RUDOLF STEINER DAS GLÜCK, SEIN WESEN UND SEIN SCHEIN Berlin, 7. Dezember 1911
Zu denjenigen Erkenntnissen der Geisteswissenschaft, welche weiteren Kreisen unserer Zeitgenossen am wenigsten einleuchten können, gehört zweifellos die von den wiederholten Erdenleben und ferner jene von dem Hinüberklingen der Ursachen, die in einem Erdenleben durch den Menschen gelegt werden, in andere Erdenleben, kurz das, was wir als das Gesetz der geistigen Verursachung oder das Gesetz vom Karma bezeichnen. Dass die gegenwärtige Menschheit sich absprechend und zweifelhaft gegenüber diesen Erkenntnissen verhalten muss, ist aus all den Denkgewohnheiten des gegenwärtigen Lebens heraus zu begreifen. Und es wird wohl so lange dauern, ehe diese Denkgewohnheiten sich geändert haben, bis es zu einer allgemeineren Anerkennung des Einleuchtenden gerade dieser Grundwahrheiten der Geisteswissenschaft kommt. Aber eine unbefangene Betrachtung des Lebens, eine vorurteilsfreie Anschauung desjenigen, was im Alltage geradezu rätselhaft vor unsere Augen tritt, und was nur erklärlich ist, wenn wir diese erwähnten Wahrheiten zugrunde legen, wird immer mehr und mehr zu einer Änderung der Denkgewohnheiten und dann auch zu einer Anerkennung des Einleuchtenden dieser großen Wahrheiten führen. Zu den Erscheinungen, die wir insbesondere in dieses Gebiet zählen dürfen, gehören ohne Zweifel diejenigen, die gewöhnlich in so vieldeutige Namen zusammengefasst werden, wie das Glück oder das Unglück des Menschen. Es brauchen nur diese zwei Worte ausgesprochen zu werden, und es wird sogleich im Herzen des Menschen das Empfindungsurteil widerklingen, dass damit etwas gesagt ist, was den Menschen recht sehr auf die Grenzen aufmerksam machen könne, welche zwischen seinem Erkennen und demjenigen, was sich draußen in der Welt abspielt, gezogen sind. Dieses, ebenso sehr wie ein anderes, er-