Ich glaube, das letzte Wochenende war eins der nicht ganz so harten. Ich erinnere mich langsam, wie ich mit Panzertape auf einen Wohnzimmersessel getapt wurde, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte, dann wurde mir eine ganze Flasche Jägermeister auf ex eingeflößt. Die hat aber nach wenigen Sekunden denselben Weg wieder nach draußen gefunden. Dann war ich kurz weg. Zum Glück hatte ich genug Drogen im Blut, die mich nach 30 Minuten wieder geweckt haben. Danach sind wir um die Häuser gezogen. Immer auf der Suche nach dem nächsten Adrenalinkick oder sonstigen Dingen, die unseren Puls hochtreiben würden. Während die Erinnerungen an das vergangene Wochenende zurückkommen, merke ich, wie Scham und Schuld in meinem Herzen deutlich spürbar werden und mich langsam, aber sicher dazu bringen, mich selbst immer mehr zu hassen. Denn während ich jetzt schon wieder das nächste Wochenende plane, stelle ich mir die eine Frage: Wie konnte es so weit kommen? Wie konnte ich mein Leben so gegen die Wand fahren? Und das, bevor ich überhaupt volljährig geworden bin. Ich stehe jetzt schon vor den Trümmern meines Lebens. Dabei habe ich genau das gemacht, was mir mein Umfeld gezeigt hat: Ich habe die Drogen genommen, die in der Musik glorifiziert werden. Ich habe mir nichts bieten lassen und als Erster zugeschlagen, wenn mir jemand auf die Nerven gegangen ist (egal ob ich stärker oder schwächer war) – so wie die coolen Typen in den Filmen. Ich habe mir genommen, was ich brauchte, und Geld war immer verfügbar – auf die eine oder andere Art. Nach dem Motto: Wenn du Geld hast, hast du keine Sorgen. Ich habe auf niemanden gehört und nur das gemacht, was ich wollte. Niemand hat mir Befehle erteilt oder gesagt, was ich zu tun oder zu lassen habe. Und obwohl ich alles erreicht habe, was die Welt mir als toll und erstrebenswert präsentiert hat, ziehe ich genau ein Fazit: Wenn das Leben ist, dann will ich es nicht.
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