Kolumne
SIND DIE ĂPFEL VOM NACHBARN WIRKLICH BESSER ALS DIE EIGENEN? Die Schweizer Hochzeitsbranche hat sich zu einer innovativen pulsierenden Gemeinschaft entwickelt. WĂ€hrend den letzten 15 Jahren sind hierzulande viele kleine tolle und trendige Unternehmen entstanden. Weshalb beziehen also immer noch Brautpaare Dienstleistungen und Produkte fĂŒr ihre Hochzeit aus dem Ausland? Ist es der Preis? Oder hat die Hochzeitsbranche bei uns ein Imageproblem? Ist das Heiraten hier zu «bĂŒnzlig»? Oder denken einige immer noch, dass hier «Amateure» am Werk sind? Gerade jetzt und in den nĂ€chsten Monaten ist es fĂŒr jeden Anbieter hierzulande existenziell, dass die Einheimischen sie berĂŒcksichtigen â sie haben eine lange Durststrecke hinter sich. Es gibt aber noch weitere gute GrĂŒnde, warum Sie auf Schweizer Dienstleister setzen sollten: 1. Sicherheit und QualitĂ€t: Ein Produkt oder eine Dienstleistung aus dem Ausland wird leider hĂ€ufig nicht wie beschlossen oder gar zu spĂ€t geliefert. Da nĂŒtzt alles Reklamieren nichts, aufgrund der rechtlichen Handhabung verlieren Paare oft ihr Geld. Zudem geht vergessen, dass alles, was in die Schweiz importiert wird â sogar das Brautkleid im eigenen Kofferraum â ordentlich verzollt werden muss. Nicht selten bleiben Waren aus verschiedenen GrĂŒnden am Zoll hĂ€ngen â auch das Brautkleid im eigenen Kofferraum. 2. Die moralische Verpflichtung: Steht das im Ausland eingesparte Geld ĂŒber der Ethik, wird der eigenen Wirtschaft geschadet. 3. Die Klimafrage: Rechtfertigt das Sparpotenzial die wiederholten Fahrten ins Ausland? Vor einiger Zeit durfte ich eine Hochzeit in Deutschland organisieren. Das Brautpaar hatte sich entschieden, diese
auf halber Strecke zwischen den beiden Familien zu feiern. Am Hochzeitstag war ich vor Ort, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Da meinte der in Deutschland ansĂ€ssige Zeremoniengestalter zu mir, dass er sehr viele Paare aus der Schweiz traue. Auch vermehrt in der Schweiz, aber in Zukunft werde er diese Preise anheben. Er begrĂŒndete es damit, dass seine Berufskollegen in der Schweiz höhere Honorare hĂ€tten und er nicht weniger verdienen wolle als jene. Ich war etwas perplex, denn es ist ja nicht so, dass die Dienstleister in der Schweiz unter dem Strich «mehr verdienen», sondern höhere Betriebsausgaben und Lebenserhaltungskosten haben. Wer ist in diesem Beispiel nun schlauer: Das Brautpaar, das kĂŒnftig denkt zu sparen, oder der Dienstleister aus dem Ausland, der gleichviel verdienen will wie seine Kollegen in der Schweiz? Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Paare schauen oft nicht grĂŒndlich genug hin. Sie lassen sich schnell blenden und ĂŒberzeugen. Wer die Preise vergleicht, bemerkt schnell, ob ein Dienstleister eher Schweizer oder einheimische Kundschaft bedient. Von einigen BrĂ€uten ist mir gar zu Ohren gekommen, dass die Dienstleister hierzulande eben «chli bĂŒnzlig» und nicht ausreichend «trendy» seien. Das stimmt nicht. Die Branche ist im internationalen Vergleich ganz nahe am Puls der Zeit, sie ist ebenso modern und innovativ. Viele kleine und grössere Unternehmen bieten Produkte und Dienstleistungen an, die denen im Ausland in nichts nachstehen. Im Gegenteil, die Schweiz bietet meist eine höhere QualitĂ€tsarbeit, und sie ist mit ihrer multikulturellen Gesellschaft ein Schmelztiegel an EinflĂŒssen und Inspiration; ein Mekka fĂŒr individuelle Hochzeiten und ein Garant fĂŒr hohe Wertigkeit. Wiegt man alle Punkte der Dienstleister im In- und Ausland untereinander ab, lĂ€sst sich abschliessend sagen, dass man hierzulande am Ende vielleicht etwas mehr zahlt, dafĂŒr weniger Stress erlebt und mehr glĂŒckliche Momente teilen darf. In diesem Sinne rate ich allen BrĂ€uten, schaut erst grĂŒndlich im heimischen Garten, bevor ihr nach den Ăpfeln des Nachbars greift.
Wedding-Expertin Caty Pelosato Sie ist seit mehr als 20 Jahren der Profi beim Heiraten im In- und Ausland und weiss, dass die Schweizer Hochzeitsbranche heute interessanter, angesagter und individueller ist als noch Jahre zuvor.
«Nicht selten bleiben Waren aus verschiedenen GrĂŒnden am Zoll hĂ€ngen â auch das Brautkleid im eigenen Kofferraum.»
FrĂŒhling 2021 Swiss Wedding
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