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Günter Öhrlich

Synchronisierung der Herzen

Im Rhythmus des Himmels leben

1. Auflage 2022

© 2022 Günter Öhrlich

© 2022 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006, entnommen Weitere Bibelübersetzungen:

LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017

SLT: Schlachter 2000

NLB: „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2017

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat: Klaudia Wagner

Satz: Manfred Mayer

Umschlaggestaltung: Jens Neuhaus, www.7dinge de Foto: pixabay

Druck: arkadruk pl

Printed in the EU

ISBN: 978-3-95578-609-0

Bestellnummer: 356609

Erhältlich beim Verlag:

GloryWorld-Medien

Beit-Sahour-Str 4

D-46509 Xanten

Tel.: 02801-9854003

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Stimmen zum Buch

In wunderbarer Einfachheit und Klarheit schreibt Günter Öhrlich über seine Einsichten in das Herz Gottes. Seine geistlichen Erfahrungen sind lebensnah und echt. Beim Lesen hat man den Eindruck: Hier schreibt jemand, der in einer tiefen Freundschaft mit Gott lebt. Das Buch hat mich sehr berührt!

Dr. Christoph Schrodt, Theologe, Dozent und Autor

Günter Öhrlich nimmt mit auf eine leidenschaftliche Entdeckungstour: Ein Reiseführer zum Herzen Gottes, der uns einlädt zu tieferem Vertrauen, größerer Hingabe und einem lebenslangen Weg der Transformation.

Ulrich Eggers, 1. Vorsitzender Willow Creek Deutschland

Dieses Buch erscheint zur genau passenden Zeit. Die ganze Welt verstrickt sich in Alltagssorgen und gibt der Angst Raum. Gottes guter Geist leitet uns aber in eine andere Richtung: „Finde Ruhe, Geborgenheit und Frieden in der Nähe deines guten Gottes. Bewahre dein Herz. Ja, bringe es in Einklang mit dem Herzen Gottes.“

Dazu lädt uns Günter Öhrlich sehr persönlich ein – biblisch gut fundiert und vor allem selbst durchlebt und im Alltag bewährt. Für viele Leser wird dadurch eine Reise tiefer ins Herz Gottes – und auch in das eigene – beginnen. Andere werden ermutigt, ihren Weg weiterzugehen.

Beim Lesen dieses Buches ging es mir so, dass ich innerlich eingetaucht bin in die Gnade und Herrlichkeit des lebendigen Gottes. Sein Herz wird uns hier in ganz unterschiedlichen Facetten beschrieben. Für mich ist Gott wie ein herrlicher, facettenreicher, reiner Diamant – je nachdem, woher das Licht gerade kommt, wird eine andere Facette hervorgehoben. Dadurch wurde mein Herz mit Gottes Herz synchronisiert!

Dieses Buch ist ein Volltreffer in das Herz eines jeden Lesers, der unseren himmlischen Vater nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herz kennenlernen möchte. Eine der großen Lasten, die wir Christen tragen, ist, dass wir der glaubensdistanzierten Welt nur das geistliche Leben von Kopf zu Kopf gelehrt haben und nicht von Herz zu Herz. Und vor lauter „Lehre“ über Gott haben wir „Leere“ über Gott erzeugt! Ich freue mich sehr, dass dieses Buch einen völlig anderen Ansatz hat, und bin mir sicher, dass sein Inhalt viele Herzen neu erfüllen und beleben wird!

Uwe Dahlke, Life Journeys Ministries

Widmung und Dank

Ich widme dieses Buch meinen Glaubensbrüdern und Freunden Ole Wanner und Wolfgang Schuler, die mein Leben auf besondere Weise bereichert haben; zwei Jesus-Liebhaber aus unterschiedlichen Generationen, die durch eine Leidenszeit hindurch nun in der ewigen Gegenwart ihres Jesus und AbbaVaters sein dürfen. Beide haben mich auf unterschiedliche Weise gelehrt, dass Glaube immer etwas mit Leidenschaft zu tun hat, die sich im Sichtbaren auswirkt. Ihr zwei Wegbegleiter: Wir sehen uns wieder!

Von Herzen danke ich allen Weggefährten meines Lebens. Ich bin gesegnet darin, dass viele Menschen mein Leben auf unterschiedliche Weise bereichern. Danke für eure Freundschaft.

Meiner Frau Katrin und meinen fünf wunderbaren Kindern verdanke ich so vieles. Ihre Liebe, Geduld und Ermutigung kann ich nicht genug wertschätzen. Ihr macht mein Leben reich: Ich liebe euch!

Vor allem danke ich meinem Gott – dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Er hat mein Herz tief berührt, und aus seiner Liebe und Gnade lebe ich. Mit diesem wunderbaren Gott das Leben zu gestalten, ist das Kostbarste, was es gibt.

Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht (2. Korinther 3,18).

… bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat (Galater 4,19b).

Vorwort

Als ich im Jahr 2018 damit begann, diese Gedanken aufzuschreiben, war ich mir noch nicht sicher, sie in einem Buch veröffentlichen zu wollen. Es gab zwar immer wieder Impulse von Menschen, die mich ermutigten, in diese Richtung zu gehen, aber es waren am Anfang Schritte ins Ungewisse. Es sollte ein Projekt der Gelassenheit und nicht der Verkrampfung werden. Daher entschloss ich mich zunächst, diese Zeilen einfach für mich zu schreiben und ich ließ es offen, ob Gott sie auch für andere gebrauchen mochte. Nun bin ich absolut dankbar, dass es möglich wurde, dir, liebe Leserin und lieber Leser, etwas von meinem Leben, meinen Gedanken und vor allem vom Herzen Gottes zu offenbaren.

Dieses Buch ist keine theologische Abhandlung, sondern ein persönlicher Blick ins Herz Gottes, gegründet in den Wahrheiten der Bibel. Mir ist klar, dass dies nur ein subjektiver Ausschnitt gelebter Nachfolge ist. Mein Gebet ist es, dass du beim Lesen etwas vom Sound des Reiches Gottes hörst, in dessen Mitte das Herz Gottes ist.

Ich weiß nicht mehr, wann bzw. wo es war, aber ich erinnere mich noch sehr genau, was Gottes Geist hinsichtlich meiner Berufung zu mir sagte: „Du bist mein Herzensoffenbarer. Günter, deine Berufung ist es, mein Herz zu erfassen und dieses Herz in dieser Welt zu offenbaren. Das ist der Fokus – alles andere ist Beiwerk.“ Mir war klar: Bevor ich etwas weitergeben kann, brauche ich selbst eine tiefe Offenbarung des Herzens Gottes. Es ist ein Herz, das so unerschöpflich ist und sich dennoch zu erkennen gibt.

Unser Leben fühlt sich häufig sehr komplex an. Die wirklich wichtigen Dinge sind jedoch einfach – nicht naiv, aber einfach.

Wir verkomplizieren häufig die Dinge des Lebens und verheddern uns darin. Ich hoffe, dass du durch das Buch zweierlei entdeckst:

Das Herz Gottes ist nicht kompliziert und dein eigenes Herz daran auszurichten, wird dein Leben auf tiefe Weise positiv verändern.

Einleitung

Latrun, Israel, im April 2018

Vielleicht kennst du das auch: Eine Sehnsucht beginnt sich im Inneren zu regen. Zuerst ganz leise, kaum hörbar. Doch in stillen Momenten nimmst du sie zusehends wahr. Mit der Zeit wächst sie. Sie wird größer, und immer öfter denkst du an sie, trotz all der Hektik des Alltags. Und irgendwann bricht sie durch und lässt dich nicht mehr los.

So war es für mich im Jahr 2017. Ich feierte meinen 50. Geburtstag. Seit 15 Jahren war ich Pastor einer dynamischen Gemeinde. Etliche Veränderungen, die ich zum Teil selbst initiiert hatte, und eben der ganz normale Gemeindealltag hatten ihre Spuren hinterlassen. Ich hatte keinen Burn-out, doch ich sehnte mich nach dem Frischen, dem Vertiefenden. Ich war überzeugt, dass Gott die Quelle allen Lebens ist und ich in der Begegnung mit ihm neue Inspiration erhalten würde – nicht lediglich zum Zweck meines weiteren Pastorendienstes, sondern um die Begegnung mit ihm zu suchen. ER und ich – wir beide ...

Das war die Sehnsucht, die in mir seit gut einem Jahr gewachsen war. Und nun war es so weit: Ich hatte das Privileg, drei Wochen lang in der Kommunität Latrun in Israel, die zur Jesus-Bruderschaft Gnadenthal gehört, mitleben zu dürfen. Hier leben vier Männer, sogenannte „Brüder“, ein Ehepaar und zudem Volontäre, die eine gewisse Zeit hier mitarbeiten und die Gemeinschaft genießen. Latrun liegt zwischen Tel Aviv und Jerusalem, am Rand des jüdischen Berglandes. Ich durfte ein kleines „Chalet“ auf dem Gelände bewohnen und einfach hier sein.

Ich war so dankbar, dass diese innere Sehnsucht nun Raum bekam, und gespannt, wie mir der lebendige Gott begegnen

würde. Ich war hier, und ER war auch hier. ER ist Jahwe, der „ICH BIN“ und der „ICH WERDE DA SEIN“. Das reichte aus.

Diese drei Wochen wurden zu einer der kostbarsten Zeiten meines Lebens. Es war ein Aufatmen meiner Seele, frei zu sein von aller Verpflichtung und Verantwortlichkeit. Ich empfand dies als ein riesiges Geschenk meines Gottes an mich. Die Menschen in Latrun, die Wanderungen in der wunderbaren Natur, die Gebetszeiten in der Kapelle, die stillen Gebete in der Nacht, die inspirierenden Gespräche mit den Geschwistern, die überraschenden Begegnungen mit besonderen Menschen, die Impulse aus Büchern (allen voran von Teresa von Avila), das Lesen meiner Tagebücher (und dabei das Bewusstwerden all der Segnungen, die ich bisher schon erlebt hatte), das Reden meines Gottes und einfach der tiefe Schalom, der sich um mein Herz legte – all dies und noch manches mehr ergoss sich in solchen Strömen des Segens, dass mein Inneres sie gar nicht fassen konnte. Es quoll einfach über, und mein Jesus sagte zu mir: Gut so! Genieße es!

Mein Fazit dieser Zeit würde ich so beschreiben: Eine befreite Seele, die sich neu in Gottes Liebe gründete. Ich wurde reich gesegnet mit viel neuem Wind unter den Flügeln meines Lebens, und mein Herz kam wieder in einen himmlischen Rhythmus. Ich erlebte die Gnade, dass sich mein Herz auf neue Weise an das Herz Gottes anglich – sich mit dem seinen synchronisierte. Immer wieder bewegten mich die Worte ICH BIN; Jesus sagte diese sehr oft. Im Englischen heißen sie „I am “ . Wenn man die Buchstaben umstellt, kommt man zu dem Wort „aim“, was so viel wie „Ziel“ bedeutet. Das Ich-Bin ist das Ziel! Nicht das Tun und was ich einmal sein werde, sondern das gegenwärtige Sein ist schon das Ziel. Nicht im Sinne von Fertig-Sein – es gibt noch so vieles, was werden darf –, aber im Sinne von Ruhen in dem Gegenwärtigen. Wir sind oft so rastlos,

Das Ich-Bin ist das Ziel! Nicht das Tun und was ich einmal sein werde, sondern das gegenwärtige Sein ist schon das Ziel.

weil noch so vieles nicht ist, anstatt über das dankbar zu sein und darin zu ruhen, was bereits geworden ist. Gott hat mich in der Zeit in Israel ganz neu im gegenwärtigen Sein gesegnet. Es ist nichts Statisches, das ich festhalten oder konservieren müsste, sondern es ist ein freudiges Innehalten an dem, was jetzt ist.

Für die Zeit in Israel war neben der Sehnsucht nach einer neuen Gottesbegegnung in mir der Wunsch immer stärker gewachsen, ein Buch über Nachfolge zu schreiben. Seit 35 Jahren darf ich glauben und mit Jesus leben. Vieles habe ich schon über Nachfolge gehört und ebenso viel selbst darüber gelehrt. Doch was ist wirklich der Kern der Nachfolge? Sind es Überzeugungen? Sind es die Taten? Meine Definition lautet:

Nachfolge ist der Prozess, das eigene Herz mit dem Herzen Gottes zu synchronisieren.

Was heißt Synchronisierung? Das Wort besteht aus zwei griechischen Wörtern: „syn “ (= zusammen) und „chronos“ (= Zeitspanne). Daher meint Synchronisierung das Abgleichen von Vorgängen. Aus dem Schwimmsport ist das Synchronspringen bekannt. Zwei springen gleichzeitig vom Sprungbrett oder vom Sprungturm und achten darauf, dass der Ablauf des Sprunges identisch ist. Die Wertung hängt zum einen vom Schwierigkeitsgrad ab und zum anderen, ob der Sprung synchron verlief. Auch beim Rudersport ist die Synchronisierung enorm wichtig. Sie müssen es lernen, im gleichen Takt zu rudern, um ein Schlingern des Bootes zu vermeiden. Nur im Einklang miteinander können die Ruderer Erfolg haben.

Ich bin in einem kleinen schwäbischen Dorf aufgewachsen. In dessen Mitte steht die Dorfkirche mit einer übergroßen Uhr an ihrem Giebel. In der Zeit vor Radio, TV, Internet, Funkuhr usw. hatte diese Kirchenuhr eine besondere Bedeutung. Die Dorfbewohner synchronisierten ihre Taschenuhren mit der Kirchenuhr. Sie war die Orientierung, und wehe sie ging

falsch, dann bestand die Gefahr, dass viele Uhren im Dorf durcheinanderkamen. Nehmen wir dieses Bild von der Kirchenuhr für das Herz Gottes. Nachfolge ist demnach der Prozess, das eigene Herz am Herzen Gottes auszurichten – mein Herz mit dem seinen zu synchronisieren.

Vor Kurzem las ich, dass, obwohl das Herz eines ungeborenen Kindes schneller schlägt als das der Mutter, es versucht, sich an den Herzrhythmus der Mutter anzupassen. Es findet daher immer wieder eine kurzfristige Synchronisierung statt. In Aufzeichnungen wurde festgestellt, dass das Herz des Kindes zwar schneller schlägt, aber es doch eine Synchronisierung höherer Ordnung gibt, beispielsweise im Verhältnis von fünf zu drei. Das hieße auf drei Herzschläge der Mutter kämen fünf des Kindes. Spannend! Das Herz des Ungeborenen sucht sich eine Orientierung – es will sich ausrichten an etwas, das schon da ist.

Im Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen auf der Schwäbischen Alb gibt es eine alte Skulptur, die den Jünger Johannes zeigt, wie er an der Brust Jesu ruht – angelehnt an das Bibelwort aus Johannes 13,23: „Einer von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust Jesu.“

Diese Skulptur hat mich stark inspiriert. Johannes, aufgewühlt und müde von all dem Erlebten, liegt an der Brust Jesu, hört so den Herzschlag seines Meisters und kommt dabei selbst zur Ruhe. Es gibt wohl kaum einen besseren Platz als diesen, bei dem man den Herzschlag Jesu vernimmt. Dies ist auch heute noch möglich.

Ich glaube, dass viele ernsthafte Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu an geistlichen Herzrhythmusstörungen leiden und sich wundern, warum oftmals alles so mühsam ist. Leidenschaft des Glaubens kann sich nicht entfalten, wenn das eigene Herz holprig schlägt.

Doch die Frage ist: Wie kann das kostbare Herz, geistlich gesehen, in einen gesunden Rhythmus kommen?

Wenn Menschen Probleme mit ihrem Herzen haben, werden sie zuerst an ein EKG (Elektrokardiogramm) angeschlossen,

um zu sehen, in welchem Rhythmus ihr Herz schlägt. Ich frage mich: Was würde ein EKG anzeigen, das die Fähigkeit hätte, unser inneres Herz zu untersuchen? Beim biologischen Herzen ist beides gefährlich: Ein zu langsames und ein zu schnelles Schlagen. Für das andere Herz gilt das Gleiche: Ist es träge geworden und hält das Glaubensleben gerade noch so über Wasser? Oder rast es in einem falsch verstandenen, frommen Aktionismus, verbunden mit der Gefahr, dass es zum geistlichen Infarkt kommt?

Damit ein Herz wieder in einen gesunden Rhythmus kommt, bieten sich in der Medizin vor allem zwei Möglichkeiten an: Medikamente oder ein Herzschrittmacher. Meiner Überzeugung nach gibt es für das Herz des Glaubens nur eine Behandlungsmethode, die es auf Dauer gesund schlagen lässt: Eine Synchronisierung mit dem Herzen des Schöpfers unseres Lebens. Für Gott ist unser Herz das wichtigste Organ. Immer und immer wieder ist sein Fokus darauf ausgerichtet, dass unsere Herzen sich transformieren. In der genialen Verheißung, die Gott durch den Propheten Hesekiel ausspricht, heißt es:

Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben (Hesekiel 36,26).

Gott verheißt hier eine Herztransplantation. Das liest sich so, als wäre das ein einmaliger Vorgang. Ja und Nein! Der Apostel Paulus formuliert es so:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden (2. Korinther 5,17).

Ja, wir sind durch den Glauben an Christus eine neue Schöpfung geworden. Uns ist ein neues Herz geschenkt. Die Verheißung aus dem Propheten Hesekiel ist erfüllt. Doch eine weitere Wahrheit lautet: Das Neue ist geworden, aber noch nicht

vollendet. Das Neue ist im beständigen Werden. Das neue Herz muss noch lernen, im Rhythmus dessen zu schlagen, der der Taktgeber allen Lebens ist: Gott selbst!

Als ich im Jahr 2015 das zweite Mal in meinem Leben nach Israel reiste (mit einer Reisegruppe unserer Gemeinde), stand ich an der Klagemauer in Jerusalem und betete. Es war ein heiliger Moment. Ich machte mir bewusst, was diese Steine schon alles gesehen hatten und wie Gott an diesem besonderen Ort auf herrliche Weise gewirkt hatte. Plötzlich vernahm ich das Reden Gottes; er sagte mir: „Günter, dein Herz bedeutet mir mehr als diese Steine.“ Ich war tief bewegt und Freude erfüllte mein Inneres. In Sprüche 4,23 lesen wir eine wunderbare Ermahnung Gottes, dort heißt es:

Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.

Für Gott ist dein und mein Herz eine Kostbarkeit! Das Herz im biblischen Sinne ist weitaus mehr als der Sitz von Gefühlen. Das Herz ist das Zentrum des Menschseins. Auch der Ort von Überzeugungen und des Willens. Nicht die Umstände entscheiden letzten Endes über ein erfülltes Leben, sondern die Beschaffenheit des Herzens.

Nicht die Umstände entscheiden letzten Endes über ein erfülltes Leben, sondern die Beschaffenheit des Herzens

In 2. Chronik 16,9 lesen wir davon, dass die „Augen des Herrn die Erde durchlaufen, um denen treu beizustehen, deren Herzen ungeteilt auf ihn gerichtet sind.“ Ungeteilte Herzen, sind nicht die Herzen, die immer alles richtig machen, sondern die sich ganz ihrem Gott hinhalten, sich von ihm prägen und verändern lassen. Ungeteilte Herzen sind authentische Herzen, die um ihre eigenen Schwächen und ihr Versagen wissen, die sich aber dem hinhalten, der sie von Herzen liebt und Gutes mit ihnen im Sinn hat. Wie es in dem bekannten Kirchenlied „Gott ist gegenwärtig“ von Gerhard Tersteegen in Strophe sechs heißt:

Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte.

Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten …

Unser Herz dem hinhalten, der es mit Liebe durchdringt und es in den Rhythmus des Himmels eintaktet ...

Das Herz des Hirtenjungen und späteren Königs David war nicht frei von Fehlhaltungen, aber es war ein Herz, das für Gott empfänglich blieb. Deshalb wurde er erwählt. Als der Prophet Samuel im Begriff war, den falschen zum König zu salben, nur weil dieser äußerlich etwas darstellte, machte Gott klar:

… der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber der Herr sieht auf das Herz (1. Samuel 16,7).

Für jedes Herz gibt es Hoffnung – Hoffnung geheilt zu werden, indem es frei wird von menschlichen Zwängen und bereit ist, in die Herzensschule Gottes zu gehen. Gott hat den tiefen Wunsch, ja die klare Absicht, dass es unseren Herzen gut geht. So, und nur auf diese Weise, können wir auch zum Segen für andere werden. Sich um unser Herz zu sorgen, hat nichts mit egozentrischer Selbstverwirklichung zu tun, sondern ist eine Notwendigkeit, um die verheißene Fülle des Glaubens zu erleben und diese auch aus sich herausfließen zu lassen. Es ist schon einige Zeit her, da fragte mich ein Freund: Wie geht es dir? Eine Allerweltsfrage, und oft wird diese ja mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse gefragt. Doch ich nahm sie mit in meine Gebetszeit, weil ich sie nicht auf die Schnelle beantworten konnte. Ich erschrak – warum? Ich konnte nicht formulieren, wie es meinem Inneren, meinem Herzen ging. Ich hatte den Zugang, den Kontakt zu meinem Herzen verloren. Erst nach und nach erspürte ich, was sich im Laufe der Zeit in meinem Inneren angesammelt hatte und konnte dies meinem Gott hinhalten.

Ich glaube, eine Herzensveränderung geschieht durch eine wechselseitige Dynamik: Wenn ich einen Zugang zum Herzen

Gottes habe und dieses mehr und mehr verstehe, dann wirkt sich das auch auf die Wahrnehmung meiner Herzensbeschaffenheit aus. Gottes Geist legt behutsam unser Herz offen und offenbart gleichzeitig das Herz des Vaters. Beides fließt dann ineinander und es geschieht etwas, das man nicht unbedingt logisch erklären kann:

Das Mysterium der Herzenssynchronisierung!

Ich möchte es so zusammenfassen: Im Einklang mit dem Herzen Gottes zu leben, ist die herausfordernde Einfachheit einer lebendigen Christus-Nachfolge.

In seinem leidenschaftlichen Brief an die Gemeinden in Galatien, in dem er um die Fundamente des Glaubens ringt, beschreibt Paulus die Herzenssynchronisierung mit folgenden Worten: „Meine Kinder, um die ich abermals Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat ...“ (Galater 4,19). Ich würde es so umschreiben: Das Herz des Christus soll euer Herz prägen, und dies wird dann sichtbar werden. Es geht um mehr als um „What would Jesus do?“ (Was würde Jesus tun?). Es ist immer gut, in Entscheidungen Jesus zu fragen, und wenn es Antworten darauf gibt, auch danach zu handeln. Aber es geht um etwas viel Tieferes, als um das Richtigmachen. Es geht darum, in unserem Herzen den „Herzschlag“ Jesu wahrzunehmen und uns auf diesen Rhythmus einzustellen. Dann kommt das sichtbare Handeln nicht aus einem mühsamen Ringen hervor, sondern ist Ausfluss einer tiefen Herzensverbundenheit.

Im Einklang mit dem Herzen Gottes zu leben, ist die herausfordernde Einfachheit einer lebendigen Christus-Nachfolge

Die Gebetszeiten, von denen die Evangelien berichten, die Jesus mit seinem Vater verbrachte, waren sicher keine Besprechungen nach Tagesordnungspunkten, sondern ein Herzensaustausch bzw. eine Herzenssynchronisierung. In Hebräer

1,3 steht eine wunderbare Beschreibung über Jesus Christus: „Er ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens (Gottes).“ Der unsichtbare, ewige Gott enthüllt sich in Jesus. Im Griechischen heißt das Wort „Abdruck“ „Charakter“. Weil das Herz Jesu vollkommen mit dem Herzen des Vaters synchronisiert ist, kann man an ihm den Charakter, das Wesen Gottes sehen. Jesus war nicht überheblich, wenn er sagte: „Wer mich sieht, sieht den Vater“ (Johannes 14,9).

Wie geschieht die Veränderung unserer Herzen? Krampfhafte fromme Anstrengungen führen nicht zum Ziel, sondern verhindern geradezu die Herzenssynchronisierung. Den Hauptschlüssel, den ich bei Jesus sehe, beschreibt Paulus so:

Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht (2. Korinther 3,18-19).

Hören wir diese Botschaft? Verwandlung unseres Seins geschieht nicht in erster Linie durch unser Tun, sondern durchs Anschauen. Wir werden zu dem, was wir anschauen. Und Gott lädt dich und mich ein, immer wieder unseren Fokus auf ihn zu richten. Indem wir ihn anschauen, geschieht Veränderung – ja, es werden unsere Herzen mit seinem Herzen synchronisiert.

Besondere Jesus-Erlebnisse

Es war im April 2016, als ich drei Tage lang in „Kanaan“ zu Gast war. „Kanaan“, so nennt die evangelische Kommunität der Marienschwestern in Darmstadt ihr Gelände. Die Kommunität wurde von Schwester Basilea Schlink und Schwester Martyria Madauss nach dem 2. Weltkrieg gegründet. In all der Trostlosigkeit nach der furchtbaren Kriegszeit sollte es ein Ort der Hoffnung werden. Das wurde er und ist er bis zum heutigen Tag. Durch etliche Wunder wurde die Kommunität aufgebaut und ist seit vielen Jahren ein spezieller Ort gelebter

Spiritualität. Schwerpunkte sind das Gebet und der Versöhnungsdienst. Besonders die Beziehung zum jüdischen Volk liegt der Schwesternschaft auf dem Herzen.

Da war ich nun und genoss diese kurze Auszeit. Es sollte eine Zeit werden, in der ich zwei ganz besondere Erfahrungen machen durfte, die meine Gottesbeziehung nachhaltig veränderten.

Auf dem Gelände der Marienschwestern gibt es einen sogenannten Leidensgarten. In mehreren Stationen wird der Leidensweg Jesu ans Kreuz nachgezeichnet. An einem Abend, es war schon dämmrig, ging ich durch diesen Leidensgarten. Ich hörte ruhige Lobpreismusik. Dann blieb ich vor einer Skulptur stehen, die Jesus darstellt, wie er im Garten Gethsemane auf den Knien an einem Felsen betet und seinen Vater bittet, ihm das bevorstehende Leiden zu ersparen. Plötzlich drängte es mich, mich neben Jesus niederzuknien und ihm tröstend mit meiner Hand über den Kopf zu streichen. Was dann geschah, kann ich kaum mit Worten beschreiben:

Es war so, dass sich mein Herz mit dem Herzen Jesu verband. Ich hatte eine tiefe, bisher nie dagewesene Einsicht, wie es damals um das Herz Jesu bestellt war. Alles, was ich bisher über das Geschehen wusste und selbst gepredigt hatte, wurde zu einem zutiefst eigenen Erleben. Meine Reaktion? Ich konnte nur weinen – unaufhörlich weinen. Ich spürte den Schmerz im Herzen Jesu, den Weg ans Kreuz zu gehen, seine Angst vor all dem Hass, dem Spott, den Schmerzen. Was aber das Herz Jesu am meisten aufwühlte, war, dass er die Nähe seines Vaters für eine gewisse Zeit nicht spüren würde.

Als ich den Blick in sein Herz geschenkt bekam, wollte ich nur eines: ihn trösten, indem ich mitweinte und meine Hand auf sein Haupt legte. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich dort verharrte; es war schon dunkel, als ich den Leidensgarten verließ. Eines kann ich bezeugen: Dieses Erleben, diese tiefe Verbundenheit mit dem Herzen Jesu, war einer der heiligsten Momente, die ich je in meinem Leben erfahren habe. Es war ein Moment voller Liebe – einer Liebe, die nur schwer

zu beschreiben ist. Paulus formuliert diese Liebe so: Lasst uns „erkennen, die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus“ (Epheser 3,19).

In Psalm 62,9 werden wir eingeladen, unser Herz vor Gott auszuschütten. Was für ein Geschenk, dass ich Gott mein Herz hinhalten darf! Ist es jedoch nicht so, dass Gott genau das Gleiche mit seinem Herzen tun möchte? Dass er sein Herz vor mir ausschütten will? Unsere Gebetszeiten sind einseitig, wenn nur wir ihm sagen, was uns bewegt, und nicht wahrnehmen, was ihn bewegt. Er will reden, uns an seinem Herzen, seinen Absichten teilhaben lassen. Seine Worte sind wie Perlen, die nicht einfach so am Wegesrand herumliegen, sondern um ihrer Kostbarkeit willen sind sie verborgen und wollen gesucht werden. Es ist eine Verborgenheit, die nur darauf wartet, enthüllt zu werden. Der Prophet Jeremia drückt Gottes Herzenswunsch so aus:

Unsere Gebetszeiten sind einseitig, wenn nur wir ihm sagen, was uns bewegt, und nicht wahrnehmen, was ihn bewegt.

Rufe mich an, dann will ich dir antworten und will dir Großes und Unfassbares mitteilen, das du nicht kennst (Jeremia 33,3).

Bei den Marienschwestern ging ich auf ihren „Berg Tabor“, eine kleine Anhöhe auf dem Gelände. Dort stellte ich Jesus folgende Frage: „An was erfreut sich dein Herz? Und an was leidet dein Herz?“ Ich schlug mein Tagebuch auf und begann die Impulse aufzuschreiben.

Ich war erstaunt, wie schnell sich die Seiten in meinem Tagebuch füllten. Jesus freute sich über diese Frage, und ich nahm wahr: Er hatte ein „Mitteilungsbedürfnis“.

Wir brauchen eine Offenbarung des Herzens Gottes, wenn wir wollen, dass sich unsere Herzen mit dem seinen synchronisieren. Im Folgenden werde ich etliche Herzensoffenbarungen

Gottes beschreiben, die ich im Laufe der letzten Jahre empfangen habe. Beim intensiven Durchlesen meiner Tagebücher der letzten zehn Jahre durfte ich erkennen, dass Gott immer wieder zu mir geredet hat, sei es durch sein geschriebenes Wort oder auch durch das direkte Reden des Geistes.

Klar ist: Das, was ich hier schreibe, umfasst nur einen Teil des Herzens Gottes. Nie kann einer sagen: „Ich habe das Herz Gottes erfasst.“ Da gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Das „Suchen“ im Sinne von vertieftem Verständnis des Herzens Gottes ist eine bleibende, heilige Angelegenheit.

In dem biblischen Buch „Hohelied“ wird eine Episode geschildert, die auf wunderbare Weise etwas von der Herzenshaltung Gottes offenbart (vgl. Hohelied 5,2-8). Der Geliebte klopft in der Nacht an die Haustür seiner Braut. Als sie jedoch die Tür öffnet, ist er nicht mehr da. Sie zieht sich an und geht hinaus in die Nacht, um ihren Geliebten zu suchen. Obwohl sie Gefahren ausgesetzt ist, lässt sie sich nicht abhalten. Es ist eine leidenschaftliche Suche.

Warum hat sich der Geliebte verborgen? Will er seine Braut in Stress bringen? Ich vermute, es ist ein Anreiz zur Suche, zum Sehnen nach der tiefen Gemeinschaft mit dem Geliebten. Wenn Gott sich vor uns verbirgt, dann will er kein Spiel mit uns spielen, sondern uns aus der –manchmal frommen – Gleichgültigkeit herausführen, hinein in ein neues Sehnen nach ihm. Unser Herz soll ein Herz der Suche nach dem Geliebten sein.

Suchen ist kein verzweifeltes Fragen: „Wo bist du?“, sondern die Bitte: „Herr, führe mich in die verborgene Vertrautheit.“

Mein Gebet ist: „Mein Gott, ich will ein Suchender bleiben.“ Das „Finden“ Gottes ist keine einmalige Sache (wie langweilig wäre das und unangemessen gegenüber der Schönheit und Größe Gottes), sondern immer Teil einer lebendigen Nachfolge. In Wenn Gott sich vor uns verbirgt, dann will er kein Spiel mit uns spielen, sondern uns aus der – manchmal frommen –Gleichgültigkeit herausführen.

Psalm 69,33 finden sich folgende Worte: Ihr, „die ihr Gott sucht, euer Herz soll leben.“ Das Suchen ist der Ausdruck eines lebendigen Herzens. Das Herz eines Suchenden gefällt dem Herrn. In Johannes 3 wird uns das Nachtgespräch zwischen Jesus und Nikodemus berichtet. Nikodemus war ein angesehener und sicher auch weiser Schriftgelehrter und Pharisäer. Aber er war auch ein Mann voller Fragen. Vielleicht aus Scham vor anderen kam er in der Nacht zu diesem Wanderprediger. Seine Fragen zeugten von einer Sache: Er war ein Suchender. Er hatte diesen Jesus noch nicht in die Schublade „Irrlehrer“ gesteckt, sondern wollte ihn tiefer verstehen. Auch wenn Jesus ihn herausforderte, so bin ich überzeugt, dass er sich an ihm freute. Diesem suchenden Pharisäer offenbarte Jesus tiefe Wahrheiten. Wahrheiten über eine geistliche Neugeburt und über die Liebe des Vaters im Himmel. Nikodemus hatte daran schwer zu knabbern, aber in seinem Herzen wurde Leben eingepflanzt. Warum? Weil er ein Suchender war.

Martin Schleske, dessen Bücher „Der Klang“ und „Herztöne “ mich sehr inspiriert haben, schreibt: „Viele sagen, sie hätten Gott gefunden und haben sich damit auch abgefunden.“1 Als wäre das Finden Gottes etwas Statisches. Etwas, das man hat! Aber Gott kann man nie „haben“, sondern nur auf der Ebene einer Herzensbeziehung erleben.

Immer wieder stelle ich Gott folgende Frage: Vater, Abba –mein Gott, was bewegt dich? Als ich das mal wieder tat, empfand ich folgende Antwort: „Mein Sohn, das werde ich sehr selten gefragt. Ich soll meist nur absegnen, was der Mensch sich vornimmt (auch fromm vornimmt). Alles in der Schöpfung läuft in meinem Takt. Nur der Mensch ist für mich eine echte Herausforderung. Ich will ihn durchdringen, aber er zieht sich ständig zurück. Oft höre ich den Ruf: ‚Herr, verändere mich!‘ Aber es ist so, als ob einer sagt: ‚Ich möchte braun werden‘, sich aber nie der Sonne aussetzt. Ich möchte den

1 Martin Schleske, Herztöne – Lauschen auf den Klang des Lebens, Asslar: Adeo Verlag, 2016, S. 190.

Menschen wirklich transformieren, aber ich kann ihn nicht wirklich in meine Hände nehmen, sondern nur mit den Fingerspitzen berühren, weil er sich mir nicht wirklich anvertraut.“ Hören wir daraus den Schmerz Gottes darüber, dass der Mensch sich ihm immer wieder entzieht?

Würde bei uns eine Herzens-OP notwendig sein, dann hätten wir ein ungutes Gefühl, wenn dies ein Medizinstudent machen würde. Wir würden nur jemand an uns heranlassen, zu dem wir Vertrauen haben. Gott lassen wir nur dann an unser Herz heran, wenn in uns ein tiefes Vertrauen in seine Güte, seine Liebe und seine Absichten vorhanden ist. Unser Herz ist manchmal schwer zu knacken. Gottes Aufbruch-Werkzeug heißt Liebe. Jegliche Herzensveränderung beginnt damit, dass Gott auf behutsame Weise den angestauten Eiter unserer Lebenserfahrungen abfließen lässt und so Heilung in unser Inneres hineinkommt.

In meiner Nachbarschaft wohnt ein alter Mann. Er hat ein großes Grundstück, auf dem aller möglicher Schrott lagert. In früheren Zeiten hat er landwirtschaftliche Gerätschaften gesammelt und diese an Landwirte in verschiedenen Ostblockländern weitergegeben. Doch seit Jahren ist da nichts mehr geschehen. Ich sehe ihn hier und da, wie er den Schrott neu ordnet. Aber hier wäre nicht Neuordnung angesagt, sondern Entsorgung. Für mich ist das ein Bild, wie wir manchmal mit unserem Lebensschrott umgehen. Wir schauen ihn immer wieder an, ordnen ihn, anstatt ihn zu entsorgen. Nur durch Entsorgung, durch Loslassen hinein in die Hände unseres Gottes, kann unser Herzensareal frei werden für das, was Gott neu darauf errichten möchte.

Auf den folgenden Seiten werde ich versuchen, das Herz Gottes näher zu beschreiben. Und ich möchte nochmals betonen: Das, was ich schreibe, kann nie umfassend Gottes Herz darlegen, und dennoch hoffe ich, dass diese Zeilen an deinem Herzen andocken und zu einem neuen, in Gott gegründeten Herzschlag führen.

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