– Wissenswert –
Ö1 Buch
des Monats
Rachel Cusk: „Coventry“, Essays, Edition Suhrkamp (Übersetzung: Eva Bonné), 160 Seiten, ISBN: 978-3-518-22531-8 Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.
Die Teilnehmer:innen von Young Publishing Professionals in Brüssel
Europäische Netzwerke Vom 14. bis 16. Juni trafen sich junge Verlagsmitarbeiter:innen aus zwölf europäischen Ländern in Brüssel. Haymon-Verlagsleiterin Katharina Schaller wurde vom HVB als Teilnehmerin nominiert. Hier berichtet sie über das Treffen 2022 fand „Young Publishing Professionals“ in Brüssel zum zweiten Mal statt. Bei diesem zweitägigen Event versammeln sich Verlagsmitarbeiter:innen unter 35, um sich über aktuelle Krisen und Chancen der Verlagsbranche in ihren Ländern und in ganz Europa auszutauschen. Organisiert wird die Veranstaltung von der Federation of European Publishers (FEP), bei der der HVB Mitglied ist. Für Österreich reiste Katharina Schaller (Haymon) nach Brüssel. Frau Schaller, um welche Themen ging es an diesen zwei Tagen in Brüssel? Katharina Schaller: Neben Themen wie Übersetzung und EU-Gesetzgebung haben wir uns vor allem mit Nachhaltigkeitsfragen und dem Ukraine-Krieg auseinandergesetzt. Zwei ukrainische Kolleginnen haben von aktuellen Schwierigkeiten bei der Herstellung, vor allem aber beim Verkauf von Büchern berichtet – für Menschen, die in einem Kriegsgebiet leben, ist der Kauf von Büchern keine Priorität. Wir können hier vor allem unterstützen, indem wir Sichtbarkeit schaffen: ukrainische Autor:innen übersetzen und auf ihre Werke aufmerksam machen. Mit wem konnten Sie sich außerdem zu solchen Themen austauschen?
anzeiger / 6
Schaller: Wir haben das EU-Parlament besucht, wo wir bei der Sitzung des CULTAusschusses dabei sein konnten. Der Krieg war auch hier das dominierende Thema, es wurde aber auch viel über Copyright-Fragen gesprochen. Einige von uns konnten anschließend die Abgeordneten ihrer Länder kennenlernen. Ich habe mich mit Hannes Heide getroffen, und wir haben uns über Herausforderungen der Verlagsbranche unterhalten, etwa die Nachwirkungen der Pandemie, sinkende Kaufkraft und die Energiekrise. Was haben Sie von dem Treffen mitgenommen? Schaller: Es ist grundsätzlich gut, dass es diese Möglichkeit zur Vernetzung mit europäischen Kolleg:innen gibt. Ich habe jetzt ein umfassenderes Verständnis für die Arbeit der FEP, etwa was die Gesetzgebungen für unsere Branche betrifft. Es gibt natürlich auch eine Diskrepanz, die sich in der Verlagsarbeit unweigerlich zwischen theoretischen Richtlinien und der Praxis ergibt: Es war wirklich schön, sich mit so vielen Menschen, die aus der Praxis kommen und um diese Diskrepanz wissen, austauschen zu können.
F O T O S : I . O R S I N I U N D R O S E N B E R G , F E D E R AT I O N O F E U R O P E A N P U B L I S H E R S
In „Coventry“ schreibt die in England lebende kanadische Autorin Rachel Cusk über sich. Beziehungsweise über ihr Leben als Ehefrau, Mutter, Tochter, Konsumentin, Schriftstellerin, Urlauberin, Autofahrerin und Staatsbürgerin. Das wäre noch nichts Besonderes. Aber mit wie viel Witz und Selbstironie Rachel Cusk sich selbst erforscht und Mechanismen des Alltags beschreibt, das ist einzigartig. Laut Jury ist „Coventry“ eines der lustigsten und zugleich intelligentesten Bücher dieses Jahres. Denn, so heißt es in der Begründung: „Manchmal, nicht sehr oft, stößt man auf geistreiche Bücher. Also nicht auf Bücher, die geistreich sein wollen, sondern auf solche, die eher bescheiden daherkommen, keine großen Erwartungen wecken und die dann bei den Leser:innen Glücksgefühle auslösen. Weil man nämlich mit Gedanken von großer Klarheit und Situationen, die die meisten von uns mehr oder weniger gut kennen, ohne sie je so geistreich seziert zu haben, beglückt wird.“ Die Botschaft ist klar: Lesen Sie dieses Buch! Und: Lassen Sie sich von der Gattungsbezeichnung „Essays“ nicht abschrecken.