Deutscher Mittelstand

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14 Titelstory

inside business

Interview

Die Wirtschaft muss weiter von der Politik unterstützt werden. Sie muss sich aber auch selbst auf mögliche weitere Krisen vorbereiten, sagen TelekomGeschäftsführer Hagen Rickmann und Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW).

Herr Ohoven, Herr Rickmann, die Bundesregierung unterstützt die deutsche Wirtschaft mit zuvor unvorstellbaren Milliardensummen. Ist das grundsätzlich der richtige Weg? Ohoven: Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung ist der richtige Ansatz. Allerdings vertraut der Staat dabei zu sehr auf den privaten Konsum. Da viele Verbraucher aufgrund der Gefahr des Arbeitsplatzverlustes eher vom Kauf langlebiger Konsumgüter absehen, wird der Effekt der befristeten Mehrwertsteuerreduzierung weitgehend verpuffen. Der Fokus der Regierung sollte stattdessen auf der Liquiditätssicherung der Unternehmen liegen. Zudem erwarten die Mittelständler von der Bundesregierung weniger Bürokratie und niedrigere Unternehmenssteuern. Denn nur so bleibt Deutschland auch nach Corona ein international wettbewerbsfähiger Standort. Rickmann: Definitiv. Es kommt jetzt aber sehr darauf an, dass an den richtigen Stellen investiert wird. Meiner

Foto: Thomas Imo | photothek

„Wir brauchen Entlastungen für den Mittelstand“

„Steuern, Abgaben und Bürokratie gehören insgesamt auf den Prüfstand.“

Ansicht nach sollte das Thema Digitalisierung mehr im Fokus stehen – warum fördern wir nicht gezielt Digitalisierungsprojekte? Damit würden wir Unternehmen einen Anreiz geben, sich zu transformieren und sich so krisenresistenter zu machen. Ja, die Regierung hat Investitionen in die Entwicklung von Zukunftsthemen wie KI und Ausbau des 5G-Netzes angekündigt, was gut und richtig ist. Noch wichtiger wäre es, die Unternehmen zur Modernisierung ihrer eigenen Prozesse zu animieren. Viele Unternehmen haben jetzt erst die Welt des Homeoffice kennengelernt. Wird sich dieses Konzept auf Dauer durchsetzen? Macht es Unternehmen weniger anfällig für Krisen? Rickmann: Homeoffice macht ein Unternehmen jedenfalls unempfindlicher gegen äußere Einflüsse. Und es ist auch praktisch: Mit Homeoffice kann wesentlich flexibler, konzentrierter und damit auch produktiver gearbeitet werden. Die Telekom hat ihre Mitarbeiter zu Beginn der Krise in großer

Mario Ohoven

Zahl ins Homeoffice geschickt – und festgestellt, dass das funktioniert. Allerdings wird Heimarbeit die Präsenzarbeit nicht vollständig ersetzen, auch nicht in Betrieben, in denen das problemlos umsetzbar wäre. Sie wird sie aber in höherem Maße als bisher ergänzen. In vielen Branchen wird sich ein hybrides Arbeitsmodell etablieren, das sozusagen das Beste aus zwei Welten vereint. Ohoven: Homeoffice hat sicherlich gerade vielen Klein- und Mittelbetrieben geholfen, besser durch die Corona-Krise zu kommen, auch wenn damit z. T. große Produktivitätseinbußen verbunden waren. Es hat zudem die Wichtigkeit der Digitalisierung für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens gezeigt. Ich bin jedoch überzeugt, dass weniger Homeoffice, sondern vielmehr mobiles Arbeiten die Präsenzarbeit ergänzen, aber auch in Zukunft nie vollständig ersetzen kann und wird. Das Arbeiten in den Betrieben bleibt für den Großteil aller Unternehmen, insbesondere im produzierenden Gewerbe, aber beispielsweise auch im Gesundheitsbereich, alternativlos.

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Virtuelle Messen mit unbegrenzten Möglichkeiten Herr Schaal, wie verändert die Virtual Reality ganze Berufsbilder Ihrer Agentur?

Peter Schaal (links), Geschäftsführer und Manuel Fitzel, VRDirector von artistic werbewelten

Das Team von artistic werbewelten entwickelt VR-Messestände und VR-Showrooms als 3-D-Ansicht im Internet.

Peter Schaal: Wir planen generell alle unsere Messestände vorab in 3-D und erstellen für unsere Kunden fotorealistische Renderings. Durch umfangreiche Schulungen können wir so alle unsere Projektmanager auch für virtuelle Messen einsetzen.

Welche besonderen Bedingungen, Herr Fitzel, gelten für einen virtuellen Auftritt? Manuel Fitzel: Prinzipiell ist in der „virtuellen Welt“ alles möglich. Einschränkungen durch Bauvorschriften oder Statik gibt es nicht. Dafür sind allerdings enorme Rechenleistungen nötig, weshalb wir große Summen in Hochleistungs-Renderserver investiert haben.

Welche Herausforderungen sind für Sie beim virtuellen Messeauftritt besonders schwer zu bewältigen? Fitzel: Wer eine konventionelle Messe besucht, plant in der Regel einen mehrstündigen Aufenthalt ein. Jetzt kann der Besucher, wenn ihm langweilig ist, mit einem Mausklick aussteigen. Deshalb ist es wichtig, ihn mit spannenden Features bei Laune zu halten.

An welchen neuralgischen Punkten muss Ihre Arbeit ansetzen, um virtuelle Messen erfolgreich zu bewerben? Fitzel: Die virtuelle Messe muss einen klaren Mehrwert zu einer bereits bestehenden Website bieten und die Besucher mit interaktiven Features neugierig machen. Durch

unser jahrelanges Engagement liegen wir Mitbewerbern, die sich erst seit der Corona-Krise damit beschäftigen, weit voraus.

Wie, glauben Sie, werden sich Messen in der nahen Zukunft noch verändern? Schaal: Virtuelle Messen werden reale Messen auch in Zukunft nicht ersetzen. Viele unserer Kunden möchten aber künftig parallel zum konventionellen Messeauftritt die Vorteile einer VR-Messe nutzen.

» info www.artistic.de


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