Die Gemeinde, zu der ich gehören möchte, handelt …
ETHISCH
Meine ethische Kirche Was bedeutet es wirklich, ethisch verantwortungsvoll zu leben?
I
n den Nachrichten werden wir immer wieder daran erinnert, dass Organisationen oft unethisch handeln. Unethisches Verhalten kann darin bestehen, dass Geld oder andere materielle Güter entwendet und für egoistische Zwecke verwendet werden. Unethisches Verhalten verletzt immer Menschen, insbesondere die Schwächsten. Leider erinnern uns die Nachrichten auch daran, dass selbst die Kirche, die sich selbst als Leib Christi bezeichnet, unethische Handlungen begehen kann. Aber was ist für eine Kirche als Institution ethisch? Jesus sagte: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,35) Außerdem fasste er die Quintessenz der Gebote als Liebe zu Gott und zum Nächsten zusammen (Mt 22,37–39). Durch eine Umformulierung der Zehn Gebote kann ich zum Ausdruck bringen, wie ich mir die ethische Kirche vorstelle, zu der ich gehören möchte.1 DIE KIRCHE, ZU DER ICH GEHÖREN MÖCHTE, HANDELT ETHISCH. DAS KOMMT FOLGENDERMASSEN ZUM AUSDRUCK:
Erstens richtet sie Leben und Ziele ihrer Mitglieder darauf aus, ihre Beziehung zu Gott zur höchsten Priorität zu machen und ihn in allem an die erste Stelle zu setzen. Aber wie Jesus auf die Frage nach dem größten Gebot den Pharisäer erinnerte, bedeutet Gott an die erste Stelle zu setzen auch, alle „Nächsten“ als von Gott geschaffene und erlöste Persönlichkeiten von unschätzbarem Wert zu behandeln (Mt 22,37–39). Zweitens sieht sie weder Gott noch ihre Nächsten entsprechend ihrer eigenen Vorstellungen oder nach kulturellen Klischeevorstellungen, sondern so, wie die Bibel sie darstellt: erstens als einen Gott, der angebetet werden soll, und zweitens als Nächste, die geliebt und geachtet werden sollen. Drittens spricht sie weder von Gott noch von ihren Nächsten in einer Weise, die deren Bedeutung oder Wert als Kinder Gottes schmälern würde. Viertens ermutigt sie ihre Mitglieder, Zeit mit Gott und mit denen zu verbringen, die er in ihr Leben gebracht hat, und 10
März 2020 AdventistWorld.org
hilft ihnen, sich neu auf das auszurichten, was in Bezug auf die Ewigkeit wichtig ist, anstatt nur auf das Hier und Jetzt zu schauen. Fünftens lehrt sie ihre Mitglieder, diejenigen zu ehren, die Gott in ihr Leben gebracht hat, um sie zu fördern und zu ermutigen. Sechstens wird sie niemals in einer Weise handeln, die das Leben – das ein Geschenk Gottes ist – bedroht oder schädigt, sondern wird allen Mitgliedern helfen, auf Frieden und Versöhnung hinzuarbeiten, sowohl in ihrem unmittelbaren Einflussbereich als auch in den weiteren Kreisen, in denen sie Einfluss haben. Siebtens unterstützt, schätzt und stärkt sie die Beziehungen ihrer Mitglieder untereinander, unabhängig davon, ob sie verheiratet oder ledig sind. Achtens lehnt sie es ab, ungerecht oder nachlässig zu handeln, und ermutigt ihre Mitglieder, als treue Verwalter gut mit all ihrem Besitz umzugehen, sei es materieller Besitz oder ihr Ansehen oder auch mit den Leistungen anderer. Neuntens spricht sie immer die Wahrheit in Liebe und stärkt dadurch das Verständnis ihrer Mitglieder für Gottes eigenen wahrhaftigen Charakter und dafür dass er selbst andere niemals durch betrügerische oder erniedrigende Worte täuschen oder zerstören würde. Zehntens zeigt und fördert sie Dankbarkeit für alles, was Gott ihr und ihren Mitgliedern gegeben hat, und vergisst dabei nicht, dass ihre Mitglieder aus dem Reichtum, den Gott ihnen gegeben hat, denen geben können, die weniger haben und Not leiden (2. Kor 9,6–11). 1 Die folgenden Gedanken basieren auf David Gill, Doing Right: Practicing Ethical Principles, InterVarsity Press, Downer’s Grove, 2004.
Ann Gibson, Ph.D., ist als Vizepräsidentin für Finanzen beim Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) tätig.
Foto: Adam Vradenburg