HISTORISCHE VERKEHRSWEGE ALS ÖKOLOGISCHE UND TOURISTISCHE INFRASTRUKTUR Cornel Doswald
Die Umsetzung des IVS im Landschaftspark Binntal Landschaftswandel bedeutete für das Verkehrsnetz des Binntals den Bau neuer Strassen für den motorisierten Transport und das Absinken der alten Wege zu Wanderwegen mit stark reduziertem Wegunterhalt. Ihrem allmählichen Zerfall versucht ein beispielhaftes Instandstellungsprogramm zu begegnen (Abb. 1).
B
is zur Eröffnung der 1930–38 gebauten Binntalstrasse zwischen Ernen und Schmidigehischere, dem Talhauptort, verfügte das Binntal über keine fahrbare Erschliessungsstrasse, wenn man von dem 1884 zum zwei Meter breiten Karrweg ausgebauten Saumweg durch die Twingischlucht absieht. Dieser Ausbau wurde bezeichnenderweise hauptsächlich vom Wirt des 1883 eröffneten Hotels «Ofenhorn» betrieben, während die Transportkultur der Einheimischen noch auf dem Gehen und Tragen beruhte. Nach dem Bau der höher im Hang liegenden Fahrstrasse
46 Wege und Geschichte | Les chemins et l’histoire | Strade e storia
zerfiel dieser exponierte Weg bis auf einige unzusammenhängende Reste. Erst 1964 erhielt das Tal aber eine wintersichere Verbindung, als die Passage durch die stark den Lawinen ausgesetzte Twingischlucht mit einem 1,9 Kilometer langen Strassentunnel abgekürzt wurde. In den 1960er-Jahren folgte die Erschliessungsstrasse des Lengtals für den Bau der Kraftwerkszentralen Saflisch und Heiligkreuz und des Stausees Chummibort der Gommerkraftwerke GKW. In der Folge wurde der alte Pilgerweg von der Twingischlucht zum 01/2021