Die Schweizer stehen in den Startlöchern Wo steht die Elektromobilität in der Schweiz im Jahr 2020? Zum zweiten Mal nach 2019 hat der TCS den Elektropuls von 1001 Personen gefühlt. Das Ergebnis des neuen TCS-Barometers E-Mobilität: Wir sind bereit für den Take-off – wäre da nicht die Krux mit gewissen Lademöglichkeiten. TEXT DOMINIC GRAF
E-Mobilität ist also in den meisten Köpfen verankert. Dass die alternativen, nachhaltigen Antriebe allmählich aus ihrem Nischendasein heraustreten, zeigen auch die Neuzulassungen der ersten neun Monate dieses Jahres: Gemäss Auto-Schweiz verfügte bereits fast jeder vierte neue Personenwagen über einen Hybrid-, Elektro-, Gasoder Brennstoffzellen-Antrieb. Insbesondere die Steckerfahrzeuge legten 2020 mächtig zu: Alleine im September lag der Marktanteil von reinen batterieelektrischen Autos und Plugin-Hybriden bei historischen 20,2 Prozent.
Das Warten auf die «early majority» Wer heute ein Elektroauto besitzt oder sich nächstens eines kaufen möchte, zählt hierzulande immer noch zu den Pionieren, auch «early adopters» genannt. Wie sich bei der Umfrage zum TCS
E-Barometer herausstellt, handelt es sich hierbei hauptsächlich um Männer zwischen 40 und 65 Jahren aus der französisch- oder italienischsprachigen Schweiz. Sie sind gebildet, haben ein überdurchschnittliches Einkommen und verfügen über Wohneigentum. Obwohl sich der Marktanteil der Elektromobilität momentan noch auf diese Personengruppe beschränkt, sind die «early adopters» wichtige Wegbereiter für die nächste, grössere Gesellschaftsgruppe, die «early majority». Dazu zählen auch die 18- bis 39-Jährigen. Sie sehen das E-Auto als das Fahrzeug der Zukunft und wünschen sich den Mobilitätswandel vor allem aus ökologischen Gründen zum Wohle des Klimas. Weniger Lärm und finanzielle Vorteile sind ebenfalls häufig genannte Gründe, die für die E-Mobilität sprechen. Würde diese Gruppe sofort auf E-Fahrzeuge umsteigen,
Wo aufladen? Mieter und Laternenparkierer können nicht einfach frei eine Ladestation installieren
es wäre ziemlich sicher der endgültige Durchbruch. Deshalb stellt sich unweigerlich die Frage, worauf die «early majority» noch wartet.
Staat und Vermieter sind gefordert Tatsächlich, so der TCS EBarometer, gibt es mehrere Gründe, weshalb den Stromern noch immer mit Skepsis gegenübertreten wird. Nach wie vor werden die hohen Anschaffungskosten und die geringe Reichweite als Hauptgründe gegen den Kauf
Wahrscheinlichkeit Anschaffung Elektroauto
Einschätzung eigener Informationsstand
«Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie sich in Zukunft ein Elektroauto anschaffen werden (kaufen/leasen)?»
«Wie gut fühlen Sie sich über Elektromobilität informiert?»
11
9% Ich schaffe mir wahrscheinlich in den nächsten drei Jahren ein Elektroauto an.
9 8
36 36
14
27% Eher schlecht 3% Weiss nicht. / Keine Antwort
8% Ich schaffe mir wahrscheinlich in den nächsten vier Jahren oder später ein Elektroauto an.
27
3 52
11% Weiss nicht. / Keine Antwort In % Einwohner/innen ab 18 Jahren.
20 touring eMotion
52% Eher gut 14% Sehr gut
36% Ich schaffe mir wahrscheinlich in Zukunft ein Elektroauto an, aber ich weiss nicht, wann. 36% Ich schaffe mir wahrscheinlich nie ein Elektroauto an.
4% Sehr schlecht
4
In % Einwohner/innen ab 18 Jahren.
ISTOCK
J
eder zweite Schweizer will ein E-Auto kaufen.» Diese Erkenntnis aus dem ersten TCS E-Barometer machte im letzten Jahr Schlagzeilen und zeigte, dass die Elektromobilität schon 2019 als künftige Alternative zu Benzin und Diesel in Betracht gezogen wurde. Wie der neue E-Barometer nun zutage führt, hat sich daran auch ein Jahr später nichts geändert: Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (53 Prozent) hält es nach wie vor für wahrscheinlich, sich in Zukunft ein Elektroauto anzuschaffen. Während dies knapp jede zehnte Person innerhalb der nächsten drei Jahre tun will (9 Prozent), räumt sich fast die Hälfte der Befragten (44 Prozent) etwas mehr Zeit ein und kann sich einen Kauf erst in vier Jahren oder später vorstellen. Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung (66 Prozent) fühlt sich ausserdem gut bis sehr gut über das Thema informiert – die