Natürlich Januar 2022

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Sabine Hurni über das gesunde Frühstück

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rühstücken Sie? Ich stelle in meinen Beratungen fest, dass dieses wichtige Ritual, das auch von der Schweizerischen Ernährungsgesellschaft empfohlen wird, etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint. Oft fehlt die Zeit dazu oder der Tag beginnt so früh, dass schlicht noch kein Appetit vorhanden ist. Das hat zur Folge, dass viele Leute mit einem Kaffee im Magen aus dem Haus eilen, unterwegs ein Brötchen essen und erst am Mittag endlich eine richtige Mahlzeit zu sich nehmen. Ist das Frühstück tatsächlich eine derartige Zeitverschwendung? Oder gar ein Dickmacher?

stück einnehmen, in der Schule besser konzentrieren können und leistungsfähiger sind. Das kann auch eine Kombination aus Frühstück und Znüni sein. Wichtig dabei ist, dass die Lebensmittelgruppen Wasser oder ungezuckerter Tee, Obst und Gemüse, Getreide und Milchprodukte abgedeckt sind. Frühstücksmuffel sollten zu Hause zumindest ein Glas Wasser oder warme Milch trinken und zum Znüni einen Apfel mit etwas Brot und einem Stück Käse essen. Sind Kinder nicht zum Frühstücken zu bewegen, können es die Eltern mit Porridge oder Griessbrei versuchen. Viele Kinder lieben eine solche warme Morgenmahlzeit.

Breakfast, das englische Wort für Frühstück, heisst wörtlich übersetzt Fastenbrechen. Nicht nur im englischen ist das so: Auch das spanische desayuno kommt von ayunar, was fasten bedeutet; und auch das französische petit-déjeuner bedeutet kleines Fastenbrechen. Weil das Frühstück die erste Mahlzeit des Tages ist, nachdem man über Nacht mehrere Stunden nicht gegessen und somit gefastet hat.

Das warme Frühstück ist in vielen Ländern gang und gäbe. Von der Nudelsuppe über gekochte Eier, Reis, Bohnen mit Tomatensauce, Würstchen bis hin zum Kartoffelcurry mit Fladenbrot wird insbesondere in den asiatischen Ländern eine breite Auswahl zum Zmorge aufgetischt. Demgegenüber stehen viele Trends, die kommen und gehen: das Budwig-Müseli mit Quark, Leinsamen und Leinöl etwa oder die Vollwertflocken mit frischen Früchten und Kefir, der Smoothie mit allen möglichen Superfoods, Selleriesaft und vieles mehr. Hierzulande werden wohl vorwiegend Butterbrote gestrichen mit Konfitüre, Honig, Joghurt und Käse genossen; oder man startet den Tag mit einem Müesli aus Getreideflocken, einem geriebenen Apfel und Milch oder Quark. Das perfekte Frühstück gibt es nicht. Es gibt nur das ganz persönliche ideale Frühstück – das wiederum variieren darf, je nach Jahreszeit, Lebensalter und individuellen Bedürfnissen.

Betrachtet man das Frühstück aus Sicht der Ernährungsmedizin, so versorgt ein regelmässiger Mahlzeitenrhythmus den Körper besonders gut mit Energie und Nährstoffen. Dadurch bleiben Konzentrations- und Leistungsfähigkeit über den Tag erhalten und Heisshungerattacken können verhindert werden. Sinnvoll sind deshalb drei Hauptmahlzeiten: ein leichtes Frühstück, ein Mittagessen und ein frühes und leichtes Abendessen. Wenn nötig sind ein bis zwei Zwischenmahlzeiten okay. Diese sind insbesondere für Kinder wichtig, die auf diese Weise genügend Energie für den Tag erhalten. Am besten isst man dazu einen Apfel und ein paar Nüsse oder Trockenfrüchte. Mehrere Studien zeigen, dass sich Kinder, die ein ausgewogenes Früh-

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Im Auyrveda und in der chinesischen Medizin, wo Lebensmittel gleichsam als Arznei angesehen werden, heisst es, dass wer keinen Hunger hat, sich nicht zum


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