ERHALTUNG – HOMOGENITÄT – I NTEGRATION Cornel Doswald
Ein Gestaltungskonzept für die historischen Urner Passstrassen An vier Passstrassen des Kantons Uri ist heute noch nennenswerte originale Bausubstanz vorhanden. Sie dokumentiert die handwerkliche Ausführung alpiner Kunststrassen im 19. und 20. Jahrhundert. Um dem fortschreitenden Verlust an Denkmalsubstanz entgegen zuwirken, gab der Urner Regierungsrat 2018 die Erarbeitung eines generellen Gestaltungs konzepts in Auftrag.1
D
ie Passstrassen des Kantons Uri Die Gotthardpassstrasse war in den 1820er- und 1830erJahren die Antwort auf den Bau der Bündner Kommerzialstrassen über Splügen- und San Bernardinopass (1818–1823), basierend auf dem 1826 abgeschlossenen Gotthard-Konkordat der Stände Basel, Solothurn, Luzern, Uri und Tessin. Als einzige Urner Passstrasse gehört sie in die Epoche der grossen Alpentransitstrassen, die mit der Simplonstrasse (1800–1805) begann und mit der Julier–Maloja-Route (1820–1840) ihren Abschluss fand. 1936– 1941 wurde die Passstrasse erstmals den Bedürfnissen des privaten Auto- und Lastwagenverkehrs angepasst, wobei der Bund den
24 Wege und Geschichte | Les chemins et l’histoire | Strade e storia
Grossteil der Kosten trug. 1955/56 entstand in der Schöllenenschlucht mit der neuen Teufelsbrücke die erste wichtige Korrektur. Zahlreiche Bauausführungen aus Naturstein stammen von diesen Anpassungen an den Autoverkehr in der Vor- und Nachkriegszeit. Die Furkapassstrasse von Oberwald bis Hospental entstand 1863– 1866 in Ausführung des Alpenstrassenbeschlusses von 1861. Furka- und Oberalpstrasse sollten die drei grossen Täler der zentralen Hochalpen, das Rhone-, das Reuss- und das Rheintal, verbinden. Die Axenstrasse wurde gebaut, um den Gotthard vom Mittelland her befahrbar zu machen. Der Bund übernahm zwei Drittel der Kosten, da der Bau der Strassen im nationalen Interesse lag.
01/2021