TM 02 2019

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In der Ausstellung «Sehwunder» im Thun-Panorama geht es um optische Illusionen. Zu ­sehen ist auch eine Neuinterpretation des Kaiserpanoramas. Der geheimnisvolle Apparat offenbart einem via Gucklöcher eine faszinierende Welt. Am 5. Mai ist Vernissage.

THUN-PANORAMA

Alte Erfindung neu interpretiert Vor 150 Jahren war es nicht einfach, von Thun aus die Welt zu entdecken. Jede Reise war zeitaufwändig und kostspie­ lig. Und doch packte ein noch nie be­ kanntes Reisefieber die Menschen. Sie wollten Neues sehen – Ruinen der An­ tike, orientalische Märkte oder grüne Dschungelwelten. Der deutsche Physi­ ker und Unternehmer August Fuhrmann nutzte die Gunst der Stunde und kre­ ierte mit den neuesten optischen Erfin­ dungen einen Apparat mit dem Namen Kaiserpanorama. Dieser bestand aus ei­ nem grossen, runden Kasten, an dem bis zu 25 Personen durch Gucklöcher exotische Reiseziele betrachten konn­ ten. Und zwar zum ersten Mal in Farbe und dreidimensional.

Mit der Welt bekannt machen Seit der ersten Veröffentlichung 1883 in der beliebten Berliner Kaisergalerie war der Erfolg gross, in Spitzenzeiten gab es bis zu 250 Kaiserpanoramen. Fuhrmann nutzte für seine Werbung den Slogan: «Durch das Kaiserpanorama ist das Pro­ blem gelöst, die Welt mit der Welt be­ kannt zu machen.» Er schickte bis zu acht Fotografen um die Welt, die immer auf der Suche nach exotischem Bildma­ terial waren. Doch das Kino wurde im­ mer populärer und so war 1939 Schluss für die Kaiserpanoramen. Wocher-Panorama als Inspiration In der Ausstellung «Sehwunder. Trick, Trug & Illusion» im Thun-Panorama ist ab dem 5. Mai nebst historischen Ob­ jekten (Praxinoskop, Daumenkinos, Anamorphosen) auch eine Neuinter­ pretation des Kaiserpanoramas zu se­ hen. Das 30-köpfige Künstlerkollektiv Seico aus Luzern nahm sich der Idee des historischen Apparats an und reali­ sierte eine moderne Interpretation. Die äussere Gestalt bleibt, so auch die Gucklöcher. Doch im Innern kreiert das Kollektiv eine fiktive Stadtlandschaft. In­ spiriert von der Stadtszene auf dem Rundbild von Marquard Wocher, ist das

Werk des Kollektivs mit Lichttricks und gekonnter Inszenierung ein wahres Sehwunder.

Bilder: Das Kaiserpanorama brachte den Menschen vor 150 Jahren die ganze Welt nach Hause. Das 30-köpfige Künstlerkollektiv Seico hat den historischen Apparat neu interpretiert.

Text: Anja Seiler Bild: Prospekt Augusta Fuhrmanna, zvg

Ausstellung

«Sehwunder. Trick, Trug & Illusion» im Thun-Panorama. Im Rahmen einer erstmali­ gen Kooperation zeigt das Bourbaki Panorama Luzern zeitgleich ebenfalls eine Ausstellung zur Sehlust (vgl. www.bourbakipanorama.ch). Eröffnung in Thun: Sonntag, 5. Mai 2019, ab 11 Uhr Künstlergespräch: Sonntag, 25. August, 11.15 Uhr www.thun-panorama.ch 2/19  |  ThunMagazin

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