TIROL Magazin #97

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156 Das musste auch Carmen Lenz erfahren. Sie ist Mitglied der fünfköpfigen Formation ClariMusi aus Hatting, die Volksmusik mit stark jazzigem Einschlag spielt. Lenz ist Musiklehrerin und hat eine Diplomarbeit zur „Neuen Volksmusik“ geschrieben. Sie erzählt: „Es hat auch Kritik an uns gegeben aus der traditionellen Volksmusik, weil man das, was wir machen‚ nicht tut‘. Es ist uns nicht oft passiert, aber wenn, dann in Tirol.“ ClariMusi entstand 2005 aus einem „Trainingsprojekt“ für die

ALS VORLÄUFER DER HEUTIGEN BEWEGUNG KÖNNTE MAN WERNER PIRCHNER NENNEN.

Rhythmusgruppe der Hattinger Bigband. Carmen Lenz erinnert sich: „Wir haben angefangen, miteinander zu spielen, und irgendwann hat jemand in einen Landler einen anderen Teil hineingenommen. Das hat eine Eigendynamik bekommen, weg vom Landler mit einem Latin-Teil hin zu Eigenkompositionen. Aber wir sind in der Jazzrichtung geblieben.“ Darum definieren sie sich jetzt auch als Volksjazzer aus Tirol und nicht als „Neue Volksmusiker“. Das sei nicht nur bei ClariMusi so: „Weil sie gerade die Kategorisierung vermeiden wollen, spielen viele Gruppen möglichst viel Crossover, wo sehr viel möglich ist.“ Man könne auch die Gruppen schwer miteinander vergleichen. ClariMusi hebe sich zum Beispiel durch das Drumset ab, sagt Carmen Lenz, die selbst Akkordeon, Klarinette und Klavier spielt. Eine gemeinsame Klammer fällt ihr bei aller Individualität zum Thema aber doch ein: Heimat. „Je globalisierter, komplexer die Welt wird, umso mehr sehnen sich die Leute nach etwas, das sie kennen, das sie mit Heimat verbinden und das doch nicht altbacken ist. Heimat 2.0 sozusagen“, findet sie. Und die könne „Neue Volksmusik“ bieten. Eine Z wa n g s eingemeindung.

© ANJA KÖHLER

LEBEN

Sehnsucht nach H e i m at.

Tirol_Magazin

„Natürlich nicht“ der „Neuen Volksmusik“ rechnen sich auch Franui zu. Andreas Schett, künstlerischer Leiter: „Wir wurden dort eingemeindet, weil wir Volksmusikinstrumente spielen.“ Die Osttiroler „Musicbanda“ existiert seit 1993 in nahezu derselben Besetzung. In den Anfängen seien Franui von der steirischen Gruppe Broadlahn beeindruckt gewesen. Andreas Schett erinnert sich: „Das war eine sehr interessante Zeit, in der vieles aufgebrochen ist. Es hat diverse Felder gegeben, die der Neuen Volksmusik zugerechnet wurden, aber für mich haben Hubert von Goisern und Broadlahn nicht viel


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