Vertriebene in SBZ und DDR (Leseprobe)

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Vorwort der Herausgeber

Die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und Siedlungsgebieten Ostmitteleuropas erklärte die SED-Führung bereits Anfang der 1950er Jahre für erfolgreich abgeschlossen. Zudem propagierte sie, durch den Aufbau des Sozialismus die vermeintlich ökonomischen Grundlagen des Faschismus beseitigt und somit die notwendigen Lehren aus der Geschichte gezogen zu haben. Derart selbstbewusst äußerte sich die SED bereits wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg einerseits zur Problematik des Umgangs mit dem Erbe des nationalsozialistischen Deutschlands und andererseits zu »Deutschlands Problem Nummer eins«1 – die Integration von vielen Millionen deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen, die am Ende des Krieges ihre Heimat verlassen mussten. Während in der frühen Bundesrepublik Politiker und Vertriebenenvertreter davon ausgingen, erst am Beginn der Integration zu stehen – ohne dabei den noch lange verfolgten Wunsch auf Rückkehr aufzugeben –, behauptete die SED-Führung, diese ihr Herrschaftsgebiet demografisch und ökonomisch ja besonders treffende Herausforderung bereits bewältigt zu haben. Auf welcher Grundlage konnte die sozialistische Diktatur solche Behauptungen in die Welt setzen? Wie gestaltete sich die soziale und kulturelle Integration der Vertriebenen in der So­ wjetischen Besatzungszone und folgend in der DDR? Diesen Fragen widmete die Deutsche Gesellschaft e. V. unter Leitung ihres Referenten Jan Rössel, gemeinsam mit dem Bund der Vertriebenen e. V. und dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, eine Tagung im November 2019, die vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie durch das Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) e. V. – Nordost-Institut gefördert wurde. Diese Konferenz stieß auf eine erfreulich große öffentliche Aufmerksamkeit 7

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