Die Intelligenzsiedlungen in Ost-Berlin (Leseprobe)

Page 21

Die Privilegierung der Intelligenz

Schon am 27. Juli 1945 wurden auf Befehl Nr. 17 der SMAD beratende Zentralverwaltungen geschaffen.1 Organisatorisch bestand die SBZ bis 1952 aus der Zentralbehörde in Berlin-Karlshorst sowie aus fünf SMAD -Behörden auf Länderebene (Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen). Außerdem ordnete die SMAD den Aufbau sogenannter Deutscher Zentralverwaltungen (DZV) an, die die Schaffung eines sozialistischen Staats auf deutschem Boden vorbereiten sollten. Es entstanden elf Zentralverwaltungen: für Justiz, Verkehrswesen, Nachrichtenwesen, Brennstoffindustrie, Handel und Versorgung, Industrie, Landwirtschaft, Finanzen, Arbeit und Sozialfürsorge, Gesundheitswesen und Volksbildung. 1947 kamen fünf weitere Zentralverwaltungen hinzu: für deutsche Umsiedler, Statistisches Zentralamt, Zentrale deutsche Kommission für Sequestrierung und Beschlagnahme, Deutsche Zentralverwaltung des Innern, Deutsche Verwaltung für Interzonen- und Außenhandel. Mit Ausnahme der Zentralbehörden Inneres, Volksbildung und Justiz, die bis zur Gründung der DDR als selbständige Behörden unter Aufsicht der SMAD bestanden, gingen die oben genannten Behörden als Hauptver­waltungen am 11. Juni 1947 in der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) auf. Die DWK diente zur Koordination der im Prinzip eigenständigen Zentralverwaltungen, als Kontakt zur SMAD und hatte die Sicherstellung der Reparationslieferungen zu verantworten. Ab dem 12. Februar 1948 (SMAD-Befehl Nr. 32) wurde sie gegenüber den deutschen Organen in der SBZ zum Erlass von Verordnungen und Anordnungen ermächtigt. Die DWK hatte Einfluss auf das gesamte Wirtschaftsleben der SBZ und besaß vor der Gründung der DDR regierungsähnliche Funktionen. Am 7. Oktober 1949 ging die DWK und der ihr angeschlossene 10.000-köpfige Apparat mit der Staatsgründung in der »Provisorischen Regierung« der DDR auf. Die DWK spielte hinsichtlich der sozialen Stellung der Intelligenz eine wichtige Rolle. Sie war es, die am 21. April 1949 eine Verordnung erließ, die den Titel »Verordnung über die Erhaltung und die Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur, die weitere Verbesserung der Lage der Intelligenz und die Steigerung ihrer Rolle in der Produktion und im öffentlichen Leben« trägt.2 Diese Verordnung wurde auf Grund eines SMADBefehlserlasses, der im Original bisher nicht gefunden werden konnte, sich aber in der Vorlage zur Sitzung der Deutschen Wirtschaftskommission niedergeschlagen hat, umgesetzt:

die privilegierung der intelligenz

Intelligenzsiedlungen.indd 21

21

12.07.21 17:06


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.