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Corona und das Geld Das Sentiment der heimischen Anleger und die Krisenfolgen
from medianet 21.08.2020
by medianet
Finanzen der Österreicher während der Pandemie
Die Erste Bank hat die pekuniäre Situation der Landsleute erhoben. Die aktuellen Zahlen der Union Investment Austria spiegeln das Sentiment der Anleger wider.
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••• Von Reinhard Krémer D as Virus hat die Alpenrepublik noch immer fest im Griff, auch wenn die Wirtschaft bereits wieder auf Erholungskurs segelt. Doch eine Umfrage zeigt: Die Covid-Pandemie hinterlässt finanzielle Spuren bei den Österreichern. Laut einer repräsentativen Integral-Studie im Auftrag der Erste Bank erlebt aktuell ein Drittel (32%) der Österreicher finanzielle Einbußen aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.
Am stärksten spüren das demnach die 30- bis 49-Jährigen: 46% dieser Altersgruppe geben an, finanzielle Einschränkungen zu erleiden. Bei den Berufstätigen generell müssen momentan laut Umfrage 4 von 10 (42%) Personen in der Haushaltskasse zurückstecken.
Es soll mehr veranlagt werden
Insgesamt wollen 81% (+2PP) der befragten Sparenden in den nächsten zwölf Monaten etwas auf die hohe Kante legen; der Betrag, der dafür vorgesehen wird, steigt deutlich im Vorjahresvergleich von 4.200 € auf 5.400 € an. Fonds, Aktien und Anleihen werden für österreichische Anleger immer attraktiver und legen um drei Prozentpunkte auf 29% zu.
Weiterhin beliebt sind die Sparklassiker Sparbuch, welches um fünf Prozentpunkte zulegt
(64%), und der Bausparvertrag (42%, +2PP). Tendenziell weniger geplant werden hingegen Lebensversicherungen (31%, –3PP) und Immobilien (16%, –3PP).
Fondssparpläne forcieren
„Das Sparbuch eignet sich im anhaltend niedrigen Zinsumfeld nur mehr als kurzfristige Liquiditätsreserve. Aufgrund der geringen Einlagenzinsen und der darüber liegenden Inflation verlieren die Österreicher viel an Kaufkraft. Aus unserer Sicht ist ein Fondssparplan die sinnvollste Vorsorgevariante. Mit 50 Euro pro Monat kann man da schon einsteigen“, sagt Peter Bosek, CEO der Erste Bank.
Die Zahl derjenigen, welche eine größere Anschaffung planen, ist mit 36% im 12-MonatsTrend fast identisch (+1PP). Wie gewohnt, greifen Autokäufer, Häuserbauer und Co. gern zu eigenen Rücklagen (83%).
© Andreas Jakwerth
Durch geringe Einlagenzinsen und höhere Inflation verlieren die Österreicher viel Kaufkraft. Ein Fondssparplan ist die sinnvollste Vorsorgevariante.
Peter Bosek
CEO Erste Bank
Die Kredithöhe steigt deutlich
Über einen Bankkredit oder ein Bauspardarlehen will das geplante Vorhaben aber auch weiterhin etwa jeder Fünfte (18%, –1PP) realisieren und plant dabei, höhere Summe aufzunehmen: Die geplante Kredithöhe steigt signifikant um 40% von im Schnitt 71.500 € vor einem Jahr, auf nun 99.500 €.

„Krisenbedingt sinkt das Volumen bei Konsumkrediten; Wohnkredite sind dagegen stärker gefragt, da Wohnraum in der Krise einen wichtigeren Stellenwert bekommen hat“, sagt Bosek. „Die Erste Bank wird weiterhin Kundinnen und Kunden zur Unterstützung mit Kredit- und Ratenstundungen zur Seite stehen, um für finanzielle Entlastung zu sorgen“, so Bosek
Investmentsparer bleiben cool
Die Sparer in Österreich zeigen sich unbeeindruckt von der Coronakrise. Dies belegen die Zahlen von Union Investment im ersten Halbjahr: Der Nettomittelzufluss in Investmentfonds lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei 225 Mio. €, was einen Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Bemerkenswert ist auch die Zunahme der Fondssparpläne, die gegenüber dem Vorjahr um fast 22.000 auf über 100.000 Stück stiegen. Auf der Suche nach passenden Anlagelösungen setzten die Sparer zunehmend auf Sparpläne.
Guter Start – aber dann …
Das Jahr 2020 startete positiv für Anleger, denn die Kapitalmärkte liefen gut; mit dem Auftreten der Corona-Pandemie erlebten die Märkte dann jedoch die schwersten Einbrüche seit Langem.
Beachtenswert und erfreulich vor diesem Hintergrund war aber die Reaktion der Spa
Bankchef
Peter Bosek ist Vorstandsvorsitzender der Erste Bank.
+40%
Höhenflug
Die Österreicher planen, eine höhere Summe für Anschaffungen aufzunehmen: Die geplante Kredithöhe steigt signifikant um 40% von im Schnitt 71.500 vor einem Jahr auf nunmehr 99.500 €. rer. „Anleger scheinen aus den vergangenen Krisen gelernt zu haben, dass vorübergehende Kursrückgänge keine Kursverluste nach sich ziehen müssen. Sie hielten an ihrer langfristigen Ausrichtung fest und reagierten insgesamt sehr besonnen“, sagt Marc Harms, Geschäftsführer der Union Investment Austria.
Sparpläne legten zu
Die Zahl der Sparpläne stieg 2020 bei den Volksbanken weiter an und überschritt im ersten Halbjahr die Marke von 100.000 Stück.
Alleine in diesem Jahr wurden bis Ende Juni 10.300 neue Fondssparpläne abgeschlossen. „Dieser Erfolg ist vor allem der Beratungsqualität der Experten bei der Volksbank geschuldet, denn sie standen ihren Kunden in dieser unruhigen Zeit zur Seite“, sagt Harms. „Zusätzlich initiierte die Volksbank digitale Formate und Angebote wie Kundenkonferenzen, denn die Nähe zu den Kunden ist besonders wichtig“, erläutert Generaldirektor Gerald Fleischmann von der Volksbank Wien AG.
Die Corona-Situation verstärkt den Trend zu niedrigen Zinsen und verschärft den Anlagenotstand der Sparer. Besonders gefragt waren daher Mischfonds, offene Immobilienfonds sowie reine Aktieninvestments.
Nachhaltigkeit liegt im Trend Das Interesse privater Anleger nach nachhaltig anlegenden Fonds stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. So verdoppelte sich der Nettoabsatz gegenüber dem Vorjahr nahezu auf 50,1 Mio. € (Juni 2019: 26,2 Mio.).
Das Volumen nachhaltiger Fondslösungen bei Union Investment in Österreich lag bei 356 Mio. € per Juni 2020. Das bedeutet eine Steigerung der Bestände von knapp 50% im Vergleich zum Vorjahr.
© David Sailer Johann Strobl, CEO der RBI: „ Wir verfügen über eine gute Kapitalausstattung und eine starke Liquiditätsposition.“

Covid trifft die RBI
Pandemie und Lockdown beeinträchtigten auch das Halbjahresergebnis der Raiffeisen Bank International.
WIEN. Die Raiffeisen Bank International (RBI) erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2020 ein Konzernergebnis in Höhe von 368 Mio. €. Das Konzernergebnis sank im Periodenvergleich um 203 Mio. €, meldet das Unternehmen.
Es ist durch direkte und indirekte Effekte aus der Covid19-Krise belastet; dies betrifft die Kreditrisikokosten sowie WIEN. Der Baustoffkonzern Wienerberger zeigte zum Halbjahr eine krisenresistente Performance mit einem Umsatz von 1.642 Mio. € (–5%) und einem bereinigten EBITDA von 255 Mio. € (–12%) in einem herausforderndem Marktumfeld.
Dabei ist es dem Unternehmen in einem von der Krise schwer betroffenen Marktumfeld gelungen, den Produktmix weiter Auswirkungen von Zahlungsmoratorien und Wertminderungen bei Beteiligungen und Firmenwerten.
Solide Verfassung trotz Krise
„Die RBI befindet sich in einer soliden Verfassung. Wir verfügen über eine gute Kapitalausstattung und eine starke Liquiditätsposition. Wir lassen unseren Ausblick unverändert. durch Konzentration auf hochwertige Lösungen zu verbessern und die proaktive Preispolitik erfolgreich fortzusetzen. „Unsere Halbjahresergebnisse zeigen eindeutig, dass unser Geschäft stabil ist und wir in der Lage sind, eine solche Krise zu bewältigen“, sagte WienerbergerVorstandsvorsitzender Heimo Scheuch zur Unternehmensentwicklung. (rk) Wir rechnen damit, dass die RBI in diesem Jahr einen KonzernReturn-on-Equity im mittleren einstelligen Bereich erwirtschaften wird“, sagte Vorstandsvorsitzender Johann Strobl.
Am stärksten sichtbar wurde die Rezession bei den Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte, die nunmehr 312 Mio. € erreichten, nachdem sie im Vorjahr noch bei sehr niedrigen 12 Mio. € gelegen waren, so die RBI.
Unter Berücksichtigung des Halbjahresergebnisses ergab sich (jeweils fully loaded) eine harte Kernkapitalquote von 13,2%, eine Kernkapitalquote von 14,6% und eine Eigenmittelquote von 17,5%.
Lockdown brachte Rückgang
„Nach einer erfreulichen Ertragsentwicklung im ersten Quartal hatten wir im zweiten Quartal aufgrund des Lockdowns einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen. Mittlerweile beobachten wir in vielen Bereichen eine Erholung der wirtschaftlichen Aktivitäten“, so CEO Strobl. „Wir erwarten ein geringes Kreditwachstum für 2020. Die Neubildungsquote dürfte aus aktueller Sicht im Jahr 2020 auf rund 75 Basispunkte steigen, abhängig von Dauer und Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs.
Zum heutigen Zeitpunkt und basierend auf unseren Einschätzungen erwarten wir für 2020 einen Konzern-Return-onEquity im mittleren einstelligen Bereich. Basierend auf dieser Zielquote, beabsichtigen wir Dividendenausschüttungen in Höhe von 20 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses“, sagte der
Solides Ergebnis
Die Wienerberger Gruppe trotzte der Krise.
RBI-Vorstandsvorsitzende. (rk)

© APA/Herbert Pfarrhofer Wienerberger-CEO Heimo Scheuch: „Rasch reagiert und daher gut performt.“









