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Bezirk Affoltern

Dienstag, 9. August 2022

Minigolf – mal etwas anders «Familienfreundliches Säuliamt»: Ein Tüftler realisiert seine technischen Ideen

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FORUM

Fehlplanung Kein Fussgängerstreifen, «Anzeiger» vom 26. Juli. Wohl jeder Autofahrer fährt gerne mit 80 km/h über den neuen Autobahnzubringer in Ottenbach. Mit der Umfahrung wird jedoch der Flurweg «Tüepel», welcher seit Jahren an die Reuss führt, zerrissen. Wie das Tiefbauamt schreibt, dürfen die Spaziergänger die Umfahrungsstrasse an dieser ungesicherten Stelle weiterhin überqueren – natürlich auf eigenes Risiko. Ebenso dürfen Kinder und Eltern zu Fuss oder mit dem Velo den abschüssigen Flurweg weiterhin benutzen – ebenso auf eigenes Risiko. Die Technokraten im Tiefbauamt argumentieren, es sei halt kein Wander-, sondern ein Flurweg – darum passe das so. Diese Differenzierung ist fahrlässig und falls etwas passiert, wer übernimmt dann die Verantwortung? Dieser Übergang wurde wohl aus Spargründen so unsorgfältig gestaltet – lieber viel Geld für die Pf lastersteine beim Turbinenhaus als für einen sicheren Übergang an die Reuss. Es braucht eine Lösung für alle zum gefahrlosen Erreichen des Naherholungsgebiets an der Reuss. Für die Überquerung der Umfahrungsstrasse ist eine Brücke notwendig, die mindestens für Fussgängerinnen und Velofahrer geeignet sein sollte, und es soll niemand sagen, es koste zu viel. Ruedi Jans, Ottenbach

Marco Bollhalder versteht es, aus alten Apparaten und Fahrzeugen technisch raffinierte Stationen beim Indoor-Minigolf zu gestalten. (Bilder Regula Zellweger)

Marco Bollhalder macht, was ihm Spass macht: Tüfteln, entwickeln und den Kontakt mit Menschen pflegen. Die von ihm konzipierte Minigolfanlage in Obfelden bereitet Kindern und ebenso Erwachsenen Freude. Von Regula ZellwegeR Die Bauernsöhne Adrian und Eric Baumann arbeiten auf dem elterlichen Bauernhof in Dietwil. Ein ganz normaler Bauernhof ? Nicht ganz. Er nennt sich «Paintballfarm». Die beiden Brüder realisierten eine Paintballanlage über vier Stockwerke. Das «Spielfeld» ist wie ein riesiger Abenteuerspielplatz aufgebaut – mit Keller, unterirdischem Tunnel und 14 Treppen, die vier Stockwerke verbinden. Brücken, Galerien, Rutschbahnen, Raucheffekte, Helikopter, Fahrzeuge und sogar ein Flugzeug gehören zur Anlage. Bereits bei diesem Projekt zogen die Brüder Baumann ihren Jugendfreund Marco Bollhalder hinzu. Er brachte das technische Knowhow mit und hatte viele gute Ideen.

Actionworld in Obfelden Das innovative Projekt hatte viel Erfolg und die Brüder expandierten nach Obfelden. Heute befinden sich die Freizeitangebote Escape Rooms, Lasertag und Adventure Golf unter dem Label «Actionworld» an der Bachstrasse 27 in Obfelden. Geschäftsführer ist Marco Bollhalder, der seinen Job als Produktionsleiter in einem Industrieunternehmen aufgegeben hat, um sich

um alle Aspekte von «Actionworld» zu kümmern. Die Brüder Baumann sind dankbar, wieder mehr Zeit für ihren Bauernhof und Paintballanlage zu haben, denn sie wissen «Actionworld» ist in guten Händen. Bei Familien beliebt ist die IndoorMinigolfanlage, denn sie eignet sich für alle Altersstufen, vom Kindergartenkind bis zur Grossmutter. Eine Partie Adventure Golf dauert rund anderthalb Stunden. Die Anlage umfasst 18 verrückte Bahnen. Über insgesamt drei Ebenen erstreckt sich die fantastische Welt voller Spass und Abenteuer.

Einzigartig und selbst realisiert «Einzigartig an dieser Minigolfanlage ist, dass jede Bahn ein Unikat ist», betont Marco Bollhalder, der an der Hochschule Luzern Elektrotechnik und Elektronik studiert hat. «Von der Kanone bis zum Laubbläser können verschiedenste Hilfsmittel eingesetzt werden, um den Ball im Loch zu versenken.» Der Parcours startet im Wilden Westen, weiter geht es zu Cowboys und Goldgräbern. Danach tauchen die Spieler in die farbige Welt der 50er-Jahre ein. Der nächste Abschlag erfolgt im London-Taxi. Nach dem Riesenrad steigt man auf ein altes, russisches Motorrad um. Fünf Bahnen befinden sich im dunklen untersten Geschoss. Schwarzlicht-Effekte machen das Spielen

spannend. Schwarzlicht-Minigolf lebt von vielen Motiven aus schillernden Farben, die über die Wände, die Minigolfbahnen und auch den Boden verteilt sind. So entsteht spektakuläres 3D-Schwarzlicht-Minigolf. Jede einzelne Bahn hat ihren individuellen Stil und wurde mit viel Liebe zum Detail gefertigt. Zum Einsatz kommen umgebaute Apparate beispielsweise aus Spielsalons. Manchmal ist das Treffen des Lochs auch Glücksache, so haben auch kleinere Kinder eine Chance zu gewinnen.

Klassische Regeln Es gelten dieselben Regeln wie beim herkömmlichen Minigolf. Die 18 Bahnen müssen nicht in einer bestimmten Reihenfolge absolviert werden. Es gilt, schnellere Teams vorbeizulassen. Man hat maximal sieben Schläge pro Loch – ist der Ball noch nicht eingelocht, zählt die Maximalpunktzahl von sieben Punkten. Jede Bahn darf nur einmal gespielt werden. Die Bahnen sind videoüberwacht und entsprechen harten Sicherheitsbestimmungen. Verboten sind das Herumklettern und das Berühren von beweglichen Teilen. Es ist immer Personal anwesend, das Fragen beantwortet, hilft – aber auch mal Grenzen setzt, wenn es zu turbulent wird. Marco Bollhalder lobt seine Besucher und Besucherinnen: «Wir haben selten

Probleme. Die meisten Leute gehen achtsam mit Material und Einrichtung um.»

Kleine Zwischenverpflegungen Familien besuchen Adventure Golf, aber auch Gruppen und ganz besonders an Geburtstagen ist eine Runde mit Freunden beliebt. Es gibt eine Bar und einen Bereich mit Tischen, wo man konsumieren kann. Es werden Getränke und kleine Snacks angeboten. Das Mitbringen von Speisen und Getränken ist verboten – davon ausgenommen sind Geburtstagskuchen. Leider verfügt Obfelden lediglich über ein einziges, neues Restaurant am Dorfende. Marco Bollhalder bedauert dies. Früher verwies er seine Besucher gern ans nahe Restaurant Kreuzstrasse. In Zukunft sollen Food-Trucks und Caterer die Chance nutzen können, auf dem Grundstück von «Actionworld» ihre Produkte zu verkaufen. Jährlich besuchen rund 60 000 Leute diesen FreizeitHotspot. Marco Bollhalder und die Brüder Baumann entwickeln immer wieder neue technisch ausgeklügelte Aspekte. Kinder lernen hier spielerisch, Nähe und Distanz einzuschätzen, sie entwickeln ihre Geschicklichkeit, Strategiedenken und üben dreidimensionales Vorstellungsvermögen. Infos unter www.actionworld.ch/adventure-golf.

FAMILIENFREUNDLICH Die Serie «Familienfreundliches Säuliamt» bietet Informationen und Tipps rund um lokale Angebote für Familien. Themen sind Freizeit, Gesundheit, Beratung und Betreuung. Danke für Tipps zu für Familien besonders interessanten Themen im Bezirk an: redaktion@affolteranzeiger.ch. (red.)

Schwarzlicht-Minigolf lebt von vielen Motiven aus schillernden Farben, die über die Wände, die Minigolfbahnen und auf dem Boden verteilt sind.

Eine strategische Glanzleistung Nur Bonstetten erlaubt Raketen, «Anzeiger» vom 29. Juli. Die Ämtler Gemeinden haben es dieses Jahr geschafft, den Föderalismus auf den 1. August hin vorzuführen. Dass der Kanton Zürich in dieser momentanen Hitzeperiode mit knochentrockenen Böden in Wald und Feld sich nicht dazu durchringen konnte, ein kantonales Verbot für das Abbrennen von Feuerwerk am 1. August zu erlassen, ist befremdlich. Einige Gemeinden im Knonauer Amt brachten jedoch beizeiten den Mut auf, die Prioritäten richtig zu setzen und dem wichtigeren Gut und Schutz der Natur Priorität vor Partikularinteressen einzuräumen. Sie haben ein allgemeines Feuer- und Feuerwerksverbot publiziert. Einige Gemeinden (z. B. Affoltern) zogen dann eher zögerlich nach, und Bonstetten konnte sich offenbar gar nicht dazu entschliessen, ein Verbot auszusprechen. Ich hätte mir eine einheitliche Entscheidung zumindest aller Ämtler Gemeinden mit klarer Kommunikation an einem Stichtag gewünscht.

Im besten Fall nur verwirrend Selbstverständlich wurde dann auch bereits am Abend des 31. Juli trotz kommunalem Verbot zumindest in Wettswil Feuerwerk abgebrannt. Als sei es zwischen den Urheberinnen und Urhebern abgesprochen gewesen, erst sehr spät in der Nacht auf den 1. August. Die widersprüchliche Regelung zwischen Kanton und Gemeinden einerseits, die zeitlich uneinheitliche Kommunikation der Verbote respektive Regelung durch die Gemeinden anderseits sind im besten Fall verwirrend, im schlechtesten werden sie nicht ernst genommen. Es bleibt zu hoffen, dass die Ämtler Gemeinden zusammen mit Kanton und Bund eine einheitliche, glaubwürdige und wirkungsvolle Strategie für die Zukunft entwickelt haben, um den Klimawandel anzugehen. Sonst wird bald das letzte Feuerwerk verkauft und abgebrannt sein. Brigitta Vogler-Zimmerli, Wettswil


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