Wie lange Ihr Haus lebt, bestimmen Sie Wie alt ein Gebäude wird, hängt nicht nur von der Qualität der verwendeten Baustoffe ab. Ebenso wichtig sind kontinuierlicher Unterhalt und Pflege. TEXT RAPHAEL HEGGLIN
Trotzdem: Bauen für die Ewigkeit ist unmöglich. Denn vom ersten Tag an altern Gebäude, keine Bausubstanz hält ewig. Auch Häuser haben ein Ablaufdatum, heisst es daher gemeinhin.
Regelmässiger Unterhalt erforderlich Welche Lebenserwartung ein Wohngebäude in der Schweiz durchschnittlich hat, ist statistisch nicht erfasst. In der Immobilienbranche geht man von 70 bis 100 Jahren aus. Diese Zeitspanne wird auch als Lebenszyklus eines Gebäudes bezeichnet. Er umfasst die Phasen Planung, Bau, Nutzung und Rückbau. Je regelmässiger Instandhaltung und Modernisierungen erfolgen und je besser sie geplant sind, desto länger lässt sich ein Haus nutzen. Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer können den Lebenszyklus ihres Hauses also massgeblich beeinflussen.
Haus muss mitwachsen Entscheidend für die Lebensdauer ist auch die Architektur. Sie muss nicht nur gefallen, sondern zu jeder Zeit die täglichen Anforderungen erfüllen. Diese ändern sich mit der Zeit. Zum Beispiel verwandelt sich das Babyzimmer zur Teenie-Bude, um später – 12 touring myHome
wenn der Nachwuchs ausgeflogen ist – als Gästezimmer zu dienen. Und werden die Hausbewohnerinnen und -bewohner älter, ist es wichtig, dass das Haus möglichst barrierefrei und unterhaltsarm ist.
Frühzeitig planen lohnt sich Erste Investitionen sind bei Wohngebäuden meist nach etwa 10 bis 15 Jahren erforderlich. Sie umfassen kleinere Arbeiten, zum Beispiel einen Neuanstrich der Wände. Hinzu kommen Haushaltsgeräte, die ersetzt werden müssen. Teilerneuerungen sind nach 20 bis 30 Jahren notwendig. Meist werden in dieser Phase Küche und / oder Bad teilweise oder komplett saniert. Auch die Heizung nähert sich nun ihrem Lebensende. Ihr Ersatz muss geplant sein, bevor sie ausfällt. Nur so lässt sich eine moderne, effiziente Heiztechnik installieren. Denn der Wechsel auf ein anderes Heizsystem erfordert planerischen Aufwand und Vorbereitungsarbeiten wie neue Anschlüsse oder den Austausch alter Hochtemperatur-Radiatoren. Doch die Investition lohnt sich über die Jahre gerechnet: Die gesetzlichen Anforderungen werden immer strenger, zudem dürften die Energiepreise in Zukunft spürbar steigen.
Einmal komplett sanieren Eine umfassende Sanierung ist in der Regel nach 40 bis 50 Jahren notwendig. Sie betrifft die Gebäudehülle – also Dach, Aussenwände und Fenster. Ausserdem können nach dieser Zeitspanne die Wasserleitungen so stark angegrif fen sein, dass eine Sanierung bzw. ein Ersatz ebenfalls unumgänglich ist. Die Grundstruktur eines Ein- oder Mehrfamilienhauses – Fundament, tragende Wände, Böden, Decken sowie Dachkonstruktion – hält in der Regel etwa 100 Jahre. Dann muss auch sie →
Früher war man sich nicht immer bewusst, wie schädlich einige Baustoffe sind. Der zeitgemässe Lebenszyklus eines Hauses beinhaltet daher auch eine Entgiftungskur. Das dringendste Problem ist dabei Asbest: Es kann in allen Gebäuden mit Baujahr vor 1990 vorkommen – bis zu diesem Zeitpunkt war das Material zugelassen. Solange Asbest fest verbaut ist und die betroffenen Bauteile unbeschädigt sind, besteht kaum Gefahr. Setzt sich jedoch Asbest-Feinstaub frei, kann dies zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Asbesthaltige Materialien dürfen daher nie zersägt, durchbohrt, zerkratzt oder herausgebrochen werden. Solche Teile müssen von Fachpersonen unter Einhaltung strengster Sicherheitsvorschriften entfernt und entsorgt werden. Die folgenden Bauteile können Asbest enthalten: ▪ Boden, Wand- und Deckenbeläge: asbesthaltiger Putz, asbesthaltiger Plattenkleber, Bodenbeläge aus Kunststoff ▪ Dächer, Fassaden und Fenster: Faserzementplatten für Dach und Fassade, asbesthaltiger Fensterkitt ▪ Elektroinstallationen: Elektrotableaus mit asbesthaltigen Platten, nichtbrennbare, wärmeisolierende Unterlagen ▪ Isolationen: Rohrleitungen, Heizkessel und Brandschutzverkleidungen können mit asbesthaltigen Materialien isoliert sein. ▪ Blumenkisten: Alter Faserzement ist meist mit Asbestfasern versetzt. Eine weitere Gefahrenquelle kann Holz sein: Holz und Holzwerkstoffe sind vor allem zwischen 1960 und 1990 teilweise intensiv mit Holzschutzmitteln behandelt worden. Es ist daher nicht immer ratsam, Bauteile, z. B. Stützbalken, der Optik wegen freizulegen. Es empfiehlt sich, zuerst eine Schadstoff-Messung durchführen zu lassen. Broschüre « Asbest erkennen – richtig handeln »: www.suva.ch
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erwinkelte Gassen, schräge Mauern, krumme Dächer – und eine Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Altstädte haben Charme, in ihnen scheint die Zeit still gestanden zu sein. Doch der Eindruck täuscht: Auch die Häuser in unseren Altstädten sind vergänglich. Dass sie so alt geworden sind, liegt nicht primär an ihrer Bauweise. Sondern daran, dass sich ihre Besitzerinnen und Besitzer über alle Jahrhunderte hinweg um sie gekümmert haben.
VORSICHT ALTLASTEN!