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Buch | Meinung
TEC21 38/2020
Kunsthaus, Lagerhaus Redaktion: Tina Cieslik
Kunsthaus Zürich
Woher kennen wir uns …?
Punto Franco Judit Solt,
dipl. Architektin ETH SIA und Chefredaktorin TEC21.
Benedikt Loderer (Hrsg. Kunsthaus Zürich): Die Baugeschichte des Kunsthaus Zürich 1910–2020. Scheidegger & Spiess, Zürich 2020. 80 Seiten, 22 farbige und 24 Schwarz-Weiss-Abb. sowie Pläne, 19 × 23 cm, broschiert, ISBN 978-3-85881676-4, 19.– Fr.
Stefano Milan (Hrsg.): Punto Franco. Chiasso 1920–2020. Tarmac, Mendrisio 2020. 240 Seiten, zahlreiche farbige und Schwarz-Weiss-Abb., italienische Texte, 21 × 27.5 cm, ISBN 978-88-944953-00, Fr. 140.–
Ein grosser Schritt ist getan: Der Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich von David Chipperfield Architects wurde seinen Nutzern übergeben. Für einmal führt Benedikt Loderer seine Leserinnen und Leser nicht auf einen Stadtspaziergang, sondern unternimmt eine Zeitreise. Ausgehend von frühen Gehversuchen der Zürcher Künstlergesellschaft, zeichnet er die Entstehung des heutigen Ensembles nach, dessen erster Baustein 1910 der MoserBau war. Der Autor breitet ein Panorama der Zürcher Gesellschaften aus, die auf die Gründungszeit folgten; darin eingebettet sind Informationen, Pläne und Bilder zu den Veränderungen des Kunsthauses durch die Ausdehnung zur Villa Landolt hin und den 1958 angefügten Flügel des Pfister-Baus. Ungefähr gleichzeitig zum Müller-Bau, entstand in Paris das Centre Pom pidou, ein wahrhaftig interessanter Hinweis. • (hs)
Seit 100 Jahren dienen die Magazzini Generali in Chiasso und Stabio TI als Zollfreilager, wo unterschiedlichste Güter sortiert, gelagert und umgeschlagen werden. Wer hier arbeitet, erlebt die Gebäude als eine einfache, raue, industriell geprägte Arbeitswelt. Das Buch präsentiert eine andere Perspektive: Der forschende Blick von Historikern, Architekten, Archivaren und Kunstfotografen enthüllt unerwartete, teilweise poetische Aspekte der Anlage. Fotos und Pläne, Details und der grosse Kontext, historische Bauten und neuere Projekte, Essays (auf Italienisch) und technische Details: Selbst wer die nüchternen Lager hallen, Silos und Büros aus eigener Anschauung kennt, kommt bei der Lektüre dieses Buchs ins Staunen und Sinnieren. • (js)
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Das Buch ist erhältlich bei
stefano.milan@rivista-archi.ch
Als das Bild rechts auf meinem Monitor auleuchtete, war ich verblüfft: Was ist mit der Monte-RosaHütte passiert? Warum hat man die Fassadenelemente aus Aluminium durch solche aus Kupfer ersetzt? Die Hütte wurde erst 2009 in Betrieb genommen, und die Ausführungsqualität liess keine so baldige Instandsetzung erwarten. Gerade wollte ich mich über den grassierenden Baupfusch empören, da schaute ich genauer hin. Und stellte fest: Das ist gar nicht die MonteRosa-Hütte. Sondern … was genau? Eine andere, ebenfalls kristallförmige Alphütte aus Holz mit Metallhülle, PV-Elementen, einem schlitzartigen Bandfenster, kleinen Lochfenstern und Anspruch auf einen nahezu energieautarken Betrieb. Eine Nachahmung? Ein Plagiat? Aber kann man in der Architektur wirklich von Plagiat sprechen? Gehört es nicht zum Wesen jeder Kultur, und somit auch der Baukultur, dass jedes Werk sich auf frühere Werke bezieht und deren Gedankengut weiterentwickelt? Grundsätzlich ist es zu begrüssen, wenn ein vorbildlicher Bau wirklich als Vorbild dient und anderswo – mit An passungen, die der neue Kontext erfordert – repliziert wird. Geschieht das oft genug, wird aus dem Original eben ein Typus, den die Folgebauten variieren und neu interpretieren. Arbeiten nicht die besten Architekturschaffenden mit Referen-