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FALTER 17/22
HEUR EKA 1/22 : P ERSÖN LIC HKE ITE N
: KO P F I M B I L D
Analysen Seit Beginn der Coronakrise hält er die Österreicher*innen up to date: Komplexitätsforscher Peter Klimek, der am Complexity Science Hub Vienna und an der MedUni Wien riesige Datenmengen modelliert und analysiert, ist einer der medial präsentesten wissenschaftlichen Begleiter in der Pandemie. Dafür, und auch weil er sich dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, hat ihn der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist*innen zum „Wissenschafter des Jahres 2021“ gekürt. Kommunikation findet er wichtig. „Auch weniger wissenschaftsaffinen Menschen gilt es zu erklären, warum Forschung etwas Cooles und Sinnvolles ist.“ In seiner Arbeit möchte der 39-Jährige zeigen, „wie wir durch intelligenten Dateneinsatz die Bevölkerung gesünder machen und andere Probleme wie etwa den Klimawandel angehen können. Dazu müssen wir mitunter realitätsfremde Erwartungen an Big Data, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen auf den Boden bringen.“ Auch wenn das dann schnell mühsam, kleinteilig und sehr methodisch werde: „Die essenziellen Fragen dahinter motivieren mich.“ TEXT: USCHI SORZ FOTO: KARIN WASNER
: J U N G FO RS C H E R I N N E N
USCHI SORZ
Margaret Rosenberg, 26 Stoßdämpfer, Lautsprecher, Siegel – in vielen technischen Anwendungen verwendet man sogenannte Ferrofluide. Diese bestehen aus winzigen, in einer Trägerflüssigkeit gelösten magnetischen Partikeln, die auf Magnetfelder reagieren, ohne zu verfestigen. „Sie sind auch Hoffnungsträger in der Medizin, etwa um Wirkstoffe schonend durch den Körper zu transportieren, sodass sie nur an ihrem Zielort wirken und kein gesundes Gewebe schädigen. Außerdem möchte man sie für Umweltschutzmaßnahmen wie die Entfernung von Mikroplastik aus dem Meer einsetzen“, so die Wienerin über das große Potenzial ihres Forschungsobjekts. „Mittlerweile gibt es Ferrofluide, die auch selbst als Magnet wirken. Um diese besser zu verstehen, erarbeite ich eine Theorie.“ Dazu entwirft sie Modelle und führt Simulationen am Supercomputer durch.
Anne-Catherine de la Hamette, 25. Physikalische Systeme werden immer relativ zu einem Bezugsystem beschrieben. Die Luxemburgerin beschäftigt sich mit der „Quantenversion“ davon. „Dabei berücksichtige ich auch Quantenphänomene“, erklärt sie. „Das heißt den Umstand, dass es in Quantensystemen keine klare Position von Teilchen gibt und sich Zustände überlagern können.“ In der bizarren Welt der Quantenmechanik ist das die „Superposition“. Wie könnte das Universum aus so einer Perspektive aussehen? Was wäre, wenn die Erde eine Superposition einnähme? Was ist dann mit dem Gravitationsfeld? Wie würde sich ein Satellit verhalten? „Quantenbezugssysteme könnten theoretische Antworten auf solche Fragen geben und das noch weitgehend unerforschte Zusammenspiel von Quantenmechanik und Gravitation erhellen“, so de la Hamette.
Barbora Budinská, 29 Die gebürtige Slowakin ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten: Schon er hat als Physiker – auf dem Gebiet der Magnetresonanztomografie – mit leistungsstarken supraleitenden Magneten gearbeitet. „Ihre Kraft, große Objekte zu bewegen, die mit meinem Kühlschrankmagneten gar nicht zu vergleichen war, hat mich von klein auf fasziniert“, erzählt sie. Heute erforscht sie Fluxonen, magnetische Flusswirbel, die in manchen supraleitenden Materialien vorkommen und deren Verhalten beeinflussen. „Ich untersuche, wie sich diese Wirbel bei Stromzufuhr bewegen, wie schnell sie sind, wie das jeweilige Material und diverse Geometrien ihre Bewegung verändern und wie man ihr Tempo erhöhen und ihre Richtung steuern kann“, so Budinská. Relevant ist das etwa für Einzelphotonendetektoren, eine Schlüsseltechnologie für die Quantenoptik.
FOTOS: PRIVAT, DANIEL HINTERRAMSKOGLER
Diese drei Doktorandinnen forschen an der Vienna Doctoral School in Physics der Universität Wien an grundlegenden Fragen der Physik