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Migros Zürich
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Hart im Nehmen
Familie Käser baut Nüsslisalat noch an wie zu Grossmutters Zeiten: auf dem Feld. Dort trotzt er Schnee, wird aber geschmackvoller und robuster – bestens geeignet fürs «Sélection»-Label.
Text und Bilder: Anja Metzger
Die Käsers können es jeweils kaum erwarten, bis es kalt wird. «Der Nüssler fühlt sich bei kalten Temperaturen wohl, dann wächst er langsam und bildet feste Blätter» , erklärt Thomas Käser. Wenn die Tage ab September kürzer werden, laufen auf dem Hof von Doris und Thomas Käser die Sämaschinen auf Hochtouren: Im aargauischen Birmenstorf bebauen sie 15 Hektaren Land mit Nüsslisalat – und ernten ihn den ganzen Winter über.
Nüsslisalat ist heutzutage ganzjährig verfügbar – Treibhaus sei Dank. Dort kann man die Kulturzeit vom Anpflanzen bis zum fertigen Produkt auf vier Wochen verkürzen, während der Nüsslisalat im Freiland zwischen zwei und fünf Monate lang wächst. «Saisonaler Anbau im Freien braucht zwar länger, hat aber entscheidende Vorteile. Die kompakten Rosetten von Freilandnüssler sind geschmackvoller und bleiben auch nach Zugabe der Salatsauce knackig und frisch», weiss Doris Käser.
Eigensinn zahlt sich aus So entschloss sich die Familie Käser vor über 15 Jahren, Nüsslisalat nur noch im Freiland anzubauen, entgegen der gängigen Praxis. Viele Bekannte hätten gelacht, erinnert sich Thomas Käser. Doch der Erfolg gibt ihnen recht: Seit gut zwei Jahren gibt es den PremiumNüsslisalat auch in der Migros Zürich unter dem «Sélection»Label. «Die Konsumenten sind bereit, mehr für einen geschmackvollen und knackigen Nüssler zu bezahlen», so Käser.
Über die Jahre hat Thomas Käser den Anbau und die Ernte perfektioniert, mit speziellen Sämaschinen und einer ausgeklügelten Erntetechnik. Die Arbeit ist mühselig, denn jede Rosette muss von Hand geschnitten und von den Keimblättern befreit werden.
Damit der Nachschub beim Nüsslisalat bis April durchgehend gewährleistet ist, ernten die Käsers bei Wind und Wetter: «Im vergangenen Jahr mussten wir die Felder erst von 30 Zentimetern Schnee freischaufeln», sagt der Gemüsebauer.
Im fahrenden Festzelt Eine angenehme Arbeitsatmosphäre für die Erntehelfer ist Käser wichtig, dafür ist er sogar unter die Erfinder gegangen: Drei wärmeisolierte Erntezelte auf Rädern, Marke Eigenbau, sorgen für konstante 15 Grad und tauen das Feld bei Minustemperaturen auf. «Ich bin eben selbst ein Gfrürfüdli», schmunzelt Käser. MM
1 Nüsslisalat, so weit das Auge reicht: Doris und Thomas Käser helfen selbst bei der Ernte mit und nehmen Muskelkater in Kauf. 2 Täglich werden rund 300 Kilogramm Salat unter den fahrbaren Zelten geerntet. Diese helfen besonders, wenn wie 2021 Ende November bereits erster Schnee gefallen ist. 3 Die gekräuselten Blätter sind typisch für den Freiland-Nüssler.
Nüsslisalat Sélection, ab sofort in grösseren Filialen der Migros Zürich
Es geigt im Schulhaus

Der Verein Superar Suisse ermöglicht Kindern den Zugang zu Musikunterricht. Dabei lernen diese aber nicht nur ein Instrument, sondern fürs Leben.
Text: Anja Metzger
Mittwoch, kurz vor 17 Uhr im Schulhaus Himmeri-Heumatt in Zürich Seebach: Die Schulflure sind verlassen, doch aus einem Zimmer dringt eine Melodie. Darin sitzen neun Kinder im Kreis, ausgestattet mit Geigen, Bratschen, Celli und einem Cajon. Es ist die Gruppe Vivaldi, die konzentriert ihre Orchesterprobe abhält. Immer wieder gehen die Kinder schwierige Stellen zusammen mit den zwei Musiklehrerinnen durch, mal nur die Geigen oder Bratschen, dann wieder alle zusammen.
Das Zusammenspiel klingt gut, obwohl die meisten Musizierenden noch nie Einzelunterricht auf ihrem Instrument hatten. Der Verein Superar Suisse arbeitet hauptsächlich mit Kindern, die sonst keinen Bezug zu klassischer Musik hätten oder deren Familien nicht die finanziellen Mittel für Musikunterricht besitzen. «Dafür gehen wir gezielt auf Schulen in Brennpunktgebieten zu», sagt Anna Cenariu, die den Verein vor bald zehn Jahren mit gegründet hat.
Geigen aus Karton Langjährige Superar-Orchestermitglieder stellen jeweils den jüngeren Schülern den Verein vor, um sie für die Sache zu begeistern. Die Abmachung: Die Kinder machen ausserhalb der Schulzeiten zweimal wöchentlich an mehrstündigen Proben mit und bekommen dafür professionellen und kostenlosen Gruppenunterricht sowie ein Leihinstrument. «Wir holen direkt die Kinder ab, die dann nur noch ihre Eltern überzeugen müssen», so Cenariu.
Der Unterricht ist pädagogisch ausgefeilt. Die kleinsten Kinder aus den ersten Primarstufen basteln zuerst ein Instrument aus Karton und tasten sich spielerisch
«Durch die Musik bauen wir das Selbstwertgefühl der Kinder auf.»
Anna Cenariu Mitgründerin und Vorstand Superar Suisse an musikalische Themen heran, bevor sie auf echten Instrumenten spielen. Von Anfang an sind alle ein Teil des Orchesters und üben gemeinsam. «Dieser Ansatz kommt aus Venezuela und basiert auf sozialem Lernen», erklärt Cenariu. Die Älteren inspirieren die Jüngeren, und das Ziel eines gemeinsamen Konzerts motiviert zusätzlich.
Jedes Kind «konzertfähig» zu machen, sei eine Herausforderung, meint Cenariu. Doch der alternative Ansatz macht es auch für die schweizweit 26 Musiklehrkräfte spannend, die sich für Superar engagieren. Um den Kindern eine Stabilität zu geben, setzt der Verein hier nicht auf Ehrenamtlichkeit, sondern zahlt den Lehrern einen bescheidenen Lohn aus.
Zwei Musiker waren es auch, die Anna Cenariu inspirierten, mit ihnen Superar in die Schweiz
Von der Probe auf die grosse Bühne: Mit Superar Suisse sind die Kinder von Anfang an Teil eines Orchesters. Der Unterricht im Superar-Stil setzt auf Gruppendynamik. Migros Zürich

Massimo Stadiotti (16), Bratsche, Superar-Mitglied seit 2014 «Ich mochte Musik schon immer, hätte aber ohne Superar Suisse wohl kein Instrument gelernt. Am Anfang war ich schon etwas überfordert, aber man lernt mit der Zeit, nicht einfach drauflos zu spielen, sondern auf die anderen zu hören.»
Raffaele Bruno (17), Geige, Superar-Mitglied seit 2013 «Der ausschlaggebende Punkt ist für mich gemeinsames Musizieren, das macht Spass. Superar Suisse hat mich sehr geprägt: In zwei Jahren möchte ich Musik studieren.»
zu bringen – in verschiedenen Ländern Europas gab es das Programm bereits. Cenariu selbst ist in einem Musikerhaushalt aufgewachsen, mit einem rumänischen Cellisten als Vater. «Für mich war es prägend zu sehen, wie mein Vater sich in Deutschland durch Musik integrieren konnte», erzählt sie. «Diese Erfahrung möchte ich weitergeben.»
Mut, an sich zu glauben Mittlerweile profitieren 400 Kinder in vier Kantonen von der Musikbildung durch Superar Suisse – ein Teil im Orchester, ein anderer im Chor. Einige sind seit der Gründung dabei und fangen an, sich selbst im Verein zu engagieren. Superar sei viel mehr als Musik, weiss Cenariu: «Wir bieten einen geschützten Raum, in dem die Kinder lernen, dass sie etwas schaffen können, wenn sie an sich glauben. Wir bauen ihr Selbstwertgefühl auf.» Es gehe auch darum zu zeigen, dass sie ausbrechen und auch einen anderen Weg als ihre Eltern einschlagen können.
Deshalb wiegt es besonders schwer, dass in den vergangenen zwei Jahren die Konzerte als Motivation weggefallen sind. Auch das Proben war schwierig: «Wir mussten unglaublich flexibel auf die schnell ändernden Pandemiemassnahmen reagieren», so Cenariu. So kam es auch vor, dass das Orchester über einen Videocall zusammenspielte. «Uns war es sehr wichtig, für die Kinder diese Struktur aufrecht- zuerhalten, das ist Teil unseres Auftrags», betont sie.
Ein Lichtstreifen zeigt sich bereits am Horizont. Wenn es die Situation zulässt, findet am 13. Februar das nächste Konzert in Lugano statt. Das grosse Highlight findet im Sommer statt: Dann feiert Superar Suisse seine zehnjährige Erfolgsgeschichte mit einem Konzert in der neuen Tonhalle Zürich. MM
Weitere Infos auf superarsuisse.org Mithilfe des Kulturprozents
Da der Musikunterricht für die Kinder kostenlos ist, funktioniert Superar Suisse auf Basis von Vereinsmitgliedschaften und Spenden. Das Kulturprozent der Migros Zürich unterstützt den Verein einerseits beim Kauf neuer Streichinstrumente und andererseits bei der Verpflegung auf Konzertreisen.