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W O H NU NG SKATZ EN
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WAS WOHNUNGSKATZEN WIRKLICH WOLLEN LĂ€sst sich eine Katze artgerecht ausschlieĂlich drinnen halten? Tierpsychologin Heike Grotegut ĂŒber gefĂ€hrdete FreigĂ€nger, Pet Sharing und das perfekte Beuteschema fĂŒr Spielzeug. BIORAMA: Viele KatzenhalterInnen plagt ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Katze ausschlieĂlich indoor halten. Fehlt Wohnungskatzen verglichen mit FreigĂ€ngerkatzen etwas? HEIKE GROTEGUT: Viele sehen in Wohnungskatzen bemitleidenswerte Kreaturen. Aber wenn wir uns an der Natur ein Beispiel nehmen und ihnen alles, was sie nach heutigem Kenntnisstand drauĂen zum Leben brauchen, auch drinnen bieten â also vor allem BeschĂ€ftigung und eine katzengerechte Einrichtung â, dann sollte kein Mangel vorliegen. Wichtig zu wissen ist nur, dass ich mir bei einer Wohnungskatze mehr Gedanken machen muss als bei einem FreigĂ€nger. Sonst tritt drinnen problematisches Verhalten klarer und deutlicher auf als drauĂen. FreigĂ€ngerkatzen suchen sich, das ist ja bekannt, teil-
weise einfach ein neues Zuhause. Wohnungskatzen haben keine Wahl. Aber es kommt immer sehr auf das einzelne Tier an. Freilauf ist gar nicht fĂŒr jedes geeignet. FĂŒr manche ist es im Streifrevier einfach zu stressig. Es gibt die weitverbreitete Vorstellung, Wohnungskatzen seien bemitleidenswerte Geschöpfe, die wie der Panther in Rilkes berĂŒhmtem GroĂkatzen-Gedicht abgestumpft hinter GitterstĂ€ben von der Freiheit trĂ€umen ⊠⊠eines meiner Lieblingsgedichte! Aber es wird fĂ€lschlicherweise immer angenommen, dass Katzen mit Freilauf viel Raum zur VerfĂŒgung steht. Die RealitĂ€t sieht aber oft ganz anders aus. Gut gefĂŒtterte und kastrierte Tiere bleiben oft relativ nah am Haus; weil weder eine Partnersu-
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INTERVIEW Thomas Weber