Eine Prise Funkgeschichte Fünfzig Geschichten aus hundert Jahren Rundfunk (Leseprobe)

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Die Rettung kommt per Funk

Am frühen Morgen des 23. Januar 1909 herrschte an der amerikanischen Ostküste vor Nantucket dichter Nebel. Der britische Luxusdampfer »RMS Republic« fuhr, angetrieben von mächtigen Dampfmaschinen, auch ohne Sicht fast volle Fahrt. Die Besatzung war in Alarmbereitschaft, der Kapitän ließ regelmäßig das Nebelhorn ertönen. Auch das italienische Passagierschiff »Florida« nutzte das akustische Signal. Dennoch war es zu spät, als die beiden Schiffe ein­ ander bemerkten. Die Kollision war nicht zu verhindern und die »Florida« rammte die viel größere »Republic« fast im rechten Winkel. Der Rumpf der »Republic« wurde aufgerissen, die Maschinenräume liefen innerhalb weniger Minuten voll. Das Schiff wurde manövrierunfähig, die Stromversorgung fiel aus. Als modernes Luxusschiff hatte die »RMS Republic« eine Funkstation an Bord – eine solch teure Ausrüstung konnten sich nur reiche Reedereien wie die White Star Line leisten. Der junge Schiffsfunker Jack Binns versuchte sofort, die Anlage in Betrieb zu nehmen. In einem überfluteten Lagerraum fand er Batterien und bereits kurze Zeit später konnte er den ersten Hilferuf absetzen: CQD. Dieser Augenblick ist historisch, war es doch das erste Mal, dass nach einem Schiffsunglück per Funk Hilfe herbeigerufen wurde. Die verwendete Zeichenfolge CQD war 1904 von Gug­ lielmo Marconi als Seenotsignal eingeführt worden. Die drei 16

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