Ausgabe 28 | 14. Juli 2022
Der letzte V10-Tanz
Vor allem bei Sonnenschein kommt die blaue Farbe besonders gut zur Geltung
Schweiz Als einer der letzten Hersteller setzt Audi im R8 noch auf einen Zehnzylinder. Wir gingen in einem 570 PS starken, heckgetriebenen Audi R8 Spyder V10 performance RWD nochmals auf Tour.
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PORTWAGEN SIND SEIT jeher das Aushängeschild einer Marke. Das ist auch bei Audi nicht anders. Hier heisst die Speerspitze seit 2007 R8. Das Besondere: Audi setzt im R8 nach wie vor auf einen Exoten in Sachen Motor, nämlich einen Zehnzylinder. Und zwar einen frei saugenden. Neben den Ingolstädtern setzt nur noch der Konzernbruder Lamborghini Huracán auf den V10-Sauger. Wir nutzten deshalb die Chance, einen der wohl letzten V10 zu einem Tanz zu bitten. Und zwar um einen ausgiebigen in einem offenen R8 Spyder, der vom Citycruisen im Schritttempo über zahlreiche Alpenpässe bis hin zum Ritt auf der deutschen Autobahn alle Stile beinhaltete. So viel vorweg: Der Mittelmotor-Renner beherrscht sie alle virtuos.
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Der Himmel weint mit
Der Audi R8 Spyder ist einer der letzten, frei saugenden Zehnzylinder. Und was für einer!
Los geht's in Ingolstadt, der Heimat von Audi. Und weil nicht nur uns, sondern auch dem Himmel passend zur Abschiedstournee das Herz blutete, goss es zur Abholung wie aus Kübeln. Macht aber nichts, denn auch geschlossen gibt der Spyder eine gute Figur ab. Schon im Stand wirkt der Mittelmotor-Renner angriffslustig, Audi hat ihn nochmals geschärft, 570 PS mobilisiert der Hecktriebler jetzt. Das reicht für einen Sprint in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und 327 km/h Topspeed. Die erreichen wir zwar auch auf der deutschen Autobahn, dem ersten Teil der Etappe, bei weitem nicht, aber selbst hier sind andere Aspekte wichtiger. Beispielsweise, wie der R8 jedes kleine Zucken des rechten Fusses in unmittelbaren Vortrieb umsetzt.
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Oben ohne dem Gipfel entgegen Mehr Spass macht es im R8 Spyder ohnehin, offen über Pässe zu cruisen. Und als ob Petrus ein Einsehen hat, strahlt in den Bergen wieder die Sonne. Auf Knopfdruck ist in wenigen Sekunden das Dach versenkt. Wir wechseln fleissig vom Dynamik-, wo der R8 Spyder wie Kaugummi auf der Strasse klebt, immer wieder in den Comfort-Modus, bei dem er schlechte Strassen und Bodenwellen wie von Zauberhand glattbügelt. Selbst später in der Stadt meistert er grössere Temposchwellen locker ohne Lift-System.
Ein Konzert für V10-Fans Für alle, die immer noch Benzin statt Strom im Blut haben, ist das Beste aber der Sound. Insbesondere im Tunnel. Zwar musste auch Audi aufgrund immer strengerer Vorschriften beim R8 Anpassungen vornehmen. Aber bei höheren Drehzahlen faucht und brüllt der V10 noch immer so herzhaft wie eh und je. Bis über 8000 Touren dreht die Nadel hoch, nach jeder Serpentine gibt's ein neues Klangfurioso. So könnte der Tag für uns immer weitergehen. Nur leider haben wir keine 185'610 Franken auf der hohen Kante, um uns einen der letzten V10-Verbrenner zu sichern. Und so weint am Ende nicht der Himmel, sondern wir dem R8 Spyder zumindest eine Träne nach. (ml)
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