Seezeit Sommer 2020

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FOTO: THOMAS MEYER

DEUTSCHTIROLERISCHE

GESCHICHTE(N) Die S C H U T Z H Ü T T E N rund um den Achensee gehören verschiedenen Sektionen des Deutschen Alpenvereines. In ihnen spiegelt sich ein kleines Stück Alpin- und manchmal sogar Weltgeschichte wider.

W

ir schreiben das Jahr 1869: Im Gasthaus „Blaue Traube“ kommen 36 Männer zusammen, und heben den Deutschen Alpenverein (DAV) aus der Taufe. Viele von ihnen sind „Unzufriedene“ des sieben Jahre zuvor gegründeten österreichischen Pendants (ÖAV). Sie wollen das Bergsteigen nicht nur „moralisch und akademisch“ fördern, sondern die Alpen durch den Bau von Hütten und Wegen aktiv erschließen. Das ging man in den folgenden Jahren dann auch tatkräftig an.

Gufferthütte. Höchst kurios ist die Entstehungsgeschichte der Gufferthütte. Südöstlich unterhalb der Halserspitze stand einst eine Branntwein-Brennhütte. Diese wurde leider ein Raub der Flammen, der Platz jedoch, an dem sie gestanden hatte, gefiel dem Bauern und Viehhändler Sebastian Buchner aus Weißach am Tegernsee ausnehmend gut. Er wollte dort eine Unterkunftshütte bauen, hatte aber nicht ausreichend Geld. Er fragte bei der Sektion München des Alpenvereins, die bereits in diesem Gebiet aktiv war, um ein Darlehen an. Es wurde gewährt. Die

Münchner sicherten sich im Gegenzug Gratis-Unterkunft für ihre Mitglieder und ein Vorkaufsrecht für die Hütte. 1926 wurde sie schließlich eingeweiht und schon im selben Jahr musste sie Buchner wieder abstoßen. So gelangte die Hütte in den Besitz des Münchner Alpenvereins, Buchner blieb Pächter … wenn auch nur kurz. Nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland machte die Tausend-Mark-Sperre die Hütte praktisch zum leerstehenden Objekt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Deutsche Alpenverein kurzzeitig verboten, der Österreichische Alpenverein übernahm die Verwaltung. 1956 wurde es schließlich an die DAV-Sektion München zurückgegeben, doch schon zu Ostern 1957 brannte es ab. Zwei Sektionsmitglieder hatten im Winterraum den Herd angeheizt, als plötzlich die Wand dahinter Feuer fing. Weil sie für den Rest der Hütte keinen Schlüssel hatten, konnten sie den Brand nicht bekämpfen. Doch sie wurde wiederaufgebaut und 1960 in Ludwig-Aschenbrenner-Haus umbenannt. Aschenbrenner war Funktionär des DAV München gewesen. 1997 verkaufte das Haus an die noch junge Sektion Kaufering. Bald darauf wurde sie auch wieder in Gufferthütte rückbenannt.

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