.: eine staatliche Produktionseinheit, die während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche dokumentarische Kurzfilme drehte) aufgelöst wurde. Crichtons bewegendes Drama zeugte einerseits von der düsteren Lyrik der britischen Dokumentarfilmbewegung, trug aber auch Spuren anderer Filmtraditionen in sich – vom Fatalismus des französischen poetischen Realismus über die Seelenpein des Film noir bis hin zum befreienden Pathos des italienischen Neorealismus. In seiner existenzialistischen Odysee thematisierte der Film eine zentrale Frage, die einen Teil des britischen Kinos seit Kriegsende beschäftigt hatte: Ist Realismus das einzige kollektive Mittel, um zu objektiver Wahrheit zu gelangen? (…) Hunted zeigt eindrücklich, dass ein Film nicht auf die Kraft des Realismus vertrauen muss; er setzt stattdessen auf die Einzigartigkeit von Stimmung und Klangfarbe, einen Hauch Poesie und kreative Intrige. Die grossen britischen Werke der Nachkriegszeit waren jene, die sich transgressiver oder subversiver Lesarten realistischer Traditionen bedienten – oder die, wie in einigen berühmten Fällen, ganz auf Glaubwürdigkeit verzichteten, um stattdessen mit den Bräuten Draculas aufzuwarten. (…)
gisseur die hohe Kunst – hier repräsentiert durch Auszüge aus dem weltberühmten «Hamlet» von John Gielgud und der Einspielung deutscher Musik – explizit der allseits um sich greifenden Zerstörung gegenüber. (…) In der Sorge um den neugeborenen Jungen und der ihm verheissenen Zukunft erreicht A Diary for Timothy geradezu eine Dickens’sche Dimension – einen neu entdeckten Humanismus, der sich im Kino Bahn bricht.
Die britische Gesellschaft ahnte damals noch nicht, wie sehr sie seit 1939 «erwachsen» geworden war. Als es schliesslich hiess, sich erneut im Spiegel der Leinwand zu betrachten, sah sich das Volk angesichts seiner über Nacht erworbenen Reife regelrecht erschüttert. Auch in den anderen Künsten hallten die Schockwellen der Kriegsjahre immer wieder nach, bis hin zur ersten Single der Beatles im Oktober 1962. Das britische Kino der Nachkriegsjahre bestand bis weit in die späten 1950erJahre hinein vor allem aus posttraumatischen Dramen voller Blackouts, Gedächtnislücken, Schlaflosigkeit und Angst. Die Geschichten passten sich dem Alltag der Menschen an, der weiterhin – und nicht nur durch Lebensmittelkarten – streng vom Staat reguliert wurde. So erschienen die Nachkriegsjahre manchem, wenn auch weniger brutal, fast grauer und trübseliger als die Zeit der Belagerung. Plötzlich begann eine Nation, in ihrem Sieg auch ein Stück weit die Niederlage zu spüren. Und als die neue Labour-Regierung in den Jahren des Wiederaufbaus die Menschen für einen weiteren Krieg in Friedenszeiten zu mobilisieren versuchte, ging das heimische Kino einen anderen Weg. Immer entschiedener widmeten sich die Filme existenziellen Fragen der individuellen Freiheit und des Selbstwertgefühls. (…)
Gejagt vom Realismus
Die Angst vor diesem neuen Individualismus kommt am besten in den sogenannten Filmen über «gejagte Männer» zum Ausdruck – ein Protagonist, oft ein ehemaliger Soldat, sieht sich auf der Flucht vor dem Gesetz, der Familie oder vor sich selbst, sei es in Odd Man Out (Carol Reed, 1947) oder in Hunted (Charles Crichton, 1952), wo ein Mörder (gespielt von Dirk Bogarde) mithilfe eines Jungen, der Zeuge seiner Tat wurde, aus dem zertrümmerten London nach Schottland flieht. Der sechsjährige Robbie hat nichts zu verlieren und schliesst sich dem Verbrecher an – alles ist besser als sein zerbombtes Zuhause bei den groben Pflegeeltern. Beide, das Kind und
Der Rand der Insel Die gekonnte Unterdrückung jeglicher Empfindungen sowie ein Höchstmass an Selbstbeherrschung werden oft als typisch britische Charakterzüge angesehen. Wie in allen Klischees steckt auch darin mehr als ein Funke Wahrheit. Doch anders als im amerikanischen Kino, das Aufruhr und harte Brüche bevorzugt, gelingt es britischen Filmen immer wieder, Emotionen kunstvoll in kleinen Dosen und Variationen zu vermitteln. Immer wenn die Fassade bröckelt und Gefühle und Sehnsüchte an der Oberfläche kratzen, erzielen britische Werke eine doppelte Wirkung – sowohl durch die transgressive Kraft der Emotionen selbst als auch durch die Dekonstruktion eines vermeintlich soliden Fundaments aus Stoizismus und englischem Anstand. David Lean meisterte diese Kunst, jene feine äussere Membran zu durchbrechen, zunächst in seinem Klassiker Brief Encounter (1945), der zwei Monate nach Kriegsende in die Kinos kam. (…) Und auch The Passionate Friends (1949) unterstreicht sein nobles Unterfangen, das hier jedoch bereits ins Tragische umschlägt. Aufwendig ausgestattet von Kostümbildnerin Margaret Furse im ersten Jahr, in dem Kleidung in Grossbritannien wieder «couponfrei» erhältlich wurde, verliebt sich Ann Todds Mary – verheiratet mit Claude Rains’ Howard Justin – in denselben stoischen Trevor Howard aus Brief Encounter Diesmal jedoch verlieren sie keine Zeit, ihre Leidenschaft auszuleben, was dramaturgisch den Weg frei macht für Skandal und einen Suizidversuch. (...)
Die Konvergenz zwischen den grenzüberschreitenden Handlungen der Figuren und denen «ihrer» Filmemacher – indem sie diese Figuren zum Leben erwecken – führte zu einer einzigartigen und fruchtbaren Periode im britischen Kino. Die in dieser Retrospektive gezeigten Werke geben einen Einblick in jene Zeit mit all ihren grossen Erwartungen.
Ehsan Khoshbakht ist Co-Leiter des «Il Cinema Ritrovato» Festivals in Bologna. Er ist Autor und Herausgeber diverser Bücher über das Kino sowie Dokumentarfilmregisseur. Sein Film Celluloid Underground (2023) war für den John Grierson Award nominiert.
Auszug aus dem Essay «Identification of a Nation: A View into British Postwar Cinema» von Ehsan Khoshbakht (in «Great Expectations», hrsg. von Ehsan Khoshbakht). Übersetzung: Pamela Jahn
Das Filmpodium dankt dem Locarno Film Festival und Ehsan Khoshbakht für die gute Zusammenarbeit.


I KNOW WHERE I’M GOING!
I KNOW WHERE I’M GOING!
So 7.12. 15:00 Fr 12.12. 18:30 Sa 20.12. 18:30
GB 1945, sw, DCP, E/e*, 92
REGIE und DREHBUCH Michael Powell, Emeric Pressburger KAMERA Erwin Hillier MUSIK Allan Gray
SCHNITT John Seabourne MIT Roger Livesey, Wendy Hiller, Pamela Brown, Nancy Price, Finlay Currie, John Laurie, George Carney, Walter Hudd, Murdo Morrison, Margot Fitzsimons, Jean Cadell, Norman Shelley.
TO BE A WOMAN Vorfilm
GB 1951, sw, 35 mm, E, 18
REGIE Jill Craigie MUSIK Elisabeth Lutyens SCHNITT Spencer Reeve MIT Dana Wynter.
«Die 25-jährige Joan (Wendy Hiller) macht sich von London aus auf den Weg nach Schottland, um auf der Hebriden-Insel Kiloran einen älteren Millionär zu heiraten. Kurz vor dem Ziel hindert sie ein Sturm daran, die Insel zu erreichen. Der ungewollte Zwischenstopp in einem kleinen Dorf (…) hat zur Folge, dass sich ihre Perspektive verschiebt. Sie verliebt sich Hals über Kopf in einen jungen Marineoffizier auf Heimurlaub.» (Pamela Jahn, Filmpodium, Mai 2022)
«Die Geschichte einer eigensinnigen Heldin, die weiss, was sie will, aber von den Elementen und einer unerwarteten Romanze aufgehalten wird, ist einer der liebenswertesten Filme der britischen Filmgeschichte. (…) I Know Where I’m Going! ist ein Film voller Romantik und Mythen, Komik und Fantasie, der jedoch fest in der Realität – und der Geografie! – verwurzelt ist. Und er ist sehr ungewöhnlich, vielleicht sogar einzigartig, da er während des Krieges spielt, der jedoch völlig abwesend und irrelevant bleibt, auch wenn der Held oft in seiner Uniform der Royal Navy zu sehen ist.» (Peter Bradshaw, The Guardian, Okt 2023)
ODD MAN OUT
Sa 22.11. 18:15 So 21.12. 15:00 Mo 29.12. 20:00
GB 1947, sw, DCP, E/d*, 116
REGIE Carol Reed DREHBUCH F. L. Green, R. C. Sherriff, nach dem Roman von F. L. Green KAMERA Robert Krasker MUSIK William Alwyn SCHNITT Fergus McDonnell MIT James Mason, Robert Newton, Kathleen Ryan, Robert Beatty, Elwyn Brook-Jones, Cyril Cusack, F. J. McCormick, William Hartnell, Fay Compton, Denis O’Dea, Beryl Measor, W. G. Fay.
«Carol Reeds psychologischer Noir spielt grösstenteils im Laufe einer spannungsgeladenen Nacht in einem ungenannten Belfast. James Mason verkörpert einen irischen Revolutionär und Ex-Sträfling, der einen Raubüberfall plant, der dann schrecklich schiefgeht. Verletzt und von der Polizei gejagt, bemüht er sich in der ganzen Stadt um Unterschlupf, während die Frau, die er liebt (Kathleen Ryan), im Verborgenen nach ihm sucht.» (Chris Galloway, Criterion Forum, Apr 2014)

«Kameramann Robert Krasker füllt seine Nachtlandschaften mit gespenstischen Schatten und grellen Lichtern. Und schafft erstaunliche Tiefenschärfe ohne die schneidenden, klaren Konturen, die wir mit Tiefenschärfe sonst assoziieren. Indem er Reeds Figuren in Nebel hüllt oder sie im Schein von Strassenlaternen und Scheinwerfern hervorhebt, sie durch Türen rahmt oder sie durch Jalousien in Szene setzt, zaubert Krasker eine Szenerie, die von den Augen der Zuschauer:innen aufgeregt durchkämmt wird. Und durch all das hindurch kriecht und windet sich James Mason zur Unsterblichkeit. Ihm gelingt dabei die leidenschaftliche Darstellung eines Mannes, der den Rest seines Lebens nur noch in Herzschlägen zählen kann.» (Michael Sragow, Criterion, Dez 1995)
BRIGHTON ROCK
Di 18.11. 18:30 Sa 6.12. 20:45
Do 11.12. 15:00
GB 1948, sw, DCP, E/d, 92
REGIE John Boulting DREHBUCH Graham Greene, Terence Rattigan, nach dem Roman von Graham Greene KAMERA Harry Waxman MUSIK Hans May SCHNITT
Peter Graham Scott MIT Richard Attenborough, Carol Marsh, Hermione Baddeley, William Hartnell, Nigel Stock, Wylie Watson, Alan Wheatley, Harcourt Williams, George Carney, Victoria Winter, Lina Barrie.

«Über Bildern von vergnügten Badeurlaubern kündet der Vorspann von jenem ‹other Brighton of dark alleyways and festering slums› der Zwischenkriegszeit, in dem diese herausragende Greene-Adaption spielt. Ein beunruhigend glubschäugiger Richard Attenborough als gefühlloser Gangster, der in der Geisterbahn einen Rivalen ermordet, die einzige Belastungszeugin heiratet und schliesslich endgültig – einem weiblichen Variété-Clown auf den Fersen – in die mörderische, puritanische Psychose abgleitet. John und Roy Boulting (die abwechselnd für die Regie ihrer Arbeiten zeichneten), B & B, sind die ‹weiche› Variante der britischen Meister P & P, Pressburger und Powell. Brighton Rock gehört zu ihren besten Arbeiten, nicht zuletzt dank der atemberaubend doppelbödigen Ironie eines von der Zensur aufgezwungenen Schlusses.»
(Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Mai 2009)
DAUGHTER OF DARKNESS
Do 4.12. 20:45 Do 18.12. 20:45
GB 1948, sw, 35 mm, E, 92 '
REGIE Lance Comfort DREHBUCH Max Catto, nach dem Theaterstück «They Walk Alone» von Max Catto KAMERA Stanley Pavey MUSIK Clifton Parker
SCHNITT Lilo Carruthers MIT Anne Crawford, Maxwell Reed, Siobhan McKenna, George Thorpe, Barry Morse, Liam Redmond.
«Es ist nicht leicht, Lance Comforts mysteriösen, faszinierenden Film Daughter of Darkness zu beschreiben: ein psychosexueller Noir-Thriller, eine christliche Allegorie, ein Meisterwerk des Surrealismus, ein sozialkritischer Kommentar, ein makabrer Horrorfilm oder vielleicht alles zusammen? Trotz ihres frommen Glaubens und ihres Einsatzes für die örtliche katholische Kirche wird die verwaiste irische Teenagerin Emily Beaudine (Siobhan McKenna) von allen Frauen in der Stadt verachtet. Als Letztere den Priester auffordern, sie aus der Gemeinde auszuschliessen, schickt er Emily widerwillig nach England, um auf der Farm eines Freundes zu arbeiten, wo sie schnell alle jungen Männer anzieht, die Frauen hingegen (erneut) abschreckt. Die Männer fallen bald tot um und Emily wird schnell zur Hauptverdächtigen.» (heartofnoir.com)
«Lance Comfort drehte Filme, in denen seine Figuren stets aus ihrer Komfortzone vertrieben wurden. Ein Film wie Daughter of Darkness gehörte dabei kaum zur Ära des britischen Kinos der 1940er, sondern stand mehr im Einklang mit Luis Buñuel. (…) Mit Daughter of Darkness , der mit expressionistischen Zeichnungen beginnt, tauchte er tief in die Dunkelheit ein.» (Ehsan Khoshbakht, in: Great Expectations. British Postwar Cinema 1945 – 1960)

THE FALLEN IDOL
So 16.11. 20:45 Sa 13.12. 18:30 Di 30.12. 18:30
GB 1948, sw, DCP, E/d, 95 REGIE Carol Reed DREHBUCH Graham Greene, Lesley Storm, William P. Templeton, nach der Erzählung «The Basement Room» von Graham Greene KAMERA Georges Périnal MUSIK William Alwyn SCHNITT Oswald Hafenrichter MIT Ralph Richardson, Bobby Henrey, Michèle Morgan, Sonia Dresdel, Denis O’Dea, Jack Hawkins, Walter Fitzgerald, Dandy Nichols, Joan Young, Dora Bryan.
«Der achtjährige Sohn eines Botschafters in London sieht sich weitgehend sich selbst, dem freundlichen Butler des Hauses und dessen vergrämter Frau überlassen. Dabei wird er – meist verständnisloser – Zeuge von deren Ehekrise. Als diese eskaliert, kommt der Junge zur Überzeugung, dass der Butler seine Frau ermordet habe. Er versucht, ihn beim Polizeiverhör zu decken.» (Filmpodium, Sep 2010) Der von Alexander Korda produzierte Film mit einem beeindruckenden Sir Ralph Richardson in der Hauptrolle bietet «ein subtiles Spiel zwischen Wahrnehmung und Wahrheit, adaptiert nach einer Novelle von Graham Greene. Durch eine Handlung, die psychologische Spannung in den Vordergrund stellt, offenbart der Film die Zweideutigkeiten von Macht und Unschuld.» (Cinémathèque suisse, Sep 2025)
PASSPORT TO PIMLICO
Fr 21.11. 20:45 Mi 17.12. 20:15
RE:VISION 18:30 (S. 13)
GB 1949, sw, DCP, E/e*, 84
REGIE Henry Cornelius DREHBUCH T. E. B. Clarke
KAMERA Lionel Banes MUSIK Georges Auric SCHNITT Michael Truman MIT Margaret Rutherford, Stanley Holloway, Betty Warren, Barbara Murray, Paul Dupuis, Hermione Baddeley, John Slater, Jane Hylton, Basil Radford, Naunton Wayne, Sydney Tafler, Nancy Gabrielle. London in der Nachkriegszeit: Im Stadtteil Pimlico jagen spielende Kinder versehentlich eine vergrabene Fliegerbombe in die Luft. Doch der eigentliche Knall folgt erst danach: Durch die Detonation wird eine Grotte freigelegt – und damit ein Edikt Edwards IV., in dem der König Pimlico als «burgundisches Land» anerkennt und Karl dem Kühnen überschreibt. Die pfiffigen und frivolen Einwohner:innen ergreifen die Chance und erklären kurzerhand Pimlicos Unabhängigkeit von Grossbritannien: So kann man die Rationierungsmarken in den Wind schiessen und selbst nach der verhassten Pub-Sperrstunde noch ein Pint bestellen.
Eine der ersten Komödien der Ealing Studios, die schnell zu einem Klassiker der britischen Filmgeschichte avancierte. In zunehmend rasantem Erzähltempo schwankt das liebenswerte und freche Figurenensemble zwischen allzu menschlichem Egoismus und Zusammengehörigkeitsgefühl, wirtschaftlichem Kalkül und politischer Ideologie, Träumereien und harter Realität. Eine bissige Gesellschaftskritik über das «Eigene» und das «Fremde» von zeitloser, geradezu prophetischer Brisanz: Und dabei denken wir (nicht nur) an den Brexit. (tb)
Mi 19.11. 20:45 Sa 29.11. 20:45
Fr 5.12. 15:00
GB 1949, sw, 35 mm, E/d*, 95
REGIE David Lean DREHBUCH Eric Ambler, David Lean, Stanley Haynes, nach dem Roman von H. G. Wells
KAMERA Guy Green, Oswald Morris MUSIK Richard Addinsell SCHNITT Geoffrey Foot MIT Ann Todd, Trevor Howard, Claude Rains, Betty Ann Davies, Isabel Dean, Arthur Howard, Guido Lorraine, Marcel
«Oft zu Unrecht als heimliches Remake von Brief Encounter abgetan, entfaltet diese verschachtelte Dreiecksgeschichte überaus eigenständige Qualitäten. Bei einem Schweiz-Urlaub trifft eine Bankiersgattin ihre Jugendliebe wieder; Erinnerungen und Reminiszenzen (Rückblenden innerhalb von Rückblenden) scheinen das Eheglück der Frau zu gefährden. Zwischen Melodram und ins Irreale überhöhtem Liebestraum entfaltet sich die ganze Bandbreite einer Mise en Scène, deren Präzision sich ein Douglas Sirk nicht hätte schämen müssen. Allein die Kälte, mit der der stets überragende Claude Rains seinem nichts ahnenden Nebenbuhler Eis zum Cocktail offeriert, ist ein Muster an kontrollierter Schauspielführung und mikroskopisch genauem Timing. Zuletzt geht es, vor unübersehbaren Studio-Rückprojektionen, hinauf in die Schweizer Bergwelt – nach solchen Visionen schmeckt das betont schale EheHappy-End nur noch bitterer.» (Hans Langsteiner, Österreichisches Filmmuseum, Feb 2009)
THE THIRD MAN
Fr 21.11. 15:00 Mi 26.11. 18:00 Sa 27.12. 20:45
GB 1949, sw, 35 mm, E/d/f, 105
REGIE Carol Reed DREHBUCH Graham Greene, nach dem Roman von Graham Greene KAMERA Robert Krasker MUSIK Anton Karas SCHNITT Oswald Hafenrichter MIT Joseph Cotten, Alida Valli, Orson Welles, Trevor Howard, Ernst Deutsch, Paul Hörbiger, Erich Ponto, Hedwig Bleibtreu, Siegfried Breuer, Bernard Lee, Wilfrid Hyde-White.
«Nach dem Zweiten Weltkrieg reist der amerikanische Autor Holly Martins ins zerbombte, besetzte Wien, um seinen alten Freund Harry Lime zu besuchen – und kommt gerade rechtzeitig zu dessen Begräbnis. Holly zweifelt bald am vermeintlichen Unfalltod seines Freundes und beginnt mit eigenen Nachforschungen unter Mithilfe von Harrys Geliebten Anna. Dabei wird er immer tiefer in einen gefährlichen Teufelskreis aus Betrug, Korruption und Mord hineingezogen.» (Filmpodium, Dez 2023)
«Man kann nicht über The Third Man sprechen, ohne den unglaublichen Beitrag des Kameramannes Robert Krasker zu würdigen. (...) Durch die expressionistische, verkantete Bildgestaltung lässt er das aussergewöhnliche Gefühl einer Welt entstehen, die auseinandergerissen wurde (...). Das ZitherThema wurde weltberühmt (...), es ist wie eine eigene Figur und spiegelt den Wahnsinn und die Verzweiflung dieser zerrissenen Welt wider. Hat der Film meine Karriere beeinflusst? Als ich ihn sah, war ich bereit zu verstehen, was man mit der Kamera machen kann. Die Themen des Films gaben mir ein gutes Gefühl im Umgang (…) mit dem Charme des Bösen.» (Martin Scorsese, The Independent, 23.6.2015)

WHISKY GALORE!
Mo 17.11. 20:45 So 14.12. 20:45
GB 1949, sw, DCP, E/e*, 83
REGIE Alexander Mackendrick DREHBUCH Compton MacKenzie, Angus MacPhail, nach einem Roman von Compton MacKenzie KAMERA Gerald Gibbs MUSIK
Ernest Irving SCHNITT Joseph Sterling, Charles Crichton (ungenannt) MIT Basil Radford, Joan Greenwood, Bruce Seton, Catherine Lacey, Wylie Watson, Gabrielle Blunt, Gordon Jackson, Jean Cadell, James Robertson Justice, John Gregson.
«Die Insel Todday auf den Hebriden, 1943. Der Whisky geht zur Neige und das Gleichgewicht des Dorfes ist gestört. Doch dann ein Wunder: Ein Schiff strandet mit einer Ladung Whisky vor der Küste ... Auf einer kleinen schottischen Insel gedreht und unter Mitwirkung der Einheimischen, ist diese Komödie des späteren Regisseurs von Ladykillers ein Klassiker des englischen HumorKinos geblieben – mit gälischen Anklängen, markanten Gesichtern und traditionellen Tänzen.» (Cinémathèque suisse, Sep 2025)
«Die Inszenierung von Alexander Mackendrick ist eine perfekte Veranschaulichung des Stils der Ealing Studios: Die Kamera bleibt in diskreter Distanz, ohne je einen Witz zu stark zu betonen. Die Schauspieler spielen mit grosser Sicherheit, doch es ist vor allem Joan Greenwood in der Rolle der Peggy Macroon, die dieser Produktion Feuer verleiht.» (Charlie Largent, trailersfromhell.com, 2020)

ANGELA ALLEN ZU GAST
Mi 26.11. 18:00
Gespräch in Englisch, ca. 45' Im Anschluss an THE THIRD MAN
Als Script Supervisor:in ist man das Gedächtnis eines jeden Filmdrehs und nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass die Schnittkontinuität gewahrt und die gedrehten Szenen sowie allfällige Änderungen gegenüber dem Drehbuch akribisch festgehalten werden. Angela Allen ist eine der bekanntesten Script Supervisorinnen der Filmgeschichte. Mit kaum 20 Jahren war sie am Set von The Third Man tätig, kurz darauf folgte The African Queen von John Huston, mit dem sie noch dreizehn weitere Filme drehen sollte. Es folgten Zusammenarbeiten mit Regisseuren wie Ken Russell, Roman Polanski und John Frankenheimer sowie mit Stars wie Katharine Hepburn, Ava Gardner, Richard Burton, Marilyn Monroe, David Bowie oder Marlon Brando. Wir freuen uns sehr, Angela Allen anlässlich der Aufführung von The Third Man im Filmpodium begrüssen zu dürfen und mit ihr über ihre ausserordentliche Karriere zu sprechen.
Für die Unterstützung danken wir:

NIGHT AND THE CITY
Mi 19.11. 15:00 So 7.12. 20:45
Fr 26.12. 20:45
GB/USA 1950, sw, 35 mm, E/d/f, 96 '
REGIE Jules Dassin DREHBUCH Jo Eisinger, Austin Dempster, nach dem Roman von Gerald Kersh KAMERA Max Greene MUSIK Franz Waxman, Benjamin Frankel SCHNITT Nick De Maggio, Sidney Stone
MIT Richard Widmark, Gene Tierney, Googie Withers, Hugh Marlowe, Herbert Lom, Francis L. Sullivan, Stanislaus Zbyszko, Mike Mazurki, Charles Farrell, Ken Richmond, Ada Reeve.
THE STRANGER LEFT NO CARD Vorfilm
GB 1953, sw, DCP, E, 23
REGIE Wendy Toye DREHBUCH Sidney Carroll, nach einer Vorlage von Sidney Carroll KAMERA Jonah Jones MUSIK Doreen Carwithen SCHNITT Jean Barker MIT Alan Badel, Cameron Hall.
«Im London der Nachkriegsjahre versucht der Amerikaner Harry Fabian, mit allerlei dubiosen Geschäften und kleinen Betrügereien über die Runden zu kommen. Als er es mit zwielichtigen Veranstaltern von Ringkämpfen zu tun bekommt, wittert er in diesem Sport eine Chance auf das grosse Glück. Doch um sich selbst in der Szene zu etablieren, muss Harry Geld auftreiben, und dafür ist ihm jedes Mittel recht.» (Filmpodium, Nov 2016)
«In Fabian, dem schnorrenden Vermarkter schäbiger Ringkämpfe in Jules Dassins grossartigem Film noir Night and the City von 1950, hat Richard Widmark seine beste Rolle gefunden; sie zeigt, wie geschmeidig und emotional wandelbar er als Schauspieler wirklich war. Hier schaukelt Widmark jenen hoffnungslosesten aller Noir-Topoi, die ‹sichere Sache›, durch eine Londoner Unterwelt, die sich zur Mausefalle verengt, und schlittert dabei mit voller Wucht von der Euphorie in die Verzweiflung.» (Jim Ridley, The Village Voice, 19.8.2008)
Als Vorfilm zeigen wir The Stranger Left no Card : «In Cannes als bester Kurzfilm ausgezeichnet, handelt die Geschichte von einem ungepflegt aussehenden, aber lustigen Magier, der in der Stadt alle Kinder begeistert, dabei aber seine düsteren Absichten verbirgt. Jean Cocteau nannte ihn ‹un petit film diabolique›.»
(Locarno Film Festival, Aug 2025)
POOL OF LONDON
Mi 3.12. 20:45 Fr 19.12. 15:00
GB 1951, sw, DCP, E/e*, 85
REGIE Basil Dearden DREHBUCH Jack Whittingham, John Eldridge KAMERA Gordon Dines MUSIK John Addison SCHNITT Peter Tanner MIT Bonar Colleano, Susan Shaw, Renée Asherson, Earl Cameron.
«Basil Deardens wunderbarer Thriller besticht als melancholische Studie über die Entbehrungen und den Rassismus der Nachkriegszeit. Dan (Bonar Colleano) und Johnny (Earl Cameron) verbringen als Schiffskameraden einen zweitägigen Landurlaub in London und suchen in der von Lebensmittelrationierungen geprägten Stadt nach Spass und kleinen Verdienstmöglichkeiten, um dann aber in einen Juwelenraub und einen Mord verwickelt zu werden. Cameron machte sich einen Namen mit seiner subtilen, bewegenden Darstellung des Schwarzen Matrosen Johnny, der sich in ein englisches Mädchen verliebt, wobei er stets Ziel kleiner Beleidigungen ist und schliesslich zum Sündenbock gemacht werden soll.» (Farran Smith Nehme, Film Comment, Mai 2020) «Deardens Hymne auf die Londoner Docklands der 1950er-Jahre ist so bezaubernd und trüb wie der Fluss selbst: eine Noir-artige Heist-Story, reichlich gespickt mit einer Geschichte über verbotene Liebe und ungezügelte Leidenschaft. Der Erzählstrang des Raubüberfalls ist in Pool of London gut ausgearbeitet und spannend, doch der auffälligste Aspekt ist Deardens zaghafter Vorstoss in das Rassismus-Thema mit der ersten Beziehung zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe in einem britischen Film.» (Carl Daniels, screenonline.org, 2013)
HUNTED
So 16.11. 15:00 Do 11.12. 20:45
Fr 19.12. 18:15
GB 1952, sw, 35 mm, E/e*, 83
REGIE Charles Crichton DREHBUCH Michael McCarthy, Jack Whittingham KAMERA H. A. R. Thomson MUSIK Hubert Clifford SCHNITT Geoffrey Muller MIT Dirk Bogarde, Jon Whiteley, Elizabeth Sellars, Kay Walsh.
A DIARY FOR TIMOTHY Vorfilm
GB 1946, sw, 35 mm, E/e*, 38 REGIE Humphrey Jennings DREHBUCH E. M. Forster KAMERA Fred Gamage MUSIK Richard Addinsell SCHNITT Jenny Hutt.
In Hunted entführt der Mörder Chris Lloyd (Dirk Bogarde) den kleinen Robbie, der zufällig Zeuge seines Verbrechens wurde. Zunächst empfindet Lloyd den Jungen als Last, bis sich herausstellt, dass Robbie, als Waisenkind von seinen Adoptiveltern misshandelt, ebenfalls auf der Flucht ist. Die Schicksalsgemeinschaft schlägt sich von den Ruinen Londons bis nach Schottland durch. Aus Misstrauen entsteht Zuneigung, aus Not eine zarte Vater-Sohn-Beziehung, sichtbar in kleinen Gesten der Fürsorge. Allerdings wird Lloyd nun nicht mehr bloss als Mörder, sondern auch als Kindsentführer gesucht.
Die poetische Kinematografie fängt in realitätsnahen Bildern trostlose Landschaften und das beklemmende Nachkriegsgrossbritannien ein – was den Film in die Nähe des italienischen Neorealismus rückt. Im Zentrum des Films steht Bogardes komplexe Darstellung, die bravourös eine schuldgeplagte, fragile Existenz auf der Suche nach Erlösung verkörpert. (tb)
In thematischer und ästhetischer Nachbarschaft zu Hunted befindet sich auch unser Vorfilm: Humphrey Jennings’ A Diary for Timothy. «Ein berührendes Dokudrama voller Beklommenheit und Menschlichkeit. Zu Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg liest eine Stimme einen Brief an Timothy – ein im September 1944 geborenes Kind – und erklärt ihm, warum der Krieg geführt wurde und welche Zukunft ihn erwartet.» (Locarno Film Festival, Aug 2025)

SIMON AND LAURA
Mo 8.12. 18:30 Di 16.12. 18:30
GB 1955, Farbe, 35 mm, E, 91 REGIE Muriel Box DREHBUCH Peter Blackmore, nach dem Bühnenstück von Alan Melville KAMERA Ernest Steward MUSIK Benjamin Frankel SCHNITT Jean Barker MIT Peter Finch, Kay Kendall, Muriel Pavlow, Gregg Hubert.
«Gnadenlos verspottet Muriel Box’ Technicolor-Spektakel Simon and Laura die BBC auf der Leinwand: Von der Vorliebe des Senders für Akronyme bis hin zur totalen Hingabe zum Belanglosen seziert der Film die Welt des Fernsehens der 1950er-Jahre. Als Adaption eines beliebten Theaterstücks gelingt es ihm auch, sich über den Fluch des TVs im 21. Jahrhundert lustig zu machen – die Reality-Show.
Simon und Laura Foster sind ein Theaterpaar, dessen Beziehung und Karriere in die Brüche gegangen sind. Als ihnen eine Fernsehserie angeboten wird, die ihr idyllisches Familienleben darstellt, können sie das Angebot nicht ablehnen. Doch die Sendung legt natürlich die Brüchigkeit ihrer Ehe offen. Der Film ist ein Feuerwerk an Wortgefechten zwischen den Fosters (Peter Finch und Kay Kendall), und Box hält die Handlung in einem rasanten Tempo in Gang. Simon and Laura verbindet ein Drehbuch, das der besten Screwball-Komödien der 1930er-Jahre würdig ist, mit den Vorzügen des Breitwandformats in Farbe, wobei Box wirkungsmächtig von ArtDirector Carmen Dillon und Kostümdesignerin Julie Harris unterstützt wird.» (Josephine Botting, BFI, Apr 2014)
HELL DRIVERS
Fr 5.12. 20:45 So 21.12. 18:30
GB 1957, sw, DCP, E/e*, 109 '
REGIE Cyril Endfield
DREHBUCH Cyril Endfield, John Kruse, nach einer Kurzgeschichte von John Kruse
KAMERA Geoffrey Unsworth MUSIK Hubert Clifford
SCHNITT John D. Guthridge MIT Stanley Baker, Herbert Lom, Peggy Cummins, Patrick McGoohan, Sean Connery.

«Der in Hollywood auf die schwarze Liste gesetzte US-Regisseur Cy Endfield fand in Grossbritannien einen Neuanfang, wo er seinen Filmen stets einen ausgeprägten antikapitalistischen Unterton verlieh. In Hell Drivers spielt Stanley Baker den Ex-Sträfling Tom Yately, der eine so stressige wie gefährliche Arbeit als Lkw-Fahrer annimmt; die Angestellten werden von dem durch und durch korrupten Unternehmen zu halsbrecherisch schnellen Fahrten gedrängt. Als er versucht, die unethischen Geschäftspraktiken seines Chefs aufzudecken, muss Yately feststellen, dass er sein Leben in Gefahr gebracht hat. Hochtourige Fahrszenen und eine dynamische Besetzung mit Patrick McGoohan, Herbert Lom und einem jungen Sean Connery gehören zu den Höhepunkten dieses knallharten Thrillers.» (criterionchannel.com)
« Hell Drivers ist ein für seine Zeit ungewöhnlich schroffer Film, der mit seiner Mischung aus regionalen Charakteren aus der Arbeiterklasse, seinem natürlichen, kompromisslosen Schauspiel und seiner düsteren Schwarzweissästhetik etwas von der aufkommenden britischen New Wave offenbart.» (Mark Duguid, screenonline.org.uk)

TIME WITHOUT PITY
Do 27.11. 20:45 Mo 15.12. 20:45
GB 1957, sw, 35 mm, E, 88 '
REGIE Joseph Losey DREHBUCH Ben Barzman, nach dem Bühnenstück «Someone Waiting» von Emlyn Williams KAMERA Freddie Francis MUSIK Tristram Cary SCHNITT Alan Osbiston MIT Michael Redgrave, Ann Todd, Leo McKern, Peter Cushing, Alec McCowen, Lois Maxwell.
« Time Without Pity wurde 1956 in London vom amerikanischen Regisseur Joseph Losey nach einem Drehbuch seines Landsmanns Ben Barzman gedreht, die beide aufgrund der politischen Verfolgungen und der schwarzen Liste der Studios das Land verlassen mussten. Ein junger Mann soll wegen eines Mordes hingerichtet werden, an dem er offensichtlich unschuldig ist. Unterdessen kehrt sein Vater, der die Beziehung zu seinem Sohn leichtfertig zerstört hat, zurück nach London und versucht, ihn in letzter Minute zu retten. Die politischen Elemente der Geschichte verbinden sich mit einer anderen, umfassenderen, universelleren und letztlich radikaleren Vision von Generationenkonflikten, die aus existenzieller Verzweiflung entstehen: dem Kampf, sich mit einer zerbrochenen Welt zu versöhnen, die sich auf die Vergangenheit stützt und das Böse aufrechterhält. Losey steht neben Nicholas Ray und Vincente Minnelli als Poet der verlorenen Jugend. Er war ein Meister der filmischen Depression, die seiner Ansicht nach eine deprimierend rationale Reaktion auf eine scheinbar irreparable Welt darstellt.» (Richard Brody, The New Yorker, 16.11.2011)
RE:VISION
Vortragsreihe mit Thomas Binotto
Genau hinschauen, erneut hinschauen, anders hinschauen eröffnet unerwartete Perspektiven. In Kooperation mit der Volkshochschule und dem Publizisten Thomas Binotto lädt das Filmpodium bereits zur vierten Staffel der Vorlesungsserie «Re:vision».

RE:VISION 7 / 02
Mi 17.12. 18:30
Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse.
Die Londoner Ealing Studios prägen unsere Vorstellung des britischen Humors bis heute: originell, schräg, selbstironisch, schwarz … aber heimelig schwarz. In der «Re:vision» des überraschend aktuellen Klassikers Passport to Pimlico macht sich Thomas Binotto auf die Suche nach den Ingredienzien und der Konstruktion des britischen Humors à la Ealing Studios.
Nächste RE:VISION : Mi 11.2.2026
PASSPORT TO PIMLICO
Fr 21.11. 20:45 Mi 17.12. 20:15
GB 1949, sw, DCP, E/e*, 84
REGIE Henry Cornelius DREHBUCH T. E. B. Clarke KAMERA Lionel Banes MUSIK Georges Auric SCHNITT Michael Truman MIT Margaret Rutherford, Stanley Holloway, Betty Warren, Barbara Murray, Paul Dupuis, Hermione Baddeley, John Slater, Jane Hylton, Basil Radford, Naunton Wayne, Sydney Tafler, Nancy Gabrielle.
London in der Nachkriegszeit: Im Stadtteil Pimlico jagen spielende Kinder versehentlich eine vergrabene Fliegerbombe in die Luft. Doch der eigentliche Knall folgt erst danach: Durch die Detonation wird eine Grotte freigelegt – und damit ein Edikt Edwards IV., in dem der König Pimlico als «burgundisches Land» anerkennt und Karl dem Kühnen überschreibt. Die pfiffigen und frivolen Einwohner:innen ergreifen die Chance und erklären kurzerhand Pimlicos Unabhängigkeit von Grossbritannien: So kann man die Rationierungsmarken in den Wind schiessen und selbst nach der verhassten Pub-Sperrstunde noch ein Pint bestellen. (tb)


16. NOV — 31. DEZ 2025
Sa 22
15:00 MICHEL PICCOLI
HABEMUS PAPAM
Nanni Moretti, Italien/Frankreich 2011, 35 mm, I/d/f, 105
18:15 GREAT EXPECTATIONS
ODD MAN OUT
Carol Reed, GB 1947, DCP, E/d*, 116
20:45 VÍCTOR ERICE
EL SUR Víctor Erice, Spanien/Frankreich 1983, 35 mm, Sp/d, 95
Sa 29
15:00 MICHEL PICCOLI
LA FAILLE
Peter Fleischmann, Frankreich/Italien/BRD 1975, Digital HD, F/e, 111
17:30 PREMIERE
DER UNSICHTBARE ZOO
Romuald Karmakar, Deutschland 2024, DCP, D+Dialekt+E/e, 178 '
20:45 GREAT EXPECTATIONS THE PASSIONATE FRIENDS
David Lean, GB 1949, 35 mm, E/d*, 95
VÍCTOR ERICE
ELEGIEN AUS LICHT UND SCHATTEN GREAT EXPECTATIONS
� Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode) 7
16. NOV — 31. DEZ 2025
NOV
So 16
15:00
GREAT EXPECTATIONS
HUNTED
Charles Crichton, GB 1952, 35 mm, E/e*, 83
A DIARY FOR TIMOTHY Vorfilm
Humphrey Jennings, GB 1946, 35 mm, E/e*, 38
18:30 VÍCTOR ERICE EL ESPÍRITU DE LA COLMENA
Víctor Erice, Spanien 1973, 35 mm, Sp/d, 98 '
So 23
11:00 SONDERVORSTELLUNG ERZÄHLUNGEN UNTER DEM REGENMOND
UGETSU MONOGATARI
Kenji Mizoguchi, Japan 1953, DCP, Jap/d/f, 96
Veranstaltung der SchweizerischJapanischen Gesellschaft Freier Eintritt / Kollekte
15:00 PREMIERE
DER UNSICHTBARE ZOO
Romuald Karmakar, Deutschland 2024, DCP, D+Dialekt+E/e, 178
BRITISCHES NACHKRIEGSKINO 1945 – 1957
MICHEL PICCOLI
SPIELERISCHE SOUVERÄNITÄT
In Anwesenheit von Cast/Crew
35-mm-Film-Kopie 16-mm-Film-Kopie
X/x Gesprochene Sprache/Untertitel
x* Elektronische Untertitel vom Filmpodium erstellt
OV Mehrere Originalsprachen
6 (8) Freigegeben ab 6 Jahren, empfohlen ab 8 Jahren
KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich +41 44 415 33 66
www.filmpodium.ch
EINTRITTSPREISE
CHF 18.— / CHF 15.— (AHV/Legi)
CHF 9.— (Alle unter 25 Jahren und Kulturlegi) Specials und Filme mit Überlänge: erhöhte Preise Vorverkauf zu den Kassenöffnungszeiten
ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN
� Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)
� Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)
20:45 GREAT EXPECTATIONS THE FALLEN IDOL
Carol Reed, GB 1948, DCP, E/d, 95
Mo 17
18:15 MICHEL PICCOLI LES CRÉATURES
Agnès Varda, Frankreich/Schweden 1966, DCP, F/e/d*, 110
20:45 GREAT EXPECTATIONS WHISKY GALORE!
Alexander Mackendrick, GB 1949, DCP, E/e*, 83
Di 18
18:30 GREAT EXPECTATIONS
BRIGHTON ROCK
John Boulting, GB 1948, DCP, E/d, 92
20:45 MICHEL PICCOLI ATLANTIC CITY
Louis Malle, Kanada/Frankreich 1980, DCP, E/f/d*, 104 '
Mi 19
15:00 GREAT EXPECTATIONS NIGHT AND THE CITY
Jules Dassin, GB/USA 1950, 35 mm, E/d/f, 96 ' THE STRANGER LEFT NO CARD Vorfilm
Wendy Toye, GB 1953, DCP, E, 23 '
18:15 MICHEL PICCOLI
SALTO NEL VUOTO
Marco Bellocchio, Italien/Frankreich 1979, DCP, I/e, 120
20:45 GREAT EXPECTATIONS THE PASSIONATE FRIENDS
David Lean, GB 1949, 35 mm, E/d*, 95
Do 20
16:15
VORLESUNGSREIHE
FILMISCHE AVANTGARDEN ZWISCHEN THEORIE UND PRAXIS
Vorlesung von Dr. Jan Sahli, 90 , Eintritt frei 18:30 VORLESUNGSREIHE
KURZFILMPROGRAMM: AVANTGARDE
Kurzfilme siehe S. 23
20:45 FILM IN WORTEN «REPÉRAGES NR. 02/2025» STADTENTWICKLUNG IN ZÜRICH
Präsentation der Online-Publikation mit einer Einführung von Jacqueline Maurer, Kunst- und Filmwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Film-, Architektur- und Städtebauforschung, 15' ... VIA ZÜRICH
Alexander J. Seiler, Schweiz 1967, DCP, ohne Dialog, 14
ZÜRICH. TEMPO, TEMPO! ... ZEIT IST GELD
Regie unbekannt, Schweiz 1920, DCP, Stummfilm mit Musik, 2
BETON-FLUSS
Hans-Ulrich Schlumpf, Schweiz 1974, DCP, D, 15
ZUR WOHNUNGSFRAGE 1972
Hans und Nina Stürm, Schweiz 1972, DCP, D, 29
Fr 21
15:00
GREAT EXPECTATIONS
THE THIRD MAN
Carol Reed, GB 1949, 35 mm, E/d/f, 105
18:30 MICHEL PICCOLI
LES CHOSES DE LA VIE
Anschl. Filmgespräch mit Romuald Karmakar, Dominik Ryser (Kommunikation) und Dr. Severin Dressen (Direktor) vom Zoo Zürich
20:00 MICHEL PICCOLI
VINCENT, FRANÇOIS, PAUL ET LES AUTRES
Claude Sautet, Frankreich/Italien 1974, 35 mm, F/d*, 117
Mo 24
18:00 MICHEL PICCOLI
C ’ EST PAS TOUT À FAIT LA VIE DONT J ’AI RÊVÉ
Michel Piccoli, Frankreich 2005, 35 mm, F/e, 75
19:45 VÍCTOR ERICE
JUGEND OHNE FILM: «QUITTENKINO»
Heftpräsentation und Lesung mit Patrick HolzapfeI (Hrsg.) und Ivana Miloš (Autorin), 30'
Anschl. VÍCTOR ERICE
EL SOL DEL MEMBRILLO
Víctor Erice, Spanien 1992, DCP, Sp/d, 140
Di 25
18:30 CLASSICS THE AFRICAN QUEEN
John Huston, USA 1951, DCP, E/d, 105 Einführung von Angela Allen, langjährige
Mitarbeiterin von John Huston und Script Supervisorin des Films, in Englisch, 10'
20:45 MICHEL PICCOLI
LES NOCES ROUGES
Claude Chabrol, Frankreich/Italien 1972, DCP, F/e, 95
Mi 26
15:00 MICHEL PICCOLI LES CRÉATURES
Agnès Varda, Frankreich/Schweden 1966, DCP, F/e/d*, 110 '
18:00 GREAT EXPECTATIONS THE THIRD MAN
Carol Reed, GB 1949, 35 mm, E/d/f, 105 Anschl. GESPRÄCH MIT SCRIPT SUPER VISORIN ANGELA ALLEN
In Englisch, ca. 45'
20:45 VÍCTOR ERICE
KURZFILMPROGRAMM VÍCTOR ERICE
Kurzfilme siehe S. 8
Do 27
16:15 VORLESUNGSREIHE ANDRÉ BAZIN
Vorlesung von Prof. Dr. Volker Pantenburg, 90', Eintritt frei 18:30 VORLESUNGSREIHE
MIRACOLO A MILANO
Vittorio De Sica, Italien 1951, DCP, l/e, 100 ' 20:45 GREAT EXPECTATIONS
TIME WITHOUT PITY
Joseph Losey, GB 1957, 35 mm, E, 88
Fr 28
20:00 FILMBUFF-QUIZ 2025
Aufgrund der grossen Nachfrage empfehlen wir allen, den Vorverkauf zu benutzen.
So 30
15:00 VÍCTOR ERICE EL ESPÍRITU DE LA COLMENA
Víctor Erice, Spanien 1973, 35 mm, Sp/d, 98 18:30 MICHEL PICCOLI LA BELLE NOISEUSE
Jacques Rivette, Frankreich 1991, 35 mm, F/d, 237 ' (mit Pause)
DEZ
Mo 1
18:30 VÍCTOR ERICE
VÍCTOR ERICE – ABBAS KIAROSTAMI: CORRESPONDENCIAS
Victor Erice, Abbas Kiarostami, Spanien, Iran 2007, DCP, Sp/e, 97
20:45 CLASSICS
SHANGHAI BLUES
Tsui Hark, Hongkong 1984, DCP, OV/e, 102 '
Di 2
18:30 DIE KUNSTHALLE ZÜRICH ZU GAST ROSE LOWDER: FILM ALS ÖKOLOGISCHE PRAXIS Filmprogramm siehe S. 24
Anschl. Gespräch zwischen der Filmemacherin Rose Lowder und Emmanuel Lefrant (Direktor, Lightcone Paris)
20:45 SÉLECTION LUMIÈRE ANTONIA’S LINE
Marleen Gorris, Niederlande/Belgien/GB/ Frankreich 1995, 35 mm, OV/d/f, 102
Mi 3
15:00 MICHEL PICCOLI VINCENT, FRANÇOIS, PAUL ET LES AUTRES
Claude Sautet, Frankreich/Italien 1974, 35 mm, F/d*, 117 '
18:00 MICHEL PICCOLI
BUCHPRÄSENTATION: «ICH HABE IN MEINEN TRÄUMEN GELEBT: ERINNERUNGEN»
Gespräch und Lesung mit Ralph Eue (Übersetzer von Piccolis Memoiren), ca. 30'
Anschl. MICHEL PICCOLI LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE
Luis Buñuel, Frankreich/Italien 1964, DCP, F/d*, 97 '
20:45 GREAT EXPECTATIONS POOL OF LONDON
Basil Dearden, GB 1951, DCP, E/e*, 85 '
Do 4
16:15 VORLESUNGSREIHE SIEGFRIED KRACAUER: «THEORIE DES FILMS»
Vorlesung von Dr. Linda Waack, 90', Eintritt frei
18:30 VORLESUNGSREIHE LONESOME Paul Fejos, USA 1928, Digital HD, Stummfilm mit Musik, Tonsequenzen und e Zw titeln, 69
20:45 GREAT EXPECTATIONS
DAUGHTER OF DARKNESS
Lance Comfort, GB 1948, 35 mm, E, 92
Fr 5
15:00 GREAT EXPECTATIONS
THE PASSIONATE FRIENDS David Lean, GB 1949, 35 mm, E/d*, 95 '
18:30 MICHEL PICCOLI JE RENTRE À LA MAISON Manoel de Oliveira, Frankreich/Portugal 2001, 35 mm, F/d, 86 20:45 GREAT EXPECTATIONS HELL DRIVERS Cyril Endfield, GB 1957, DCP, E/e*, 109 ' Premiere
20:45
Claude Sautet, Frankreich 1970, DCP, F/d*, 89 '
GREAT EXPECTATIONS
PASSPORT TO PIMLICO
Henry Cornelius, GB 1949, DCP, E/e*, 84
15:00 FAMILIENFILM
KEVIN – ALLEIN ZU HAUS
Chris Columbus, USA 1990, 35 mm, D (Synchronfassung), 103 ' , 6 (8)
Anschl. WORKSHOP FÜR KINDER mit Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator, 30' 17:30 VÍCTOR ERICE
CERRAR LOS OJOS
Víctor Erice, Spanien/Argentinien 2023, DCP, Sp/d, 169 '
20:45 GREAT EXPECTATIONS
BRIGHTON ROCK
John Boulting, GB 1948, DCP, E/d, 92 21:00 SPECIAL KARAOKE
Veranstaltung in der Filmpodium-Lounge; Eintritt frei
So 7
15:00 GREAT EXPECTATIONS
I KNOW WHERE I’M GOING!
Michael Powell, Emeric Pressburger, GB 1945, DCP, E/e*, 92
TO BE A WOMAN Vorfilm
Jill Craigie, GB 1951, 35 mm , E, 18 17:15 VÍCTOR ERICE
EL SOL DEL MEMBRILLO
Víctor Erice, Spanien 1992, DCP, Sp/d, 140 20:45 GREAT EXPECTATIONS
NIGHT AND THE CITY
Jules Dassin, GB/USA 1950, 35 mm, E/d/f, 96
THE STRANGER LEFT NO CARD Vorfilm
Wendy Toye, GB 1953, DCP, E, 23
Mo 8
18:30 GREAT EXPECTATIONS
SIMON AND LAURA
Muriel Box, GB 1955, 35 mm, E, 91 20:45
MICHEL PICCOLI
LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE
Luis Buñuel, Frankreich/Italien 1964, DCP, F/d*, 97
Di 9
18:15
MICHEL PICCOLI
DEUX FOIS 50 ANS DE CINÉMA FRANÇAIS
Jean-Luc Godard, Anne-Marie Mieville, Frankreich/Schweiz/GB 1995, Digital SD, F/e, 51 '
PAPARAZZI Vorfilm
Jacques Rozier, Frankreich 1964, DCP, F/e*, 18 ' 20:00 PREMIERE
DER UNSICHTBARE ZOO
Romuald Karmakar, Deutschland 2024, DCP, D+Dialekt+E/e, 178
Mi 10
14:00 KINDERFILMCLUB
DIE ZAUBERLATERNE
Vorstellungen für Mitglieder (6- bis 12-Jährige) 16:00 KINDERFILMCLUB
DIE ZAUBERLATERNE
Vorstellungen für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)
18:30 VÍCTOR ERICE
THE MAKING OF VÍCTOR ERICE
Werkstattgespräch mit Victor Erice.
Moderation: Hannah Pilarczyk, in spanisch mit deutscher Übersetzung, ca. 80
20:15 VÍCTOR ERICE
CERRAR LOS OJOS
Víctor Erice, Spanien/Argentinien 2023, DCP, Sp/d, 169
Do 11
15:00 GREAT EXPECTATIONS BRIGHTON ROCK
John Boulting, GB 1948, DCP, E/d, 92 18:30 CLASSICS SHANGHAI BLUES
Tsui Hark, Hongkong 1984, DCP, OV/e, 102 ' 20:45 GREAT EXPECTATIONS HUNTED
Charles Crichton, GB 1952, 35 mm, E/e*, 83
A DIARY FOR TIMOTHY Vorfilm
Humphrey Jennings, GB 1946, 35 mm, E/e*, 38 '
Fr 12
15:00
MICHEL PICCOLI
JE RENTRE À LA MAISON
Manoel de Oliveira, Frankreich/Portugal 2001, 35 mm, F/d, 86
18:30 GREAT EXPECTATIONS I KNOW WHERE I’M GOING!
Michael Powell, Emeric Pressburger, GB 1945, DCP, E/e*, 92
TO BE A WOMAN Vorfilm
Jill Craigie, GB 1951, 35 mm E, 18 '
20:45 MICHEL PICCOLI
LES NOCES ROUGES
Claude Chabrol, Frankreich/Italien 1972, DCP, F/e, 95
Sa 13
15:00
FAMILIENFILM
KEVIN – ALLEIN ZU HAUS
Chris Columbus, USA 1990, 35 mm, D (Synchronfassung), 103 6 (8)
Anschl. WORKSHOP FÜR KINDER mit Oswald Iten, Filmwissenschaftler und Animator, 30'
18:30 GREAT EXPECTATIONS THE FALLEN IDOL
Carol Reed, GB 1948, DCP, E/d, 95
20:45 MICHEL PICCOLI
LES CHOSES DE LA VIE
Claude Sautet, Frankreich 1970, DCP, F/d*, 89 '
So 14
15:00 VÍCTOR ERICE
EL SUR
Víctor Erice, Spanien/Frankreich 1983, 35 mm, Sp/d, 95
18:30 MICHEL PICCOLI
ATLANTIC CITY
Louis Malle, Kanada/Frankreich 1980, DCP, E/f/d*, 104 '
20:45 GREAT EXPECTATIONS WHISKY GALORE!
Alexander Mackendrick, GB 1949, DCP, E/e*, 83
Mo 15
18:30 VÍCTOR ERICE
KURZFILMPROGRAMM VÍCTOR ERICE
Kurzfilme siehe S. 8
20:45 GREAT EXPECTATIONS TIME WITHOUT PITY
Joseph Losey, GB 1957, 35 mm, E, 88
Di 16
18:30 GREAT EXPECTATIONS SIMON AND LAURA
Muriel Box, GB 1955, 35 mm, E, 91
20:45 MICHEL PICCOLI ESPION, LÈVE-TOI
Yves Boisset, Frankreich/Schweiz 1981, 35 mm, F/e*, 98 '
Mi 17
15:00 MICHEL PICCOLI
C ’ EST PAS TOUT À FAIT LA VIE DONT J ’AI RÊVÉ
Michel Piccoli, Frankreich 2005, 35 mm, F/e, 75 '
18:30 VORTRAGSREIHE
RE:VISION 7/02
Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto, 90'
20:15 GREAT EXPECTATIONS
PASSPORT TO PIMLICO
Henry Cornelius, GB 1949, DCP, E/e*, 84
Do 18
15:00 VÍCTOR ERICE
EL SOL DEL MEMBRILLO
Víctor Erice, Spanien 1992, DCP, Sp/d, 140
18:30 SÉLECTION LUMIÈRE
ANTONIA’S LINE
Marleen Gorris, Niederlande/Belgien/GB/ Frankreich 1995, 35 mm, OV/d/f, 102
20:45 GREAT EXPECTATIONS
DAUGHTER OF DARKNESS
Lance Comfort, GB 1948, 35 mm, E, 92
Fr 19
15:00 GREAT EXPECTATIONS
POOL OF LONDON
Basil Dearden, GB 1951, DCP, E/e*, 85
18:15 GREAT EXPECTATIONS
HUNTED
Charles Crichton, GB 1952, 35 mm, E/e*, 83
Sa 20
15:00 MICHEL PICCOLI
ATLANTIC CITY
Louis Malle, Kanada/Frankreich 1980, DCP, E/f/d*, 104'
18:30 GREAT EXPECTATIONS
I KNOW WHERE I’M GOING!
Michael Powell, Emeric Pressburger, GB 1945, DCP, E/e*, 92'
TO BE A WOMAN Vorfilm
Jill Craigie, GB 1951, 35 mm , E, 18'
20:45 MICHEL PICCOLI
VINCENT, FRANÇOIS, PAUL ET LES AUTRES
Claude Sautet, Frankreich/Italien 1974, 35 mm, F/d*, 117'
So 21
15:00 GREAT EXPECTATIONS
ODD MAN OUT
Carol Reed, GB 1947, DCP, E/d*, 116'
18:30 GREAT EXPECTATIONS HELL DRIVERS
Cyril Endfield, GB 1957, DCP, E/e*, 109'
20:45 MICHEL PICCOLI JE RENTRE À LA MAISON
Manoel de Oliveira, Frankreich/Portugal 2001, 35 mm, F/d, 86
Mo 22
18:30 MICHEL PICCOLI
HABEMUS PAPAM
Nanni Moretti, Italien/Frankreich 2011, 35 mm, I/d/f, 105
20:45 VÍCTOR ERICE
VÍCTOR ERICE – ABBAS
KIAROSTAMI: CORRESPONDENCIAS
Victor Erice, Abbas Kiarostami, Spanien, Iran 2007, DCP, Sp/e, 97
Di 23
18:30 MICHEL PICCOLI
DEUX FOIS 50 ANS DE CINÉMA FRANÇAIS
Jean-Luc Godard, Anne-Marie Mieville, Frankreich/Schweiz/GB 1995, Digital SD, F/e, 51 PAPARAZZI Vorfilm
Jacques Rozier, Frankreich 1964, DCP, F/e*, 18
20:45 MICHEL PICCOLI
SALTO NEL VUOTO
Marco Bellocchio, Italien/Frankreich 1979, DCP, I/e, 120
24 + 25 DEZ
FROHE WEIHNACHTEN! Keine Vorstellungen
Fr 26
15:00 VORLESUNGSREIHE
MIRACOLO A MILANO
Vittorio De Sica, Italien 1951, DCP, l/e, 100 18:30 VÍCTOR ERICE
EL SUR
Víctor Erice, Spanien/Frankreich 1983, 35 mm, Sp/d, 95 20:45 GREAT EXPECTATIONS NIGHT AND THE CITY
Jules Dassin, GB/USA 1950, 35 mm, E/d/f, 96 ' THE STRANGER LEFT NO CARD Vorfilm
Wendy Toye, GB 1953, DCP, E, 23 '
Sa 27
15:00 SÉLECTION LUMIÈRE ANTONIA’S LINE
Marleen Gorris, Niederlande/Belgien/GB/ Frankreich 1995, 35 mm, OV/d/f, 102
18:30 MICHEL PICCOLI ESPION, LÈVE-TOI
Yves Boisset, Frankreich/Schweiz 1981, 35 mm, F/e*, 98
20:45 GREAT EXPECTATIONS THE THIRD MAN
Carol Reed, GB 1949, 35 mm, E/d/f, 105 '
So 28
15:00 MICHEL PICCOLI LES CHOSES DE LA VIE
Claude Sautet, Frankreich 1970, DCP, F/d*, 89
18:30 VÍCTOR ERICE EL ESPÍRITU DE LA COLMENA
Víctor Erice, Spanien 1973, 35 mm, Sp/d, 98
Mo 29
15:00 MICHEL PICCOLI
LA BELLE NOISEUSE
Jacques Rivette, Frankreich 1991, 35 mm, F/d, 237 (mit Pause)
20:00 GREAT EXPECTATIONS
ODD MAN OUT
Carol Reed, GB 1947, DCP, E/d*, 116 '
Di 30
15:00 VÍCTOR ERICE
CERRAR LOS OJOS
Víctor Erice, Spanien/Argentinien 2023, DCP, Sp/d, 169
18:30 GREAT EXPECTATIONS THE FALLEN IDOL
Carol Reed, GB 1948, DCP, E/d, 95
20:45 MICHEL PICCOLI LA FAILLE
Peter Fleischmann, Frankreich/Italien/BRD 1975, Digital HD, F/e, 111
Mi 31
TIERISCHER SILVESTER
15:00 PREMIERE
DER UNSICHTBARE ZOO
Romuald Karmakar, Deutschland 2024, DCP, D+Dialekt+E/e, 178
18:30
CLASSICS THE AFRICAN QUEEN
John Huston, USA 1951, DCP, E/d, 105 20:45 SILVESTER-SPECIAL JAWS
TECHNICOLOR Steven Spielberg, USA 1975, 35 mm, E/d*, 124 ' (mit einer raren Technicolor-VintageFilmkopie des Academy Film Archive)
Anschliessend laden wir Sie zu einem Glas Sekt ein und stossen auf das neue Jahr an! Triple-Feature-Tickets: CHF 27.—
A DIARY FOR TIMOTHY Vorfilm
Humphrey Jennings, GB 1946, 35 mm, E/e*, 38'
20:45 CLASSICS
SHANGHAI BLUES
Tsui Hark, Hongkong 1984, DCP, OV/e, 102'
20:45 MICHEL PICCOLI LES CRÉATURES
Agnès Varda, Frankreich/Schweden 1966, DCP, F/e/d*, 110

coli sich auf den Weg in seine Filmkarriere, landet mit Nebenrollen bei Renoir, dann bei Melville und irgendwann bei Godard, der ihn neben Brigitte Bardot, Jack Palance und Fritz Lang als Mann mit dem Dean-Martin-Hut in Le mépris besetzt – und am Ende zum Star macht. Es ist zwar bereits Piccolis 53. Film. In seinen Erinnerungen erzählt er aber, dass er sich zu der Zeit noch als Debütant sah und sich bis ins Jetzt hinein wundert, wie Godard überhaupt auf ihn gekommen sei.
SPIELERISCHE SOUVERÄNITÄT

Michel Piccoli (1925–2020) war eine Ausnahmeerscheinung des französischen Kinos. Mit seiner unverwechselbaren Präsenz, seinem markanten Gesicht und den durchdringenden Augen verkörperte er im Lauf seiner mehr als 70 Jahre und 200 Filme überspannenden Karriere komplexe und widersprüchliche Figuren. Am 27. Dezember wäre Piccoli 100 Jahre alt geworden. Wie aber wird man so einem umfassenden Werk in 15 Filmen gerecht? Wir beweisen Mut zur Lücke und rücken neben einigen seiner wichtigsten Arbeiten wie Le journal d’une femme de chambre, Les choses de la vie oder La belle noiseuse mit Marco Bellocchios Salto nel vuoto oder La faille von Peter Fleischmann auch unbekanntere Filme ins Scheinwerferlicht. Piccoli begeistert in all diesen Filmen nicht nur als feinfühliger und charismatischer Schauspieler, sondern prägte sie auch nachhaltig mit seiner ungebremsten Freude an der Verwandlung und daran, Erwartungen zu unterlaufen. In seinen 2024 auf Deutsch veröffentlichten Erinnerungen «Ich habe in meinen Träumen gelebt» bietet er einen eigenen, berührenden Blick auf seine Karriere. Am 3. Dezember wird der Filmpublizist und Übersetzer Ralph Eue dieses Buch vorstellen.
Michel Piccoli hatte etwas, was ihn untrüglich als Star auszeichnete: dass man ihn für attraktiver hielt, als er eigentlich war. Im französischen Kino war er für unüberschaubar lange Jahre die erste Wahl, wenn es in einem Film darum gehen sollte, die Figur des selbstbewussten, dekadenten, insofern auch abgefeimten Verführers oder Lebemanns glaubhaft zu verkörpern. Und nie wäre es jemandem in den Sinn gekommen, dagegen einzuwenden, er sei doch weiss Gott kein Beau mit seinem Wuchtschädel, diesem im Lauf der Jahre immer weiter nach hinten fliehenden Haaransatz, den drahtigen Augenbrauen, den schmalen Lippen etc. etc.
Mag alles sein! Dem Eindruck, das Metier des Bourgeois (inklusive der standesgemässen Leidenschaften und Lebenslügen) wie kein anderer schon mit der Muttermilch in sich aufgenommen zu haben, tat das keinen Abbruch. Was ihn darüber hinaus aber auszeichnete, war, nicht nur souverän mit der distinguierten Fassade zu flunkern, sondern an den Sollbruchstellen des diskreten Charmes der besseren Gesellschaft anzusetzen. Also einerseits uns, dem Publikum, vertraut zu erscheinen und doch in eine Aura des Fremden
und Unergründlichen gehüllt zu sein. Das Ganze aber, bitte schön, in höchstmöglichem Mass uneitel! In seinem Erinnerungsbuch «Ich habe in meinen Träumen gelebt» schreibt er mehrfach, wie sehr er sich davor in Acht nahm, seine Auftritte mit plakativer Brillanz aufzupeppen: «Zu erreichen, die Menschen mit meiner Arbeit zu verblüffen, und zwar unprätentiös, also einfach, ist wahrscheinlich mein Ideal. In meinen Augen sind eigentlich alle Menschen, die eine zu hohe Vorstellung von sich selbst und ihrem Beruf haben, unrühmlich und unerträglich, aber Künstler gehören in dieser Hinsicht zu den Schlimmsten. Die Eitelkeit, die sie manchmal an den Tag legen können, ist grotesk. Das Gegenteil davon: Mastroianni. So sein, wie er war. (…) Ich habe ihn oft sagen hören: ‹Schauspieler sein? Warum sich aufplustern, man macht eben und dann voilà ...›.»
Der Theaterregisseur Luc Bondy erzählte einmal, wie Michel Piccoli bei den Proben für Schnitzlers Das weite Land einen Gehrock ausziehen sollte: «Ich hatte ihm bei der Probe gesagt: Dieser Streit ist wie ein Duell, wie ein Kampf, wie ein Boxkampf. Darauf hat er reagiert, wie nur ganz wenige Schauspieler reagieren würden: Er hat versucht, seine Jacke so schnell auszuziehen wie nur möglich. Mit einer Hand wohlgemerkt – und ich habe ihn immer befeuert und gesagt: Noch schneller. So einen Gehrock aufzuknöpfen und hinzu-
knallen, das ist natürlich eine Sache, wo ein Schauspieler, der so gut ist wie Piccoli, seinen Ehrgeiz dransetzt zu sagen: So, ich habe drei oder vier Knöpfe aufzumachen und muss dann die Jacke auf die Bank knallen. 105 andere Schauspieler würden bei jedem Knopf einen neuen Ausdruck ihrer Seelenlage spielen, also dabei eine ganze Geschichte erzählen. Bei Piccoli war das Grossartige, dass er das Ding einfach ratsch aufgemacht hat, so, als handle es sich um Druckknöpfe – in einer fast matadorhaften Bewegung. Das ist wirklich ein Charakteristikum von ihm. Für mich zeichnet sich ein grosser Schauspieler dadurch aus, wie er mit seinen Requisiten umgeht, mit einem Glas, mit einer Zigarre, einer Streichholzschachtel …» Vielleicht wird Michel Piccoli tatsächlich geliebt für die spielerische Souveränität, mit seinen Kostümierungen, Masken oder Requisiten umzugehen: Gut zu beobachten ist das in Claude Sautets grandiosem Ensemblestück Vincent, François, Paul et les autres (1974), wo er sich (als François) beim Schneiden des Lammbratens während eines Dinners in eine flammende Tirade steigert, um so seinem heiligen Zorn über die Selbstgefälligkeit der Buddies – wie auch seiner eigenen – freien Lauf lässt, bis am Ende das unschuldige Stück Fleisch dran glauben muss – aber wer oder was ist in solchen Momenten schon unschuldig!
Der am 27. Dezember 1925 geborene Michel Piccoli entstammt einer Musikerfamilie mit italienischen Vorfahren. Seit den 1940er-Jahren spielt er Theater in Paris, mit 20 steht er erstmals vor einer Kamera. Seine ernsthafte Verwicklung mit dem Kino beginnt jedoch erst in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre. Schuld daran ist die Arbeit mit Luis Buñuel an La mort en ce jardin . Die These des Regisseurs, dass der Zufall der grosse Meister aller Dinge sei, das Prinzip der Notwendigkeit dagegen jegliche kreatürliche Evidenz vermissen lasse, deshalb auch als nachrangig betrachtet werden müsse, prägt ihn. Auch Buñuels «Schutzschild», mit dem er unliebsame Fragesteller vor den Kopf stösst: «Ich bin nicht der, den Sie glauben vor sich zu haben. Ausserdem weiss ich selbst nicht, wer, wie oder was ich bin.» Er solle seine Rollen einfach nach vorn spielen. Ins Offene oder Unerwartbare. Gegen die Interpretation. Deuten sollen andere! Mit dieser kleinen spirituellen Anleitung ausgestattet, begibt Pic-
*
Nach Le mépris wieder Buñuel: Le journal d’une femme de chambre . Zu seiner Entstehungszeit als ein Nebenwerk des Regisseurs angesehen: ein herbstliches Kammerstück in der Normandie, mit Michel Piccoli als lüsterner Gatte einer verklemmten Landgutsbesitzerin. Die Flinte ist sein bester Kamerad auf der Jagd, bis er in der frisch angekommenen Celestine (Jeanne Moreau) ein besseres Objekt (!) seiner Begierden entdeckt. Eine düstere Welt zwischen Intrigen, Triebhaftigkeit und Opportunismus. Auch handelt kaum eine der Personen psychologisch folgerichtig, was ein Grund sein mag, warum Michel Piccoli diese Arbeit besonders schätzte. Hat er sich doch zeit seines Schauspielerlebens wenig um die Annäherung an eine mittlere Wahrscheinlichkeit in seinen Rollengestaltungen geschert. In einem Interview erklärte er einmal, dass er Mikhail Bachtins Thesen zum grotesken Realismus anhänge: «Während der klassische Realismus die Wirklichkeit darstellt, wie sie den Normen, einer kulturellen Ordnung nach sein sollte, so zeigt der groteske Realismus die Wirklichkeit, wie sie trotz dieser Ordnung existiert.»
* Michel Piccoli ist ein Vollblutschauspieler und zugleich das Gegenteil dieses Klischees. Als Schauspieler lasse er sich nie in eine Rolle involvieren, erklärte er mehrfach im Verlauf seiner Karriere. Eher trage er, wie ein Marionettenspieler, die Figur neben sich her, sei ihr streunender Kamerad. Und weiter: «Gewiss fliessen manche Dinge von mir in die Figuren ein, aber um herauszufinden, was das eigentlich ist, müsste ich eine doppelte Psychoanalyse machen, eine von der Figur und eine von mir.» Man wäre versucht zu sagen, dass er in der grossen Menge unterschiedlicher Filme, in denen er aufgetreten ist, immer sein Gesicht wahrte, wenn man nicht wüsste, dass er mit seiner Arbeit vielleicht nichts so sehr wollte, wie sein Gesicht zu verlieren. Man muss sich nur anschauen, wie er als Trainer der Croupiers in Louis Malles Atlantic City eine Kollegin (Susan Sarandon), die er eigentlich liebt, derb kujoniert, weil sie sich von einem umgestossenen Glas von ihrer Arbeit hat ablenken lassen; oder wie er in Les noces rouges von Claude Chabrol als spiessig-verknispelter Provinzpolitiker mit brünstiger Heftigkeit mit Stephane Audran Ehebruch begeht, sich die Kleider wie den gesamten gesellschaftlichen Rollenpanzer vom Leib reisst, darüber erst zum unschuldigen Kind und weiter zum ungezähmten Mörder wird.

DEUX FOIS 50 ANS DE CINÉMA FRANÇAIS
Di 9.12. 18:15 Di 23.12. 18:30
Frankreich/Schweiz/GB 1995, Farbe, Digital SD, F/e, 51 REGIE, DREHBUCH und SCHNITT Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville MIT Fabrice Bénard, Patrick Gillieron, Jean-Luc Godard, Estelle Grynszpan, Dominique Jacquet, Xavier Jougleux, Michel Piccoli, Cécile Reigher.
PAPARAZZI Vorfilm
Frankreich 1964, sw, DCP, F/e*, 18 REGIE Jacques Rozier DREHBUCH Jacques Rozier, Michel Piccoli KAMERA Maurice Perrimond MUSIK Antoine Duhamel SCHNITT Jacques Rozier MIT Michel Piccoli, Jean Lescot, David Tonelli.
« 2 × 50 ans de cinéma français entstand – wie so viele andere Filme 1995 – aus Anlass des 100. Geburtstags des Kinos. Auftraggeber war die Fernsehabteilung des British Film Institute (BFI TV), die ihrerseits von Channel 4 damit betraut worden war, eine insgesamt 13-teilige Reihe Filmgeschichte weltweit zu produzieren. (…) Den erzählerischen Kern von 2 × 50 ans bildet ein Gespräch zwischen Jean-Luc Godard und Michel Piccoli, das eher den Charakter eines Verhörs hat. Piccoli, mit dem Godard in den beiden Filmim-Film-Filmen Le mépris (1963) und Passion (1982) zusammengearbeitet hatte, tritt als Präsident der Vereinigung ‹Le premier siècle du cinéma› auf, die in der Lumière-Stadt Lyon und in ganz Frankreich die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag organisierte. Da Piccoli diese Funktion um 1995 tatsächlich ausübte, verschwimmt bereits hier programmatisch die Grenze zwischen ‹dokumentarisch› und ‹inszeniert›.» (Volker Pantenburg, kunstder-vermittlung.de)
Als Vorfilm zeigen wir Roziers Paparazzi : «Mitten in den Dreharbeiten zu Le mépris gerät Brigitte Bardot ins Visier einer Meute von Paparazzi. Auf Einladung von Jean-Luc Godard, die Dreharbeiten zu seinem mythischen Werk zu filmen, umgeht Jacques Rozier die Regeln des Dokumentarfilms und zeigt ein reges Versteckspiel zwischen der Schauspielerin und den Fotografen.» (Cinémathèque suisse)
LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE
Mi 3.12. 18:00 Mo 8.12. 20:45
Frankreich/Italien 1964, sw, DCP, F/d*, 97
REGIE Luis Buñuel DREHBUCH Luis Buñuel, JeanClaude Carrière, nach dem Roman von Octave Mirbeau KAMERA Roger Fellous SCHNITT Louisette Hautecoeur, Luis Buñuel MIT Jeanne Moreau, Georges Géret, Michel Piccoli, Daniel Ivernel, Françoise Lugagne, Jean Ozenne, Dominique Sauvage, Bernard Musson, Jean-Claude Carrière, Muni, Gilberte Géniat.
«Célestine, ein 32-jähriges Zimmermädchen aus Paris, tritt ihre Stelle auf einem herrschaftlichen Anwesen von einer angesehenen Familie aus der Normandie an. Diese besteht aus Herrn Rabour, einem alten Mann mit fetischistischen Neigungen, Frau Monteil, seiner verbitterten und puritanischen Tochter, und Herrn Monteil, dem sexuell frustrierten Schwiegersohn, der von Frauen und der Jagd besessen ist. Und da gibt es noch Joseph, den Hausmeister mit gewalttätigem Temperament und rechtsextremen Ansichten. Die Ankunft der intelligenten und scharfsinnigen Célestine sorgt bald für Unruhe unter den Bewohner:innen ...» (Carlotta Films)
«Das Haus, in dem die junge Frau arbeitet, ist wie ein luxuriöses Gefängnis, in dem Buñuel genüsslich alle Vertreter einer Gesellschaft eingesperrt hat, die er verabscheut: die Bourgeoisie, die unfähig ist, Freude zu empfinden, die honigsüssen und frustrierten Kirchenleute (…) und das kleingeistige, arglistige und grausame Volk der extremen Rechten. (...) Die zynische Distanziertheit von Jeanne Moreau wirkt hier Wunder. Das ‹Merde!›, das sie ohne Vorwarnung mit unverschämter, kristallklarer Stimme ausstösst, ist diesbezüglich ein wahrer Genuss.» (Marine Landrot, Télérama, Jul 2017)

LES CRÉATURES
Mo 17.11. 18:15 Mi 26.11. 15:00
So 28.12. 20:45
Frankreich/Schweden 1966, sw, DCP, F/e/d*, 110 ' REGIE und DREHBUCH Agnès Varda KAMERA Willy Kurant, William Lubtchansky, Jean Orjollet MUSIK
Pierre Barbaud SCHNITT Maria de Lourdes Osorio, Jeanine Verneau MIT Michel Piccoli, Catherine Deneuve, Eva Dahlbeck, Marie-France Mignal, Lucien Bodard.

« Les créatures ist einer der unbekannteren Filme von Agnès Varda und gleichzeitig einer ihrer faszinierendsten: eine exzentrisch-einfallsreiche Science-Fiction-Fantasie, die sich mit der menschlichen Natur, dem freien Willen und dem kreativen Prozess auseinandersetzt. Varda arbeitete zum ersten Mal in einem Spielfilm mit grossen Stars zusammen und besetzte Michel Piccoli als Schriftsteller und Catherine Deneuve als seine schweigsame Frau, ein Paar, das auf die Insel Noirmoutier (seit langem Zweitwohnsitz von Varda und ihrem Ehemann Jacques Demy) zieht, wo seltsame Vorkommnisse auf eine finstere Macht hindeuten, welche die Gedanken und Handlungen der Bewohner kontrolliert. Les créatures bewegt sich zwischen ‹Realität› und Fiktion, Genre-Spektakel und avantgardistischen Experimenten und ist eine verführerische, unendlich kreative Erkundung der mysteriösen Alchemie, die Leben in Kunst verwandelt.» (Criterion Collection)
BUCHPRÄSENTATION:
«ICH HABE IN MEINEN TRÄUMEN GELEBT: ERINNERUNGEN»
Mi 3.12. 18:00
Gespräch und Lesung mit Ralph Eue, ca. 30' Anschliessend LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE
Michel Piccoli stand zeit seines Lebens im Rampenlicht des europäischen Kinos, wobei er sich als Antistar sah und nur ungern Auskunft über sich selbst gab. In seinen Erinne-rungen «J’ai vécu dans mes rêves», die auf seinem Briefwechsel mit dem ehemaligen Cannes-Präsidenten Gilles Jacob basieren, zeigt sich Piccoli als ein Schauspieler, den die Lust am Ausprobieren, an der Verwandlung und am Nonkonformismus stets voran-trieb. Vergangenes Jahr ist das Buch auf Deutsch erschienen, in der Übersetzung von Filmpublizist und Kurator Ralph Eue. Im Filmpodium stellt er Piccolis Memoiren vor und gibt eine Einführung in ein zentrales Werk der Retrospektive, Le journal d’une femme de chambre . Abgerundet wird der Abend durch eine Lesung einiger Auszüge aus dem Buch.
LES CHOSES DE LA VIE
Fr 21.11. 18:30 Sa 13.12. 20:45 So 28.12. 15:00
Frankreich 1970, Farbe, DCP, F/d*, 89 REGIE Claude Sautet DREHBUCH Paul Guimard, JeanLoup Dabadie, Claude Sautet, nach einem Roman von Paul Guimard KAMERA Jean Boffety MUSIK Philippe Sarde SCHNITT Jacqueline Thiédot MIT Romy Schneider, Michel Piccoli, Gérard Lartigau, Léa Massari, Jean Bouise, Boby Lapointe, Hervé Sand, Henri Nassiet.
«Am Anfang von Les choses de la vie steht ein Autounfall. Der Pariser Architekt Pierre ist schwer verletzt. Man bringt ihn ins Krankenhaus. Immer wieder verliert er das Bewusstsein. In diesem Dämmerzustand spielt sich Pierres bisheriges Leben vor seinem inneren Auge ab. Er erinnert sich an die letzten Tage vor dem Unfall, an seine anstrengende, aber leidenschaftliche Beziehung zur jungen Übersetzerin Hélène und an seine gescheiterte Ehe mit der treuen, verständnisvollen Catherine. Claude Sautet zeichnet aus scheinbar belanglosen Fragmenten ganz beiläufig das kluge und einfühlsame Psychogramm eines Mannes, dessen innere Zerrissenheit wie ein schlechter Stern über dieser Geschichte schwebt. Obwohl Pierres neuem Leben mit Hélène im Grunde nichts im Weg steht, gelingt es ihm nicht, das starke Band der gemeinsamen Vergangenheit mit Catherine zu lösen.» (Hans-Christian Schmid, Süddeutsche Zeitung Cinemathek)
LES NOCES ROUGES
Di 25.11. 20:45 Fr 12.12. 20:45 Frankreich/Italien 1972, Farbe, DCP, F/e, 95 ' REGIE und DREHBUCH Claude Chabrol KAMERA Jean Rabier MUSIK Pierre Jansen SCHNITT Jacques Gaillard, Monique Gaillard MIT Stéphane Audran, Michel Piccoli, Claude Piéplu, Clotilde Joano, Eliana De Santis, François Robert, Daniel Lecourtois, Pippo Merisi, Ermanno Casanova.
«Pierre Maury ist eine Standesperson in einer kleinen, friedlichen Stadt an den Ufern der Loire. Er ist mit der melancholischen Clothilde verheiratet und betrügt sie mit Lucienne Delamare, der Frau des Bürgermeisters. Die zwei leben eine passionierte und geheime Beziehung. Aber die Unrechtmässigkeit ihrer Liebe wird beiden mit der Zeit immer mehr zur Last. Um einen Skandal in ihrer bourgeoisen Welt zu vermeiden, beschliessen sie, ihre Partner einen nach dem anderen zu töten ...» (Kino-Zeit)
«Die Zensur verzögerte 1973 den Start des Films, der Premier beklagte öffentlich seine Bosheit – Chabrol hatte nicht nur einen Krimi, ein Melodram, ein zynisches Porträt verlogener Bürgerlichkeit gemacht, sondern einen authentischen Skandal zur sarkastischen Parodie auf die Fünfte Republik verschärft. Die Kamera und ihre berühmten Kreisschwenks, Farb- und Dialogregie, die Schauspieler (Stéphane Audran, Michel Piccoli, Claude Piéplu) sind allesamt meisterhaft.» (Wolf Donner, Die Zeit, 19.11.1976)
VINCENT, FRANÇOIS, PAUL ET LES AUTRES
So 23.11. 20:00 Mi 3.12. 15:00
Sa 20.12. 20:45
Frankreich/Italien 1974, Farbe, 35 mm, F/d*, 117
REGIE Claude Sautet DREHBUCH Jean-Loup Dabadie, Claude Néron, Claude Sautet KAMERA Jean Boffety
MUSIK Philippe Sarde SCHNITT Jacqueline Thiédot
MIT Yves Montand, Michel Piccoli, Serge Reggiani, Gérard Depardieu, Stéphane Audran, Marie Dubois, Antonella Lualdi.
«Drei Freunde in der Midlife-Crisis: Dem jovialen Firmeninhaber Vincent droht der Ruin, Romancier Paul leidet an einer Schreibblockade, Arzt François hat seine Ideale zugunsten des Geldes aufgegeben. Sautet skizziert ein Gesellschaftsporträt, das einen Nerv trifft: In Frankreich wird es sein absoluter Superhit. Die Quintessenz des Detailreichtums, das Gespür für widerstreitende Tonlagen sowie die mitfühlende und zugleich erbarmungslose Genauigkeit machen Sautets Kino so unvergleichlich. Sautet: ‹Alle haben in ihrem Erwachsenenleben mehr oder weniger versagt. Das ist das Thema des Films, nah am Alltäglichen. Es sind ihre Misserfolge, die sie zusammenbringen. Die Freundschaft ist nur eine Art Zuflucht vor ihren Ängsten. Denn hinter dieser Fassade der Freundschaft verbirgt sich in Wirklichkeit eine hinterhältige und permanente Eifersucht.›» (Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Mrz 2023)


LA FAILLE
Sa 29.11. 15:00 Di 30.12. 20:45
Frankreich/Italien/BRD 1975, Farbe, Digital HD, F/e, 111 REGIE Peter Fleischmann DREHBUCH Peter Fleischmann, Martin Walser, Jean-Claude Carrière, nach dem Roman von Antonis Samarakis KAMERA Luciano Tovoli MUSIK Ennio Morricone SCHNITT Claudine Bouché MIT Ugo Tognazzi, Michel Piccoli, Mario Adorf, Adriana Asti.
«Peter Fleischmanns Politthriller erzählt von einem einfachen Angestellten namens Georgis, der eines Tages verhaftet und zur Geheimpolizei gebracht wird. Dort konfrontiert man ihn mit der Anschuldigung, Mitglied einer verbotenen Untergrundorganisation zu sein. Georgis beteuert seine Unschuld – ohne Erfolg. Am nächsten Morgen sollen ein Inspektor und ein ‹Manager› den Verdächtigen in die Hauptstadt überführen. In der Geheimdienstzentrale will man ihn sich noch einmal vornehmen.
Doch die Fahrt dauert nicht lange. Schon nach wenigen Kilometern bleibt das Auto mit einer Panne liegen. Zufall?» (filmportal.de)
«Ein Grossteil des Films spielt sich als tragikomische, kafkaeske Reise ab (…). Mal werden die Schwächen des Inspektors vom aggressiven, testosterongesteuerten Manager ausgenutzt, mal tut er sich mit Georgis zusammen, um herauszufinden, was genau seine Auftraggeber, die auch ihn manipulieren, eigentlich wollen. Dabei gehen Ironie und bitterböser Humor Hand in Hand mit der wachsenden Bedrohung. All dies verleiht dem Film eine beklemmende Paranoia, passend zu den Figuren, die – Staatsfeinde oder nicht – hilflos sind gegen die Forderungen eines Systems, dessen repressive Macht keine Grenzen kennt.» (Derek Smith, Slant Magazine, 12.1.2025)

SALTO NEL VUOTO
Mi 19.11. 18:15 Di 23.12. 20:45
Italien/Frankreich 1979, Farbe, DCP, I/e, 120 ' REGIE Marco Bellocchio DREHBUCH Marco Bellocchio, Piero Natoli, Vincenzo Cerami KAMERA Beppe Lanci MUSIK Nicola Piovani SCHNITT Roberto Perpi gnani MIT Michel Piccoli, Anouk Aimée, Michele Placido, Gisella Burinato, Antonio Piovanelli, Anna Orso, Giampaolo Saccarola, Adriana Pecorelli, Paola Ciampi, Piergiorgio Bellocchio.
«Untersuchungsrichter Mauro Ponticelli (Michel Piccoli) beschäftigt sich mit dem Fall einer Frau, die in den Tod gesprungen ist. Auf ihrem Anrufbeantworter finden sich vulgäre Beschimpfungen: Hat sie die Aggression zum Suizid getrieben? Die Stimme gehört dem vorbestraften Schauspieler Giovanni Sciabola (Michele Placido), der Unordnung ins Dasein des Untersuchungsrichters bringen wird. Mauros geordnete Grossbürgerwohnung ist zugleich Sinnbild seines Unterbewussten und eine Art Gefängnis für seine psychisch derangierte Schwester Marta (Anouk Aimée), die durch Giovanni erstmals Autonomie gewinnt, woran ihr Bruder verzweifelt. Bellocchios ambitionierter Aufbruch in eine neue Schaffensperiode: ein Psychodrama der eigenwilligen Ellipsen und erstaunlichen Szenenfolgen, die in vieldeutiger Montage zusammenkrachen. Die allgemeine Stossrichtung könnte aber nicht klarer sein: Zersetzung des Bürgertums. Die Heimstatt des Richters wird erst vom rasenden Giovanni despektierlich geschändet, im unglaublichen Finale verfolgt eine unerbittliche Kamera Mauro durch den Rundbau, bis er die Reissleine zieht.» (Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Feb 2024)
ATLANTIC CITY
Di 18.11. 20:45 So 14.12. 18:30
Sa 20.12. 15:00
Kanada/Frankreich 1980, Farbe, DCP, E/f/d*, 104 REGIE Louis Malle DREHBUCH John Guare KAMERA Richard Ciupka MUSIK Michel Legrand SCHNITT Suzanne Baron MIT Burt Lancaster, Susan Sarandon, Kate Reid, Michel Piccoli, Hollis McLaren, Robert Joy, Al Waxman, Robert Goulet.
« Atlantic City ist die Geschichte eines alt gewordenen kleinen Mafiaganoven (Burt Lancaster) und einer Kellnerin (Susan Sarandon) mit Sehnsucht nach europäischer Lebensart; beide geraten durch Zufall in den Rachefeldzug einer Rauschgiftgang. Und gerade weil das Paar wider Willen egoistisch auf seinen Vorteil bedacht ist, Angst hat und zur Heldenpose wenig tauglich erscheint, entfalten die beiden einen heroischen Charme, der sich aus naiven Träumen speist. Der Film lebt aus der spöttisch-bewundernden Liebe, die der französische Regisseur dem American Way of Life entgegenbringt und die sich in einem von Michel Piccoli hinreissend radebrechenden Croupier verkörpert. Und er lebt von Malles sicherem Gespür für die Spannungen zwischen der Vergangenheit von Atlantic City in den Jahren des Glücksspiels und der Prohibition und dem heutigen Versuch, die Verruchtheit von einst als touristisches Wiederbelebungsprogramm erneut aus dem Boden zu stampfen.» (Hellmuth Karasek, Der Spiegel, Sep 1980)


ESPION, LÈVE-TOI
Di 16.12. 20:45 Sa 27.12. 18:30
Frankreich/Schweiz 1981, Farbe, 35 mm, F/e*, 98 REGIE Yves Boisset DREHBUCH Yves Boisset, Michel Audiard, Claude Veillot, nach einem Roman von George Markstein KAMERA Jean Boffety, Pierre-William Glenn MUSIK Ennio Morricone SCHNITT Albert Jurgenson, Jean-François Naudon MIT Lino Ventura, Michel Piccoli, Bruno Cremer, Krystyna Janda, Bernard Fresson, Heinz Bennent, Marc Mazza, Roger Jendly, Christian Baltauss, Dieter Moor, Beate Kopp, Kurt Bigger.
«In Zürich häufen sich die Morde an Mitgliedern des französischen Geheimdienstes. In Paris ist man beunruhigt und schickt Sébastien (Lino Ventura), einen der altehrwürdigen Agenten. Er soll herausfinden, ob die Untergrundbewegung, der sowjetische Geheimdienst – oder ob gerade der geheimnisvolle Monsieur Chance (Michel Piccoli) in Paris seine Helfershelfer beseitigen will.»
(Heiko R. Blum: Michel Piccoli)
«Boisset inszeniert das Aufeinandertreffen zweier Schauspieler, die gegensätzlicher nicht sein könnten und hier zum einzigen Mal in ihrer Karriere gemeinsam vor der Kamera stehen: Lino Ventura, ein instinktiver und wuchtiger Schauspieler, und Michel Piccoli, der aus dem Theater kommt und facettenreiche Charaktere schätzt. Die Szenen, in denen sie gemeinsam auftreten, sind die Höhepunkte des Films, eines wirkungsvollen, paranoiden Thrillers, der wie L’attentat zehn Jahre zuvor Anleihen bei der linken italienischen Literatur nimmt und eine Welt beschreibt, die von Zweifeln, Verrat und Lügen heimgesucht wird, eine Schlinge, der niemand entkommen kann.» (Olivier Père, arte, Apr 2025)
LA BELLE NOISEUSE
So 30.11. 18:30 Mo 29.12. 15:00
Frankreich 1991, Farbe, 35 mm, F/d, 237 (mit Pause)
REGIE Jacques Rivette DREHBUCH Pascal Bonitzer, Christine Laurent, Jacques Rivette, nach Motiven der Erzählung «Le Chef-d’œuvre inconnu» von Honoré de Balzac KAMERA William Lubtchansky MUSIK Igor Strawinsky SCHNITT Nicole Lubtchansky MIT Michel Piccoli, Jane Birkin, Emmanuelle Béart, Marianne Denicourt, David Bursztein, Gilles Arbona, MarieClaude Roger, Bernard Dufour.
«Das Kratzen des Pinsels auf der Leinwand, minutenlang, intensiv, ein höchst konzentrierter Vorgang, zugleich ein unsicheres Wagnis: La belle noiseuse , Rivettes grosses Alterswerk, beschäftigt sich eindringlich und behutsam mit der Entstehung von Kunst. Im Zentrum des Plots steht ein Labyrinth aus überschneidenden Interessen: Da ist der Maler Eduard Frenhofer, der vor zehn Jahren die Arbeit an seinem legendären Gemälde ‹La belle noiseuse› aufgab, weil er Angst vor der ‹letzten Erfahrung von Wahrheit› hatte. Da ist sein junger Kollege Nicolas, der seine Freundin überredet, Frenhofer Modell zu stehen, was – über die Umwege von Eifersucht, Projektion und Identifikation – zu einer Beziehungskrise führt. Und da sind die Frau Frenhofers, sein damaliges Modell, und Balthasar, der Kunsthändler. Sie alle haben ihre eigenen Pläne, die zusammen jene komplizierte Versuchsanordnung entstehen lassen, die La belle noiseuse heisst und in der sich Kunst und Leben beeinflussen, überkreuzen, imitieren und wieder abstossen. Am Ende akzeptiert Frenhofer (und Rivette mit ihm), dass sich das Geheimnis der Kunst nicht offenbaren lässt. Das letzte Wort gehört folgerichtig ihrer gänzlich geheimnislosen Verwertung: ‹Reden wir über Zahlen.›» (Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Okt 2002)
Mo 24.11. 18:00 Mi 17.12. 15:00
Frankreich 2005, Farbe, 35 mm, F/e, 75 '
«Ein in die Jahre gekommener Lebemann unterhält zwei Wohnungen, von denen er die hochherrschaftliche mit seiner introvertierten Ehefrau bewohnt, während er die andere mit seiner lebensfrohen Geliebten teilt. Obwohl alle Beteiligten dies wissen, spielen sie die Ahnungslosen, um nicht in ihrer vermeintlich bürgerlichen Ruhe gestört zu werden. Eines Tages gerät die sorgfältig inszenierte ‹Normalität› aus dem Gleichgewicht.» (filmdienst.de)
«Michel Piccoli drehte diese burleske Farce, in der das Leben wie ein grosser Zirkus erscheint. Fast wie ein Abbild seiner eigenen Darstellerkarriere, in der er nicht selten den grossbürgerlichen Heuchler und Schwindler gab, zeigt Piccoli hier die Abgründe der bürgerlichen Gesellschaft. Gedreht in nur einem Raum, wird in C’est pas tout à fait la vie dont j’avais rêvé kaum gesprochen, doch immer wieder ertönt das musikalische Leitmotiv ‹La vie est une partouze› (‹Das Leben ist eine Orgie›) des belgischen Sängers Arno, das dem Film streckenweise seinen stummfilmartigen Charakter nimmt und ihm eine gewisse Leichtigkeit einhaucht.» (prisma.de)

JE RENTRE À LA MAISON
Fr 5.12. 18:30 Fr 12.12. 15:00 So 21.12. 20:45
Frankreich/Portugal 2001, Farbe, 35 mm, F/d, 86 REGIE und DREHBUCH Manoel de Oliveira KAMERA Sabine Lancelin SCHNITT Valerie Loiseleux MIT Michel Piccoli, Catherine Deneuve, John Malkovich, Antoine Chappey, Leonor Baldaque, Leonor Silveira, Ricardo Trepa, Jean-Michel Arnold, Adrien de Van, Sylvie Testud.
«Gilbert Valence ist ein bekannter Theaterschauspieler, der in seiner langen Karriere die grössten Rollen interpretiert hat: die Könige Shakespeares und Ionescos, die Figuren Becketts. Eines Abends nach einem Auftritt erfährt er, dass er bei einem Autounfall seine Familie verloren hat. Als Einziges bleibt ihm sein kleiner Enkel, den er vergöttert. Zwischen der täglichen Zeitungslektüre im Café und neuen Rollenangeboten stellt Valence ohne Bitterkeit und Reue fest, dass die Zeit des Abtretens gekommen ist.» (Xenix Filmdistribution)
«Michel Piccolis Energie steckt in jedem einzelnen der vielen Hundert Charaktere, die er in seinem Leben dargestellt hat; er ist einer der wenigen Schauspieler, die jede einzelne ihrer Rollen nicht nur spielen, sondern mit Leib und Seele sind. ‹Routinier› wäre eine Beleidigung. Riskant insofern zu behaupten, Piccoli spiele diesmal sich selbst. Und doch hat man diesen Eindruck mehr als sonst; nicht, weil der alte comédien einen alten comédien gibt oder weil er dabei so sympathisch ist wie schon seit Louis Malles Milou en mai nicht mehr. Doch mehr noch als jener Film tut Je rentre à la maison einen Blick tief in die Seele eines Mannes auf, der zum ersten Mal merkt, dass ihm die Zeit durch die Finger rutscht.»
(Norbert Parzinger, schnitt.de)
HABEMUS PAPAM
Sa 22.11. 15:00 Mo 22.12. 18:30
Italien/Frankreich 2011, Farbe, 35 mm, I/d/f, 105 REGIE Nanni Moretti DREHBUCH Nanni Moretti, Francesco Piccolo, Federica Pontremoli KAMERA Alessandro Pesci MUSIK Franco Piersanti SCHNITT Esmeralda Calabria MIT Michel Piccoli, Nanni Moretti, Jerzy Stuhr, Renato Scarpa, Franco Graziosi, Gianluca Gobbi, Margherita Buy.
«Nanni Moretti erdenkt sich in Habemus Papam einen Papst, der die enorme Verantwortung dieses Amtes und die damit verbundene Isolation nicht erträgt. Dieser Papst schafft es nicht, sich nach seiner Wahl den Gläubigen zu zeigen und seine Rolle als oberster Kirchenführer anzunehmen. Die Kurie ist hilflos, für diese Situation gibt es keine Zeremonieanweisung. Ein berühmter Psychoanalytiker soll den Heiligen Vater aus seiner Verzweiflung befreien, aber der flieht kurzerhand aus dem Vatikan. (…) Habemus Papam ist bis in die Nebenrollen exzellent besetzt. Der innerlich zerrissene Papst wird von einem überragenden Michel Piccoli verkörpert. Er zeigt ihn als alten Mann, der vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens steht und dadurch mit lang verschütteten Aspekten seines Wesens wieder in Berührung kommt. In Piccolis zurückgenommenem Spiel mischen sich Demut, Altersnaivität und uneingelöste Lebenswünsche. Die Szenen seiner stillen Flucht durch Rom, durch das er wie ein Fremder wandelt, kontrastieren mit den komischen Ereignissen im Vatikan. Dort organisiert der leicht überspannte Psychoanalytiker, der von Moretti selbst gespielt wird, ein Volleyballturnier für die Kardinäle.» (Dörthe Gromes, Die Zeit, 8.8.2013)






















