zeit.los Sommer 2020

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HAUS NR. 67 hört auf den Namen „Pfundser“. Maria Nemeth vulgo „Pfundser Midl“ erklärt: Ihr Großvater Georg Suitner wurde 1837 in Seefeld geboren. 1884 heiratete er die 1853 in Imst geborene Serafina (Sera) Schatz. Sie arbeitete im Klosterbräu und wurde dort „die Pfundserin“ gerufen. Vermutlich stammte sie aus Pfunds im Oberen Gericht. Georg Suitner war häufig krank, also hat seine Frau die vier Kinder aufgezogen und die Last des Wirtschaftens getragen. So wurde er zum „Pfundser Jörgl“. Seither ist auch der Hausname beim „Pfundser“ gebräuchlich. Die Nachfahren sind der oder die Pfundser mit dem entsprechenden Vornamen.

namen auch gern die Namen der Frauen aufgemalt. Warum, das weiß man nicht so genau. Charmant ist es trotzdem.

L e t z t e s J a h r haben Gerhard Sailer und Oswald Seyrling in „Seefeld – vom Ursprung bis ins 21. Jahrhundert“ auf 180 Seiten die Entwicklung von Seefeld zusammengefasst und in ein Buch gepackt. Vieles darin wird zum ersten Mal überhaupt öffentlich gemacht. Auch den Seefelder Hausnamen ist darin ein Kapitel gewidmet, um sie nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen. „Die Hausnummern sind seit der Vergabe auch bei Abbruch und Neuerrichtung gleich geblieben. 1 bis 150 weisen auf den Standort der ersten Häuser hin. Bemühungen, eine andere Nummerierung einzuführen, damit die Häuser leichter zu finden sind, wurden immer zurückgewiesen“, erklären die beiden darin auch gleich, warum das Nummernsystem im Ort für Außenstehende etwas chaotisch erscheinen mag. Die Nummern haben sich also nicht geändert, anderes schon: „Die Zweckwidmung der Häuser hat sich

vor allem im Laufe der letzten hundert Jahre verändert. Am Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Tourismus einsetzte, entstanden einfache Beherbergungsbetriebe für ‚Sommerfrischler‘. Die Einheimischen bauten ihre Häuser um, um wenigstens Fließwasser, Zentralheizung und zwei bis drei Toiletten zur Verfügung stellen zu können. Es entstanden die sogenannten Fremdenheime, Gewerbebetriebe mit eigener Konzession.“ Viele Häuser mit eigenem Namen sind deshalb großteils entweder noch in Privatbesitz oder eben Hotels. Und auch wenn sich nicht mehr viele an die Ursprünge erinnern: Die Wurzeln sind da und sie sind durch den Fortbestand der Gebäude auch höchst lebendig, werden nur vielerorts immer tiefer vergraben. Das ist das Los der Tradition. Letztlich liegt es an jedem Einzelnen, sie am Leben zu halten. Weil sie es wert ist. Für den Anfang lohnt es sich, im Buch zu blättern und zurückzuschauen, denn nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Erhältlich ist das Buch im Informationsbüro Seefeld beim Bahnhof.

DER TIROLER DIALEKT IST SCHON EIN GANZ BESONDERER UND OBWOHL UNSER LAND VERGLEICHSWEISE KLEIN IST, SO GIBT ES DOCH GANZ SCHÖN VIELE UNTERSCHIEDLICHE BEGRIFFE FÜR ETWAS, DAS EIGENTLICH DASSELBE IST. S O M M E R 2020

BUCHTIPP Wer ganz tief eintauchen möchte in die Welt der Tiroler Dialekte, dem sei dieses Buch aus dem heimischen Haymon Verlag empfohlen. Hans Moser nimmt Sie in „Das große Wörterbuch der Tiroler Dialekte“ wortreich mit auf eine Reise durchs Land und die bunte Vielfalt der Sprache. Mundartwörter aus dem Alltag, deren Ursprung Ihnen Kopfzerbrechen bereitet, Ausdrücke und Wendungen, die Sie bis dato noch nie gehört haben, dialektale Neubildungen, die Sie überraschen werden, sowie aufschlussreiche Informationen zu Herkunft, Bedeutung, Aussprache und zahlreiche Beispiele bei jedem Eintrag. Vom legendären Oachkatzlschwoaf bis zum Gschistigschasti ist alles dabei. 528 Seiten, EUR 24,90

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