So wie er.
Der Bus stand dort fast jeden Tag, aber heute sah Noah zum ersten Mal, wem er eigentlich gehörte. Ein Mann stieg auf der Fahrerseite aus. Noah schätzte ihn etwas jünger als seinen Dad.
Mit Schwung knallte er die Tür zu und ging zum Kofferraum. Auf der Beifahrerseite stieg ein Mädchen mit schulterlangen dunklen Haaren aus.
Vielleicht hatte er sie schon mal gesehen, in der Schule. Noah war sich nicht sicher. Sie könnte in seine Parallelklasse gehen.
Der Mann, höchstwahrscheinlich ihr Vater, holte eine Säge aus dem Kofferraum und schloss die Seitentür der Kirche auf.
Irritiert hob Noah die Augenbrauen. Was wollte er denn mit einer Säge in der Kirche?
Das Mädchen folgte ihm, warf dann aber noch einen Blick über die Schulter, herüber zu seinem kleinen Fenster.
Hastig senkte Noah sich über die nicht vorhandenen Bücher auf seinem Schreibtisch. Eigentlich wäre er gern rausgegangen und hätte gefragt, was sie mit der Säge vorhatten. Und warum der weiße
VW-Bus eine schwarze Motorhaube hatte. Einfach nur, um mal wieder ungezwungen mit jemandem zu quatschen. Aber als Noah wieder aufschaute, waren beide in der Kirche verschwunden und hatten die Tür hinter sich geschlossen. Nur eine Gestalt mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze hastete an der Kirche vorbei und verschwand hinter der nächsten Hausecke. * * *
Die Minuten krochen dahin. Noah schielte auf die Digitalanzeige seines Handys, das vor ihm auf dem Tisch lag: 12:58 Uhr. Noch zwei Minuten, dann war der letzte Schultag vor den Winterferien vorbei. Auf der Leinwand lief ein Film, den Noah vor zwei Jahren schon mal im Kino gesehen hatte, und Frau Soch korrigierte nebenbei Aufsätze. Der Rest seiner Klasse schien auch eher gelangweilt das Ende der Stunde abzuwarten. Ein typischer Vor-den-Ferien-Schultag eben.
Als die Handyanzeige auf 13:00 Uhr sprang, begannen einige, ihre Rucksäcke zu packen.
»Ist es schon so weit?« Frau Soch schaute von ihren Aufsätzen auf.
»Ein Uhr.« Das Mädchen vor Noah drehte ihr Handy so, dass Frau Soch die Uhrzeit sehen konnte.
Die Vertretungslehrerin nickte und stoppte den Film. »Dann wünsche ich euch schöne …« Der Rest ihres Satzes ging in der Aufbruchsstimmung unter.
Noah verließ als einer der Letzten die Container-Anlage. Für Mitte Februar war es heute außergewöhnlich mild, schon fast frühlingshaft.
»Hoffentlich liegt auf den Skipisten genug Schnee«, hörte er das Mädchen, das im Unterricht vor ihm saß, im Vorbeigehen sagen. Er konnte sich ihren Namen einfach nicht merken.
»Wann fahrt ihr los?«, fragte ihre Freundin.
»Heute noch, wenn mein Vater Feierabend hat.« Sie warf sich ihre langen Haare über die Schulter.
»Wir müssen doch die Zeit nutzen.«
Am Schultor stand Derek, lässig an den Zaun gelehnt, und unterhielt sich mit einem seiner Kumpels. Der andere saß oben auf dem Tor und ließ es hin und her schwingen, indem er sich ab-