30 | SWISSPROP TECH-MAGA ZIN 2021
Paradigmenwechsel in der Immobilienbranche Strategie – Die grossen Konzerne der Immobilienindustrie galten viele Jahre als Dinosaurier – wenig agil, ein enger Radius, kaum innovativ. Doch dies hat sich in letzter Zeit geändert. Mut zu Neuem, Platz für Kreativität und Flexibilität halten Einzug, wie zwei aktuelle Branchenbeispiele zeigen. Von Mathias Rinka – Fotos: zVg
«Innovation wird oft nur mit Trends wie Digitalisierung gleichgesetzt. Einen entscheidenden Beitrag leistet dazu aber auch eine zukunftsgerichtete, offene und agile Firmenkultur», sagt Karel van Eechoud. Für den Senior Innovation Manager und Leiter des Innovation Hub von Implenia greift die Debatte über notwendige Innovationen zu kurz, wenn man in der Bauwirtschaft nur von Building Information Modeling und dem «digitalen Zwilling» redet. «Tatsächlich passiert Innovation an der Schnittstelle «Tatsächlich passiert von Idee und Technologie. Es geht Innovation an der darum, einen innovativen Ansatz Schnittstelle von in ein Produkt oder eine DienstIdee und Technolo- leistung zu überführen», so van Eechoud.
gie. Es geht darum, einen innovativen Ansatz in ein Produkt oder eine Dienstleistung zu überführen.»
«Kickbox» – Innovationen fordern und fördern
Als Karel van Eechoud im Herbst 2019 zur Implenia stiess, hiess das Zauberwort «design thinKarel van Eechoud king». «Das ist eine gute Methode, um Bedürfnisse potenzieller Kunden miteinzubeziehen. Denn was nützt das beste Produkt, wenn keiner es braucht?» Ziel sei es doch, so der 32-Jährige, echten Mehrwert für Kunden und Endkunden zu schaffen. «Dies hat die Bauwirtschaft auch erst begreifen müssen», so van Eechoud. Zum Innovationsprozess gehöre zudem eine positive Fehlerkultur. «Nur wer Fehler und ein mögliches Scheitern zulässt, lernt dazu. Das ist keine Rocket Science.» Mit der Etablierung des Innovation Hub habe Implenia sich bewusst dafür entschieden, diesen Umbruch in
Karel van Eechoud, Leiter Innovation Hub Implenia AG
der Bauwirtschaft mitzugestalten und selbst Treiber der fortschreitenden Entwicklung und Digitalisierung zu werden. Als eine seiner ersten Aufgaben bei Implenia begleitet van Echoud auch heute noch das gruppenweite Programm «Kickbox», bei dem die rund 8.500 Mitarbeitenden aufgefordert sind, kreativ zu werden. Dort werden interne Ideen und Verbesserungsvorschläge validiert und mithilfe von Coaching und firmeneigenen Ressourcen weiterentwickelt – im Idealfall bis zur Produktreife. «Dazu gehört auch, kalkulierte Risiken einzugehen. Das Prüfen und Lernen ist ein wesentlicher Teil des Innovationsprozesses», sagt van Eechoud. Jede Idee sei zunächst einmal wertvoll, aber nicht jede habe das Marktpotenzial und passe strategisch zu Implenia. Seit Beginn der internen Innovationsförderung bei Implenia wurden beim Innovation Hub über 70 Ideen eingereicht. In der Ideenschmiede gibt es für jede kreative Eingabe eine erste Abklärung – in der eigentlichen «Kick Box». Ist diese erste Runde erfolgreich absolviert, setzt der Prozess sich im Innovation Hub mit den weiteren Phasen «Red Box» (Validierung), «Blue Box» (Pilotversuch) und «Gold Box» (finale und reale Umsetzung) fort.