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Wie das Welschland nach Affoltern kommt
from 010_2023
by AZ-Anzeiger
Serie Ortsnamen: Fremde Orte
Wenn der Name eines als bekannt vorausgesetzten Orts oder Gebiets auf einen Ort übertragen wird, spricht man von einer Nachbenennung. Solche Nachbenennungen finden wir im Knonauer Amt mehrere. Beispielsweise Amerika, Pilatus oder Engelberg.
Von MirjaM KilchMann und regula Zellweger
Eine Leserin wundert sich über den Strassennamen «Im Welschland» in Affoltern und möchte wissen, welche Geschichte sich dahinter verbirgt Dabei denkt man zuerst an den Namen für das französischsprachige Gebiet im Südwesten der Schweiz Über die Umstände die zum Namen in Affoltern geführt haben, lässt sich lediglich mutmassen «Wälsch» oder «wältsch» bedeutet im Schweizerdeutschen französisch, auch italienisch, rätoromanisch oder fremdsprachig überhaupt Vielleicht wohnten im Welschland einst auffällig viele Sprecher des Französischen oder Italienischen
Welschland kann aber auch im übertragenen Sinn einen Ort bezeichnen der sich ein Stück vom Dorfkern entfernt, in unbekannten Gefilden befindet.
Den Namen Welschland gibt es noch in den Aargauer Gemeinden Büttikon, Laufenburg und Niederrohrdorf sowie in Thunstetten im Kanton Bern. In Büttikon und Laufenburg heissen Waldabschnitte so, während Welschland in Niederrohrdorf schon im 19 Jahrhundert besiedelt war Welschland in Thunstetten war damals der Name einer grösseren Ansiedlung.
Welschland in Affoltern liegt am Rand des südlichen historischen Dorfkerns wie man auf älteren Karten sieht
Der Ort liegt Mitte des 19. Jahrhunderts bereits im Siedlungsgebiet Da der Name nur mündlich überliefert ist und keine älteren Belege vorliegen, ist er vermutlich jung und bezeichnete von Anfang an eine bewohnte Gegend. Das spricht eher für das Motiv der fremdsprachigen
Bewohner
Amerika in Aeugst
Von Nachbenennung spricht man wenn der Name eines als bekannt vorausgesetzten Orts oder Gebiets auf einen Ort übertragen wird Nachbenennungen findet man im Knonauer Amt mehrere
In Aeugst heisst ein Flurgebiet zwischen dem Kloster und dem Götschihof «Amerika». Amerikas gibt es in der Schweiz mindestens 26 Martin Graf vom Schweizerdeutschen Wörterbuch vermutet die entfernte Lage der Örtlichkeiten oder eine nostalgische Nachbenennung von Amerika-Rückkehrern als Namenmotiv
Für den Hofnamen Neu York in Rüti ZH ist überliefert, dass Mitte des 19 Jahr- hunderts während der grossen Auswanderungswelle nach Amerika, ein Bauer seinem Sohn einen Hof unter der Bedingung gebaut habe, dass er hierbleibe und nicht mit allen anderen übersiedle Amerikanisch mutet auch der Flurname «Aspen» in Bonstetten an. Dieser geht aber nicht auf das bekannte Skiresort in den Vereinigten Staaten zurück, sondern ist schon im 14 Jahrhundert als «ze Aspon» überliefert und bezeichnete einen mit Espen bewachsenen Ort.
Pilatus und Rigi
Neben Namen von fernen Ländern und Regionen begegnet man im Säuliamt bekannten Bergnamen Eine Rigistrasse findet man in Obfelden und in Affoltern, einen Rigiweg in Aeugst «Chli Rigi» heisst eine Anhöhe auf dem Albis oberhalb von Hausen, «Im chlinen Rigi» ist der Name einer kleinen rundlichen Erhebung südlich des Hombergs in Rifferswil Den Namen «Süesslis Rigi» trägt der kleine Hügel, auf dem die Wasserschanzen des Jumpin in Mettmenstetten stehen Er geht vermutlich auf einen Besitzer- oder Bewohnernamen zurück
Süssli ist ein ursprünglich aus Wettingen AG stammendes Geschlecht, das im 19 und 20 Jahrhundert auch im Kanton Zürich ansässig wurde Anlass für die Namensübertragung gab sicherlich die Aussicht: Die prominente Innerschweizer Namensgeberin ist von all diesen Orten aus gut sichtbar Auch der «Pilatus» ist im Amt vertreten In Affoltern, Ottenbach und Aeugst, gibt es einen Pilatusweg, in Affoltern und in Hausen findet man eine Pilatusstrasse Zudem sind die beiden Abteilungen des Pflegezentrums Sonnenberg in Affoltern nach den markanten Bergen Pilatus und Rigi benannt Pilatus heisst auch die steile Anhöhe zwischen Stallikon und Mädikon direkt unterhalb von «Engelberg» Engelberg war ein Bauernhof, der ab dem 17 Jahrhundert in den Quellen erscheint und bis Ende des 19. Jahrhunderts bestand. Den Namen gibt es im ganzen deutschsprachigen Gebiet. Man vermutet, dass er auf einen althochdeutschen Personennamen Engilo oder Engelhart zurückgeht, oder dass er durch die christliche Engelsfigur motiviert wurde und einen Ort bezeichnete, an dem Engel gesehen wurden oder an dem ein Engelbild steht. Heinrich Meyer geht 1848 in seinem Buch «Die Ortsnamen des Kantons Zürich» für Engelberg in Stallikon von einer Namensübertragung aus und schreibt: «Denn Conrad von Seldenburon, der diesen Berg besass, nahm Veranlassung, davon her das Kloster, das er 1122 in Unterwalden stiftete Engelberg mons angelorum, zu benennen » Ob der Name Engelberg in Stallikon im 12 Jahrhundert schon bestand, ist allerdings zu bezweifeln Das Kloster Engelberg besass
«Im Welschland» ist eine kleine Quartierstrasse und liegt in Affoltern gleich hinter dem Hotel Arche, das einst ein Kurhaus und eine Kneippanstalt war viele Ländereien im Bezirk Affoltern

Der erste schriftliche Beleg für eine Siedlung an der Jonen, später Affoltern genannt taucht beispielsweise 1190 in einer Güterliste des Klosters Engelberg auf.
Gotthard in Aeugst
Dass man sich im Knonauer Amt gerne von der Namenslandschaft der Innerschweiz inspirieren lässt, zeigen Namen wie «Gottert» in Aeugst oder «Muetertal» in Knonau Gottert, auf früheren Karten «Gotthard» geschrieben, war eine Na-
Ivo Lötscher verlässt den Sozialdienst
Er leitet den Sozialdienst Bezirk Affoltern seit 2012. In seiner Zeit als Geschäftsführer hat sich der Sozialdienst zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt.
Das monatliche, leistungsbezogene Abrechnungssystem mit den Gemeinden hat schweizweit Pioniercharakter Laut Mitteilung des Sozialdienst Bezirk Affoltern konnten viele Prozesse erfolgreich digitalisiert und verschlankt werden Bei allen Aufgaben sei es Ivo Lötscher immer wichtig gewesen dass die Menschen mit Unterstützungsbedarf im Fokus der Arbeit stehen. Zum Sozialdienst Bezirk Affoltern gehören die Bereiche Berufsbeistandschaft Wirtschaftliche Sozialhilfe, Suchtberatung, Persönliche Hilfe (persönliche Beratung, aufsuchende Hil- fe Notzimmer soziale Wohnbegleitung), Asyl- und Migrationswesen, das sozialtherapeutische Wohnheim Central sowie die Abteilungen Shared Services Support, Finanz- und Rechnungswesen und Personaldienst. Insgesamt arbeiten 60 Personen im Sozialdienst Bezirk Affoltern Die acht Trägergemeinden Aeugst, Hausen, Hedingen, Knonau, Maschwanden, Mettmenstetten, Obfelden und Ottenbach beziehen alle Dienstleistungen, die Unteramtsgemeinden Bonstetten Wettswil Stallikon beziehen die Dienstleistungen im Asylbereich Der Umsatz beträgt rund 20 Millionen Franken. mässe Holzerei oder andere Beschädigungen führten aber zur teilweisen Zerstörung. mensvariante für den Pass bei Müliberg
Ivo Lötscher verlässt nun per 31. Juli, nach 11-jähriger Tätigkeit, den Bezirk, da er vom Regierungsrat des Kantons Schwyz zum Vorsteher des Amtes für Gesundheit und Soziales des Kantons Schwyz gewählt wurde (red.)
Der Gotthardpass zwischen den Kantonen Uri und Tessin wurde nach einer Kapelle auf der Passhöhe benannt, die dem heiligen Gotthard geweiht ist. Das Nidwaldner Namensbuch schreibt, dass der bekannte Passname häufig auf Stellen übertragen worden ist, die den Charakter eines Geländeübergangs haben.
Muetertal in Knonau Berg und Tal gibt es nicht nur bei unseren Innerschweizer Nachbarn, auch im Säuliamt Das «Muetertal» in Knonau bezeichnet den südlichen Abschnitt des Buechtobels beim Steinhauser Weiher südöstlich von Knonau. Dabei handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine scherzhafte Übertragung des bekannten Talnamens Muotatal, mundartlich «Muetitaal» heisst ein Tal im Südosten des Kantons Schwyz. Die politische Gemeinde im Muotatal wird aber mit «h» geschrieben: Muotathal. Durch das Muotatal fliesst die Muota, die bei Brunnen SZ in den Vierwaldstättersee mündet. Der Gewässername setzt sich zusammen aus althochdeutsch muot «Mut» und aha «fliessendes Wasser» und man vermutet die Bezeichnung eines «wilden, bewegten Bachs oder Flusses». Ein weiteres, unbekannteres Muotatal gibt es im Süden des Kantons St. Gallen, im Hochgebirge zwischen dem Piz Segnas und dem Pizol. Dieser Name geht auf das rätoromanische Wort muotta «Bergkuppe, Anhöhe, Hügel» zurück Die mundartliche Aussprache «Muätärtool» des St. Galler Muotatals führt zurück zum Muetertal in Knonau – der Kreis schliesst sich.
Die zunehmende Mobilität in den letzten Jahrhunderten und die damit verbundene Kenntnis von Namen ausserhalb des unmittelbaren Lebensmittelpunkts führte zu neuen Benennungsstrategien für Fluren und Siedlungen Die Benennungsmotive sind häufig offensichtlich, über die konkreten Beweggründe für die Nachbenennung weiss man manchmal nichts und kann nur rätseln.
Der Name Gottert ist mit der Zeit «gewandert» und bezeichnet jetzt die bewaldete Anhöhe nördlich von Müliberg Auf dem Gottert entlang der Gemeindegrenze zu Affoltern stehen Steine in einem Meter Anstand von der Grenze. Die ehemaligen Findlinge sind kunstvoll aneinandergereiht. Es könnten Grenzsteine sein oder eine ehemalige Weidemauer Die obersten Steine stehen wie Hinkelsteine, Megalithen, andere liegen in der Nähe der Grenze Die Mauer kennzeichnete wahrscheinlich ursprünglich die ganze Grenze im Wald. Unsachge-
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ORTSNAMEN
Im «Anzeiger» erscheinen in lockeren Abständen Artikel zu Ämtler Orts- und Flurnamen. Die Autorinnen sind Mirjam Kilchmann Sprachwissenschaftlerin, und Regula Zellweger, Journalistin. Leserinnen und Leser sind eingeladen, Orts- und Flurnamen vorzuschlagen gerne per E-Mail an: redaktion@affolteranzeiger ch (red )
Hans-Peter Amrein in den Regierungsrat


• Keine weitere Vernichtung von Fruchtfolgeflächen!
• Weniger Bürokratie und Auflagen für unsere Landwirte! hpamrein.ch
Auf Ihrem Stimmz ttelhat es… e
… Platzfür 6bürgerliche Politiker!








