Via Storia 01/2021

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LOPPER – ­TRIBUT AN DIE MOBILITÄT Marion Sauter

Der Lopper ist eine Felsnase, die den Alpnachersee vom Vierwaldstättersee abgrenzt. Jahrtausendelang wurde diese Felsnase überquert; der Saumpfad führte über den Renggpass (885 m ü. M.). Das 19. Jahrhundert brachte eine Erschliessung rund um den Lopper und damit eine kom­ fortablere Anbindung Nidwaldens an Luzern. Seitdem scheinen die Baumassnahmen jedoch zu explodieren.

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rste Spuren Der Lopper wird seit prähistorischer Zeit frequentiert. Aussergewöhnlich frühe Zeugnisse der Besiedlung in der Region sind die Pfahlbausiedlung Kehrsiten NW und die Römervilla bei Alpnach OW. Auch wenn der Wasserweg über den Vierwaldstättersee für Waren stets eine wichtige Rolle spielte, gingen die Anwohnerinnen und Anwohner über Jahrtausende zu Fuss über die Passhöhe des Rengg (885 m ü. M.) am westlichen Rand des Loppers. Der Renggpass verbindet Hergiswil NW und Alpnachstad OW und war ein Nadelöhr auf der Gotthardroute, dem Landweg gen Süden. Dennoch hat er überraschend wenig archivalische Zeugnisse hinterlassen. Als die Dufourkarte 1864 erstellt wurde, stand bereits die vier Jahre zuvor eröffnete Lopperstrasse im Fokus. Der beschauliche Saumpfad hatte in der öffentlichen Wahrnehmung offensichtlich ausgedient. Auch der aufwendige Ausbau der Passhöhe im Zweiten Weltkrieg und bis in die 1980er-Jahre mit Kampf­­stellungen, Kavernen und Infanteriewerken erfolgte weitgehend abseits der Öffentlichkeit. Ausbau Warum wurde der Renggpass nicht ähnlich dem Hirzel (678 m ü. M.) oder dem Albis (915 m ü. M.) ausgebaut? Mit der exponierten Lopperstrasse wurde ein Brückenschlag am östlichen Fuss des Loppers, dem Acheregg, möglich und damit der Nidwaldner Hauptort Stans auf direktem Weg mit Luzern verbunden. Allerdings darf die Reisegeschwindigkeit nicht überschätzt werden: Um auch dem Schiffsverkehr gerecht zu werden, wurde 1860 eine Aufziehbrücke und 1914 eine schneller zu öffnende Drehbrücke nach Plänen des späteren ETH-Rektors Arthur Rohn errichtet. Mit der zuneh14 Wege und Geschichte | Les chemins et l’histoire | Strade e storia

menden Motorisierung geriet der Verkehrsknotenpunkt wegen des regelmässigen Unterbruchs des Strassenverkehrs durch die Drehbrücke im Laufe des 20. Jahrhunderts an seine Grenzen (Abb. 1). 1954 – sechs Jahre vor Inkrafttreten des Schweizerischen Nationalstrassengesetzes – beschloss der Kanton Nidwalden den Bau einer vierspurigen Strasse von Horw LU bis Stansstad NW und damit eine Querung des Achereggs ohne Unterbruch. Die Planung ab 1958 oblag den Basler Ingenieurbüros W. & J. Rapp und E. & A. Schmidt. 1960 wurde das Projekt als Nationalstrasse N2 Teil des Schweizerischen Autobahnprogramms, nicht jedoch der Anschluss gen Westen über den Brünig, die heutige A8. Die umsichtig planenden Ingenieure setzten sich jedoch bereits mit möglichen Szenarien der späteren Kreuzung der Nord-Süd- und der West-Ost-Achse auseinander und schufen damit die Grundlage für den weiteren Ausbau in den 1980er-Jahren. Verkehr und Landschaft Obwohl die 1960er-Jahre von einer grossen Technikeuphorie geprägt waren und Umweltschutz noch kein relevantes Thema war, wurde bei der Planung der N2 darauf geachtet, die Eingriffe in das sensible und weithin sichtbare Terrain am Vierwaldstättersee möglichst gering zu halten. Der Entscheid fiel auf eine Tunnelund Viadukt-Lösung. Die Alternative, die Fahrbahnen kaskadenartig in den Hang zu schneiden, was die Errichtung einer über

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