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Das Haus wird zum Kraftwerk Nachhaltig Heizen ist aktuell wie nie. Die Corona-Pandemie hat die Liefer­ ketten aber zeitweise unterbrochen und der Krieg in der Ukraine die Material­ knappheit noch verschärft. Was heisst das nun für Liegenschaftsbesitzer, die auf nachhaltige Heizlösungen umsteigen wollen? Dennis Reichardt, Präsident Fachbereich Heizung beim Schweizerisch-Liechtensteinischen Gebäude­ technikverband (suissetec) und Inhaber von «Die Klimamacher AG» in Arbon, klärt auf.

Das Ziel des Bundes, die Energiewende bis 2050 zu errei­ chen, ist eine Herausforderung. Im Kanton Thurgau ist der Umstieg von fossil betriebenen Heizungen auf erneuerbare Heizsysteme voll im Gang. Seit dem Jahr 2015 haben die neu installierten Wärmepumpen um 60 Prozent zugenommen, die Erdölheizungen um zwölf Prozent abgenommen, und die Zahl der Erdgasheizungen blieb in etwa stabil. «Im kantonalen Förderprogramm wurden 2017 260 Gesuche für Wärmpum­ pen eingereicht, 2021 waren es bereits 900», rechnet Dennis Reichardt vor. Seit 2015 hat der CO2-Ausstoss im Kanton Thurgau um gut fünf Prozent abgenommen. «Der Zubau von Solarstrom­ anlagen im Kanton hat sich ebenfalls beschleunigt», sagt ­Reichardt. Die gesamte Fläche von Solarstromanlagen hat sich seit 2015 auf über eine Million Quadratmeter verdoppelt; sie produziert jährlich 140 Gigawatt Strom. Dieser starke Zubau von Stromerzeugungsanlagen ist auch den seit 2020 verankerten energiegesetzlichen ­Vorgaben zu verdanken, die bei Neubauten eine Solarstromanlage vorgeben. «Es braucht aber noch mehr Stromerzeugungsanlagen, insbesondere von winterstromfähigen Windenergieanlagen, damit die ­Wärmepumpen im Winter genug Strom haben», betont ­Reichardt.

Dennis Reichardt: ­Frühzeitig planen.

LEADER | April 2022

Attraktives Förderprogramm Insgesamt sei der Thurgau auf gutem Weg zur Energiestra­ tegie 2050. Dies nicht zuletzt dank dem Förderprogramm: «Der Thurgau ist bekannt, dass er eines der attraktivsten Förderprogramme der Schweiz hat», hält Dennis Reichardt fest. Die erhöhte Bereitschaft, auf nachhaltige Heizlösungen umzusteigen, ist bei Eigentümern von Privat- und Gewerbe­ bauten spürbar. «Bei einem Ersatz stellt sich aber immer auch die K ­ ostenfrage. Hier sieht man dann die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten», stellt Reichardt fest. Es gebe aber bereits jetzt eine deutlich steigende Nach­ frage nach umweltfreundlichen Heizsystemen. «Dies hat gesetzgeberische, klimapolitische und geopolitische Gründe», so Reichardt. «Wichtig für die Branche und für uns Unter­ nehmer sind klare, verlässliche Rahmenbedingungen. Daran kann und wird sich die Wirtschaft ausrichten.» Bund und Kantone fördern bereits heute erneuerbares Heizen, auch gibt es Unterstützung von weiteren Akteuren wie etwa myclimate. Auf ener­giefranken.ch findet sich eine gute Übersicht über die Förderbeiträge. Heizlösung frühzeitig planen Wer seine Heizung in diesem oder nächsten Jahr durch eine umweltfreundlichere ersetzen will oder einen Neubau reali­ siert, muss aktuell gut planen, denn: Ein Problem, dass sich mit dem Krieg in der Ukraine verschärft hat, sind Material­ engpässe für Bauteile, beispielsweise für Wärmepumpen. «Heute gilt mehr denn je: Den Heizungsersatz jetzt planen und das neue Heizsystem frühzeitig bestellen – das gilt auch, wenn die Umsetzung ‹erst› im nächsten Jahr stattfinden soll», rät Dennis Reichardt. «Der Run auf nachhaltige Heizlösungen dürfte weiter zunehmen und ein paar Monate müssen auf jeden Fall eingeplant werden.» Nur so sei gewährleistet, dass die umweltfreundliche Heizung auch termingerecht installiert werden könne. Dies umso mehr, als auch bei Sanierungen von Liegen­ schaften der Trend und die Regulierung weg von Öl und Gas hin zu erneuerbaren Lösungen geht. «Das ist auch richtig so, ist doch der Heizungsersatz eine der effizientesten und sinnvolls­ ten Mass­nahmen zur CO2-Reduktion einer Liegenschaft», betont Reichardt. Zudem zahlt es sich mittel- und langfristig


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